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Als in den schwülen Augusttagen 1914 der europäische Sturm losbrach, weilte ich an den mecklenburgischen Seen. Ich erlebte das erst bedächtige, dann ungestüme kriegerische Erwachen der Seele einer kleinen Stadt. Ich eilte nach Berlin und wurde Zeuge der unvergesslichen, historischen Nachtstunden unter dem Kaiserlichen Schloss. Sah die feldgrauen Legionen die Linden entlang durchs Brandenburger Tor rücken, mit leuchtenden Augen. Rosen glühten auf den Waffen, die der helle Glaube und die gottergebene Zuversicht einer Nation gesegnet hatte. Unter den Rossen der Dragoner lagen die roten Nelken wie ein Teppich. Blonde Mädchen liefen nebenher, Väter und Mütter standen zu beiden Seiten der Straßen. „Kehrt wieder,“ stammelten die Lippen — blühende und welke. Ich erlebte das tiefe Atemholen eines Volkes, das von einer feindlichen Welt umstellt war. Eingekeilt von Raubstaaten, aufgeteilt bereits von der frivolen Siegessicherheit erdrückender Übermacht. Und dann brach der Sturm los. In Automobilen jagten die ersten Soldaten nach Belgien. Lüttich, Namur, Maubeuge, Metz, Antwerpen! Heilige Tote zeichneten tausendfach den Weg des Sieges. Die Opferschalen der Nation neigten sich, rot von köstlichem Blut. Heilig war der Rausch der Liebe, der Alle ergriff, dreifach heilig: Liebe zur deutschen Erde. Heilig die Treue, die Alle einte. Es war mir nicht vergönnt, unter den Ersten den Marathonlauf der deutschen Waffen mitzumachen. Aber das gewaltige Erleben ließ mich nicht los. Tag und Nacht kochte es im Blut. Da schuf ich, aus dem impulsiven Erleben des flutenden Nachrichtenstromes schöpfend, das „Flammende Land“. Dachte weder an Fortsetzung des Buches noch an endlose Fortdauer der Schlachten, die um Deutschlands Grenzen tobten. Aber der Krieg zog weiter. Weltenweit flammten die Fackeln der Brände und des Jammers. Stampfend zog der Krieg durch Nordfrankreich und Polen. Hinter ihm eggte schon der deutsche Pflug . . . Wieder wurde es Kriegssommer. Gold gab die Erde für Eisen, goldene Ähren. England knirschte. Der Abruzzenräuber schlug mit Eisenfäusten gegen Tiroler Steinwände, in denen habsburgische Adler nisten. Kreuz und Halbmond stehen für westeuropäische Kultur gegen die Pestfahnen des finsteren Mittelalters. — Da gab ich dem Impuls nach und schuf, dem Wunsche meines Verlegers folgend, die Fortsetzung zu dem „Flammenden Land“. Der Erfolg dieses Romanes beim Publikum, die warme Anerkennung der Presse rechtfertigten das kühne Unternehmen. Denn schier unmöglich schien es, den gigantischen Stoff künstlerisch umzuwerten. Und nur ein Versuch kann die Tat genannt werden, die Nibelungenmär dieser Zeit im Rahmen eines Romanes zu binden. Nur Relief durfte die neue Weltgeschichte bleiben. Und so habe ich versucht, den Charakter der Zeit in romantischer Handlung festzuhalten, dem Siegesflattern deutscher Fahnen von Antwerpen bis zu den Karpathen dichterisch gestaltend zu folgen. Sollten mir Irrtümer, Fehler unterlaufen sein, so bitte ich Leser und sachverständige Kritiker um Nachsicht. Ist mir aber dies eine gelungen: Noch in später Zeit ein Echo dieses Weltbebens zu wecken, so will ich mit dem ehrlichen Versuche, das deutsche Buch des deutschen Krieges geschrieben zu haben, zufrieden sein.

Robert Heymann.

Berlin, August 1915.

Gesegnete Waffen

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