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Kapitel 4

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Der Raum war erfüllt vom Stimmengewirr der sich quälenden Sportler. Orion und Hyroniemus steuerten auf den Infotresen des Trainingscenters zu. Dort wandte sich Schroeder an die blonde Schönheit, die gelangweilt ihre langen rot lackierten Fingernägel betrachtete.

„Schroeder, Sicherheitsdienst, wir wollen uns den Duschraum anschauen.“

„Ja, da hinten links“, zwitscherte das Blondchen und zeigte hinter sich.

„Danke“, sagte Orion und ging in die angegebene Richtung. Fritsche zwinkerte der Mitarbeiterin zu und folgte Schroeder. Im Duschraum packte Fritsche die Kamera aus und schoss Fotos. Orion stand daneben und betrachte in aller Ruhe den Ort des Verschwindens. Dann suchten beide nach Spuren oder Hinweisen, aber als sie nach einer halben Stunde immer noch nichts gefunden hatten, reichte es Schroeder.

„Fritsche, Abbruch. Genau wie bei den anderen Tatorten – keine Spuren. Das ist doch langsam zum Schreien! Vier Orte, an denen Menschen verschwunden sind, und es gibt an keinem einzigen den geringsten Hinweis – von dem Erbrochenem hier mal abgesehen.“

„Ich verstehe das auch nicht, Chef“, sagte Fritsche und ließ die Arme resigniert fallen. Er war ratlos und frustriert, genau wie sein Chef. Wie sollten sie die Verschwundenen finden, wenn es keine Spuren gab? Und irgendwo hier im Turm mussten sie doch sein, denn niemand verließ den Turm freiwillig bei der ganzen Umweltscheiße da draußen.

„Okay, Fritsche. Wir haben uns die Tatorte angesehen und nichts gefunden. Jetzt sollten wir mal in die Quartiere der Vier gehen, vielleicht finden wir da irgendwas. Eine wie auch immer geartete Verbindung oder Gemeinsamkeit. Dieselbe Schuhgröße oder so was in der Art. Komm, wir machen Schluss – es ist sinnlos, sich hier noch weiter umzuschauen und den Kopf zu zerbrechen.“

Orion und Fritsche gingen zurück in die Trainingshalle zum Tresen.

„Ihr könnt die Dusche reinigen lassen und für den normalen Betrieb wieder nutzen, wir sind fertig.“

Sie begaben sich zurück ins Büro, wo Orion sich erst mal einen leckeren Espresso gönnte. Fritsche ließ sich ein Wasser schmecken, was Orion wie immer verwunderte.

„Du weißt gar nicht, was dir entgeht“, sagte er zu Fritsche, welcher ihn nur lächelnd anschaute.

Schroeder setzte sich an den Computer, rief die Daten der Verschollenen ab und druckte sie sich aus.

„So, dann wollen wir mal. Die Spurenleser haben ja nichts Auffälliges in den Quartieren gefunden, aber vielleicht haben wir beide mehr Glück!“

Orion schnappte sich die Datenfolie und gemeinsam machten sie sich auf zum Quartier von Allysia Lehmann in die 180. Etage im Block H.

Beim Wohnraum von Allysia handelte es sich – wie bei allen Singles – um einen kombinierten Wohn- und Schlafraum mit Hygienezelle. Eine Küche gab es nicht, da die Bewohner des Turmes in der Kantine aßen oder in eines der unzähligen Restaurants gingen. Der Raum wirkte aufgeräumt und war zweckmäßig eingerichtet. Ein paar Bilder an den Wänden und mehrere Pflanzen lockerten die ansonsten etwas kühle Atmosphäre des Raumes auf. Auf einem Sideboard standen Fotos von Allysia Lehmann. Fritsche betrachtete sie mit Interesse und nahm eines in die Hand.

„Hübsch!“, stellte er fest und steckte das Foto ein.

Dann durchsuchten sie den Raum auf das Genaueste, doch es gab nichts Besonderes im Quartier von Allysia. Keine ausgefallene Kleidung, keine besonderen Gegenstände und auch auf ihrem Homerechner keine außergewöhnlichen Dateien. Nichts, was vielleicht auf ein dunkles Hobby oder seltsame Vorlieben hindeuten würde. Deshalb verließen Orion und Fritsche den Raum nach geraumer Zeit wieder, um zum Quartier von Martha Blumenzweig zu fahren.

„Die Blumenzweig hat ihr Quartier in der 207., Block A. Ist ziemlich weit weg von hier“, brummte Schroeder missmutig.

Am Quartier öffnete Schroeder die Tür mit seiner ID-Marke und sie betraten den Raum. Der Grundriss beider Quartiere war identisch, nur zierten hier die Wände Stickereien von Blumen und Tieren.

„Ah, das Zeug ist wohl aus ihrem Club“, meinte Fritsche und zeigte auf die Bilderrahmen. Wieder unterzogen sie den Raum einer exakten Untersuchung und fanden – nichts! Fritsche schnappte sich abermals ein Foto der Verschwundenen und steckte es zum Bild von Allysia Lehmann.

„Das wird ja langsam zur Gewohnheit, dass wir nichts finden“, knurrte Schroeder verdrießlich. „Also lass uns gehen, das bringt ja eh nichts. Komm, Fritsche – Abflug!“

Verstimmt verließen sie die Wohnung und brachen zu den nächsten Quartieren auf. Doch wurden sie weder bei Melany Mandel noch bei Sören Maibach fündig. Maibach hatte eine Trainingsbank und ein paar Hanteln im Zimmer liegen und bei der Mandel hingen noch nicht mal Bilder an der Wand. Fritsche nahm überall Aufnahmen der Verschwundenen mit und legte diese zu den Akten. Vier Verbrechen ohne die geringsten Hinweise und Indizien, das gab’s doch gar nicht.

Schroeder wurde bei seinem Chef vorstellig und bat ihn, einen Aufruf über TT – Tower Television machen zu dürfen. Wolf fand die Idee ganz brauchbar und so wurde ein paar Tage später die Meldung verbreitet, dass die Turmbewohner sich bei Orion melden sollten, falls sie etwas wussten. Aber es meldete sich keiner, der Brauchbares zu berichten hatte. Und so verlief auch diese Aktion im Sande.

Es vergingen die Tage und Wochen, ohne dass die beiden Spürnasen in diesem Fall weiterkamen. Zwischenzeitlich kümmerten sie sich deshalb um andere harmlosere Fälle. In der Folge ging auch der Wettbewerb im Turm vorüber – natürlich mit Alex Winter als Gewinner, denn Sören Maibach war ja irgendwie verhindert. Jedoch hatte die ganze Zeit hindurch Schroeder das ungute Gefühl, etwas sehr Wichtiges im Fall der vier Verschwundenen übersehen zu haben. Er nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit sich noch mal intensiv mit diesem Fall zu beschäftigen. Natürlich würde er das mit Fritsche zusammen machen – vier Augen sehen schließlich mehr als zwei. Fritsche hatte ein Auge für Besonderes und das konnten sie gebrauchen, wenn sie die Verschwundenen finden wollten.

Zwischenspiel

Der Schmerz holte Melany jäh in die Wirklichkeit zurück. War sie bis eben in einem Land der Albträume gefangen gewesen, hatte dieser plötzliche Schmerz sie in die Realität hereingerissen. Er wütete in ihrem Unterleib, zog, drückte, stach und schien sie von innen aufzuschlitzen.

Was war das nur? – Und wo bin ich?

Sie konnte sich nur schwach erinnern. Hatte sie nicht einen Generator repariert? Was war denn bloß danach passiert? Warum konnte sie nichts sehen, sich nicht bewegen? Diesem unbeschreiblichen Schmerz, der in ihr tobte, nichts entgegensetzen. Sie konnte nicht mal schreien, ihr schien irgendwas im Hals zu stecken, das ihre Stimme blockierte.

Aufhören, bitte aufhören!, flehte sie stumm und versuchte sich aufzurichten. Aber es ging nicht, etwas hielt sie mit Gewalt in ihrer Position fest. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Unterleib aufplatzen und sich jemand von innen herausschneiden. Eine unsagbar böse Kraft stülpte sie um und der Schmerz raubte ihr fast den Verstand.

Oh Gott, was passiert mit mir?

Es hörte nicht auf, wütete immer weiter in ihr. Doch urplötzlich war der Schmerz vorbei, als wäre dieses Etwas nun aus ihr heraus ans Tageslicht gekrochen und sie dabei von innen nach außen gedreht worden. Da kam schlagartig der Schmerz zurück, brannte in ihren Eingeweiden wie Feuer und schnitt in ihr Fleisch. Sie merkte noch, wie sie langsam in die Welt der Albträume zurücksank, ihr Geist verwirrte sich und sie fiel und fiel. Doch es war nicht die Welt der Albträume, sondern die Welt der absoluten Schwärze, aus der es kein Zurück mehr gab! Doch das wusste Melany nicht, sie merkte nur, dass der Schmerz weg war, endlich!

Dann war nur noch Dunkelheit.

Schroeders Turm

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