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KAPITEL 1

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South Norwood, London, 1895

Der Regen klatschte den Männern in der Dunkelheit ins Gesicht und ließ den Schlamm, in dem sie knöcheltief standen, an ihren Stiefeln und Regenmänteln empor spritzen.

Der ehemals gepflegte Rasen sah im Licht der rings um am Boden aufgestellten Öllampen wie ein verdammter Kartoffelacker aus, in dem eine verzweifelte Horde hungriger Iren gewühlt hatte, dachte Police Inspector Walter Hughes.

Er stand im Dunkeln, in seinen wetterfesten Macintosh gehüllt, unter einem der alten Apfelbäume im verwilderten Garten des Hauses Nummer 27 Tennison Road, South Norwood und sah den beiden fluchenden Constables beim Graben zu. Seinen Schirm hatte er bereits in die Zweige gehängt. Der nützte ihm bei diesem Wetter ohnehin nichts. Der Regen schien aus allen Richtungen zu kommen.

Er hätte es gleich wissen müssen, dass dieser Tag kein gutes Ende nähme. Seine Frau war beim Frühstück schon zu freundlich gewesen. Und die plärrende Kinderschar der Nachbarn hatte um halb sechs am Morgen, als er sich aus dem Bett ins Bad gequält hatte, nicht wie sonst angeschlagen, wie eine Meute scharfer Hunde. Selbst als er sich an den Küchentisch gesetzt hatte, um die Zeitung zu lesen, war es nebenan mucksmäuschen still gewesen.

Wenn er an Mr Dawson, den kleinen aufgeregten Mann, dachte, der mittags auf der Wache aufgetaucht war und etwas von verschwundenen Nachbarn gefaselt hatte, stieg ihm jedes Mal eine Woge Magensäure wie Magma seine Speiseröhre hinauf.

An jedem anderen Morgen hätte Hughes den Mann und dessen verschwundene Nachbarn vermutlich an Police Sergeant Upright verwiesen, der sowieso viel besser darin war, als er, den mitfühlenden Dorfpolizisten zu spielen. So jedoch war er seiner guten Stimmung wegen nicht auf Zack gewesen. Statt Upright zu rufen, der irgendwo Aktennotizen verglich und sortierte – eine von Hughes Lieblingstätigkeiten – hatte er dem kleinen nervösen Mann einen Tee eingeschenkt und sich seine Geschichte angehört: Sein Name sei Dawson. Und es gäbe da ein Haus in der Tennison Road. Er mache sich um den Verbleib der Eigentümer sorgen. Sie seien verschwunden. Nur zwei Erdhügel seien übriggeblieben. Und die sähen wie Gräber aus.

Der Mann hatte sich weder beruhigen noch abwimmeln lassen. Und obwohl Inspector Hughes sicher war, dass nichts dahintersteckte, war er letzten Endes doch mit dem Mann in die Tennison Road gefahren und hatte sich das Haus und die vermeintlichen Gräber im Garten zeigen lassen.

*

Die beiden Erdhaufen lagen im weitläufigen, dicht bewachsenen Garten des Anwesens auf dem einzigen freien Flecken, der nicht mit Obstbäumen oder Strauchwerk bewachsen war, einer Art Lichtung. Das Haus selbst schien verlassen.

Doch von außen wies nichts darauf hin, dass hier etwas Kriminelles vor sich gegangen war. Die Hintertür, die auf eine kleine, überdachte Veranda führte, war ordnungsgemäß verschlossen. Ebenso die Haustür. Und sämtliche Fenster waren ebenfalls geschlossen und augenscheinlich unversehrt.

Die beiden Erdhaufen jedoch waren ungewöhnlich, das musste Hughes dem Mann lassen.

»Wer sind die Leute, die hier wohnen?« Hughes rieb sich seinen vom Hochstarren schmerzenden Nacken.

»Meine Nachbarn, das habe ich Ihnen doch bereits auf dem Revier erklärt.« Der Mann zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf, so als spräche er mit einem begriffsstutzigen Kind.

Hughes ließ sich davon nicht aus der Fassung bringen. Er zog sein Notizbuch aus der Tasche und sagte: »Der Name?«

»Dawson«, antwortete Mr Dawson.

»Nicht Ihrer, Mann!« Hughes schloss die Augen. »Der der Nachbarn.«

»Ah, ja. O’Hanlon.«

»Und weiter?«

»Nichts weiter«, sagte Mr Dawson. »Einfach O’Hanlon.«

»Sind Ihnen die Vornamen nicht bekannt?«

»Doch, doch. Sicher.« Er nickte.

Hughes sog hörbar die Luft ein und schnaufte. »Und, Mr Dawson, wie lauten sie?«

»Nun, Sarah und Michael natürlich. Das ist das Haus von Sarah und Michael O’Hanlon. Das habe ich doch alles schon auf dem Revier erzählt.« Wieder zog er die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf.

»Alter?«

»Schwer zu sagen.« Mr Dawson sog die Unterlippe ein, derweil er nachdachte. »Beide älter jedenfalls.«

Hughes ließ den Schreibblock sinken. Wenn sie so weiter machten, würden Sie noch morgen hier stehen. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn ich Ihnen nicht alles aus der Nase ziehen müsste, Sir.«

»Nun, ich kann doch nicht wissen, was Sie so alles interessiert.«

»Welchen Wein Sie zum Braten bevorzugen und mit welcher Handarbeit Ihre Frau die Abendstunden zubringt können Sie auslassen«, knurrte Hughes. »Wann wurden die fraglichen Personen zuletzt gesehen? Seit wann lebten sie hier? Wer war die letzte Person, die Kontakt zu ihnen hatte? Und: Was macht Sie so sicher, dass sie nicht einfach für eine Weile verreist sind? Das Mr Dawson sind einige der Dinge, die mich interessieren.«

»Ich wohne gleich drüben auf der anderen Straßenseite«, begann Mr Dawson und wies grob in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Die O’Hanlons sind meistens für sich. Leben hier ganz allein. Seit zwanzig, fünfundzwanzig Jahren.«

»Irgendwelche Bediensteten? Jemand, der sich um das Haus kümmert?«

»Sie hatten mal eine Zugehfrau, soweit ich sagen kann. Aber die kommt seit etwa einem Monat auch nicht mehr her. Jedenfalls habe ich sie nicht gesehen seitdem. Und die O’Hanlons auch nicht. Seit drei Tagen nicht mehr – beide nicht. Und sie sind ganz bestimmt nicht plötzlich verreist.«

»Was macht Sie da so sicher?«

»Sie verreisen nie. Außerdem hat Michael – das ist Mr O’Hanlon – neulich erst zu Mr Conan Doyle gesagt, er wolle ihn diese Woche wegen irgendeiner Sache aufsuchen.«

»Wer ist Mr Conan Doyle?«, fragte Hughes, dem der Name vage bekannt vorkam.

»Arthur Conan Doyle, der berühmte Autor«, sagte Mr Dawson. »Er wohnt nur ein paar Häuser die Straße rauf. Sherlock Holmes und so weiter.«

»Tatsächlich?« Hughes war beeindruckt. »War er mit den O’Hanlons bekannt?«

»Nun, so bekannt, wie wir alle hier, will ich meinen. Wir können uns einer ausgezeichneten Nachbarschaft rühmen, wenn ich das so sagen darf. Und er wars ja auch, der mich gebeten hat, wegen der Sache zur Polizei zu gehen.«

»Warum ist Mr Conan Doyle nicht selbst zu uns gekommen? Warum schickte er Sie, Mr Dawson?« Insgeheim ärgerte er sich darüber.

»Er ist ein vielbeschäftigter Mann, Inspector.«

»Das erklärt es natürlich«, knurrte Hughes. »Sie verfügen über reichlich Zeit, nehme ich an. Ich benötige natürlich Mr Conan Doyles Adresse.« Er würde den berühmten Mann schon noch zu Gesicht bekommen. »Wir werden ihn ebenfalls befragen müs-

sen.«

»Wohnt in Nummer 12«, sagte Mr Dawson.

Hughes notierte das, steckte dann Block und Bleistift in seine Uniformjacke und schob sich die Dienstmütze zurecht.

»Was werden Sie jetzt wegen dieser Gräber unternehmen?«, fragte Mr Dawson.

»Augenblicklich sind es für mich nur zwei Erdhügel, Mr Dawson«, sagte Hughes. Doch der kleine blasse Mann hatte Recht. Sie wirkten merkwürdig hier in diesem Garten. Sie würden sie untersuchen müssen.

*

Und genau das taten sie jetzt, viele Stunden später.

Der Regen prasselte noch immer vom Nachthimmel.

Wäre seine Frau doch nur mürrischer gewesen, dachte Hughes. Hätten die Blagen der Barnsleys doch bloß gelärmt wie immer. Ach, hätte er wegen des ungewöhnlich angenehmen Morgens doch nur nicht so verdammt gute Laune gehabt. Dann würde er jetzt gemütlich in seinem Bürostuhl am Schreibtisch sitzen, dem Trommeln des Regens lauschen, wie er aufs Dach und gegen die Fenster prasselte, und in aller Ruhe einen heißen Tee trinken.

Stattdessen stand er nun hier in der Dunkelheit, völlig durchnässt und beaufsichtigte die Constables Bernard und Hutchins dabei, wie sie auf einen einfachen Verdacht hin zwei vermeintliche Leichen ausgruben.

Es wäre komisch gewesen, wenn er die Geschichte von einem seiner Kollegen gehört hätte. So war es einfach nur lächerlich und noch dazu außerordentlich unangenehm.

»Wenn es so weiterregnet, brauchen wir ’ne Pumpe!«, rief Hutchins gegen das Heulen des Windes an. »Sieht aus wie’n verdammter Gartenteich!« Er stand in dem länglichen Loch, an dem er grub, mittlerweile knietief im Wasser. Er warf einen Blick zur Seite, wo Constable Bernard die Schaufel schwang. »Weiß nicht, ob das heute noch was wird, Sir. Das Wasser löst die Erde auf, und der ganze Schlamm läuft wieder in das Loch zurück.«

»Dann hören Sie auf zu klagen, Constable und sehen Sie zu, dass sie schneller Graben.« Hughes konnte das Gejammer nicht leiden. Jammerte er? Nein, das tat er nicht. Obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte. Derweil seine Kollegen im Regen schwitzten, stand er sich die Beine in den Bauch und fror zum Gotterbarmen. »Wer von euch als erster auf sechs Fuß runter ist, bekommt auf der Wache einen Grog.«

Bernard lachte und warf eine Schaufel Schlamm über die Schulter nach hinten. Sie klatschte gegen den Stamm zweier dicht stehender Apfelbäume. »Es ist gegen die Regeln, im Dienst Alkohol zu trinken, Sir.«

»Wer sagt denn, dass in dem Grog Alkohol drin ist?« Hutchins rammte die Schaufel in den aufgeweichten Boden und stützte sich mit beiden Armen darauf. »Ist Alkohol drin, Sir?«

Hughes blickte ihn an, als sei er schwachsinnig. »Nein«, sagte er kalt.

Er nahm nicht an, dass bei der Graberei viel herauskam. Die Frage war nur, woher die Erde für die Hügel gekommen war. Nirgendwo sonst im Garten gab es Aushebungen. Wenn es sich – und da war er sich absolut sicher – bei diesen Erdhaufen nicht um menschliche Gräber handelte, woher war dann bloß diese ganze Erde gekommen?

»Ich glaub, ich bin da auf was gestoßen!«, rief Hutchins, der, verdreckt, wie er war, aussah, als sei er in letzter Sekunde einem heimtückischen Sumpfloch im Moor entronnen. Er nahm die Schaufel in beide Hände und rammte sie abermals einige Male in den Boden. »Da ist eindeutig ein Widerstand, Sir.«

Hughes verließ seinen Platz unter dem Baum und trat an das ausgehobene Schlammloch heran. »Worauf warten Sie, Mann?«, sagte er. »Graben Sie weiter. Weiter.« Er schickte ein stilles Stoßgebet gen Himmel und hoffte inständig, dass es sich bei dem Widerstand, was immer er sein mochte, nicht um eine Leiche handelte.

Hutchins grub derweil weiter. »Ich hab es gleich, Sir!«, rief er. Schlamm und grobes Erdreich sprenkelten Hughes Stiefel, als Constable Hutchins eine weitere Ladung Abraum aus dem Grab schaufelte.

»Können Sie schon was erkennen?«

»Nein, Sir«, stöhnte Hutchins. »Allerdings scheint es was Größeres zu sein. Und steinhart«, fügte er hinzu. Die Schaufel kratzte kreischend über den vergrabenen Gegenstand. »Könnte eine Metallkiste sein, so wie das klingt.«

Mit einer Metallkiste kann ich leben, dachte Hughes. »Solange Sie mir keine Leiche hier raufbringen, bin ich mit allem zufrieden.« Eine Leiche bedeutete Lauferei und unendlichen Papierkram. Und zu beidem hatte er keine Lust. Hughes hatte sich nicht ohne Grund nach South Norwood versetzen lassen. Hier gab es keine unvorhergesehenen Leichen. Jedenfalls keine, die in sein Ressort fielen. »Und?«

»Sekunde, Sir.« Eine weitere Schaufel Schlamm flog aus der Grube und rieselte in hohem Bogen in die Büsche. »Ich könnte etwas Licht gebrauchen.«

»Sie kriegen eine Lampe, wenn es tatsächlich was zu sehen gibt«, blaffte Hughes.

Ein enttäuschtes Grummeln, das Hughes nicht einordnen konnte, kam aus der Grube. »Was ist da unten, Constable?«, fragte er.

»Ach – es war wohl doch nichts. Bloß ein großer Stein.« Er warf ihn zur Seite und grub wenig enthusiastisch weiter.

Was Inspector Hughes betraf, so war er mehr als zufrieden damit. »Wie tief sind Sie?«

»Fünf Fuß vielleicht«, gab Hutchins zur Antwort.

»Und bei Ihnen Bernard?«

Constable Bernard, der abgewartet hatte, was Hutchins zu Tage fördern würde, schnappte sich knurrend seine Schaufel und machte sich wieder an die Arbeit. Sein Loch war noch nicht sonderlich tief. »Ist verdammt hart die Erde auf meiner Seite, Sir. Meinen Sie wirklich, das Ganze hat Sinn?«

»Sie graben weiter, bis wir auf sieben Fuß runter sind«, sagte Hughes und schüttelte sich in seinem Macintosh wie ein nasser Hund. »Wenn wir bis dahin nichts gefunden haben, gibt es hier nichts zu finden.«

So vergingen die nächsten anderthalb Stunden.

Es war halb elf in der Nacht – der Regen hatte in all der Zeit nicht einen Augenblick lang aufgehört, war allerdings in ein schwaches Nieseln übergegangen und es war den beiden Constables gelungen, das meiste Wasser aus den Gruben zu entfernen – da stieß Constable Hutchins einen freudigen Schrei aus. »Ich glaube, ich hab da wieder was. Scheint was Richtiges zu sein diesmal!«

Das Loch, in dem er stand, war gut sieben Fuß lang und jetzt so tief, dass bloß noch Hutchins Kopf herausschaute. Und der verschwand jetzt auch hinter der Kante, als er sich hinunter beugte.

»Was haben Sie?« Hughes schnappte sich eine der Lampen und war mit drei Schritten bei ihm. Er spähte in die Tiefe, wo Hutchins auf den Knien liegend mit beiden Händen Schlamm und Erde beiseiteschob. »Ja, was ist da unten?«, fragte Constable Bernard, der aufhörte zu graben und wie ein Maulwurf aus seinem eigenen Loch zu ihnen herüberäugte.

»Fühlt sich an, wie Holz.« Hutchins stand auf und streckte den Arm in die Höhe. »Geben Sie mir doch mal die Lampe, Sir.«

Hughes ging in die Hocke, reichte sie ihm und der Constable tauchte damit abermals in die Grube hinab.

Constable Bernard war mittlerweile aus seinem Loch herausgeklettert und verrenkte sich fast den Hals, als er, neben dem Inspector stehend, in die schwach erleuchtete Grube blickte.

»Verflucht, Sir!« Hutchins klang erschrocken.

»Was?«

»Da ist eine Holzkiste.«

»Sind Sie diesmal sicher?«

»Todsicher, Sir«, erwiderte Hutchins.

»Ist sie groß?«

»Ziemlich groß.«

»Wie sieht sie aus?«

»Kommen Sie runter, Sir, und sehen Sie sich das an.«

Das war ganz und gar nicht nach Hughes Geschmack. Es reichte, dass er hier seit Stunden in der Kälte im Regen stand und die Arbeit der beiden Constables beaufsichtigte. Er war Inspector. Er wurde nicht dafür bezahlt, sich im Dreck zu suhlen. Das war etwas für die Sergeants und Constables.

»Beschreiben Sie mir, was Sie sehen«, sagte Hughes laut und hüstelte pikiert. Dann sah er zu, wie Hutchins die Laterne am Boden abstellte, sich wieder auf die Knie sinken ließ und so gut es ging mit den Handkanten den restlichen Schlamm wegwischte.

Für einen kurzen Augenblick, ehe das braune Wasser es wieder zuschwemmte, blitzte etwas am Boden auf, das im Schein der Laterne golden oder silbern geschimmert hatte.

»Ham Sie das gesehen, Sir?«, fragte Bernard?

»Wischen Sie es ganz weg«, knurrte Hughes. »Gut möglich, dass die alten Leute hier ihre Schätze vergraben haben.« Oder das, was sie dafür hielten, fügte er im Geiste hinzu. Die Menschen waren seltsam. Sie vergruben alles Mögliche im Boden. Die Alten allemal.

»Da wo die hingegangen sind, brauchen sie keine Schätze mehr«, entgegnete Hutchins ernst. Sein Kopf tauchte am Rand des Loches auf. In der Hand hielt er die Öllampe. »Das ist ein Sarg, Sir.«

Hughes glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. »Was zum Teufel meinen Sie mit: Das ist ein Sarg?«

»Na, so, wie ich es sage.« Er schwenkte die Lampe und verschwand wieder in der Grube. »Hier ist ein Sarg vergraben, Sir.« Hutchins Stimme klang fest und von dem überzeugt, was er sagte. »Die Frage ist nur, wie wir ihn rauskriegen aus dem Loch.«

»Reden Sie keinen Unsinn!«, rief Hughes. Er beugte sich weit über die Kante, um in die Tiefe zu spähen. »Sehen Sie noch Mal genauer hin. Womöglich ist es doch bloß ein größeres Stück Holz.«

»Nein, Sir.« Constable Hutchins Augenbrauen wanderten im Licht der Laterne nach oben, seine Mundwinkel nach unten. »Es ist ein Sarg. Da gibt es kein Vertun. Es sei denn, jemand hat sich einen makabren Scherz erlaubt. Sehen Sie her.« Und er leuchtete mit der Lampe langsam den Boden ab.

Und da sah auch Inspector Hughes das große silberne Kreuz, das in den schwarzen Sargdeckel geprägt war.

Constable Bernard saß mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen neben dem Inspector am Grab. »Wir werden das Loch größer machen müssen, um das Ding zu heben. Sieht nach verdammt viel Arbeit aus.«

Inspector Hughes, dem sich das mit Matsch und Dreck verschmierte Kreuz wie ein Brandzeichen auf die Iris geprägt hatte, stieß Bernard grob mit der flachen Hand gegen die linke Schulter, sodass der der Länge nach in den Dreck fiel.

»Worauf warten Sie, Constable?«, brüllte Hughes. »Halten Sie hier nicht Maulaffen feil. Machen Sie, dass Sie in Ihr Loch kommen, verflucht nochmal. Und sehen Sie zu, dass Sie den verdammten zweiten Sarg auch noch finden.«

Inspector Swanson und das Geheimnis der zwei Gräber

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