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|11| Mozart und Schikaneder: Zwei Selfmademen ziehen an einem Strang

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Joseph Langes Mozart-Porträt wohl von 1782 : 1789 sollte das Ölgemälde offenbar erweitert werden, um Mozart am Klavier sitzend zu zeigen.

»Eine Oper, die ich mit dem seligen Mozart fleißig durchdachte«, so blickte Emanuel Schikaneder am 14. Juni 1795 auf die Zauberflöte zurück, als er seinem Libretto zu der heroisch-komischen Oper Der Spiegel von Arkadien eine Vorrede voranstellte. Mozart war damals bereits über dreieinhalb Jahre tot, verstorben neun Wochen nach der Uraufführung der Zauberflöte, die im Wiener Vorstadttheater auf der Wieden stattgefunden hatte. Schikaneder wiederum – nicht allein Direktor des Wiedner Theaters, sondern überdies Mozarts Librettist und Uraufführungs-Papageno – sieht sich inzwischen genötigt, mit dieser kurzen Bemerkung auf seinen Anteil am Dauererfolg der Zauberflöte, die bis zur Schließung des Hauses 1801 insgesamt 223 Mal gegeben werden sollte, hinzuweisen. Er reagiert damit auf eine Tendenz in den damaligen Journalen, zwar Mozarts Musik in den Himmel zu heben, um dafür desto härter mit der Textvorlage ins Gericht zu gehen. Man habe schließlich, so Schikaneder in seiner Verteidigungsrede, »Beyspiele genug, daß die besten Musiken bey schlechten Büchern gescheitert sind.« Das nun soll sagen: Hätte er, Schikaneder, mit dem Zauberflöten-Text nicht so gute Arbeit geleistet, hätte selbst ein Mozart mit der Komposition Schiffbruch erleiden können. Schikaneders Selbstlob mag uns heute überheblich scheinen, denn ohne |12| Mozarts Musik wäre von der Zauberflöte längst keine Rede mehr. Gleichwohl hat Schikaneder aus seinem zeitbefangenen Blickwinkel heraus recht: In der Tat war die Zauberflöte ein Gemeinschaftswerk vom Komponisten und seinem Textlieferanten. Das entsprach vollauf Mozarts Arbeitsweise: Bekanntlich pflegte er auch zu dem Librettisten Lorenzo Da Ponte ein enges Arbeitsverhältnis; warum dann nicht auch zu Schikaneder? Was also brachte diese beiden Männer zusammen? Warum konnten sie so gut miteinander? Daraufhin wollen wir nun ihre Biografien befragen und darauf schauen, wo sich Anknüpfungspunkte und Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zeigen.

|13| Jahr Historische Daten Daten zu Biografie und Werk
1756 1. Mai: Der Vertrag von Versailles führt mit dem Bündnis zwischen den französischen Bourbonen und den österreichischen Habsburgern zu einer Neuausrichtung der politischen Allianzen in Europa; 29. August: Beginn des Siebenjährigen Kriegs; Leopold Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule erscheint in Augsburg 27. Januar: Mozart wird als siebtes und letztes Kind des Salzburger Hofviolinisten Leopold Mozart und seiner Frau Anna Maria, geb. Pertl, geboren und am folgenden Tag im Salzburger Dom auf die Namen Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus getauft; er selbst wird in Italien mit Wolfgango Amadeo, ansonsten mit Wolfgang Amadé unterschreiben; zum Zeitpunkt seiner Geburt lebt von seinen Geschwistern nur noch Maria Anna (1751 – 1829), genannt Nannerl
1761 Joseph Haydn wird Kapellmeister in Esterháza Beginn der musikalischen Ausbildung, erste Kompositionen
1762 Glucks Orfeo ed Euridice in Wien Erste Konzertreisen nach München und Wien
1763 15. Februar: Der Frieden von Hubertusburg beendet den Siebenjährigen Krieg 9. Juni: Beginn der mehr als dreijährigen Europareise der Familie Mozart (Rückkehr nach Salzburg am 29. November 1766)
1769 Madame du Barry avanciert zur Mätresse des französischen Königs Ludwig XV.; Geburt Napoleon Bonapartes Im November: Ernennung zum dritten Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle; 13. Dezember: Aufbruch zur Italienreise, die bis Frühling 1771 dauern wird
1770 Heirat Maria Antonia von Habsburgs mit dem französischen Thronfolger und späteren König Ludwig XVI. In Rom Aufnahme in den päpstlichen Orden vom Goldenen Sporn; Uraufführung von Mitridate, re di Ponto KV 87 in Mailand
1771 Tod des Salzburger Fürsterzbischofs Sigismund von Schrattenbach Uraufführung von Ascanio in Alba KV 111 in Mailand
1772 14. März: Wahl von Hieronymus Graf Colloredo zum Salzburger Fürsterzbischof Zur Inthronisierung von Fürsterzbischof Colloredo wird die Azione teatrale Il sogno di Scipione KV 126 aufgeführt
1775 Nach dem Tod seines Großvaters (1774) wird Ludwig XVI. zum König von Frankreich gekrönt Uraufführung von La finta giardiniera KV 196 in München und von Il re pastore KV 208 in Salzburg; die Violinkonzerte KV 211, 216, 218 und 219 entstehen
1777 Gottfried van Swieten, der 1782 Mozart mit Werken von Händel und Bach bekanntmachen wird, wird Präfekt der Hofbibliothek in Wien; Geburt Heinrich von Kleists Mozart reist mit der Mutter über Augsburg nach Mannheim; erste Kontakte zur Familie Weber; Josepha, die älteste Schwester seiner späteren Frau Constanze, wird die erste Königin der Nacht sein
|14| 1778 Eröffnung der Mailänder Scala mit Salieris L’Europa riconosciuta; Tod Voltaires und Rousseaus Weiterreise nach Paris, wo am 3. Juli die Mutter stirbt; auch in geschäftlicher Hinsicht ist die Reise ein Fehlschlag
1779 Druckausgabe von Lessings Nathan der Weise Nach der Rückkehr wird Mozart Hoforganist in Salzburg mit 450 Gulden Jahressalär
1780 Tod Maria Theresias Erste Bekanntschaft mit Emanuel Schikaneder
1781 Als erstes Wiener Vorstadttheater eröffnet das Leopoldstädter Theater; Immanuel Kants Die Kritik der reinen Vernunft Uraufführung des Idomeneo KV 366 in München; Bruch mit dem Salzburger Fürsterzbischof, Mozart lässt sich in Wien nieder
1782 Uraufführung von Friedrich Schillers Die Räuber in Mannheim; Giovanni Paisiellos Il barbiere di Siviglia in St. Petersburg Uraufführung der Entführung aus dem Serail KV 384 in Wien; 4. August: Mozart heiratet trotz des Widerstands seines Vaters Constanze Weber
1783 Die Brüder Montgolfier sorgen in Paris mit ihren Heißluftballon-Experimenten für Furore Ende Juli reist Mozart mit Constanze nach Salzburg, dort Aufführung der fragmentarischen c-Moll-Messe KV 427
1784 Tod Denis Diderots und Wilhelm Friedemann Bachs 14. Dezember: Eintritt in die Freimaurerloge Zur Wohltätigkeit
1786 Goethes Iphigenie auf Tauris in Weimar; Geburt Carl Maria von Webers; Tod Friedrichs II. von Preußen Uraufführung des Schauspieldirektors KV 486 in Schönbrunn und von Le nozze di Figaro KV 492 im Wiener Burgtheater
1787 Schillers Don Carlos in Hamburg; Geburt Louis Daguerres; Tod Glucks 28. Mai: Tod Leopold Mozarts; Uraufführung des Don Giovanni KV 527 in Prag; 7. Dezember: Ernennung zum k. k. Kammermusicus
1788 Geburt Arthur Schopenhauers; Tod Carl Philipp Emanuel Bachs Entstehung der letzten drei Sinfonien KV 543, 550 und 551 (Jupiter-Sinfonie)
1789 14. Juli: Der Sturm auf die Bastille markiert den Beginn der Französischen Revolution Reise nach Prag, Dresden, Leipzig und Berlin
1790 Nach dem Tod Josephs II. wird dessen Bruder Leopold II. Kaiser; Haydn bricht nach London auf Uraufführung von Così fan tutte KV 588 in Wien; Reise zur Kaiserkrönung nach Frankfurt
1791 14. September: Ludwig XVI. leistet den Eid auf die neue Verfassung, Frankreich wird konstitutionelle Monarchie; Geburt Franz Grillparzers und Giacomo Meyerbeers 6. September: Uraufführung von La clemenza di Tito KV 621 in Prag; 30. September: Uraufführung der Zauberflöte KV 620 in Wien; das Requiem KV 626 bleibt unvollendet; 5. Dezember: Mozart stirbt in Wien
Mozart. Die Zauberflöte

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