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Was bisher geschah
Vor Jahrhunderten stürzte der Lordmagier Semanius das Alte Königreich mit Hilfe seiner magischen Kräfte in einen Bürgerkrieg, um die Macht an sich zu reißen. Tausende starben durch seine Hand, bevor man ihn schließlich besiegen konnte. Daran erinnern sich die Menschen mit Unbehagen. Deshalb fürchten und verachten sie die Magie.
Nur noch wenige Magier leben heute in den Ländern des zersplitterten Reiches. Die meisten von ihnen verbergen ihre Fähigkeit aus Furcht vor Verfolgung und Ausgrenzung, so auch der junge Traigar, der aus seinem Dorf verstoßen wird, nachdem er sein Talent offenbart hat. Er zieht als wandernder Gaukler umher und bleibt nirgends lange genug, um Freunde zu gewinnen.
Zufällig gerät er in einen Kampf zwischen zwei Männern. Einer von ihnen ist Hauptmann Gother, der in Diensten Lord Gadennyns, eines Provinzfürsten, steht, der andere ein dämonisch wirkender, ganz in Schwarz gekleideter Reiter. Um sich zu verteidigen, setzt Traigar seine Magie ein und hilft Gother damit, seinen Gegner zu töten. Der Soldat nimmt ihn mit zur Burg Lord Gadennyns, und der Lord stellt Traigar in seinen Dienst.
In den nächsten Monaten durchläuft der junge Magier eine harte Ausbildung. Er erlernt die Sprachen der Länder des Alten Königreichs und dessen Geschichte, die Gesetze der Naturwissenschaften und die Gebote und Hintergründe des Glaubens an Wathan, den Weltenerschaffer. Er übt sich im Reiten und Fechten. Vor allem aber unterrichtet ihn sein greiser Freund und Mentor Harold, der als Magier in Gadennyns Diensten steht, in der magischen Kunst. Der Lord steht dieser mystischen Kraft wohlwollend gegenüber und hält sie zu Unrecht für verfemt.
Eines Tages wird Gadennyn von einer dämonischen Bestie angegriffen und überlebt nur dank der magischen Fähigkeiten Traigars. Danach erzählt ihm Gadennyn eine Geschichte: Als junger Mann im Auftrag seines Vaters im weit entfernten Vulcor unterwegs, sei er dort überfallen, entführt und in das Kloster des berüchtigten Schwarzen Ordens verschleppt worden. Dessen Oberhaupt Nunoc Baryth – oder wie er auch genannt wird: der Schwarze Abt – habe sich damit gebrüstet, die Reinkarnation des Lordmagiers Semanius zu sein. Er verfolge erneut das Ziel, die Macht an sich zu reißen und die Länder des Alten Königreichs unter seiner Herrschaft zu vereinen. Er hätte beinahe damit Erfolg gehabt, Gadennyn zu brechen und ihn zu seinem Vasallen zu machen, aber der junge Lord konnte zu seinem Glück entfliehen. Seitdem habe es zahlreiche Anschläge auf sein Leben gegeben, zuletzt den Angriff der Bestie. Semanius würde nicht ruhen, bis er tot sei. Schlimmer noch: Den Menschen drohe ein furchtbarer Krieg, und falls Semanius obsiege, die totale Unterwerfung unter dessen Willen. Jemand müsse ihn aufhalten. Nur Traigar könne dies mit seinen magischen Kräften schaffen.
Dem jungen Mann geht auf, dass der Lord nur aus diesem Grund so viel in ihn investiert hat. Gadennyns glaubwürdig wirkende Erzählung und der Angriff der dämonischen Kreatur, die nur Semanius ausgesandt haben konnte, überzeugen Traigar, ihm zu vertrauen. In der Burg hat er eine neue Heimat und Freunde gefunden. Er muss seine magische Kraft nicht länger verbergen, wird nicht mehr davongejagt, gefürchtet und geächtet. Er glaubt, es seinem Dienstherrn schuldig zu sein, dessen Wunsch zu erfüllen.
Nach gründlicher Vorbereitung brechen sie auf: Traigar, Hauptmann Gother mit zwei Soldaten, Traigars Freunde Spin, der Waldläufer, Cora, die Heilerin, Boc, der Schmied, und Winger, der Baumeister. Um unentdeckt von Nunoc Baryths Spionen nach Vulcor zu gelangen, überqueren sie die Berge und schlagen sich durch die weitgehend unbekannten Ostlande, eine gefährliche Gegend, aus der kaum jemand je zurückgekehrt ist. Sie geraten mehrfach in größte Lebensgefahr und begegnen dem geheimnisvollen Zpixs, einem Wesen vom Volk der Xhingi, das Macht über die Zeit besitzt. Sie geraten in die Gefangenschaft des irren Amaran, Herrscher des Ostvolkes. Traigar muss ihn töten, um sich und seine Freunde zu retten. Sie stoßen auf die gefährlichen Grim: tierhafte, von Menschen abstammende Geschöpfe, die Semanius vor Jahrhunderten in entmenschliche Kreaturen verwandelt und seinem Willen unterworfen hat. Schließlich erreichen sie unentdeckt das Kloster des Schwarzen Ordens in Vulcor. Gadennyn hat Traigar einen vergifteten Armbrustbolzen mitgegeben, den er von einem Versteck aus mit magischer Kraft durch ein Fenster in Nunoc Baryths Wohnturm lenken soll, denn für einen gewöhnlichen Schuss ist die Entfernung zu weit. Der Bolzen würde den wiedergeborenen Magier sofort töten. Aber Traigar zweifelt und versagt. Er bringt es nicht über sich, ein weiteres Mal einem Menschen das Leben zu nehmen. Und so versucht es Gother an seiner Stelle. Doch der Schwarze Abt überwältigt ihn mit seiner magischen Kraft. Traigar, der dem Hauptmann gefolgt ist, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen, sieht sich gezwungen, Nunoc Baryth zu töten, um Gother zu retten. Dabei greift ihn die Feuermagierin Duna, eine Gefolgsfrau des Schwarzen Abts, an. Das Letzte, an das er sich erinnert, sind heiße Flammen, die ihn einhüllen und ihm den Atem rauben.
Als er wieder aufwacht, ist er zu seinem Erstaunen unverletzt, aber gefesselt. Die magischen Stricke widerstehen seiner eigenen Magie. Dann treten ein Schwarzer Mönch und Duna in seine Zelle, und sie teilen ihm etwas Schreckliches mit: Nicht ihr Abt Nunoc Baryth, den er ermordet habe, sei Semanius gewesen, sondern sein eigener Herr Gadennyn, der ihn hinters Licht geführt habe. Durch den Tod ihres Ordensführers sei der Lord seinen größten Widersacher losgeworden. Nun sei niemand mehr stark genug, dem wahren Semanius entgegenzutreten.