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Er beschrieb eine 6.922 Kilometer entfernte Szene, die erst zwei Tage später passieren sollte

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Der Agent in diesem Fall war ein Mitarbeiter des PEAR, Alan Murphy2, der am kommenden Tag mit einem Kollegen nach Europa fliegen sollte, um einen Vortrag auf einer Konferenz zu halten. Alan wusste nichts von Johns Beschreibung und bekam erst am Abflugtag von uns den Auftrag, an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Zeit eine Szene für ein Precognitive Remote Perception-Experiment in Europa auszusuchen und zu beschreiben. Alan flog nach Bratislava, heute Hauptstadt der Slowakei und exakt 6.922 Kilometer von Princeton entfernt. Als Alan und sein Kollege Frank* in Bratislava ankamen, fuhren sie über die Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes, auch Neue Brücke genannt: »Das wäre perfekt für unser Experiment«, sagte Alan. »Es ist nahe an der Zeit, wo ich den Versuch machen soll, und ich denke, das ist ein perfektes Ziel.« Die Schrägseilbrücke über die Donau hat eine Spannweite von 303 Metern, die Gesamtlänge beträgt 430 Meter. Das Besondere an der Brücke: Sie hat an einem Ende einen Aussichtsturm, wegen seiner Scheibenform UFO genannt, und in 85 Meter Höhe befindet sich ein rundes, völlig verglastes Restaurant mit einem atemberaubenden Blick auf die Stadt. 430 Stiegen führen – neben einem Aufzug – nach oben.

Was John Hamm zwei Tage zuvor bei unserem Experiment im PEAR beschrieb, erlebte Alan – der nichts von John Hamms Beschreibung wusste – zwei Tage später in Bratislava tatsächlich. Wer sich Bilder der Neuen Brücke ansieht und sie mit Johns Beschreibung vergleicht, erlebt die exakte Schilderung dessen, was unser Agent Alan erst zwei Tage später am anderen Ende der Welt erleben sollte.

»Konnten sich die beiden nicht abstimmen?«, werden Sie sich jetzt fragen. Nein, sie kannten einander zwar, Alan wusste aber nur die Zeit, zu der er ein Ziel aussuchen sollte, wo auch immer er zu diesem Zeitpunkt sein mochte. John wusste, dass Alan reiste, kannte aber weder sein Ziel noch das Programm der Reise oder die Route. Wir hatten für Versuche dieser Art wie generell für jedes Experiment strenge wissenschaftliche Protokolle.

Der Agent musste bei der Szene, die er beschrieb, eine binäre Liste ausfüllen, durch die wir dreißig Elemente abfragten, ob diese in der Szene vorhanden waren oder nicht. Der Empfänger wiederum musste einerseits die Szene bestmöglich in erzählerischer Form beschreiben, anderseits ebenso dieselbe Beschreibungsliste mit ihren dreißig Elementen ausfüllen. In der Folge wurden die Übereinstimmungsmerkmale daraufhin analysiert, wie viele eindeutige Treffer vorhanden waren, und statistisch unter Berücksichtigung aller wesentlichen Parameter wie der Gaußschen Normalverteilung ausgewertet.

Als wir in Princeton mit dieser Art von Experimenten begannen, gab es auch noch keine Handys und kein Internet, wo man sich mal eben schnell Bilder von der Neuen Brücke ansehen konnte. Stattdessen dokumentierten Alan und Frank die Szene mit altmodischen Fotografien.

Wie ist es möglich, dass ein Mensch eine Szene beschreibt, die ein anderer erst in der Zukunft erlebt?

Das war eine jener Fragen, die wir uns in Princeton über zweieinhalb Jahrzehnte lang im PEAR Lab stellen sollten.

Der Welt-Geist

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