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Auf der Intensivstation

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Was der Bauer sät, das erntet er.

(Galaterbrief, 2. Buch Moses)

Der Scheiss, den ich immer wieder eingehe, führt geradewegs in die Klapsmühle.

Tja. Da sass ich nun wieder auf meinem versifften Sofa. Von Flecken und Brandlöchern gefickt. Ich war ziemlich im Arsch. Seelisch, geistig und körperlich. Von beschissenen Diagnosen und deren Symptomen gequält. Also entschied ich mich, saufen zu gehen. Das ist nicht immer das dümmste, aber auch nicht das gesündeste… Das weiss sogar ich.

Ich sass an der Bar, soff meinen Gin, sprach mit anderen Gästen und tätschelte sanft und charmant, wie ich nun einmal bin, den Arsch verschiedener Frauen. Sie mochten es.

Ich weiss nicht mehr genau, wer dann alles bei mir war. Das muss ich auch nicht, denn ich weiss, dass die Frauen sich bei mir wohl fühlen, ob ich nun betrunken oder besoffen bin.

Das spricht für mich. Oder?

Es kam zum Exzess. Ich soff. Vielleicht fickte ich auch, aber ich denke eher nicht.

Nach zehn Tagen war ich wieder zuhause. Oder auch schon früher. Ich bestellte Weisswein und Zigaretten beim Pizzakurier und ging meine lieben Nachbaren fragen, ob sie mir, einem gütigen Penner und Hurenbock, mit Alkohol aushelfen würden. Die einen gaben mir etwas, die anderen nicht. Nochmals herzlichen Dank an dieser Stelle!

Der Exzess dauerte zu lange. Ich sah ziemlich kaputt, scheisse aus. Es gibt andere, die sehen immer scheisse aus. Das muss mal gesagt sein.

Ich wurde immer müder, soff weniger, aber die Medikamente gaben mir den Rest.

Der Sensenmann im schwarzen Talar und der Kapuze, aber ohne seine Sense, stand vor mir. Seine Sense hatte er vielleicht bei jemand anders liegengelassen. Er trinkt ja gern einen mit. Vor allem bei mir. Mittlerweile hat er sicher schon eine Fettleber. Vergesslich ist er auch geworden. Alkoholbedingte Demenz?

Er sah mich an. “Soll ich dir einschenken?” fragte ich. “Heute nicht. Es ist spät. Wir müssen los. Sonst kommen wir auf dem Weg ins Jenseits noch in den Stossverkehr!”

Da sass ich nun. “Moment, Herr Kollege, ich stelle noch keinen Antrag auf Asyl im Jenseits. Das kannst du vergessen. Heute nicht. Morgen nicht. Übermorgen erst recht nicht. Lass mich ins Spital gehen, und dann sehen wir weiter.” “Es kann gut sein, dass du die Hospitalisation auf der Intensivstation nicht überlebst,” entgegnete er.

Er hatte nicht unrecht. Auf der Intensivstation stellten sie ein Vorhofflimmern fest. Das Herz war ziemlich angegriffen. Ein beschissenes Delir hatte ich auch. Sah Dinge, die man nicht sehen sollte. Epileptische Anfälle im Bett hatte ich auch. Einen Katheter legten sie sowieso. Ein Röhrchen aus Blech, Eisen, Aluminium oder Titan war bis zum Anschlag in meiner Blase. Scheissen musste ich in einem Rollstuhl, nicht auf, sondern in einen kleinenTrog im Rollstuhl.

Ich glaube, das habe ich ziemlich gut erklärt. Oder?

Nach drei Tagen kam ich auf eine andere Station. Mir ging es besser. Ich ass wieder regelmässig und konnte endlich mal duschen. Wegen meinen leichten Organentzündungen musste ich zusätzlich zu meinen Antiepileptika, Psychopharmaka, auch Antibiotika nehmen. Das war zwar scheisse, aber gehörte zum Stabilisieren dazu.

Endlich durfte ich in Begleitung einer charmanten Pflegerin rauchen gehen. Ich war noch schwach auf den Beinen und schwach in der Birne. Der Oberarzt riet mir zur weiteren Stabilisierung in die Klapse zu gehen. “Ja, klar. Kein Problem, ich kenne mich gut aus, ist mein zweites Zuhause. Danke.”

Das war’s. Ich weiss, dass ich die Hospitalisation verdient hatte.

Wer den Exzess sät, wird keine Lobpreisungen ernten. Nur den faulen Atem des Todes!

Gott, der Familie und den Freunden gewidmet, die mir in meinen schweren Stunden beigestanden sind...

Titten, Tränen, Gin & Tonic

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