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Weltmeisterschaft
ОглавлениеDas vierte Kapitel führt uns zur Weltmeisterschaft der angewandten Wissenschaft, Kultur und Technik. Man fliegt um den halben Erdball herum - zur EXPO 2010 nach Shanghai.
Journalist
Für ein spezielles Ereignis, von Mai bis Oktober 2010, haben viele Länder der Erde alles getan, um sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Ich spreche von der Weltausstellung EXPO in Shanghai. Sie sind damals in China gewesen und haben die EXPO besucht.
Aporius
Schon zur Zeit der Industrialisierung konnte sich die Expo als technische und kunsthandwerkliche Leistungsschau etablieren. Später dann wurde sie immer stärker ein Erlebnispark, eine Schauarchitektur und eine Völkerschau, was den Weltausstellungen, so sagen einige, den Charakter von Jahrmärkten bescherte. In Berlin wurde monatelang für die EXPO 2010 in Shanghai geplant und organisiert. Im Rahmen der „Regionen im Fokus“ bekam jedes deutsche Bundesland in Shanghai mehrere Tage lang die Gelegenheit, sich im Deutschen Pavillon mit Ideen und Besonderheiten vorstellen zu können. Das Land Berlin hatte die Federführung in die Hände des Designer-Netzwerks „Create Berlin“ mit dem Vorstandsvorsitzenden Robert Eysoldt gelegt.
Bei der Erstellung des Konzepts für Shanghai sei es wichtig gewesen, nicht nur Berlin zu präsentieren, sondern vor allem dem Motto der EXPO „Better City, Better Life“ zu genügen. Der Deutsche Pavillon sollte Ideen für eine Stadt im Gleichgewicht zeigen. Die Botschaft von „Balancity“ lautete: Es ist erstrebenswert, in einer Stadt zu leben, die sich im Gleichgewicht befindet, im Gleichgewicht zwischen Stadt und Natur, zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Innovation und Tradition. Je harmonischer eine Stadt diese Pole ausbalanciert, desto lebenswerter ist sie, meinten die deutschen Organisatoren.
Journalist
Auf Berlin passt diese Botschaft bestens, glaubte speziell Robert Eysoldt. „Was Berlin ins Gleichgewicht bringt, ist die Kreativität in der Stadt“, sagte er. Folgerichtig zeigte die deutsche Hauptstadt viel Neues: Erfindergeist, Spielkultur, Filme und Fotos, Musik, Street Art, Projekte zum Anfassen und Mitmachen.
Die Gäste des „Berlin Square“ auf der EXPO konnten selbst kreativ werden und Stempel erwerben. Wer alle Stempel eingesammelt hatte, konnte sagen: „Ich bin ein Berliner.“ Haben Sie auch solche Stempel gesammelt?
Aporius
Nein. Als wir die EXPO besuchten, war diese spezielle Berliner Aktion schon beendet, so dass wir nicht die Möglichkeit hatten, uns stempeln zu lassen. Robert Eysoldt hatte sich auch am Kulturprogramm des Deutschen Pavillons in Shanghai beteiligt. Schon im März 2009 rief er das Projekt „Farbwerte – Schwarz-Rot-Gold“ ins Leben. Designer und Künstler aus aller Welt sollten ihre Sicht auf Deutschland verdeutlichen und die deutsche Flagge künstlerisch in Szene setzen. Entstanden sind hauptsächlich Fotografien, die Menschen in allen erdenklichen Lebenslagen mit schwarz-rot-goldenen Fahnen zeigen. Dann arbeiteten elf chinesische Künstler an der Umsetzung vor Ort. Die insgesamt 120 entstandenen Werke wurden am Eröffnungstag im Deutschen Pavillon der EXPO ausgestellt.
Journalist
Nicht nur während der „Berlin Days“, vom 1. bis 6. Juni 2010, war die deutsche Hauptstadt Berlin in Shanghai vertreten. Das Wohnungsunternehmen Gesobau aus Berlin-Reinickendorf und Luri Watersystems aus Berlin-Charlottenburg haben Arbeiten auf der EXPO vorstellt.
Aporius
„Wir wollen der Welt zeigen, wie die Modernisierung einer Großwohnsiedlung optimal verlaufen kann“, sagte Kirsten Hutmann von Gesobau damals. Ein Ziel sei es gewesen, darzustellen, wie Sanierungen für besonders ertragreiche Energiesparmaßnahmen genutzt werden können. Dazu wurde ein Kurzfilm gedreht, der Arbeiten im Märkischen Viertel Berlins zeigte. Weltweit würden Großwohnsiedlungen immer wichtiger, deshalb passe das Thema optimal zur EXPO und ihrem Motto „Better City, Better Life“.
Die Firma Luri Watersystems empfahl sich mit der Initiative „Spree 2011“. Schon rund neun Jahre zuvor setzte sich das Unternehmen zum Ziel, mithelfen zu wollen, die Spree wieder so sauber zu machen, dass man ohne Bedenken in ihr baden kann. Auf der EXPO in Shanghai wurde dieses Vorhaben nun in Szene gesetzt. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) wurde ein Spiel entwickelt, mit dem die Besucher durch berührungslose Steuerung einen Fluss virtuell reinigen konnten. Mit ein paar Klicks durchlebt der Spieler alle Stationen der Reinigung des Gewässers, bis zur endgültigen Wiederherstellung des biologischen Gleichgewichts. Es muss, wie ich gehört habe, ein unglaublicher Aufwand gewesen sein, dieses Spiel zu programmieren.
Geradezu spektakulär war der Coup, den Triad Berlin für die EXPO gelandet hatte. Die Projektgesellschaft aus Wilmersdorf hatte im Auftrag des chinesischen Organisationskomitees einen der fünf Themenpavillons gestaltet. Die Ausstellung „Urban Planet“ stellte Wechselwirkungen zwischen der dramatischen Urbanisierung des Planeten und dem Umgang mit natürlichen Ressourcen dar und verband bestimmte Traditionen der abendländischen Dramaturgie mit Motiven aus der chinesischen Feng-Shui Tradition. Triad Berlin setzte sich damals gegen insgesamt 150 Bewerber durch, darunter auch gegen den Großkonzern Walt Disney. Und natürlich wurden auf der EXPO auch jede Menge Geschäfte gemacht. Insgesamt 26 Berliner Unternehmer aus den Bereichen Energie, Verkehr, Wasser und der Kreativwirtschaft waren mit ihren Delegationen vertreten.
Der 12.000 Quadratmeter große deutsche Pavillon „Urban Planet“ sollte zeigen, welche Gefahr das Wachstum der Städte für die Umwelt birgt und welche Lösungen des Problems schon bestehen.
Journalist
Wie fanden Sie denn den deutschen Pavillon in Shanghai ganz persönlich?
Aporius
Das architektonische Konzept stammte vom Münchner Architekturbüro Schmidhuber und Partner. Der Pavillonbau war eine dreidimensionale, begehbare Skulptur, von einer silbrigen, 12.000 m² großen Membranhaut umgeben. Ich fand das Gebäude scheußlich. Aber im Inneren war es phantastisch. Das sahen auch die chinesischen Veranstalter so, die richtigerweise meinten, der deutsche Pavillon passe mit seinen Präsentationen am besten zum Motto der EXPO, „Better City, Better Life“. Man sah futuristische Pflanzendeckel, unter denen deutsche Heimatfotos hingen, und sprechende überdimensionale Bücher, die deutsche Märchen auf eine besondere Art erzählten. Und man bestaunte die Hauptattraktion: eine „Energiezentrale“.
Journalist
Was war das für eine Hauptattraktion?
Aporius
Die Hauptattraktion war eingebettet in den Besuchsablauf im Pavillon. In Gruppen wurden die Besucher durch eine Lichtschleuse in den „Tunnel der Bewegung“ eingelassen, der mit dem typischen Bilder- und Geräuschemeer der „Klänge der Großstadt“ bespielt war. Am Ende öffnete sich ein Unterwasserraum, aus dem eine Rolltreppe, die auch Menschen mit Beeinträchtigungen befördern konnte, die Besucher nach oben brachte. Die Wasseroberfläche durchstoßend befand man sich nun im „Hafen der Projekte“, mit der Hamburger Hafen-City als Beispiel für eine mögliche Zukunft des Städtebaus, die Altes bewahren, Modernes ergänzen und Stadtvierteln eine neue Funktion und Lebensqualität geben kann. Wie solche Entwürfe aussehen können, zeigte dann das anschließende „Planbüro der Zukunft“, das angefüllt war mit überdimensionalen Plänen, Modellen und Skizzen als papierne Visionen neuer Formen des Zusammenlebens in der Stadt.
In allen Räumen wurde sehr stark mit Licht-, Farb- und Stimmungswechseln gearbeitet, so auch im „Garten der Menschen“, einem intensiv rot leuchtenden Tunnel, in dem die Erholung in der Stadt, mit Kleingartenkolonien und Grillpartys im Hinterhof, inszeniert wurde. Es folgten das „Archiv der Erfindungen“ und die „Fabrik der Innovationen“. Über den „Garten der Materialien“, in dem die Besucher Stoffe und anderes Material aus Deutschland anfassen und begreifen konnten, gelangten sie in die „Oper der Freude“, denn Kultur gehört selbstverständlich und existenziell zum städtischen Alltag. Über den „Platz der Impulse“ wurden die Gäste nun in die „Energiezentrale“ eingelassen.
In der „Energiezentrale“ entsteht die Energie, die die Stadt am Leben erhält. Die Besucher betraten einen Kegel und verteilten sich auf einer spiralförmig angelegten Galerie, die den zentralen Raum umschloss. Von Mitte der Decke herab hing eine Kugel im Durchmesser von drei Metern, die mit 30.000 LEDs bestückt war. Auf der Kugel entstanden in der folgenden fünfminütigen Show Bilder, Farben und Formen. Um diese Impulse auszulösen, mussten die Zuschauerinnen und Zuschauer selbst aktiv werden, angeleitet von zwei Protagonisten, die leibhaftig auftraten. Die Kugel war mit einer Sensorik ausgestattet, die auf Bewegungen und Rufe reagierte. Je mehr die Menschen in der „Energiezentrale“ aktiv wurden, desto mehr schwang die Kugel zwischen den Rängen hin und her. Die Besucher des Deutschen Pavillons erlebten so, dass sie gemeinsam etwas bewegen können. Jeder Einzelne trug dazu bei, die Energie der Stadt zu erzeugen. Das ist ein wunderbares Bild von Stadt und Demokratie.
Journalist
Sie wirken ganz begeistert. Wie war die chinesische EXPO insgesamt?
Aporius
Es nahmen 250 Aussteller, 192 Nationen und 50 internationale Organisationen teil. Mit 73 Millionen Besuchern wurde ein neuer EXPO-Rekord aufgestellt. Das merkte man sehr deutlich, wenn man über das Gelände fuhr oder lief. Überall und unmittelbar war man von Tausenden nett grüßender und sehr freundlicher Chinesen umgeben. Einige Chinesen wollten sich mit den wenigen Europäern, wie wir es waren, fotografieren lassen. Wir haben das sehr gerne getan.
Es gab wenig sichtbare Kontrolle. Man kam sehr gut und preiswert an Getränke und Essen. Trinkwasser gab es kostenlos. Die Organisation wirkte perfekt.
Zwischen den EXPO-Geländen in Puxi und Pudong wurden Fährverbindungen über den Huangpu-Fluss eingerichtet. Auf dem EXPO-Gelände fuhren 120 Elektrobusse von Volvo sowie 100 kleinere Elektro-Spezialfahrzeuge der Nanjing Automobile Group mit 4 bis 11 Sitzen. Nach der EXPO sollten diese Busse in Shanghai zum Einsatz kommen.
Warum fahren in Berlin noch keine Elektrobusse, möchte man fragen.
Journalist
Wie hat die Sonderwirtschaftszone Shanghai auf Sie gewirkt?
Aporius
In Shanghai konnten zuvor alle Motorroller kostenlos in Elektroroller umgetauscht werden, so dass es viel leiser als früher, aber immer noch sehr laut war. Die besondere Form des Wetters über und in der Stadt, die stete Dunstglocke und der tumultige Verkehr zeigten mir, wie unglaublich wichtig das Motto der EXPO für die Chinesen selbst gewesen sein musste. Shanghai war lauter, lebendiger, moderner und kapitalistischer als alle Städte und Metropolen der Welt, die ich vorher kennengelernt hatte. In unserem Hotel, mit schlechtem Frühstück, konnte man 80 chinesische Fernsehsender empfangen, die keine Propaganda brachten, aber sehr viel kommerzielle Werbung. Der Aufbruch in der Stadt Shanghai wirkte auf mich wie die „Goldgräberstimmung“ in der Blütezeit von Los Angeles. Es wird in Shanghai auch moderne chinesische Traditionspflege betrieben, wenngleich man, meines Erachtens, aber leider nicht davon sprechen kann, dass es eine kritische und respektvolle Aufarbeitung der chinesischen Geschichte gibt. Die traditionellen Shikumen-Viertel Shanghais wurden zum größten Teil abgerissen und durch moderne Wolkenkratzer ersetzt. Einige wenige Shikumen-Häuschen wurden restauriert und sind museal zu besichtigen, wie auch das Gründungsbüro der KP Chinas. Noch im Jahr 1992 machten die Steintorgassenhäuser (Shikumen-Longtang) 65 Prozent der Innenstadtfläche Shanghais aus. Das Shikumen-Museum zeigt Räume, Gegenstände und alte Fotos des damaligen Lebens und der Kultur, die verwinkelte Architektur, die Gemeinschaftsküchen und die Unterschlupfmöglichkeiten der Oppositionellen. Die Wohnung Maos, in der er 1924 wohnte, wurde im Reiseführer noch als Museum empfohlen. Inzwischen war das Museum nicht mehr auffindbar. Auf dem Gelände entstand gerade der Neubau eines Luxushotels.
Journalist
Was nahmen Sie aus Shanghai mit zurück nach Berlin?
Aporius
Bescheidenheit, viel Verständnis und auch einige Verständnislosigkeiten, aber im Wesentlichen ein positives China-Bild.
Ich ertappe mich dabei, wenn ich in die Berliner U-Bahn einsteige, dass ich mir vorstelle, wie man besser und nach Shanghaier Art den unterirdischen Nahverkehr organisieren könnte. Ich zucke jedoch heute noch zusammen, wenn man in der Deutschen Tagesschau politisch übermütig und differenzierungslos über China berichtet und gelegentlich sogar von einem Dritte-Welt-Land spricht.
Shanghai war ein großartiges Erlebnis. Die chinesische EXPO öffnete Blickrichtungen, Türen und Tore, wie die Zukunft der Großstadt aussehen könnte, vor allem, wenn man sich dabei nicht als europäisch-abendländischer Kreuzfahrer oder als Wirtschaftsprofiteur sieht, sondern, wie Alexander von Humboldt, allein aus Erkenntnisinteresse reist.
Berlin hat inzwischen auch schon eine Menge von dem, was man sich in einer stolzen Zukunftsmetropole wünscht, die wie die „Energiezentrale“ mit Millionen von „Erzeugern“ ist.
Journalist
Vielen Dank für das Gespräch.
Zu Beginn ihres Telefonats platzte es aus Heumann heraus: „Warum haben wir in Berlin nich keine Elektroroller oder Elektrobusse? Das kann doch alles nicht wahr sein. Die Chinesen sind weiter als wir. Lieber Noel, waren Sie schon einmal in China?“
Noel verneinte und sagte: „Shanghai scheint aber ziemlich interessant zu sein und so eine Weltausstellung wie die EXPO allemal. Was das für ein Arbeitsaufwand für die beteiligten Firmen und Aussteller ist. Es wird immer ein extra Gebäude als Länderpavillon auf den EXPOs errichtet, und danach wird er dann wahrscheinlich wieder abgerissen. Man baut Säulen und Pyramiden für eine ziemlich kurze Lebenszeit. Das Motto der chinesischen EXPO ‚Better City, Better Life’ passt, in der Tat, zu Berlin wirklich ganz gut. Berlin ist eine echte ‚Energiezentrale’ geworden, genau wie die, die im deutschen Pavillon in Shanghai gezeigt wurde. Energie regt immer in besonderer Weise die Phantasie an und insbesondere, wenn viele Leute daran beteiligt sind. Leider haben Energie und Phantasie von vielen Menschen in einer großen Metropole dann auch immer mit Verbrechen, Mord und Totschlag zu tun. Dann ist es doch wenigstens schön, wenn die Spree in Berlin wieder sauberer wird.“
Heumann übernahm diesmal die Aufgabe, auf die Funktion dieses Aporius-Gesprächs im Gesamtzusammenhang des Buches „Fenster im Turm“ hinzuweisen. Es ginge dem Autor wohl darum, sagte er, die Weltausstellung als „Weltmeisterschaft“ der Entwicklung von Kultur, Wissenschaft und Bildung zu betrachten. Es gehe um den Im- und Export von Kulturgütern für den Außenhandel. „Das ist für die Exportnation Deutschland auch zwingend notwendig. Der Export ist aber nicht nur Wirtschafts-, sondern auch Gedanken- und Ideenexport. Wenn ich mir die EXPO in Shanghai angucke und sehe, wie die überhaupt so ein Riesenprojekt auf die Beine stellen können, dann komme ich mir an meinem festen Arbeitsplatz doch ziemlich weltverschlossen vor. Von den internationalen Verbrechen erfahren wir als Ermittler doch immer nur aus den Nachrichten. Und eine Weltreise machen wir wahrscheinlich nur einmal im Leben, im Urlaub nämlich.“
„Aporius hat mit Sicherheit keine Dienstreise nach Shanghai gemacht. Und was die internationalen Verbrechen anbelangt, sage ich nur: Abwarten“, antwortete Noel. „Kriminalität und Verbrechen in Berlin haben häufig einen internationalen Hintergrund. Denken Sie nur an die vielen Ausländer bei uns“, dozierte Noel weiter. „Vielleicht geht es beim Aporius-Fall auch um einen internationalen Mordfall, nur dass wir das leider bislang noch nicht richtig erkennen können. Ich halte übrigens für mich aus diesem Aporius-Gespräch fest, dass man sich die weltweite Aufmerksamkeit und das ‚weltmeisterliche‘ Präsentieren hart erarbeiten muss. Das erkennt man an den Vorbereitungszeiten für die Auftritte bei der EXPO. Wir Kripomenschen müssten eigentlich auch viel stärker an den Export unserer Leistungen denken, denn auch wir müssen Global denken und lokal handeln. Um auf den Mord an Walter Aporius zurück zu kommen: Ich glaube nicht, dass die Chinesen etwas damit zu tun haben. Aber wer weiß das schon. Wir wissen zum Beispiel überhaupt nicht, was Aporius noch so alles in Shanghai getrieben hat. Der kann sich ja nicht nur auf dem EXPO-Gelände herumgetrieben haben. Von vornherein sollten wir also nichts und niemanden ausschließen.“
Ihr Gespräch über die „Weltmeisterschaft“ endete genau nach 20 Minuten. Aber schon in dieser kurzen Zeit hatten die beiden Kommissare eine ganz merkwürdige Art von „Goldgräberstimmung“ entwickelt, wie Alexander von Humboldt kurz vor seinen Forschungsreisen nach Lateinamerika und Zentralasien oder wie Friedrich Schiller, als er über den Konflikt zwischen Verstand und Gefühl für sein Lesedrama „Die Räuber“ nachdachte. Noel und Heumann vernahmen plötzlich gewisse Geräusche, die sich wie „Klänge der Großstadt“ im „Hafen der Projekte“ anhörten. Sie saßen im „Planbüro der Zukunft“ und führten eine „Oper der Freude“ auf dem „Platz der Impulse“ auf. Verbrechen, Mord und Todschlag dachten sie immer mit dazu. Heumann sagte dann zum Schluss noch etwas Merkwürdiges zu Noel. Er sagte: „Vielen Dank für das Gespräch.“