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Geschockt blickte sie die Blumen an und ließ sie dann zu Boden fallen.

Beide Mädchen starrten mit offenem Mund auf lauter verwelkte, schwarze Rosen.

„Wie eklig!“, schrie Katy und presste die Hände gegen die Wangen.

„Halb verfaulte Blumen“, stöhnte Selena. „Echt makaber!“

Dann bemerkte sie den kleinen, weißen Umschlag, der unter das Gummiband geschoben war, das die schlaffen Stängel zusammenhielt. Sie beugte sich hinunter und hob ihn auf. Mit zitternden Fingern zog Selena eine mit Schreibmaschine geschriebene Karte heraus und las:

Liebe Selena,

meinen Glückwunsch!

Ich hoffe, Du hast den Applaus genossen, denn es war vielleicht Dein letzter Auftritt.

Wusstest Du schon, dass Du die Schauspielerei aufgeben wirst – um mit mir zusammen zu sein?

Und zwar für immer.

Selena stand wie erstarrt da und blickte auf den schwarzen Strauß hinunter. „Was für ein perverser Einfall!“, rief sie, plötzlich wütend.

Katy hielt sich die Nase zu. Der faulige Gestank der Blumen war kaum zu ertragen. „Warum sollte jemand so etwas tun?“

Selena überflog noch einmal die Nachricht. „Schau dir das an!“ Sie tippte unten auf die Karte. Dort befand sich keine Unterschrift, sondern ein leuchtend orangefarbener Aufkleber, der die Form einer Sonne hatte. Selena kratzte mit dem Fingernagel daran herum.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Katy.

Selena zuckte mit den Achseln. „Es ist nur ein Aufkleber. So ein Sticker, wie ihn kleine Kinder sammeln.“

„Aber was soll er auf der Karte?“, beharrte Katy.

„Wen interessiert das schon?“, fauchte Selena. Mit angehaltenem Atem hob sie den widerlichen Strauß auf und warf ihn in den Mülleimer in der Ecke des Umkleideraums. „Wahrscheinlich ist das nur ein dummer Witz.“

„Ein Witz?“, rief Katy. „Spinnst du? Wer sollte wohl halb verfaulte Blumen für witzig halten?“

„Jemand mit einem ziemlich abartigen Humor“, antwortete Selena. „Jemand wie … wie Jake!“

„Was? Jake?“

„Seitdem wir Kinder waren, spielt er mir doch ständig Streiche.“

„Mag sein, aber das hier ist nicht sein Stil“, gab Katy zu bedenken. „Und außerdem glaube ich nicht, dass Jake im Moment in der Stimmung für dumme Streiche ist.“

„Und warum nicht?“

„Ist es dir denn nicht aufgefallen?“, fragte Katy. „Jake verhält sich in letzter Zeit echt merkwürdig. Heute ist er total in die Luft gegangen, nur weil ich ihn gebeten habe, mir eins der Requisiten zu geben.“

„Stimmt. Er sah auch ziemlich erschöpft aus“, meinte Selena. „Ich möchte mal wissen, was mit ihm los ist.“ Während sie ihrer Freundin zum Parkplatz folgte, grübelte sie weiter darüber nach.

„Ich glaube immer noch, dass Jake mir die Blumen geschickt hat“, nahm Selena den Faden wieder auf, als sie vor Katys Wagen standen, der unter einer großen, alten Eiche geparkt war. „Nachher werde ich ihn fragen.“

Selena fröstelte, als sie darauf wartete, dass Katy die Wagentür öffnete. Es war eine kühle, bedeckte Nacht, und die Äste der Bäume tanzten im heftigen Wind.

„Ich hoffe auch, dass es Jake war“, seufzte Katy und zog die Autoschlüssel aus der Jackentasche. „Aber diese Nachricht klingt, als hätte sie jemand geschrieben, der ziemlich durchgeknallt ist.“

Als Katy vom Parkplatz fuhr, war Selena im Geiste bereits bei der Frühjahrsaufführung. Sie sah schon genau vor sich, wie sie das Vorsprechen beginnen würde, welche Szenen sie auswendig lernen würde …

„Erde an Selena. Bitte kommen!“ Katys Stimme unterbrach ihre Gedanken.

„Hä?“ Selena blinzelte ihre Freundin verwirrt an.

Katy prustete laut los. „Wo bist du eigentlich mit deinen Gedanken?“, rief sie. „Wenn du die ganze Nacht im Auto sitzen bleibst, kannst du dich schlecht für die Party umziehen.“

„’tschuldigung“, murmelte Selena, die erstaunt feststellte, dass sie bereits vor ihrem Haus in der Fear Street parkten. „Ich habe nur gerade an Romeo und Julia gedacht.“

Katy verdrehte die Augen. „Hast du eigentlich noch irgendwas anderes im Kopf außer dem Theater?“

„Na ja, ab und zu denke ich auch mal an Jungen“, witzelte Selena. Sie ging vor ihrer Freundin den unebenen Plattenweg zum Haus hoch, öffnete die Tür und schaltete das Licht an. „Schade, dass Mom diesen Monat Spätdienst hat“, seufzte sie. „Ich hätte mir so gewünscht, dass sie sich die Aufführung ansieht.“

„Beim nächsten Stück ist sie bestimmt dabei“, sagte Katy tröstend.

„Falls ich die Rolle bekomme“, erinnerte Selena ihre Freundin. Sie rückte den abgetretenen Läufer im Flur zurecht und stieg die quietschenden Treppenstufen hoch.

„Was für eine Bruchbude“, dachte Selena. Sie hasste es, in einem solch schäbigen Haus zu leben, aber sie wusste auch, dass ihre Mutter sich nichts Besseres leisten konnte. Seit Selenas Vater gestorben war, war das Geld knapp.

„Wer sollte denn sonst die Julia spielen?“, beharrte Katy und folgte Selena in ihr Zimmer. „Okay, Alison ist gut, aber nicht so gut wie du. Das behauptet sie sogar selber.“

„Das sagt sie doch nur aus Höflichkeit“, antwortete Selena und warf ihren Rucksack auf die rosa und weiß gemusterte Überdecke ihres Bettes.

Katy setzte sich daneben. „Ich könnte dir helfen, deinen Text für das Vorsprechen zu lernen“, bot sie an.

„Mal sehen“, erwiderte Selena ausweichend. Dabei wusste sie jetzt schon, dass sie keine Hilfe wollte – sie lernte ihren Text lieber alleine. „Warum sprichst du nicht auch für eine Rolle vor?“, schlug sie Katy vor. „Es zwingt dich doch niemand, bei der Bühnencrew mitzumachen.“

Katy schnaubte abwehrend. „Ich bin doch viel zu dick für die meisten Rollen.“ Sie hatte ungefähr zehn Kilo Übergewicht und war deswegen sehr unsicher.

„Warum machst du dich selber immer so schlecht?“ Selena versuchte, sich ihren Ärger nicht anmerken zu lassen. „In diesem Stück gibt es jede Menge Rollen, die für dich infrage kämen. Vielleicht könntest du Julias Amme spielen.“

Als ihre Freundin keine Antwort gab, griff Selena nach einem Wattepad und begann, sich abzuschminken.

„Selena?“, fragte Katy nach einer Weile. „Als wir noch klein waren, hättest du dir da jemals träumen lassen, dass du einmal so beliebt sein würdest?“

„Natürlich nicht“, antwortete Selena. „Ich habe geglaubt, ich würde immer dick und schüchtern bleiben.“

„Wie ich“, murmelte Katy.

Selena ignorierte sie. „Aber als ich anfing, mich fürs Theaterspielen zu interessieren, habe ich aufgehört, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, ob die anderen mich mögen. Ich wollte nur noch eine gute Schauspielerin sein.“

„Es ging alles so schnell“, bestätigte Katy leise. „Ich meine, du hast einen Schauspielkurs belegt – und das war’s! Du hast abgenommen, angefangen, mit Danny auszugehen, und gleich im ersten Stück, in dem du mitgespielt hast, warst du der Star.“

„Ich hatte doch nur Glück“, wandte Selena ein. „Das Mädchen, das die Hauptrolle hatte, musste damals die Schule verlassen.“

„Mag sein“, erwiderte Katy. „Aber jeder weiß, dass du die beste Schauspielerin der ganzen Highschool bist. Vielleicht hast du sogar das Zeug für eine professionelle Karriere.“

Katy ließ sich gegen einen Stapel Kissen sinken und seufzte tief auf. „Ich hoffe, du wirst niemals so berühmt, dass du nicht mehr meine Freundin sein willst.“

„Natürlich nicht!“, rief Selena. „Wenn ich später mal den Oscar gewinne, werde ich aufstehen und sagen: ,Ich möchte meiner besten Freundin Katy Jensen danken, deren Bereitschaft, auf den Beleuchtungssteg zu klettern, all dies erst möglich gemacht hat.‘“

Sie lachten beide.

Nachdem Selena sich abgeschminkt hatte, öffnete sie ihren Kleiderschrank und zog ein Paar Jeans und einen grünen Pullover heraus.

„Sind die Jeans neu?“, fragte Katy. „Welche Größe ist das? 34?“

„Nein, Größe 38“, antwortete Selena lachend. „So dünn bin ich nun auch wieder nicht.“

„Im Vergleich zu früher schon“, bemerkte Katy spitz. „Und im Vergleich zu mir erst recht.“

„Du könntest ja auch abnehmen“, schlug Selena vor. „Ich bin schließlich keine Diät-Göttin oder so was. Probier’s doch mal!“

„Na klar – schaff ich doch locker!“, spottete Katy.

„Das meine ich ernst“, beharrte Selena. „Ich habe abgenommen, weil ich unbedingt Theater spielen wollte. Mir war klar, dass ich keine Hauptrollen bekommen würde, wenn ich nicht endlich aufhören würde, so viel zu essen.“

„Das ist der Unterschied zwischen uns“, meinte Katy wehleidig. „Mich hat eben noch nie etwas so fasziniert wie dich das Theaterspielen.“

Selena warf ihrer Freundin einen ärgerlichen Blick zu. „Dann such dir doch etwas, was dich interessiert“, sagte sie leicht genervt. Geschickt nahm sie ihr Haar zurück und fasste es mit einem grünen Band zusammen. „Wie sehe ich aus?“, fragte sie.

„Wunderbar“, antwortete Katy. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Wir sollten uns besser auf den Weg machen.“

„Ich möchte aber auch nicht zu früh da sein“, meinte Selena. „Wir …“

Sie brach ab, als es gegen ihr Zimmerfenster klopfte.

Es war ein zaghaftes Klopfen, das immer lauter wurde. Dann folgte ein dumpfer Schlag.

Selena fuhr herum. Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. „Katy …“, stieß sie hervor. „Da ist jemand am Fenster! Jemand beobachtet uns!“

Fear Street 43 - Lampenfieber

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