Читать книгу Der sechste Hochzeitstag - Robert Cueni R. - Страница 10

VIII. Wunsch und Wirklichkeit

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Zu Beginn unserer Beziehung hatten Marlene und ich einige Male Analverkehr praktiziert, waren aber wieder davon abgekommen, weil der anfangs noch lustvoll empfundene Schmerz Marlene zunehmend den Spaß verdarb. Wenn sie so auf mir, den Rücken zugewandt, halb saß, halb lag, und ich vorsichtig in ihren After eindrang, geilte mich die Vorstellung an, dass nun jemand von vorn an sie herantreten, sie küssen und schließlich mit ihr Sex haben würde.

Marlene wusste von meinen Phantasien. Die mit anderen Frauen lehnte sie strikt ab. Sie war vom Typus eher eifersüchtig und wollte mich für sich allein haben. Das musste ich akzeptieren. Aber es war in Ordnung, weil Marlene eigentlich fast immer Lust auf Sex hatte. Meine ‚Männerphantasien’ mit ihr im Mittelpunkt lehnte sie nicht ab. Allerdings konnte sie damit nicht soviel anfangen oder wollte es nicht. Aber sie hörte sich beim Sex meine gelegentlichen Gedankenspiele ohne Unwillen an, wenn es nicht gerade kurz vor ihrem Orgasmus war und sie dabei störte. Als ich ihr einmal sagte, ich stelle mir gerade vor, in ihrem Becken sei noch warmes Sperma von ihrem vorigen Geschlechtspartner, während ich nun mit ihr schlafe, schien sie nur mehr oder weniger erstaunt über meine Ideen.

Umgesetzt hatten wir diese Ideen nie. Zweimal waren wir mehr oder weniger drauf und dran.

Marlene hatte zu Studienzeiten auf demselben Stockwerk des Studentenwohnheims mit einem Kommilitonen aus Qatar gewohnt, der bei Frauen nicht unbedingt zimperlich schien und so gut wie immer gut drauf war. Schnell hatten wir uns befreundet – und eine Zeitlang mit dem Gedanken gespielt, ihm sexuelle Avancen zu machen. Vor allen während eines mehrtägigen, Lehrgangs-bedingten Auswärtsaufenthalts sprachen wir am Telefon konkret darüber, ihn zu fragen. Allein die Tatsache, sich an getrennten Orten zu befinden und in der kurzen Zeit eines Anrufs aus der Telefonzelle das Thema anzusprechen, turnte mich an. Letztlich ergriffen wir aber nicht die Initiative, sondern erregten uns mehr am Gedankenspiel. Äußerer Anlass war seine neue Beziehung; tatsächlich fehlte uns die Courage. Außerdem scheuten wir davor zurück, zu Beginn unserer eigenen Beziehung ein emotional schwer kalkulierbares Risiko einzugehen.

Das zweite Mal, dass wir kurz davor standen, sexuell neue Wege zu beschreiten, betraf einen ehemaligen Liebhaber von Marlene. Marlene hatte einige Jahre zuvor ein ehebrecherisches Verhältnis mit einem Sanitäter gehabt. Sie trafen sich während seiner Bereitschaftsdienste, und die Treffen liefen meistens auf Sex hinaus. Mit diesem Mann hatte Marlene ihren ersten Analverkehr. Als wir – Jahre später – bei unseren Phantasiespielen ausheckten, wer für einen Dreier in Betracht komme, kam uns ihr ehemaliger Lover in den Sinn. Dieser Gedanke hatte es etwas Prickelndes. Das Verhältnis war beendet und doch nicht richtig bewältigt, es war stark sexuell geprägt gewesen, auch weil eine normale Beziehung aufgrund seiner Ehe ausschied. So war klar, dass ein Aufwärmen alter Leidenschaft, nun in neuer Konstellation, selbst verheiratet und unter Einbeziehung des neuen Partners einen interessanten Psycho-Cocktail unterschiedlichster Empfindungen auslösen würde, ein Spiel mit Gefühlen, das weit über den rein sexuellen Kick hinausgehen würde. Der Gedanke ließ uns nicht los. Schließlich berichtete mir Marlene, sie habe ihn angerufen. Er habe den Wohnsitz gewechselt, weshalb sie erst seine neue Nummer habe herausfinden müssen. Ohne längere Umschweife habe sie erklärt, weshalb sie anrufe. Ob er noch mal mit ihr sexuell werden wolle, nicht allein, sondern zusammen mit ihrem Mann. Aber er habe abgewunken. Er wolle dieses Kapitel nicht mehr aufschlagen; und er wolle unsere Beziehung nicht stören. Bis heute weiß ich nicht, ob dieses Telefonat wirklich stattgefunden hat. Ich hätte es ihr aber zugetraut, eher als dass sie mir etwas vorflunkert. Das hätte Marlene nicht nötig gehabt.

Der sechste Hochzeitstag

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