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Die inhaltliche Struktur der Offenbarung

Die inhaltliche Struktur der Offenbarung des Johannes stelle ich auf den folgenden Seiten zur besseren Übersicht anhand einer Säulengrafik dar. Wie ein gewaltiger Monolith stemmt sich diese Säule zwischen die damalige Zeit um 95 n. Chr. und dem zukünftigen Ende der Zeit und dessen Neuanfang. Diese Säule – die Offenbarung des Johannes – überlebte manche theologische Attacken. Aber die wohl heftigste droht ihr in unserer heutigen Zeit: Verachtung und Spott. Sie ist aus den Gottesdiensten und Kleingruppen verschwunden, denn sie wird als zu kompliziert, zu angstmachend und zu weltfremd empfunden. Sie passe nicht in zeitgemäße theologische und kirchliche Systeme. Das Tragische dabei: Je mehr jene Zeit, von der diese Säule berichtet, Realität wird, je weniger kennen wir sie. Das kann zu verheerenden Fehleinschätzungen unserer Zeit führen.

Zurück zum Bild mit der Säule: Das direkt ins Zentrum der Säule Geschriebene zeigt die Hauptanliegen der Offenbarung. Es sind seelsorgerliche und ermutigende Anliegen, die wir schon ab Offb 1 und damit ganz unten an der Säule antreffen. Es sind die Blicke in das engste Umfeld Gottes im Jenseits. Wir lernen dort, was Gott besonders wichtig ist und wie er dem Menschen seine Liebe unermüdlich zeigt. Danach folgen Titel wie «Durch Gott versorgt über die Zukunft nachdenken» oder «Der Himmel öffnet sich». Wir lernen darin viel über Rettung und Gnade, Jenseitiges und Zukünftiges, Zeit und Ewigkeit.

Damit will ich aber auch sagen, dass die Gerichte nicht die Hauptanliegen der Offenbarung sind. Deshalb werden sie nicht im Zentrum der Säule, sondern optisch sperrig rechts hinausragend positioniert. Diese Platzierung soll auch das hässliche und sperrige Tun des Menschen darstellen, denn dieses Tun des Menschen provoziert die «sperrigen» Gerichte. Sie sind die letzte Konsequenz der Arroganz des Menschen. Konkreter gesagt: Die Masse der Menschen lehnt Gott ab. Sie entledigen sich des Gottes der Bibel und provozieren dadurch, dass Gott nach schier endloser Geduld auch auf Distanz geht und den Menschen sich seiner Gottlosigkeit allein überlässt. Aber wenn Gott als Schöpfer und Bewahrer dieser Schöpfung loslässt, kommen die Naturgewalten, die physikalischen Gesetze, unser Planet Erde und das Universum ins Trudeln. Außerdem brechen Völker, Gesellschaften, Familien und der einzelne Mensch in seiner Identität auseinander. Die Begriffe «Gericht», «ausrichten», «richtig» und «unrichtig» gehören sprachlich und inhaltlich eng zusammen: Wenn der Mensch sein Ausrichten auf Gott ins Gegenteil ändert, kann Gott auch sein helfendes Ausrichten auf den Menschen und sein bewahrendes Ausrichten auf die Schöpfung ändern: Er lässt den Menschen seinen eingeschlagenen Weg in die falsche Richtung ziehen. Gott lässt los. Gott lässt den Menschen seine halsstarrigen Wege gehen. Daraus entsteht dann Unrichtiges. Wir nennen es auch Gericht (Näheres siehe Erläuterungen zu den einzelnen Kapiteln und Versen der Offenbarung).

Die Ereignisse in der Offenbarung sind chronologisch angeordnet: Ein Thema folgt dem anderen. Einige vertreten die Meinung, dass Johannes immer wieder um dasselbe Thema kreist: das Elend der Welt durch all die Jahrtausende. Aber bei genauerem Lesen wird deutlich: Es werden einzelne Ereignisse und Themen chronologisch folgend dargestellt und jedes entwickelt sich aus dem vorausgehenden. Diese Zeitfenster werden immer heftiger und danach folgt der lang ersehnte Neuanfang. Diese Chronologie zeigt sich insbesondere in den folgenden Textbeobachtungen:

Der inhaltliche Aufbau der Säule von unten nach oben gleicht einem Drehbuch mit immer neuen Themen und eines folgt logisch angeordnet dem vorhergehenden:

– Zuerst werden Gott und sein engstes Umfeld im Jenseits vorgestellt.

– Danach treffen wir auf harte, aber seelsorgerliche Gemeindeanalysen.

– Danach wird Jesus Christus als das Lamm Gottes in die Mitte gestellt.

– Danach brechen die Gerichte los.

– Danach sucht und lanciert Gott nochmals und nochmals Hilfen und Bewahrung.

– Danach entfesselt sich erst recht das Böse.

– Danach kommt Jesus Christus wieder und macht all dem Bösen ein Ende.

– Danach richtet Jesus Christus sein Reich vollends auf und Gott gestaltet anschließend den neuen Himmel und die neue Erde. Das Böse wird komplett ausgeschlossen.

Die Gerichte

– Die drei Gerichtszyklen entstehen wie bei einer auseinandergezogenen Spirale: eines aus dem anderen. Zuerst die Siegelgerichte. Aus dem letzten Siegelgericht entwickeln sich die Posaunengerichte und aus dem letzten Posaunengericht die Zornschalengerichte.

– Die Gerichte innerhalb der Zyklen werden eines dem anderen folgend von 1 bis 7 durchnummeriert. Infolgedessen in einer klaren Reihenfolge eines nach dem anderen.

«Nach diesem»

– Acht Mal kommt die Formulierung «Nach diesem» vor, was wiederum eine chronologische Folge andeutet. In der Säulen-Grafik finden wir diese Formulierung ganz rechts mit Sprechblasen dargestellt.

Zum besseren Verständnis der Grafik zwei Erklärungen:



Lichter in der Nacht

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