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Kapitel 1: Vergabe der Schuld

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Es ist schon erstaunlich, wie viel Zeit nun schon vergangen sein mag. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, wann es gewesen sein soll. Nun ist`s bloß noch eine Frage der Geduld, dann werde ich endlich von dieser Welt Abschied nehmen dürfen. Auch wenn es mich kränkt, mir eingestehen zu müssen, als Vater versagt zu haben. Konnte ich meiner Tochter doch nie die Liebe geben, nach der sie sich zutiefst sehnte. Drum mag ich auch nicht um Vergebung bitten. Ein flüchtiger Blick in die Vergangenheit lässt trotz all der schmerzhaften Erinnerungen in düsterer Abgeschiedenheit zu Freuden und der Glückseligkeit den ein oder anderen schönen Moment aufblitzen. Doch--- Halt! Was war das? Auf einmal habe ich wieder ein klares Bild vor Augen. –Begonnen hat alles mit diesem Jungen. Was vorher war, gehört bloß dem Lebenszyklus, aber nicht mehr meiner Geschichte an. In einem fremden Tal bei den dort gelegenen Wäldern…

Sieht sich mit einem Wanderstock, zerfledderten Schuhen, zerrissener Kleidung und einer verdreckten Wolldecke durch die Wildnis streifen. Ein schmaler Pfad führt direkt der Sonne entgegen. Zu jener Zeit war es windstill. Geräusche sind nur von fern her wahrzunehmen.

Wie kam es, dass ich von klein auf bereits eins mit der Natur werden konnte? Was geschah mit meiner Familie? -All das kann ich nicht beantworten. Eine Sache jedoch vergesse ich nie; hörte ich eines Morgens ein lautes Rascheln unmittelbar in meiner Näh, hatte ich im nächsten Augenblick einen langzeitlichen Begleiter an meiner Seite. Ein junges Reh; die Eltern galten nirgends aufzufinden. Zwei einsame Kreaturen, verlassen von so ziemlich jedem, der ihnen einst so nahestand. Auf Tritt und Schritt folgte mir das Tier. Wir wurden zu Brüdern fernerer Spezies. Doch die Freude sollte uns nicht lange bleiben. Jedes Glück zieht schwarze Wolken an. Auch wenn ich es nie wagte, zwischen Mensch und Tier zu unterscheiden, verharrte das Gesetz stets auf altem Brauch. Für einen Jäger die ideale Beute.

Lauf, mein Freund! Ziere Dich, nach mir zu schauen. Ich werde Dich finden. Und wenn auch nicht, bedenke wahre Freundschaft ewig hält!

So rief ich im Sekundentakt. Jedoch vergebens. Die Kugel fand einen schnelleren Weg, als es die Beine verhindern konnten. Da sah ich meinen Bruder am Boden liegen, im Todeskampf befindlich. Die Augen zuckten gehässig. Zorn und Rachegelüste stiegen in mir auf, während die Erde von meinen Tränen reichlich abbekam. So sollte es der bezahlen, wer glaubt, sich über Schwächere hinwegsetzen zu dürfen. Das einzige Überbleibsel meines Geburtstages: Ein Dolch. Immer trug ich ihn bei mir. Ich zögerte nicht lange. Und war er da, lag er da. Sein Gewehr fest umklammert, als befände er sich in einer Schockstarre. Ich blickte stur auf ihn herab. Mir kam kein Wort über die Lippen. Plötzlich spürte ich etwas in mich kehren. Eine Art dunkle Magie füllte meinen gesamten Körper. Die Klinge meiner Waffe leuchtete für einen kurzen Moment hell auf. Ich brauchte einige Sekunden, um mich wieder der Realität widmen zu können. Da fiel mein Blick erneut auf mein Reh. Ich realisierte ein drängelndes Bedürfnis tief in mir, so schnell es geht zu handeln. Es stellte sich eine Gabe über meinen Verstand. Jetzt war dem Tier geholfen. Ein ungewöhnlicher Heilungsprozess verlief in meiner Gegenwart. Zu jenem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass ein Mann aus ferner Vergangenheit mit solchem Phänomen in Zusammenhang stand.

Setzt sich in einen im Wohnzimmer platzierten Sessel. Sieht zum Fenster hinüber und auf die dahinterliegende Straße.

Ein seltsames Gefühl. Bis vor kurzem waren die Vorhänge noch zugezogen, schaute ich in diese Richtung. Völlig abgeschottet von der Außenwelt. So manch anderem ging es ähnlich. Doch zu heutigem Tage ist die Gefahr vorüber. Ich zog mich bereits früher aus der Affäre. Die Angst ließ unkontrolliert Dinge geschehen. So entstanden fünf Broschen, die sich eigenständig auf den Weg zu ihren neuen Besitzern machten. Wer sie sind?- Dies kann ich nicht sagen. Ich war so besessen, meine Gabe loszuwerden, dass ich sogar dazu fähig war, Unschuldige einem Wahnsinnigen zu überlassen, der zwar nicht mehr im Diesseits, jedoch in unseren Gedanken weiterlebte. Ein Glück, dass die neu Auserwählten bislang nicht erfuhren, welche Fähigkeiten diese Broschen mit sich bringen. Sonst hätte ich Steve nicht helfen können. Jetzt bin ich allerdings bereit, ein neues Kapitel angehen zu lassen. Dies wäre wohl das Ende meiner Geschichte. Bloß müssen die Unwissenden sich noch mit den Kräften der Illustrationen vertraut machen, dann werde ich diese ein für alle Mal los sein und mich rasch ins Ungewisse begeben. Drum sollte ich den Abschied planen. Für ein Lebewohl vielleicht noch zu früh, -das Testament habe ich hingegen schon aufgesetzt!












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