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Soziale Verantwortung

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Die soziale Verantwortung war ein wichtiges Thema in Manila. Der Social Concern Track befasste sich mit der Bedeutung sozialen Handelns. Es ging weniger um eine theologische Erörterung der sozialen Verantwortung als um Erfahrungsberichte und Anregungen für die Praxis. Dieser Umstand ist bemerkenswert. Die soziale Verantwortung war unterdessen in die Missionstheologie integriert worden, so dass es nicht mehr nötig war, ihre Berechtigung zu diskutieren. Mission ohne soziale Verantwortung war unter den Evangelikalen nicht mehr denkbar.

Der Abschlussbericht des Social Concern Tracks zeugt von einer gründlichen theologischen Reflexion der sozialen Verantwortung als Teil der Mission.12 Unter dem Titel „Das ganze Evangelium“ wird der Abschlussbericht mit folgenden Statements eröffnet:

Die Gute Nachricht besteht darin, dass Gott sein Königreich der Gerechtigkeit und des Friedens durch die Menschwerdung, den Dienst, den Sühnetod und die Auferstehung seines Sohnes Jesus Christus errichtet hat. Das Reich Gottes erfüllt das Ziel der Schöpfung Gottes, indem es der Menschheit und der ganzen Schöpfung Ganzheit verleiht. Im Reich Gottes erhalten die Menschen allein aus Gnade einen neuen Status vor Gott und den Menschen, eine neue Würde und einen neuen Wert als Töchter und Söhne, und sie werden bevollmächtigt durch seinen Geist, Haushalter der Schöpfung zu sein und sich in einer neuen Gemeinschaft gegenseitig zu dienen. Das Reich Gottes wird in einem neuen Himmel und einer neuen Erde seine Vollendung erst dann erfahren, wenn Jesus wiederkommt. Diejenigen, die materiell arm sind oder ohnmächtig und sich von dieser Guten Nachricht ansprechen lassen und darauf antworten, werden durch den Heiligen Geist bevollmächtigt, und ihnen wird von anderen Gliedern der Gemeinde des Reiches Gottes gedient werden, damit sie ihr ganzes Menschsein als Haushalter der Schöpfung Gottes erfahren und erleben. Die Nicht-Armen, die arm im Geiste werden, empfangen wahre Würde, die ihren falschen Stolz auf ihre Reichtümer ersetzt und sie befreit, wirklich menschlich werden zu können mit einer Leidenschaft für Gerechtigkeit für die Armen. Sie müssen sich auf die Kraft des Geistes Gottes verlassen, der sie befähigt, zu dienen statt zu kontrollieren. Sie kommen in eine neue Familie, die sie annimmt aufgrund dessen, was sie sind und nicht aufgrund irgendwelcher Leistungen, die sie erbracht haben – in materieller Hinsicht oder hinsichtlich ihres Status. Die Aufgabe der Evangelisation unter der Mehrheit der unerreichten Armen wird in erster Linie von denen ausgeführt werden, die selber arm sind, mit angemessener Unterstützung von wirtschaftlich Bessergestellten, die geistlich arm sind. (Samuel 1990, 151)

Dieses Statement widerspiegelt das umfassende Missionsverständnis gut, wie es sich als Folge von Lausanne I entwickelte: Das Reich Gottes ist eine grundlegende theologische Kategorie für die Mission der Kirche. Die Menschen werden aus Gnade gerecht, aber es geht auch darum, dass sie gute Haushalter der Schöpfung Gottes sein können. Und die Armen spielen eine missiologische Schlüsselrolle.

Im Abschlussbericht des Social Concern Track wird unter dem Titel „Die Wirkung des ganzen Evangeliums“ ein Maßnahmenkatalog aufgestellt, dem sich die Evangelikalen verpflichten sollten. In diesem Katalog treten einige radikale Anliegen hervor.13

Seit Lausanne I sind die sozialen Nöte der Menschen eskaliert, und die Möglichkeiten, diesen Nöten zu begegnen, sind geringer geworden. Wenn wir die Menschen mit den Augen Jesu sehen, dann erfordert die Verkündigung und Veranschaulichung des ganzen Evangeliums, dass die evangelikalen Christen sich zusammentun und gemeinsam vorgehen, um

• mit denjenigen Aspekten der Guten Nachricht zu beginnen, die einen direkten Bezug zu den Nöten und Hoffnungen der Menschen haben.

• dafür zu sorgen, dass die den Menschen von Gott gegebene Kraft freigesetzt werden kann, damit sie ihre christliche Theologie und christlichen Werte innerhalb ihrer eigenen Kultur und ihrer Lebenszusammenhänge entwickeln können.

• überall, wo es nur möglich ist, mit anderen Christen zusammenzuwirken, um die Weltevangelisation und das soziale Engagement weiterzubringen und voranzutreiben, ohne dabei die Einladung zu unterschlagen, dass wir Jesus folgen sollen.

• teilzuhaben am prophetischen Dienst, der sich auf eine ordentliche Sozialanalyse der Zusammenhänge stützt, in denen die Gute Nachricht verkündet werden soll.

• sich klarzumachen, dass die Quelle von einem Großteil des Geldes, das zur Weltevangelisation eingesetzt wird, dem exzessiven Reichtum der Ersten Welt entspringt, von dem wiederum ein Großteil aus Zinszahlungen der armen Länder stammt. Lassen Sie uns die Gelder nicht benutzen, um arme Menschen einzusperren, sie zu beschwichtigen oder zu frustrieren. Arbeiten Sie auf eine rasche Lösung des weltweiten Schuldenproblems hin, das manche christliche Beteiligung in der Entwicklungsarbeit zum Scheitern bringt.

• deutlich zu machen, dass Gott eine gute Regierung gefällt, besonders wenn sie Flüchtlinge aufnimmt, und dass er Gericht hält über jene, die ständig das Böse belohnen, insbesondere diejenigen, die mit Gewalt die Hoffnungen der Menschen auf Frieden und Gerechtigkeit zunichte machen. (Samuel 1990, 151–152)

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