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1.4 Kritik an der Theorie von Schmidt

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Fricker und Lerch distanzieren sich aber auch von Schmidt, der ebenfalls die alten Triebtheorien in Frage stellte, und kritisieren, dass Schmidt streng zwischen sexueller Motivation und sexuellen Verhaltensweisen unterscheidet: "Verschiedene Erscheinungsformen der Sexualität, z.B. heterosexuelles und homosexuelles Verhalten, besondere sexuelle Deviationen usw. all dies sind verschiedene Ausdrucksformen des gleichen Motivationsstatus." (Schmidt, G. 1975, S. 40). Das ist aber nicht richtig: Motivation ist nicht verhaltensunabhängig, sie assoziiert sich mit den gemachten Erfahrungen und verändert sich mit Verhaltensänderungen. Kinsey hat z.B. nachgewiesen, dass sich das Sexualverhalten bei vielen Frauen mit der Heirat wesentlich verändert.

Sie kritisieren Schmidt aber auch, weil aus seinen Aussagen nicht deutlich wird, inwiefern die Sexual-Hormone sexuelles Verhalten motivieren und damit doch ein biogener Rest sexueller Energie bestehen bleibt. Motivation wird bei Schmidt dargestellt als M = t * (LE + S); t = biogener Rest des Sexualtriebs, U = Umwelteinwirkung zusammengesetzt aus Lernerfahrungen LE und Umweltanreizen S. Also M = t * U. (vgl. Fricker/Lerch 1976, S.75).

Fricker und Lerch sehen das anders als Schmidt:

"Die Motivation eines Verhaltens kann durchaus auch im Verhalten selbst liegen oder durch die Verknüpfung mit einem anderen Verhalten neu entstehen. Gewisse Züge eines Verhaltens können die Tendenz haben, vorhandene Dispositionen zu aktivieren oder neue Funktionen zu erlernen. Unter einer Disposition können wir z.B. die Fähigkeit verstehen, Reize der situativen Umgebung zu empfinden und darauf irgendwie zu reagieren. Die Reaktion kann durchaus unspezifisch sein und sich durch „Trial and error“ zu einem Verhalten entwickeln, welches sich stabilisiert. Gleiche Reize werden dadurch zu Anreizen, bzw. Motiven für die Wiederholung der Handlung. Dabei werden nur Handlungen wiederholt, welche irgendwie erfolgreich waren, also z.B. positiv verstärkt worden sind. Motivation könnte demnach beruhen auf dem 'Wissen' einer erfolgreichen Reiz-Reaktionskonfiguration; die potentielle Differenz zwischen dem Ist- und diesem Sollzustand, wäre der Steuerimpuls, bzw. die Motivation des Verhaltens. Sexuelle Motivation ist, so schliessen wir, das Ergebnis eines individuellen Lernprozesses, in dem sich selbst entdeckte und sozial vermittelte Verhaltensweisen in Form von positiven und negativen Verstärkungen auf sexuelle Reaktionen zu Gewohnheiten stabilisiert haben.

M = U (LE + S). U ist das Produkt aus den Lernerfahrungen LE und den motivationsstimulierenden Anreizen. (S. 76).

Beitrag zu einer neuen Sexualtheorie

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