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1.03 Kapital ist out, Geld ist in

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Viele Jahre lang haben kritische Geister über das Kapital nachgedacht. Das Kapital bezeichnet nicht nur Geld, sondern auch Sachgüter, die zur Produktion verwendet werden. Das Kapital ist gleichzeitig der Titel des Hauptwerks von Karl Marx und somit ein Kampfbegriff geworden, genau wie Kapitalist und Kapitalismus. Will man mit marxistisch orientierten Leuten über Veränderungen in der Finanzwirtschaft reden, bekommt man die Standard-Antwort: Da musst du erst mal den Kapitalismus abschaffen. Das führt zu endlosen Debatten, die zur Voraussetzung haben, dass man das Kapital von Karl Marx studiert hat, sonst kann man nicht mitreden.

Deshalb wollen wir nur vom Geld reden. Geld in seiner Form als Münze oder Geldschein kennt jedes Kind. Es ist fast überall greifbar und, was oft verkannt wird, es befolgt einfache Regeln der Mathematik. Dabei ist Geld eine der genialsten Erfindungen des Menschen. Ähnlich vielseitig wie das Rad. Geld ist wie das Rad universell einsetzbar und niemand weiß, wer es erfunden hat.

Mit dem Rad hat das Geld außerdem gemeinsam, dass es mit wenigen markanten Eigenschaften zu beschreiben ist. Schauen wir uns das Rad an einem Fahrrad an. Wir können, abgesehen von den Speichen, der Felge und der Bereifung drei Eigenschaften des Rades erkennen:

Das Rad ist rund,

es sitzt auf einer Achse und

es ist beweglich, genauer gesagt, es kann sich um die Achse drehen.

Das ist schon alles. Dann kann das Rad, wenn es stabil genug ist, Lasten tragen. Es kann auch andere Räder und die Zeiger einer Uhr bewegen oder die Kräfte von Wind und Wasser aufnehmen und weitergeben. Räder sind das wichtigste Element der klassischen Technik.

Geld hat eine ähnlich fundamentale Rolle in der Wirtschaft, aber seine Funktionsweise ist schwieriger. Geld ist nämlich mal so, mal so und in seinem Wesen abstrakt. Es tritt in verschiedenen Formen in Erscheinung, wie wir schon an der Ladenkasse im Supermarkt gesehen haben. Das ist ähnlich wie mit der Energie, die tritt auch in verschiedenen Formen auf und das Verständnis, was Energie ist, wird dadurch erschwert.

Oft bleibt das Geld auch unsichtbar. Dadurch wirkt es geheimnisvoll. Doch das Geheimnis liegt nicht im Geld selbst, die Geheimnistuerei geht von seinen Besitzern aus. Sie wollen uns verheimlichen, wie viel sie haben, wo das Geld herkommt und was sie damit machen. Wer sein Geld auf rechtschaffene Weise verdient hat, es korrekt versteuert und nicht für Bestechung, Bordellbesuche oder Schönheitschirurgie ausgibt, der braucht solche Geheimnisse höchstens, um sich gegen Neid zu schützen.

Aber egal, wo das Geld herkommt, wie es aussieht, wozu es verwendet wird und wo es versteckt ist, das interessanteste daran ist immer die Zahl: Die Zahl auf den Münzen, die Zahlen auf Geldscheinen, die Zahlen auf dem Konto, Zahlen in der Bilanz oder Kurse an der Börse, das Budget des Staates. Geld ist immer durch eine Zahl gekennzeichnet und die Zahl ist das Wichtigste.

Diese Zahl, die den Betrag ausmacht, kann durch rein informelle Buchungen mit EC-Karte oder als digitale Überweisung in Bruchteilen von Sekunden von einem Konto zum andern wandern. Das geschieht auch im großen Stil, rund um den Globus, und dieser Vorgang ist die unsichtbare Basis der Globalisierung.

Das ist nur möglich, weil Geld als reine Zahl sehr leicht zu übermitteln und zu verrechnen ist. Doch die Bedeutung des Geldes ist damit noch nicht zu fassen. Zahlen können alles mögliche bedeuten: Mengen, Zeiten, Temperaturen, Fußballergebnisse. Beim Geld meint die Zahl den Betrag in einer Währung: Taler, Dollar, Yen oder Euro.

Weil wir ständig mit Geld umgehen, ist es uns so vertraut wie Luft und Wasser. Geld ist überall, weil es beweglich ist, wie das Rad. Beweglichkeit ist auch für Geld ein Grundmerkmal.

Und dann kommt noch etwas Wesentliches hinzu, analog zur Achse des Rades. Die Achse schränkt die Beweglichkeit ein und strukturiert sie. Die Bewegung von Geld benötigt eine Eigenschaft, die nicht so leicht zu verstehen ist: Das ist die Akzeptanz. Geld muss allgemein akzeptiert sein, sonst kann es nicht wandern.

Wir wollen die Eigenschaften zusammenstellen, die für alle Formen des Geldes die gleichen sind.

1. Geld ist eine Zahl, man nennt sie den Betrag.

2. Es hat eine Einheit, das ist die Währung: Dollar, Euro, Renminbi, Franken, Pfund, Yen, Rubel, Peso oder Saudi-Rial.

3. Das Geld ist beweglich. Es wandert von Hand zu Hand oder von Konto zu Konto, von Bank zu Bank. Die Zahl wird mit plus und minus verrechnet, die Menge bleibt erhalten.

4. Geld wird auf dem Markt als Maß für einen Wert akzeptiert und zwar von allen, die das Geld annehmen und weitergeben.

Diese letzte Eigenschaft, die Akzeptanz, ist entscheidend. Geld ist kein Wert an sich. Geldscheine sind nur Papier, aber sie haben einen Wert unter denen, die diesen Wert akzeptieren. Geld hat keinen Wert für die Ureinwohner am Amazonas oder für eine Marathonläuferin, die beim olympischen Wettkampf von Durst geplagt wird.

Der persönliche Wert, den Geld für jemanden darstellt, ist dagegen etwas anderes. Dieser Wert ist Ansichtssache. Wer Milliarden an Vermögen hat, für den sind Millionen wie Kleingeld. Trotzdem ist im Umgang mit dem Geld beim Warentausch immer die Zahl entscheidend, nicht die subjektive Wertschätzung.

Leben im Geldüberfluss

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