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Olaf fand den Artikel im Lokalteil. Er war der Redaktion nicht mehr als eine halbe Spalte wert gewesen. Seit dem Mord war bereits eine Woche vergangen, für ein Blatt mit dem Anspruch, aktuelle Nachrichten zu drucken, eine Ewigkeit.

Die Fahrgäste um ihn herum sahen genervt auf, als er die Zeitung mit lautem Rascheln handgerecht faltete. Dann senkten sie die Blicke wieder. Olaf schickte ein freundliches Lächeln in die Runde, aber alle starrten nur geschäftsmäßig auf ihre Displays.

Natürlich las Olaf auch Online-Zeitungen. Meistens aber brauchte er eine echte in der Hand, wenn er Nachrichten las. Er grinste in sich hinein. Die Leute um ihn herum hielten ihn gewiss für einen technisch zurückgebliebenen alten Herrn, weil er ihnen bedrucktes Papier entgegenhielt. Einer von der Sorte, der an der Supermarktkasse nervte, indem er Kupfermünzen zusammenklaubte, um »es passend zu haben«, statt einfach mit Karte zu zahlen.

Wie man sich doch täuschen konnte. Bis vor wenigen Wochen hatte Olaf als Experte für IT-Sicherheit gearbeitet, lange und erfolgreich genug, um mit Ende fünfzig von einer üppigen Rente leben zu können.

Er rückte die Lesebrille zurecht. Das Mordopfer Kasim Y. war, wie es in dem Artikel hieß, in seinem Reisebüro in Bockenheim mit einem Kopfschuss getötet worden. Alles deute darauf hin, so weiter, dass Kasim Y. geradezu exekutiert worden sei. Die Polizei gehe deshalb von einem Auftragsmord der türkischen Mafia aus. Der Artikel schloss mit einigen Zeilen über die steigende Zahl von Schutzgelderpressungen in Frankfurt.

Olaf ließ die Zeitung auf seinen Schoß sinken. Der Anzugträger gegenüber sah gequält auf die Seiten, die in seine Richtung überhingen, stöhnte demonstrativ auf und zog sein Tablet näher an sich heran. Olaf grinste den Mann an, der aber stur auf seinen Bildschirm blickte und gewichtig tat. Dabei spielte er bloß Candy Crush, das hatte Olaf bei einem zufälligen Blick auf den Bildschirm sehen können.

Türkische Mafia. Olaf wollte zwar weitere Morde aufklären, sich mit der Organisierten Kriminalität anzulegen, war aber ein paar Nummern zu groß für ihn. Das ging weit über seine Möglichkeiten als Amateur hinaus.

Bis vor wenigen Wochen war undenkbar gewesen, dass er einmal hobbymäßig Morde aufklären würde. Auch hatte er sein Leben als Rentner völlig anders geplant gehabt. Ganz gewiss hätte er sich damals nicht für den Altersteilzeitvertrag entschieden, wenn er geahnt hätte, was mit Carola, seiner Frau, passieren würde.

Nun hatte er in seinem neuen Leben sehr viel Zeit, genügend Zeit, um neue Talente zu entwickeln. Wie etwa das Aufklären von Mordfällen. Seine alten, bewährten Talente halfen ihm dabei. Der Handyvirus, den er eigenhändig programmiert hatte, zählte ganz gewiss dazu.

Es war ein Jammer, dass er ihn nicht mehr benutzen durfte.

»Nächster Halt: Konstablerwache.«

Hier musste er umsteigen. Er genoss es ein wenig, mit ausladenden Bewegungen seine Zeitung auf die Ausgangsgröße zurück zu falten und anschließend in der Mitte zu knicken.

»Einen schönen Arbeitstag«, wünschte er den abwesenden Gesichtern um ihn herum.

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