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Kapitel 6

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„Warum steht dein Auto noch in Phoenix?“, wollte Jack beim Frühstück wissen. Er hatte mitbekommen, wie Aiden zwei unserer Arbeiter mit dem Pickup und einem Anhänger nach Phoenix schicken wollte, um meinen Wagen dort abzuholen.

Ich erklärte die Situation mit so wenig Worten wie möglich.

„Und wer könnte das gewesen sein?“

„Ach Dad, Jeder und Niemand.“

Jeder und Niemand waren schon immer die Schuldigen gewesen, wenn wir keinen solchen hatten benennen können. Und normalerweise rief die Antwort ein Schmunzeln auf Jacks Gesicht, weil sein Vater, Jack Senior, schon immer diese Beiden ins Spiel brachte. Jeder hatte Unordnung gemacht, aber Niemand räumte auf. Doch dieses Mal blieb Jacks Gesicht ernst.

„Ich hatte gehofft, du hättest aus deinen Fehlern gelernt, Jacklyn. Aber ich fürchte, es hilft doch nur eine Ausgangssperre.“

Mein Blick traf Aidens Blick. Nur kurz. Er schlug die Augen nieder. Ich fand keine Hilfe bei ihm. Er schien auch der Meinung zu sein, dass ich die Ranch besser nicht verlassen sollte.

„Das ist nicht dein Ernst, Jack!“

Ich wollte es nicht glauben.

„Was soll ich tun? Wenn du nicht auf mich hörst? Hatten wir nicht genug Ärger, Jacklyn?“

Ja, wir hatten genug Ärger mit mir gehabt. Und jetzt reichte es mir auch. Ich hatte selbst keine Lust auf weitere Erlebnisse dieser Art. Keine Ahnung, was ich hätte tun sollen, wenn Aiden nicht da gewesen wäre. Vermutlich wäre ich in ein Hotel gegangen.

„Ich werde nicht mehr nach Phoenix fahren. Aber dann werde ich ermitteln lassen, wer das mit den Reifen gewesen ist.“

Ich starrte Aiden an, dachte an sein Messer, aber er aß in einer Seelenruhe weiter, die mich unsicher machte.

„Sicher wird es ein Video geben, dort von dem Parkplatz, worauf der Täter zu erkennen ist!“, fuhr ich fort.

Aiden zeigte keine Reaktion. Warum sollte er es auch gewesen sein? Er wusste selbst, dass dort alles videoüberwacht war. Aber er war dort gewesen, war mir gefolgt.

„Ich werde mit nach Phoenix fahren und die Angelegenheit mit der Polizei dort regeln.“

„Nein!“ Jack und Aiden widersprachen mir gleichzeitig und starrten mich an. Ich lachte laut, soviel Einigkeit gegen mich hatte ich hier im Haus noch nie erlebt.

„Jungs! – Ich fahre nach Phoenix!“

„Gut, dann fahre ich mit!“, bestimmte Aiden und Jack nickte.

„Habt ihr Angst, ich könnte etwas mit unserem neuen Cowboy anfangen?“ Aiden hatte Nick für die Fahrt nach Phoenix eingeteilt.

Ich wurde langsam wütend und erhob mich. „Ihr werdet es nicht verhindern können, wenn es dazu kommt.“

Mit diesen Worten verließ ich den Raum. Nick, der Neue, saß bereits in dem Pickup. Ich stieg auf der Beifahrerseite ein und sagte zu ihm:

„Es geht los.“

Er sah mich etwas verwirrt an. „Ich dachte…“

„Fahr los!“, befahl ich zornig und er startete den Motor.

„Lynn?“

Ich starrte ihn an. Was wollte er von mir? Hatte er vergessen, wie sein Boss hieß?

„Also, hier nennen mich alle immer noch Jacky. Das darfst du auch. Und ich denke, du bist nicht in der Position, dir einen neuen Kosenamen für mich auszudenken.“

In diesem Moment riss Aiden die Fahrertür auf.

„Ich fahre. – Nick, geh mit den Jungs die Zäune reparieren.“

Nick stieg aus, mich immer noch wie ein Gespenst betrachtend, und Aiden stieg ein.

Ich zeigte mit dem Daumen nach hinten.

„Was hat er?“

Aiden warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und zog die Schultern an. Dann traf mich sein Blick

„Was soll das, Springfield? Warum tust du das?“, fragte er wütend und setzte den Truck in Bewegung. Ich zog es vor zu Schweigen. Mit vor der Brust verschränkten Armen. Ich ärgerte mich, weil er gewonnen hatte. Er steuerte den Truck die Auffahrt hinunter.

Im Außenspiegel tauchte für einen kurzen Moment die Gestalt von Nick auf, der zu den Ställen ging. Vermutlich würde er jetzt ein Pferd nehmen und den anderen Cowboys auf die Weiden folgen.

Wir hatten ihn im Februar eingestellt, weil uns noch ein Mann fehlte. Er machte einen zuverlässigen Eindruck und war bisher noch nicht negativ aufgefallen. Aber warum nannte er mich Lynn? Niemand nannte mich so.

Die Polizei in Phoenix nahm den Fall auf, schickte aber niemanden hinaus zum Tatort. Man würde sich die Videos aus der Umgebung ansehen und mich informieren, hieß es. Vier zerstochene Reifen weckten nicht so viel Interesse bei der örtlichen Polizei. Es gab dort schlimmere Fälle. Also luden wir meinen Wagen auf den Anhänger und fuhren zurück.

„Wie lange willst du eigentlich noch schmollen?“ fragte Aiden, als wir uns wieder auf dem Highway befanden.

Ich antwortete ihm nicht. Mein Ärger über ihn und Jack war einfach zu groß. Ich brauchte keine Babysitter. Auch wenn jemand meine Reifen zerstochen hatte.

„Jacky, ich möchte mit dir über unsere Zukunft sprechen. – Ich dachte, was gestern Abend geschehen ist, war eindeutig. Aber heute tust du so, als sei es nicht passiert.“

Er wartete auf eine Antwort von mir, aber ich schwieg. Er selbst war derjenige gewesen, der heute Morgen nicht darauf eingegangen war. Als ich den Speiseraum betrat, saß Aiden bereits auf seinem Platz und ließ mir nur wie üblich ein ‚Guten Morgen‘ zukommen. Das war alles gewesen.

„Was ich sagte, war mir ernst. Aber jetzt bin ich etwas irritiert. Sag mir doch einfach, wie du darüber denkst.“

Ich starrte aus dem Fenster auf die vorbeirauschende Landschaft aus roten Felsformationen und Kakteen. Meine Gefühle gestern waren klar gewesen. So klar wie mein Blick auf das Catalina-Panorama, das ich am Horizont erkennen konnte. Ich fühlte mich gut bei dem, was wir getan hatten. Warum mochte ich ihm das nicht einfach sagen? Nur weil ich mich heute Morgen über ihn und Jack geärgert hatte?

Also schwieg ich immer noch, ließ ihn im Unklaren. Und er schwieg ebenfalls den Rest der Fahrt.

Kurz vor unserer Abfahrt von der Interstate legte er seine Hand auf mein Knie.

„Hey, Jacky, habe ich das gestern Abend so falsch verstanden? Ich hatte das Gefühl, du empfindest wie ich.“

Ich schwieg. Die Entscheidung war mir einfach zu groß, um zu antworten. Ich war der Meinung, ich sollte erst wissen, was ich wollte. Und im Moment wusste ich nichts. Wollte ich ihn? Wollte ich überhaupt wieder eine feste Beziehung? Ich wusste es nicht. Also sagte ich lieber nichts. Weil ich ihn nicht verletzen wollte.

Er nahm die Hand von meinem Bein.

„Wir müssen es ja nicht über dem Knie zerbrechen.“

„Warum warst du gestern Abend in Phoenix?“

Meine Frage schoss ich ab wie einen Pfeil. Ich wollte es wissen. Warum war er dort gewesen? Er musste mich verfolgt haben, um zu wissen, wo ich war. Aber warum?

„Ich habe mir Sorgen gemacht. Das sagte ich dir gestern schon.“

Klar. Was sollte er auch sonst sagen? Er parkte den Wagen auf dem Hof. Ich lief ins Büro und rief meinen Autohändler an, um gleich vier neue Reifen zu ordern. Ärgerliche Kosten.

Sommer des Zorns

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