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Das Ende der Suche

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Kommissar Steffen stand wie erstarrt am Bordstein des Boulevards und blickte den vorbeifahrenden Autos hinterher. Plötzlich spürte er, wie jemand die Hand auf seine Schulter legte.

Eine Blondine, in lederner Motorrad-Kleidung, sah ihm teilnahmslos in die Augen. »Hier«, sprach sie und reichte ihm einen Motorradhelm. Mit geschmeidigem Schritt eilte sie voraus und schwang sich auf ihr Motorrad. Sie deutete an, dass er hinter ihr Platz nehmen sollte. Halb zu ihm umgedreht, sagte sie: »An verschiedenen Stellen der Strecke sind Freunde von uns postiert. Bekommen wir eine Meldung, dass uns jemand folgt, sind Sie ein toter Kripobeamter. Klar?!« Das dumpfe Ploppen der Zylinder trug sie rasend schnell aus der Stadt hinaus.

Bald darauf erreichten sie ein hügeliges Waldgelände. Minuten später wurde die Fahrt beschaulicher. Eine scharfe Rechtskurve. Vor ihnen lag, im Schatten hoher Kiefern, ein guterhaltenes und stabil wirkendes Blockhaus.

Beide stiegen vom Motorrad. Auf dem Weg zum Eingang rief die Blondine. »Wir sind es, Edgar!«

Es dauerte einige Zeit, bis sich die Augen des Kommissars an das Halbdunkel in dem Holzhaus gewöhnt hatten. Plötzlich flammte das Licht auf. »Edgar Predow«, entfuhr es dem Kriminalbeamten. »Die Person, die von der halben Welt gesucht wird.«

»Ja, ich bin es«, lächelte der Angesprochene. »Nicht nur die Polizei ist hinter mir her. Zu groß ist die Verlockung des Geldes, das in meiner Nähe vermutet wird.« Er schmunzelte vor sich hin. »Doch niemanden ist es bisher gelungen mich zu schnappen. Auch Ihren Zielfahndern nicht, Herr Kommissar.«

»Warum wollten Sie ausgerechnet mich sprechen, Edgar?«

»Über Sie läuft meine Fahndung.« Die Gesichtszüge von Edgar Predow verhärteten sich. Sein glasiger Blick visierte den Beamten unentwegt an. »Ein Angebot, Kommissar Steffen. Sie legen meinen Fall zu den Akten. Natürlich nicht offiziell. Den Vorgang bearbeiten Sie persönlich weiter. Nur Sie können die Zielfahnder zurückpfeifen. Als Gegenleistung wäre ich bereit für Ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Einverstanden?«

»Ich bin mir sicher«, nahm der Kommissar das Gespräch wieder auf, »dass Sie bald da sind, wo Sie hingehören.«

»Sie verkennen die Sachlage«, ärgerte sich Edgar Predow. »Das Haus hier ist mit Sprengstoff bestückt.« Er zog eine Pistole aus der Hosentasche und richtete sie auf den Beamten. »Nelly, nimm die Waffe.« Edgar Predow legte dem Kommissar Handschellen an und befestigte sie an einem schweren Eisenring, neben dem Kamin. »Wenn Sie mein Angebot nicht annehmen, wird das schwerste Stückchen von Ihnen, in einigen Minuten nicht mehr als hundert Gramm wiegen.«

»Ich habe die Qualen dann hinter mir. Sie aber haben in Kürze noch viele qualvolle Jahre vor sich.«

»Also nicht«, schnaubte er und schritt zu dem neben ihm stehenden Tisch. Dort betätigte er einen Schalter an einem silberfarbenen Koffer. »So, in genau zwei Minuten wird an dieser Stelle nur noch eine ebene Fläche vorhanden sein. Im Gepäckstück ist der Sender, der die Sprengungen auslöst. Nur ich kenne die Kombination für den Abbruch. Komm Nelly, schnell raus.«

Die Blondine sah Edgar Predow mit weit aufgerissenen Augen an. »Du wolltest doch nie mehr töten, hast du mir versprochen«, stotterte sie ängstlich.

»Das hat der Idiot sich selber zuzuschreiben.«

»Nein«, schrie sie. »Von Mord war keine Rede. Binde ihn los.«

»Quatsch nicht, sonst schnüre ich dich hier auch an.«

»Was willst du machen?«, fragte sie ihn irritiert. Dann richtete sie die Waffe auf Edgar Predow und drückte zweimal ab.

Dieser blieb für einen Augenblick regungslos stehen und fasste sich schmerzverzerrt an den Oberkörper. Die Stelle unter der Handfläche verfärbte sich. Ein rotes Rinnsal floss durch seine Finger. Dann fiel er wie ein Stein nach vorn und blieb liegen.

Nelly sah erschrocken auf die Pistole in ihrer Hand.

»Binden Sie mich los«, schrie Kommissar Steffen.

Nachdem sie ihn befreit hatte, beugte sich der Kriminalbeamte über Edgar Predow. »Wir müssen ihn rausziehen …«

»Die Zeit reicht nicht. Außerdem ist er tot.« Sie fasste den Beamten an der Hand und zog ihn nach draußen. So schnell sie konnte, lief sie zu einem wenige Schritte entfernten massigen Felsbrocken. Kommissar Steffen war ihr dicht auf den Fersen. Augenblicke später, nachdem sie sich hinter dem Felsen in Sicherheit gebracht hatten, zerriss ein lautstarker Knall die Stille.

Noch ein dumpfes Dröhnen in den Ohren, sah der Kriminalbeamte vorsichtig in Richtung des Blockhauses. Edgar Predow hatte recht. An der Stelle, an der das Haus stand, war nur noch eine sich verflüchtigende Qualm-Wolke zu sehen.

»Zigarette?« Kommissar Steffen hielt ihr die geöffnete Packung hin und gab ihr Feuer. Danach reichte er ihr die Schachtel und das Feuerzeug. »In meinem zweiten Leben, das vor einer Minute begann, möchte ich nicht mehr rauchen.«

Inzwischen hatte Nelly sich erhoben und richtete nun wieder ein wenig selbstsicherer die Pistole auf den Kommissar. »Ich werde schießen, wenn Sie mich daran hindern zu fliehen.« Gleich darauf ertönte das dumpfe Röhren des Motorrads.

Wenige Stunden später saß Kommissar Steffen wieder hinter seinem Schreibtisch und sprach zu dem vor ihm sitzenden Pärchen. »Mir war klar, dass für Edgar die Luft dünn wurde, als er nach mir verlangte. Er wollte mit dem Geld für immer von der Bildfläche verschwinden. Und die Polizei sollte Zeuge sein, dass er tot war. Während wir aus dem Haus flohen, haben Sie durch die Seitentür das Weite gesucht, Herr Predow. Der Schuss aus der Schreckschusspistole und die rote Farbe, die so grauenvoll zwischen Ihren Fingern floss, haben mich nicht überzeugt. Übrigens, Nelly, als ich Ihnen Feuer gab, aktivierte ich den im Feuerzeug befindlichen Peilsender.«

Grüße von Charon

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