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Kapitel 4

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Beim Abendessen spürte Scarlett Grandmas forschenden Blick. Sie tat, als bemerke sie ihn nicht.

»Nun sage, was los ist«, forderte Gloria sie auf. »Ich sehe, dass du dich anders verhältst als bisher. Was ist vorgefallen zwischen euch? Hast du ihn beleidigt?«

»Aber nein, Grandma. Wir sind uns näher gekommen und haben uns geküsst. Philipp sagt, er sei in mich verliebt.«

»Erstaunlich. Das will was heißen. Nach dem Tod seiner Frau hat er andere Frauen gemieden. Er ist kein Casanova. Sagt er, dass er dich mag, meint er das ehrlich.«

»Du kennst ihn gut, Grandma.«

»Ich habe Augen im Kopf, Kind. Mit einundzwanzig hatte er eine Freundin. Ich kannte sie, war ein nettes Mädchen. Bis zu dem Tag, als ein Mann, namens David, hier aufkreuzte. Er war eine frühere Liebe von ihr. Er hat sie ihm weggenommen und sie ist mit ihm gegangen. Philipp hat gelitten. Zwei Jahre später, traf er bei der Segelregatta, Mary. Es hat sofort gefunkt zwischen den beiden. Nach einem Jahr haben sie geheiratet.«

»Ich mag ihn«, sagte Scarlett.

»Das ist gut.«

»Grandma, wer ist F …?« Scarlett hielt die Luft an. Was würde sie sagen?

»Ich verstehe deine Frage nicht.«

»Ich fand in der Bodenkammer ein altes Portrait.«

»Was machst du in der Bodenkammer?«

»Ich hatte Langweile und habe mich dort umgeschaut. Ich liebe altes Gerümpel.«

»Erzähle, was du auf dem Herzen hast.«

»Aus dem Rahmen des Bildes fiel ein beschriebenes Blatt Papier. Ich habe es gelesen, es war ein Liebesbrief.«

»Das ist spannend und was stand in dem Brief?«, fragte Gloria neugierig.

»Mal sehen, ob ich es zusammen kriege.«

Geliebte G. Wir werden uns nicht mehr treffen. Die Gefahr ist zu groß. Unsere Familien sind gegen eine Beziehung. Wir haben keine Zukunft. Es war schön mit dir. Ich werde dich ewig in meinem Herzen tragen. Dein F.

»So lautete der Text.«

Grandma lachte. »Der Mann auf dem Bild ist Finlay, dein Urgroßvater und Geraldine war deine Urgroßmutter. Die Familien duldeten ein Zusammenkommen der beiden nicht. Aber sie waren nicht von einander zu trennen. Als Geraldine schwanger wurde, haben sie klein beigegeben um der Schande zu entgehen. Ihre Ehe war glücklich. Von diesem Brief wusste ich nichts. Bist du zufrieden?«

»Danke, jetzt weiß ich Bescheid, Grandma. Ich dachte G … «

» … wäre ich gewesen. Ich habe deinen Großvater geliebt bis zum Ende, ohne ihn zu betrügen. Lassen wir die alten Familiengeschichten ruhen. Blicken wir nach vorne.«


Nach dem Frühstück beschloss Scarlett, eine Runde zu joggen. Sie zog eine kurze Sporthose an und ein T-Shirt. Gloria hielt sich in ihrem Zimmer auf. Leise verließ sie das Haus. Jenny hatte sie durch das Fenster gesehen und klopfte an die Scheibe. Scarlett blieb stehen und wartete, bis Jenny die Blumentöpfe von der Fensterbank geräumt hatte und es öffnete. »Wo soll es hingehen?«, fragte sie.

»Ich jogge zum Strand hinunter; in einer guten Stunde bin ich zurück. Nach oben werde ich länger brauchen«, entgegnete Scarlett. »Ich muss mich mal richtig verausgaben. Zuhause laufe ich regelmäßig.«

»Machen Sie das, viel Spaß.« Jenny schloss das Fenster. Obwohl die Sonne nicht schien, waren es noch milde 22 Grad. Scarlett rannte die Treppe hinunter, durch die Siedlung, zum Strand. Dort gab es einen kleinen Pfad, den sie entlang lief. Nach zwanzig Minuten brauchte sie eine Pause. Sie ließ sich in den feinen Sand gleiten, streckte alle Viere von sich, und blickte in den bewölkten Himmel. Morgen würde sie zum Gut fahren. Der Gedanke an Philipp, an seine fordernden, heißen Küsse, jagten kleine Schauer über ihren Körper. Sie sehnte sich danach, von ihm umarmt zu werden. Lange genug hatte sie auf körperliche Liebe verzichtet. Ihr Körper forderte sein Recht und sie war bereit, ihm nachzugeben. Ihre Zeit war begrenzt. In fünf Wochen musste sie nach Deutschland. Ein schrecklicher Gedanke. Sie sprang auf und joggte zurück. Dieser Weg war beschwerlicher, da es bergauf ging. Die Treppen nahm sie mit letzter Kraft. Keuchend kam sie zum Haus und sah Dr. Miller davor stehen.

»Schön, dass Sie kommen, ich habe auf Sie gewartet.«

Scarlett atmete schwer, als sie fragte: »Was gibt es, Dr. Miller.«

»Haben Sie Lust, morgen mit mir zur Royal Regatta zu gehen, bevor sie endet? Sie ist eine der wichtigsten Segelregatten Großbritanniens und eine Mords Gaudi. Alles, was Beine hat, ist dort vertreten. Eine echte Attraktion«, bekundete er.

Scarletts erhitztes Gesicht wurde noch eine Spur röter, aber sie nickte, obwohl sie befürchtete, dass er sich mehr davon versprach. In seinem ehrlichen Gesicht konnte sie lesen, wie in einem Buch.

»Gerne, Dr. Miller. Wann holen Sie mich ab? Oder wollen wir uns in der Stadt treffen?«

»Besser nicht, bevor wir uns verfehlen. Ich komme um elf Uhr. Das Mittagessen nehmen wir am Hafen ein. Da gibt es leckere Speisen.«

»Dann bis morgen.« Scarlett reichte ihm die Hand.

»Ich freue mich.« Lächelnd stieg er in seinen Wagen.

Als sie durch die Tür trat, kam Jenny aus der Küche. »Ich habe den Verdacht, dass unser smarter Doktor verliebt in Sie ist.«

»Das denke ich auch.« Scarlett grinste. »Aber da hat er keine Chance.«

Jenny lachte. »Der Arme, er wird Ihnen nicht zu nahe treten. Er ist viel zu schüchtern. Deshalb klappt es nicht mit den Frauen. Alt genug wäre er, um eine Familie zu gründen.«

»Ich werde ihm keine Avancen machen, Jenny.«


Scarlett hatte ihre Sandaletten angezogen, als der Türgong ertönte. Noch ein Blick in den Spiegel, sie war zufrieden, in ihrem hellbraunen Leinenkleid. Absolut passend für die Regatta. Sie verabschiedete sich von ihrer Grandma und trat aus dem Haus. Dr. Miller hielt ihr galant die Wagentür auf. »Guten Morgen, Miss Scarlett, chic sehen Sie aus.«

»Danke, guten Morgen«, antwortet sie und stieg ein.

Die Kommunikation zwischen ihnen war nicht als lebhaft zu bezeichnen. Aber sie hatte es nicht anders erwartet. Dr. Miller war der Gegensatz zu Philipp. Gefühlsbetont, scheu, bescheiden, feine Gesichtszüge. Aber ein guter Arzt. Philipp hatte ein markantes Gesicht, sinnliche Lippen, sicheres Auftreten, von sich überzeugt. Kurz gesagt: männlich, gutaussehend, erotisch.

Sie brauchten nicht lange, bis sie am Hafen ankamen. Nach langer Suche fanden sie einen Parkplatz, in den sie sich hineinquetschten. Die Regatta war in vollem Gange. Menschen schrien und winkten, andere saßen gemütlich an Tischen und ließen sich die angebotenen Speisen munden. Die Gaumenfreuden kamen hier auf ihre Kosten.

Scarlett schlenderte mit Dr. Miller am Ufer entlang. Eine Weile schauten sie den Segelbooten hinterher.

»Da ist ein Tisch freigeworden, Miss Scarlett, setzen wir uns dort hin. Der Ausblick ist ideal und es gibt hier gutes Essen.«

»Gute Idee, Doktor.«

»Sagen Sie bitte George zu mir.« Er errötete leicht.

»Mache ich gerne, dann lassen Sie das Miss weg.«

Er nickte.

Das war alles, worüber sie sich unterhielten. George kümmerte sich um die Getränke. Sie waren beim Pasta essen, als eine junge Frau auf sie zugeeilt kam.

»George? Wir haben uns lange nicht gesehen.«

Er stand auf. »Lucie?«

Sie nickte eifrig und umarmte ihn. Obwohl er überrascht wirkte, drückte er sie. »Lucie, wie schön, dich zu treffen. Darf ich vorstellen: Das ist eine liebe Bekannte, Scarlett Södermann, Lucie Brown. Wir kennen uns aus der Studienzeit.«

»Inzwischen Dr. Brown, Neurologin«, sagte sie lachend und reichte Scarlett die Hand.

Ich lasse die beiden alleine. Sicher haben sie sich mehr zu berichten, als George und ich, dachte Scarlett. Zeit, zu verschwinden. »Ich gehe nach Hause, George, ich fühle mich nicht gut.«

»Ich fahre Sie, Scarlett. Muss ich mir Sorgen machen?«

»Überhaupt nicht. Ich habe schlecht geschlafen und gehe zu Fuß, das entspannt.«

»Tut mir leid. Kommen Sie gut nach Hause.«

»Kein Problem, viel Vergnügen«, sagte sie und marschierte los. Sie hatte das Gefühl, dass die zwei sich näher kannten.

Scarlett war am Nachmittag mit Philipp zum Reiten verabredet. Zuvor musste sie sich ausruhen. Dass sie schlecht geschlafen hatte, war nicht gelogen.

Es war dreizehn Uhr, als sie zuhause eintraf. Grandma hatte sich zu einem Nickerchen zurückgezogen. Von Jenny war nichts zu sehen.

Scarlett legte sich in ihrem Zimmer aufs Bett und telefonierte mit ihrer Mutter, die wenig Zeit hatte.

»Der Laden läuft gut«, erklärte sie erfreut. »Um die Mittagszeit gehen viele Essen raus. Die ideale Zeit zum Reden, wäre um sechzehn Uhr.«

»Da bin ich unterwegs«, antwortete Scarlett.

»Ich freue mich, wenn du anrufst. Egal zu welcher Zeit. Dein Vater hat gestern Abend mit Grandma gesprochen. Wir sind froh, dass es ihr besser geht. Hab’s gut, Liebes. Bis bald.«

»Danke, Grüße an Papa.« Scarlett wählte noch die Nummer von Micha, aber er meldete sich nicht. Sie fiel in einen leichten Schlummer.


Scarlett und der Lord

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