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1. Strophe – Schreiben

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Am Anfang steht die Frage, wie man beginnen soll. Welche Gedanken hat John sich diesbezüglich bei seinen Büchern gemacht? War alles von vornherein klar, oder hat es sich allmählich entwickelt, in welcher Reihenfolge seine einzelnen Geschichten und Gedichte angeordnet werden sollten und welcher Titel für das Buch vorgesehen war? Es gibt wahrscheinlich mehr Methoden, ein Buch zu schreiben, als es Bücher gibt, und es ist sicherlich so, dass es für immer ein Geheimnis bleiben wird, welche John angewendet hat. Aber es ist erstaunlich, dass er schon 1964 sein erstes Buch veröffentlichte, insbesondere auch deswegen, weil Literatur und Popmusik zu der damaligen Zeit zwei völlig getrennte Medienbereiche waren und es nahezu unvorstellbar schien, dass ein Pop- oder Rockmusiker ein Buch schreiben könnte. Es trug den Titel in his own write, was bei der deutschen Veröffentlichung ein Jahr später in in seiner eigenen Schreibe übersetzt wurde. Das entspricht leider nur der wortwörtlichen Übersetzung des Buchtitels und ist bereits ein gutes Beispiel dafür, dass sich die Übersetzer seines Buches nicht viel Mühe gemacht haben, Johns Wortwitz, der, in Anbetracht seiner Herkunft, sehr eng mit der englischen Sprache verbunden war, so wiederzugeben, wie er im Original gewesen ist. Das soll nicht heißen, dass die deutsche Originalausgabe nicht lesenswert wäre, aber sie hätte, zugegebenermaßen mit sehr viel mehr Aufwand und kreativer Wortschöpfungsenergie, besser gemacht werden können, als sie war. „In his own write“ bezieht sich auf das englische Idiom „in his own right“, was man mit so etwas wie „in eigener Verantwortung“ oder „auf eigene Rechnung“ übersetzen kann. Die deutsche Übersetzung weist hier keinerlei Bezug mehr zu irgendeiner anderen Redewendung auf. Eine der dem Originaltitel zugrunde liegende, nicht unähnliche Redensart ist „sich selbst treu bleiben“, die in der Vergangenheitsform zu „sich selbst treu geblieben“ wird. Diese Form kann leicht in das sehr ähnlich klingende „sich selbst treu geschrieben“ umgewandelt werden, was dem Titel von Johns Buch schon sehr nahe kommt, aber leider schon für ein anderes Buch vergeben ist. Johns literarische Schöpfung war voll von solchen wortspielerischen Streichen, die aus einer vorhandenen Floskel eine neue, zum Verwechseln ähnliche machte, die einen ganz neuen Sinn ergab. Und dieses Geschick erkannten auch die Kritiker. Wider Erwarten wurde Johns Buch, auf dem ein Aufkleber ihn als „der schreibende Beatle!“ ankündigte, unter anderem auch von renommierten Zeitungen sehr gelobt. Von der ersten Auflage sollen in kurzer Zeit eine halbe Millionen Bücher verkauft worden sein, was sicherlich zum Teil seiner Bekanntheit als Beatle zuzuschreiben ist. Ein nicht unerheblicher Teil seiner Leser fand das Buch allerdings wirklich gut, so dass es dazu kam, dass John von der ehrwürdigen Londoner Buchhandlung Foyles zu einem ihrer regelmäßig stattfindenden literarischen Abendessen eingeladen wurde, um dort die Gelegenheit zu erhalten, sich der literarischen Avantgarde vorzustellen. Im Jahr 1965 veröffentlichte John ein zweites Buch mit dem Titel a spaniard in the works, und es war sogar geplant, im darauf folgendem Jahr einen dritten Band herauszugeben. Aber John entschied sich dazu, sich mehr auf die Musik im Studio zu konzentrieren, als die Beatles mit dem Touren aufhörten, so dass es bei den zwei Büchern geblieben ist. Er hat allerdings nie damit aufgehört, kurze Texte auf Zettel zu schreiben, mit Karikaturen zu versehen und, nachdem er sie später in seiner Hosentasche wiederfand, in seiner Sammelkladde zu verstauen. Auch beim zweiten Buch wurde schon der Titel mit ein Spanier macht noch keinen Sommer nicht nahe am Original übersetzt. Johns Titel lehnt sich an den Spruch „a spanner in the works“ an, der auf Deutsch „Sand im Getriebe“ heißt. Bei John wurde daraus „ein Spanier in Arbeit“. Bezüglich seiner Bücher wurde John einmal gefragt, ob er sie für Literatur halte oder ob er sie nur aus Spaß geschrieben habe. Er antwortete ganz einfach mit der Gegenfrage, ob sich das gegenseitig ausschließen müsse. Obwohl Johns Bücher schon damals einen gewissen Erfolg hatten, hat wahrscheinlich niemand geglaubt, dass im zwanzigsten Jahrhundert für Tausende von Studenten der Literaturwissenschaften auch Texte von John Lennon sowohl aus seinen Büchern als auch die seiner Lieder als Pflichtlektüre auf dem Studienplan stehen würden und selbst heute noch fleißig wissenschaftlich analysiert und interpretiert werden. Dabei gilt es als allgemein anerkannt, dass John hauptsächlich von Lewis Carroll, dem Autor der sagenhaft skurrilen Kindergeschichte von Alice im Wunderland, beeinflusst worden ist. Im Folgenden soll aber hauptsächlich die Musik und die Geschichte des Menschen dahinter im Vordergrund stehen, denn John war trotz seiner literarischen Talente vorwiegend der Rockmusik verblieben beziehungsweise treu geschrieben.

Sich selbst treu geschrieben

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