Читать книгу Lichter in der Nacht - René Christen - Страница 10
ОглавлениеOffenbarung 1,9–20
Durch Gott versorgt über die Zukunft nachdenken
1. Offb 1,9a: Johannes, der Schreiber der Offenbarung, stellt sich vor und gibt einen kurzen Einblick in seine Situation:
1.1 «Ich, Johannes, euer Bruder». Damit stellt er sich auf dieselbe Ebene wie der Leser und zeigt ihnen mit dem Wort «Bruder» seine vertraute Nähe zu ihnen.
1.2 «Euer Mitteilhaber in der Bedrängnis». Er sagt den Lesern schon in den ersten Versen der Offenbarung, zu wem sie gehören: «Ihr alle und ich, wir sind gemeinsam Teilhaber Jesu Christi und damit vollumfänglich Jesus zugehörig.» Jesus Christus ist für uns zuständig! Das zu wissen ist in der Bedrängnis enorm hilfreich. Mit diesem Wissen und dem immer neuen Vergegenwärtigen dieser neuen Zugehörigkeit (Identität) bietet sich eine enorme Ressource in den Bedrängnissen. Ansonsten starrt man nur noch auf das Leiden an sich und verharrt im Klagen, Anklagen, dem Selbstmitleid, der Verbitterung. Andere Übersetzungen für «Bedrängnis»: «Bedrückung», «Drangsal», «Trübsal». Bedrängnis ist der zentrale Ausdruck im Neuen Testament für das Leiden der Christen in der Welt. Es ist dieses Leiden, welches in der Bibel neben all den Freuden ganz normal zum Christsein gehört: Matth 13,21 / 24,9.29 / Mark 4,17 / 13,19.24 / Joh 16,21.33 / Röm 2,9 / 12,12.
1.3 «Euer Mitteilhaber im … Königtum». Johannes sagt ihnen auch gleich, wer ihr gemeinsamer König und damit ihr gemeinsamer Herr ist: Der König Jesus Christus ist der eigentliche, der letzte und unantastbare gemeinsame König. Das zu wissen ist eine weitere kostbare Ressource, denn bis sich die Erlösung durch Jesus Christus auch bis ins Leibliche, ins Psychische und vollständig in allem durchsetzen wird, ist es noch ein langer Weg und wird erst in Offb 20–22 beschrieben. Erst dort wird sich sein Königreich uneingeschränkt entfalten. Erst dort steht geschrieben: «Siehe ich mache alles neu!» (Offb 21,5). Bis dahin wird «der Fürst dieser Welt» (Joh 12,31), Satan, noch viele Pfeile auch auf die Jesusgläubigen schießen (Eph 6,16).
1.4 «Euer Mitteilhaber im … Ausharren in Jesus». Ausharren = geduldig in Jesus geborgen auf die Hilfe von Jesus warten. Auch Johannes hatte kein Geheimwissen über ein «noch volleres Evangelium» oder kannte irgendwelche geheimen Abkürzungen, sondern befand sich mit den Lesern in derselben umkämpften, aber großartig geborgenen Situation wie in den Versen 4–6 beschrieben.
2. Offb 1,9b: Johannes «war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen».
• Patmos ist eine griechische Insel, die geografisch zu den Südlichen Sporaden in der Ost-Ägäis gehört. Die Insel ist 34,14 km2 groß, eher hügelig. Der Bewuchs ist sehr spärlich. Es gibt kaum Bäume. Patmos diente den Römern als Verbannungsort.
• Auf dieser Insel wurde Johannes festgehalten wegen seiner Verkündigung des Evangeli- ums: Er bezeugte das Leben von Jesus Christus und die Erlösung durch Jesus Christus.
Die Christenverfolgungen im Römischen Reich zur Zeit von Johannes waren eine Reihe von Maßnahmen zur Unterdrückung des wachsenden Einflusses der Christen im Römi- schen Reich. Sie waren zunächst als spontane und lokal begrenzte, später kaiserlich an- geordnete, gesamtstaatliche Maßnahmen, um die neue Religion in ihrem Wachstum aufzuhalten. Domitian, Kaiser in Rom von 81–96 n. Chr., ließ nach dem jüdischen Auf- stand in Jerusalem, ausgelöst durch ein Kaiserbild im Tempel, die Juden reichsweit ver- stärkt beobachten. Die Juden mussten fortan eine Sondersteuer zahlen. Dies verstärkte auch die Distanzierung vieler Christen gegenüber der Obrigkeit. Diese Situation könnte u. a. hinter den Christenverfolgungen während Domitians Regierungszeit sein und zur Verbannung von Johannes nach Patmos geführt haben.
3. Offb 1,10–12a: Die Entstehung der Offenbarung und was Johannes damit tun soll:
• Wir lesen hier, dass Johannes «im Geist war» als er die Offenbarung schrieb. Er wurde für diese Aufgabe vorübergehend in einem gewissen Maß in die neue Geist- Leiblichkeit verwandelt, die allen Gottesgläubigen einmal geschenkt wird: 1. Kor 15,42–55. Wenn Gott einen Menschen in eine bestimmte Zeit oder an einen bestimmten Ort versetzen will, dann ist das für ihn als Schöpfer kein Problem. Wir wissen von Daniel, dass er in der Kraft des Geistes Gottes an verschiedene Orte und in verschiedene Zeiten versetzt wurde (Dan 8,2ff. / 10,4ff.). Wir wissen es auch von Hesekiel (Hes 8,3 / 40,2.3) und von Philippus (Apg 8,39.40).
• Johannes erlebte diese göttliche Sinneserweiterung «am Tag des Herrn». Das war der Sonntag, der «erste Tag der Woche», an dem die Christen sich zu Gottesdiensten versammelten (Apg 20,7 / 1. Kor 16,2).
• Johannes hörte zuerst eine Stimme, laut wie eine kräftige Posaune.
• Danach wurde dem Johannes von Gott mitgeteilt, dass er vieles von dem, was Gott ihm für seine Leser mitteilen will, ebenfalls visuell zeigen werde.
• Danach soll Johannes das von Gott Gehörte und Gezeigte in ein Buch schreiben. So ein Buch oder eine Schriftrolle bestand aus Papyrus.
• Das Aufgeschriebene – die vor uns liegende Offenbarung des Johannes – soll er anschließend den folgenden sieben kirchlichen Gemeinden zustellen: nach Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und nach Laodizea. Diese Städte lagen an einer großen Römerstraße und damit war die Auswahl der sieben ersten Empfängergemeinden auch ein strategischer Entscheid, denn wenn der Text an dieser Straße bekannt war, verbreitete er sich schnell weiter ins Hinterland. So kam dieser Text Gottes als letzter Teil der Bibel bis zu uns und in deine Hände. Zudem kannte Johannes diese sieben Gemeinden und ihre Leiter und sie kannten ihn.
• Dann folgt die auf den ersten Blick so unscheinbare, aber umso gewaltigere Aussage: «Und ich (Johannes) wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umwandte, sah ich …» Was hätten wir verpasst, wenn Johannes nicht hingehört hätte? Die Gefangenschaft war schmerzhaft und tragisch, aber was hätte die Kirche aller Zeit verpasst, wenn Johannes diese Zeit der Stille und des Hörens und Sehens auf Gott nicht gehabt hätte?
4. Offb 1,12b-16: Gott, der Urheber der Offenbarung, stellt seine unmittelbare Umgebung im Jenseits und sich selbst vor. Damit bereitet Gott den Johannes weiter auf all das Sehen in die Zukunft vor:
Was Johannes sieht | Die Bedeutung des Gesehenen |
4.1 Vers 12b: In der unmittelbaren Umgebung Gottes sind «sieben goldene Leuchter». | Diese Leuchter sind kirchliche Gemeinden: Offb 1,20 / Matth 5,14 / Phil 2,15 / 2. Kor 4,6. Die Gemeinden sind Gott ganz wichtig. Sie machen seine unmittelbare Umgebung aus. Ihnen ist er ganz nahe. |
4.2 Vers 13a: «… und inmitten der Leuchter einen, der einem Menschensohn glich.» | Jesus Christus selbst bezeichnete sich oft als Menschensohn: Matth 15,26 / 19,28 / 26,64 / Joh 1,51 / 3,13.14 / 5,27 / 6,27.53 / 9,35 / 12,23.34 / 13,31. «Menschensohn» bedeutet: Jesus Christus ist zwar ganz Gott (Joh 1,1), aber wurde zugleich ganz Mensch (Joh 1,14). Er kam ganz menschlich zu uns, um uns Menschen ganz nahe zu sein. Zum Anfassen, Ansehen und Anhören nahe (1. Joh 1,1). Er wurde z. B. bei seiner irdischen Geburt in Bethlehem Sohn eines Menschen = «Menschensohn». Hier in Offb 1,13 tritt er nun als einer auf die Bühne, der einem «Sohn des Menschen glich», um seiner Gemeinde und damit uns in dem globalen, apokalyptischen Sturm vor uns ganz nahe zu sein. Er will uns nicht distanziert allein lassen. Schon der Prophet Daniel kündigte den zukünftigen Retter und Herrn unter der Bezeichnung «Menschensohn» an: Dan 7,13.14. Jetzt, im letzten Buch der Bibel, können wir erkennen, dass der prophetisch schon von Daniel Angekündigte exakt dieser Menschensohn Jesus Christus der Retter und Herr ist und das letzte Sagen hat. Jetzt übernimmt der auferstandene Gottes- und Menschensohn das Zepter. |
4.3 Vers 13b: Dieser Menschensohn Jesus Christus ist «bekleidet mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand». | Das ist ein Priestergewand. Wie damals die Priester am Tempel in Jerusalem ist Jesus Christus für uns als Hohepriester mit seinem eigenen Blut ein für alle Mal ins Tempelheiligtum, in die Gegenwart Gottes, eingegangen: Hebr 7,24 / 8,1.11.12 / 14,26.28. Er sitzt nun zur Rechten Gottes und vertritt uns dort. Auch in der herausfordernden Zeit vor uns: Röm 8,34. |
4.4 Vers 13c: «… und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel.» | Das kann nochmals Jesu Funktion als Hohepriester, aber auch sein Königsein betonen. Jesus Christus ist für uns der Hohepriester vor Gott und er ist für uns der König der Könige, der Herr der Herren: Offb 1,5 / 19,16. Somit auch der Herr über die Zukunft. |
4.5 Vers 14a: «… sein Haupt aber und die Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee.» | Mit Jesus Christus begegnet uns nichts Sündiges, Verdrecktes, Unerfahrenes, sondern die pure Reinheit, Klarheit, Weisheit: Dan 7,9 / Jes 1,18 / Ps 51,9 / Offb 3,4.5.18 / 20,11. Jesus Christus besitzt alle nötigen Kompetenzen, um mit uns die zukünftige Apokalyptik zielsicher zu durchleben. |
4.6 Vers 14b: «… seine Augen wie eine Feuerflamme.» | Jesus Christus kann man nichts vormachen. Er durchschaut uns ganz mit seinen alles durchleuchtenden «Feueraugen». Zudem durchschaut er die globale Zukunft bis zum Ende, dem Neuanfang danach und bis ins Jenseits hinein: Dan 10,6 / Hebr 4,13 / Offb 2,18.19 / 3,15–18 / 19,11–16. |
4.7 Vers 15a: «… seine Füße gleich glänzendem Erz, als glühten sie im Ofen.» | Nichts und niemand kann Jesus Christus und sein Voranschreiten aufhalten. Mit festem Stand durchschreitet er mit uns die apokalyptische Zeit. Seine Schritte führen die einen zum Gericht, die anderen zu gewaltigen Herrlichkeiten: Dan 10,6 / Hes 1,7.27 / Sach 14,4 / Offb 2,18–28 / 10,1–11. |
4.8 Vers 15b: «… seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser.» | Wenn Jesus Christus spricht, übertönt er alles, was sich noch so laut und wichtigtuerisch zu Wort meldet. Wenn er spricht, laut wie ein tosender Wasserfall, müssen alle anderen verstummen: Hes 1,24 / 43,1.6 / Offb 14,2.3 / 19,6. Jetzt am Ende der Zeit ist es höchste Zeit, dass das schier endlose Spotten gepaart mit dem latenten Vorwurf eines scheinbar abwesenden, überforderten und schweigenden Gottes endet – jetzt redet ER. |
4.9 Vers 16a: «… er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne.» | Die sieben Sterne sind die sieben Engel (Repräsentanten / Vertreter) der sieben Gemeinden: Offb 1,20. Somit sind diese sieben Sterne in der rechten Hand Gottes letztlich die kirchlichen Gemeinden und damit die einzelnen Glieder dieser Gemeinden. Jesus Christus trägt seine Gemeinde ganz nahe, helfend und beschützend in seiner rechten Hand. Die Gemeinde ist ihm äußerst wichtig, gerade jetzt im Finale der Geschichte: Joh 10,28.29. |
4.10 Vers 16b: «… aus seinem Mund ging ein zweischneidiges, scharfes Schwert hervor.» | Die Worte von Jesus Christus sind nicht leere Worte. Sie schaffen Fakten, entlarven, decken auf, trennen, sprechen Vergebung zu, ordnen, trösten, beauftragen, sind ewig gültig: Hebr 4,12 / Joh 15,2 / Eph 6,7. Zum Bild «Worte sind wie ein Schwert»: Jes 11,4 / 49,2 / Ps 55,22 / 57,5 / 59,8 / 2. Thess 2,8. |
4.11 Vers 16c: «… sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft.» | Jesus Christus ist Klarheit, Herrlichkeit, Brillanz, hell und nicht dunkel. Er ist Licht in der Nacht. Er ist eben eine Person, die vom Himmel her kommt: Matth 17,2 / Apg 26,13. |
5. Offb 1,17a: Nach all dem, was Johannes soeben im Jenseits gesehen hat, die Umgebung von Jesus Christus und Jesus Christus selbst, wirft es ihn im wahrsten Sinne des Wortes um: «Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füssen wie tot.» Selbst auf Johannes, der einst so vertraut mit dem irdischen Jesus unterwegs war, wirkte diese Begegnung, diese Größe, diese Herrlichkeit dermaßen einzigartig, dass er vor Berührung erstarrt zu Boden fiel.
6. Offb 1,17b-18: Wie Gott den Johannes vorbereitet und stärkt, bevor er ihn in die Zukunft sehen lässt:
6.1 Nachdem Johannes vor lauter Staunen und Faszination wie tot umfiel, folgt die nächste, mich zutiefst berührende Überraschung. Es ist die Art, wie Jesus reagiert: «Gott legt seine rechte Hand auf Johannes.» So feinfühlig und persönlich ist die vertraute Beziehung zwischen dir und dem lebendigen Gott der Bibel!
6.2 Von Angesicht zu Angesicht spricht Gott dem Johannes weitere, gewaltige Sätze zu, um ihn auf den Blick in die ferne Zukunft, das Ende und die Neuschöpfung vorzubereiten:
6.2.1 «Fürchte dich nicht!», und begründet das mit den folgenden sieben Eigenschaften Gottes:
• «Ich bin der Erste.»
• «Ich bin der Letzte.»
• «Ich bin der Lebendige.»
• «Ich war tot,
• doch ich lebe wieder» = Ich bin Jesus Christus, nicht nur der Gekreuzigte, sondern auch der Auferstandene.
• «Ich lebe für immer und ewig.»
• «Ich habe die Schlüssel (= die Vollmacht) über den Tod und das Totenreich.»
7. Offb 1,19: Wie Johannes das Buch der Offenbarung gliedern soll:
7.1 «Schreibe auf, was du gesehen hast …» = was Johannes bisher in Offb 1,4–18 über Gott, Jesus Christus und seinen Geist gesehen und gelernt hat.
7.2 «Schreibe auf, was jetzt ist …» = schreibe an die sieben Gemeinden, die du gut kennst. Dies ist insbesondere der Inhalt der sieben Briefe an die sieben Gemeinden in Offb 2 und 3.
7.3 «Schreibe auf, was nach diesem (danach und damit in der Zukunft) geschehen wird …» = schreibe über die zukünftigen Ereignisse. Diesen Teil bilden die Kapitel 4–22 (Siehe auch die Einleitung zu Offb 4,1: «Nach diesem sah ich im Himmel eine offene Tür»).
8. Offb 1,20: Erneut enthüllt Gott dem Johannes ein herzergreifendes Geheimnis: «Was das Geheimnis der sieben Sterne, die du auf meiner rechten Hand gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter betrifft: …»
«Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden.» Die Sterne in Gottes Hand sind Engel (Repräsentanten/Vertreter) der kirchlichen Gemeinden. Diese trägt er nahe bei sich. Hält sie fest in seiner Hand. Sie sind ihm immens kostbar. Siehe auch Punkt 4.9.
«… und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.» Die Leuchter sind die kirchlichen Gemeinden. Auch diese sind in seiner unmittelbaren Umgebung. Ihnen ist er ganz nahe. Zum Greifen nahe. Zum Umarmen nahe. Siehe auch Punkt 4.1.