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Transformation
ОглавлениеEs waren die Beiträge in Track 3 unter dem Thema „Die Antwort der Kirche auf die menschliche Not“, welche eine neue Dimension in die evangelikale Mission einbrachten: die Dimension der Transformation. Was mit diesem Begriff gemeint ist, zeigt sich im Schlussbericht, der den Titel „Transformation: The Church in Response to Human Need“ trägt. Transformation wurde wie folgt definiert:
Transformation meint die Umwandlung eines Zustandes der im Gegensatz zu Gottes Absichten steht, in eine Situation, in der die Menschen die Fülle des Lebens in Harmonie mit Gott erleben können (Joh 10,10; Kol 3,8–15; Eph 4,13). Diese Umwandlung kann nur durch den Gehorsam von einzelnen Menschen und Gemeinschaften gegenüber dem Evangelium von Jesus Christus geschehen, dessen Kraft das Leben von Männern und Frauen verändert, indem es sie von der Schuld, der Macht und den Konsequenzen der Sünde befreit und sie befähigt, mit Liebe zu Gott und zum Nächsten zu reagieren (Röm 5,5) und zu neuen Kreaturen in Christus zu werden (2Kor 5,17). (Transformation 1987 [1983], II.11)
In Wayne Braggs Beitrag „From Development to Transformation“ finden sich weitere Definitionen von Transformation. Bragg verbindet den Transformationsgedanken mit dem Alten Testament:
Das Ziel der Transformation besteht darin, dass Gottes Absicht realisiert wird, wie sie im alttestamentlichen Konzept des Schalom – Harmonie, Friede, Gesundheit, Wohlergehen, Wohlstand, Gerechtigkeit – und im neutestamentlichen Bild des Reiches Gottes, das sowohl gegenwärtig als auch zukünftig ist, offenbart wird. Transformation ist darauf ausgerichtet, die bösen sozialen Strukturen des gegenwärtigen Zeitalters zu bekämpfen und durch die Mission der Kirche die Werte des Reiches Gottes im Gegensatz zu den Werten der „Fürsten und Gewalten“ dieser Welt einzusetzen. (Bragg 1987, 39)
Nach Bragg (1987, 40–46) hat Transformation damit zu tun, dass gerechte Beziehungen angestrebt werden und Völker in Freiheit gesetzt werden. Dies sei nur möglich, wenn durch Buße eine geistliche Transformation des einzelnen Menschen geschehe. Diese müsse aber weiter gehen und das soziale Leben der Menschen und die gesamte Schöpfung umfassen. Braggs Forderung, der Entwicklungsgedanke müsse vom Transformationsgedanken abgelöst werden, wurde im Schlussbericht von Track 3 aufgenommen. Der Begriff der Transformation sei historisch nicht belastet und theologisch besser geeignet, Gottes Absichten mit der Welt zum Ausdruck zu bringen (Transformation 1987 [1983], II.8–13). Bragg selbst meinte dazu:
Die so genannte „entwickelte“, moderne Welt braucht Transformation, um sich von ihrem säkularen, materialistischen Zustand zu befreien, der durch zerbrochene Beziehungen, Gewalt, wirtschaftliche Unterjochung und die Zerstörung der Umwelt gekennzeichnet ist. Und die „unterentwickelte“ Welt braucht die Transformation ihres unmenschlichen Zustandes von Armut, niedriger Lebenserwartung, Hunger, Schutzlosigkeit, Unterdrückung, Krankheit und Angst. Während „Entwicklung“ ein Begriff ist, welcher der Westen gerne auf die Dritte Welt anwendet, ist Transformation sowohl für die „überentwickelte“ als auch die „unterentwickelte“ Welt anwendbar. (Bragg 1987, 40)
Der Bericht von Track 3 führt aus, dass die gesamte Gesellschaft umgewandelt werden solle, so dass die Menschen in der Lage seien, so zu leben, wie Gott sich das Leben gedacht habe. Ungerechtigkeit müsse beseitigt werden und die Kirche müsse sich am Protest gegen diese beteiligen. Soziale Strukturen, ja die gesamte Kultur einer Gesellschaft müssten transformiert werden. Jesus sei das Vorbild der Transformation. Durch seine Taten der Barmherzigkeit und die Verurteilung von Ungerechtigkeit habe Jesus eine prophetische Leidenschaft gezeigt, die zu einer Gemeinschaft geführt habe, welche im Gegensatz zum Establishment gestanden habe.
Das Streben nach Transformation hat, wie Track 3 deutlich macht, durchaus eine kämpferische Note. Nicht verwunderlich ist denn auch, dass der Umstand beklagt wird, die Kirche und die christlichen Entwicklungsorganisationen würden durch ihr Schweigen zur Ungerechtigkeit den Status Quo nicht selten zementieren. Der Schlussbericht folgert, dass Mission heute umfassend definiert werden muss:
Die Mission der Kirche umfasst sowohl die Proklamation des Evangeliums als auch seine Demonstration. Deshalb müssen wir evangelisieren, Antworten auf drängende menschliche Nöte geben und uns für soziale Transformation einsetzen. (Transformation 1987 [1983], V.26)