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Offenbarung 4,1–11

Der Himmel öffnet sich


Dieses Bild zum Bibeltext in Offb 4,1–11 wurde von Martin Christen illustriert: www.atelier-jona.ch. Es zeigt Gottes Anweisung an Johannes, wie er über eine «Treppe» vom Diesseits ins Jenseits steigen soll, um völlig neue Dimensionen zu entdecken: «Komm hinauf und schau mitten in die Zentrale der Welt- und Heilsgeschichte und hier werde ich dir zeigen, was zukünftig geschehen muss.»

1. Offb 4,1: Wir werfen einen Blick an den Ort, wo die Welt- und Rettungsgeschichte (Heilsgeschichte) zum Ziel geführt wird:

1.1 Die Formulierung «nach diesem» kommt in Vers 1 gleich zweimal vor: Schilderten Offb 2 und 3 die Gegenwart, bietet der Text ab Offb 4 bis Offb 22, was «nach diesem» geschehen wird: einen Blick in die ferne Zukunft aus der «Vogelperspektive». Besser gesagt: aus der allwissenden und allsehenden Gottesperspektive, denn Johannes wird gebeten: «Komm hier hinauf.» Konkreter: «Komm hinauf und schau mitten in die Zentrale der Welt- und Heilsgeschichte und hier werde ich dir zeigen, was zukünftig geschehen muss.» Nicht eventuell «geschehen wird», sondern unaufhaltsam «geschehen muss». Auch jene Ereignisse, die wir uns noch nicht vorstellen können.

2. Offb 4,2–11: Gott und seine engste Umgebung an diesem zentralen Ort:

2.1 Vers 2: Gott sitzt auf einem Thron. Das ist ein Bild dafür, dass Gott letzte Verantwortung übernimmt, lenkt, regiert. Nicht als verkitschter «Märchenkönig», wie dieses Bild bei uns weitgehend gespeichert ist, sondern als liebender, barmherziger, für die Wahrheit und unser Wohl kämpfender König in seinem Reich, dem Reich Gottes. Jenem Reich, welches mit Jesus Christus unter seinem Volk schon angebrochen ist (Matth 4,17), aber erst im Tausendjahr-Reich zur Vollendung kommen wird (Offb 20,1–6).

2.2 Vers 3a: Gottes Aussehen leuchtet wie Edelsteine (wie Jaspis- und Sardesstein). Siehe auch Offb 21,11. Diese Steine symbolisieren, dass von Gott pure Herrlichkeit, Klarheit und Kostbarkeit ausgeht.

2.3 Vers 3b: Ein Lichtkranz wie ein Regenbogen funkelt wie lauter Smaragde um Gottes Thron. Dieser Bogen betont Gottes Bundestreue und Gnade gegenüber den Menschen (1. Mo 9,13 = Bund mit Noah). Ebenso seine Herrlichkeit, Klarheit und Kostbarkeit.

2.4 Vers 4: Um Gottes Thron, im äußersten Kreis, sind 24 weitere Throne aufgestellt und auf diesen Thronen sitzt je ein Ältester. Somit sitzen gesamthaft 24 Älteste auf diesen Thronen. Wer sind diese Ältesten? Von möglichen Erklärungen hat aus meiner Sicht die folgende am meisten Argumente für sich:

Sie werden hier in Offb 4,4 mit dem griechischen Wort «Presbyteroi» bezeichnet. Dieses Wort bedeutet: Ältester (älter sein), Vorsteher, Gesandter, Repräsentant. Auf diesen 24 Thronen sitzen 24 Repräsentanten des Gottesvolkes. 12 Repräsentanten aus dem alten Bund in Anlehnung an die 12 Patriarchen der 12 Stämme Israels. Und 12 Repräsentanten des Gottesvolkes aus dem Neuen Bund in Anlehnung an die 12 ersten Jünger, welche Jesus auch Apostel nannte: Luk 6,12–16. Somit total 24 Älteste. Diesen Hinweis auf die 12 aus dem alten und 12 aus dem Neuen Bund spielt in der Offenbarung auch sonst eine Rolle: z. B. Offb 7,4ff. / 21,12–14. Die 24 Ältesten repräsentieren gemäß dieser Erklärung sozusagen das Volk Gottes aller Zeiten. Das Volk Gottes aus Juden und Heiden. Als Repräsentanten bringen sie z. B. auch die Gebete der Kinder Gottes vor Gott: Offb 5,8.

Diese Ältesten tragen weiße Kleider und goldene Kronen. Die weißen Kleider weisen auf ihre Rettung durch Sündenvergebung hin: Offb 3,4.5.18 / 6,11 / 7,9ff. / 19,14. Die goldenen Kronen weisen auf ihre Stellung als Menschen hin, die als «Mitgekrönte» zum Sieger Jesus Christus gehören: Offb 2,10 / 3,11 / 2. Tim 4,8 / Jak 1,12 / 1. Petr 5,4. Schon im Alten Testament lesen wir von 24 Priester- und Sängerabteilungen in den Tempelgottesdiensten: 1. Chron 24–25. Wenn wir hier in Offb 4,10 und 11 lesen, was diese 24 Ältesten machen, dann beten auch sie im Jenseits Gott an. Als Repräsentanten des Gottesvolkes aller Zeiten wissen sie genau, wer und wo letztlich das Zentrum aller Machtzentren war und ist und bleibt: bei dem Gott der Bibel, dem Schöpfer. Bei dem, der im Zentrum auf dem Thron sitzt.

2.5 Vers 5a: Blitze, Donner und gewaltige Stimmen gehen von dem Thron aus. Blitze, Donner und gewaltige Stimmen waren in der Bibel immer wieder Zeichen der Gegenwart Gottes und Zeichen für sein Reden, Gebieten und Trösten: 2. Mo 19,16ff. / 2. Sam 22,8ff. / Ps 77,17–21 / 97,2ff. / Offb 8,5 / 11,19 / 16,18. Diese Naturelemente sollen etwas von Gottes Unsichtbarkeit, sichtbarer und damit wahrnehmbarer machen.

2.6 Vers 5b: Sieben Fackeln vor dem Thron = die sieben Geister Gottes = der Heilige Geist in seiner «Siebenfalt» und damit in seiner Vollkommenheit. Gemäß Jes 11,2 besteht der Geist Gottes in seiner Vollkommenheit aus (1) dem Geist des Herrn, (2) dem Geist der Weisheit, (3) dem Geist der Einsicht, (4) dem Geist des Rates, (5) dem Geist der Kraft, (6) dem Geist der Erkenntnis, (7) dem Geist der Ehrfurcht. In dieser siebenfachen Vollkommenheit brennt und leuchtet der Geist Gottes vor dem Thron Gottes.

2.7 Vers 6: Vor dem Thron ist der Boden so etwas wie ein Meer, durchsichtig wie Glas, klar wie Kristall = unermesslich weit wie das Meer, kostbar und wertvoll wie Glas, durchsichtig und transparent wie Kristall.

2.8 Verse 6–11: In der Mitte und um den Thron herum stehen vier lebendige Wesen. Sie gehören zum engsten Kreis Gottes, welcher auf dem Thron sitzt, und um das Lamm Jesus Christus (Offb 5,6). Wer sind diese vier lebendigen Wesen? Von verschiedenen möglichen Erklärungen hat aus meiner Sicht die folgende am meisten Argumente für sich:

2.8.1 Diese vier lebendigen Wesen sind eine Art Engelwesen des innersten Thronbereiches. Solche Wesen kennen wir aus dem Alten Testament: Hes 1,1–28 / 10,1–22 / Jes 6,1–4.

2.8.2 Ihre Platzierung um den Thorn, ihre Ausstattung, ihr Aussehen und ihre Tätigkeit bieten uns Möglichkeiten, sie besser zu identifizieren:

Verse 6–8: Die Ausstattung und das Aussehen der vier lebendigen Wesen:

Sie sind voller Augen: hinten, vorne, innen und außen an den Flügeln. Damit ist in diesem innersten Thronbereich Gottes viel Sehvermögen, viel Einblick, Weitblick und Wissen über das, was in unserer Welt, in der Zukunft und bei jedem einzelnen Menschen passieren wird. Gott hat einen allumfassenden Blick. Er handelt nicht blind. Auch die vor uns liegende apokalyptische Zeit der Weltgeschichte vollzieht sich unter seinen Augen: Jer 23,23.24 / Ps 32,8.19 / 33,18 / 139,3.9–12.16 / Hebr 4,13.

Sie haben je sechs Flügel. Damit geht von diesem innersten Thronbereich globale Mobilität aus. Es gibt keinen Ort, an dem Gottes Gegenwart nicht sein kann. Kein Ereignis der Weltgeschichte, kein Ereignis des einzelnen Menschen, welches Gott nicht weiß. Gott kann allgegenwärtig sein. Er ist nicht an unseren Raum und unsere Zeit gebunden.

– Diese Flügel und damit die Allgegenwart Gottes werden auch in anderen Texten der Bibel beschrieben: Ps 36,6 / 57,11 / 108,5 / 139,5–10 / Jes 8,8 / Matth 1,23 / 28,20 / Apg 17,27.28.

– Diese global anwesenden Flügel Gottes zeigen auch einen ständig präsenten Zufluchtsort für uns: 5. Mo 32,10.11 / Ps 17,8 / 63,7.8 / 91,4 / 139,5–10 / Jes 8,8 / Matth 23,37.38 / Luk 13,34.

Sie sehen je einzeln aus wie ein Löwe, ein Stier, ein Mensch, ein Adler. Damit werden sie uns als Wesen mit Bildern aus der Schöpfung vorgeführt. Bilder, welche Majestät (Löwe), überlegene Kraft (Stier), überlegenes Wissen (Mensch) und Schnelligkeit (Adler) skizzieren: Hes 17,3.7 / Offb 12,14.

Verse 9–11: Die Aufgaben dieser vier Engelwesen:

Sie beten unermüdlich Gott in seinem Regierungs-, Erlösungs- und Gerichtshandeln an. In ihrem Lobpreis weisen sie auf Gott, auf Jesus Christus, auf das Lamm Gottes hin: «Unermüdlich, Tag und Nacht, rufen sie: ‹Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmächtige Gott, der schon immer war, der heute da ist und der kommen wird!› Diese vier Lebewesen loben und preisen den, der vor ihnen auf dem Thron sitzt und immer und ewig leben wird» (V. 8.9). Siehe auch Offb 5,8.9 / 5,14 / 7,11.12 / 19,4.

Sie stehen Gott in seinem Regierungs-, Erlösungs-, Bewahrungs- und Gerichtshandeln als Helfer zur Verfügung. Siehe auch Offb 6,1–7 / 15,7.8.

3. Abschließender Kommentar: Die in diesem Kapitel beschriebenen Bilder der Offenbarung wirken auf uns heute weltfremd. Das hat seinen Grund: Wir sehen hier in den geöffneten Himmel hinein – in eine andere Welt: Da ist Licht. Sehr viel Licht. Keine Nacht. Es vibriert ob der Anbetung, dem Staunen, dem Dank, dem Heilig, Heilig, Heilig. Im Zentrum des Geschehens auf dem Thron: der lebendige Gott und Schöpfer und unmittelbar daneben Jesus Christus, das Lamm Gottes (Offb 5,6). Es blitzt, donnert und funkelt, denn hier ist derjenige, «der da war und der da ist und der da kommt» (Vers 8). Es flattert, fliegt, späht und drängt mit unbändiger Energie dahin, die Rettung Gottes für die im Dunkeln herumirrenden Menschen endlich zu vollenden. Sie ans Ziel zu bringen. Und wie im Gebet der 24 Ältesten proklamiert, soll alles Geschaffene wieder vollständig Gott zugeschrieben werden – Gott soll und darf wieder Gott sein: «Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen» (V. 11).

Lichter in der Nacht

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