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Manila bis Gegenwart

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Seit dem Kongress in Manila hat es keine Missionskonferenzen mehr gegeben, aus denen grundlegende Neuerungen in der evangelikalen Missionstheologie resultierten. Überblickt man die Zeit seit Manila kann von einer Konsolidierung des ganzheitlichen Missionsbegriffs die Rede sein. Das zeigt sich am Forum für Weltevangelisation, das 2004 in Pattaya stattfand, wo in 31 so genannten Issue Groups die Herausforderungen der Mission diskutiert wurden. Im Vordergrund standen nicht theologische Fragen, sondern die Entwicklung von Szenarien, die es der Kirche, der Mission und christlichen Entwicklungsorganisationen ermöglichen sollten, ihren Auftrag auszuführen. Soziale Verantwortung, inkarnatorisches Handeln und transformatorisches Denken wurden vorausgesetzt. Zwar fehlt der evangelikalen Bewegung ein Konsenspapier, das Mission als Transformation offiziell legitimiert, aber die Praxis hat sich stark zur Transformation hin gewandelt. Das zeigt nicht zuletzt die Erklärung von Pattaya,14 in der es heißt:

Veränderung (Transformation) war ein Thema, das in den Arbeitsgruppen immer wieder in den Vordergrund trat. Wir erkennen an, dass wir immer wieder neu Umkehr und Umwandlung brauchen. Wir müssen uns immer weiter öffnen für die Führung durch den Heiligen Geist und für die Herausforderung durch Gottes Wort. Es ist nötig, dass wir zusammen mit anderen Christen in Christus wachsen. All dies soll in einer Weise geschehen, die zu sozialer und wirtschaftlicher (gesellschaftlicher) Veränderung führt. Wir erkennen an, dass die Breite des Evangeliums und der Bau des Reiches Gottes Leib und Seele sowie Verstand und Geist brauchen. Deshalb rufen wir zu einer zunehmenden Verbindung von Dienst an der Gesellschaft und Verkündigung des Evangeliums auf. (Pattaya II 2004, www.lausannerbewegung.de)

Die missiologischen Veränderungen, die in der Zeit zwischen Lausanne und Manila erstritten wurden, haben sich seit Manila verfestigt und sind in die Praxis übergegangen. Erhalten geblieben sind auch die unterschiedlichen missionstheologischen Positionen. Die evangelikale Bewegung lebt mit dieser Vielfalt und ist daran nicht zerbrochen. Es ist auch nicht so, dass die transformatorische Orientierung der Mission zu einer Verkürzung des Evangeliums geführt hätte. Vielmehr bestehen die traditionelle Sicht von Mission und die umfassendere, auf Transformation angelegte Sicht nebeneinander und ergänzen sich.

Ob die theologischen Grundlagen ausreichen, um Mission im Sinne der Zuwendung zur Welt langfristig zu erhalten, wird sich noch zeigen müssen, wie Tidball (1999, 281) bemerkt: „In diesem Licht muss gefragt werden, ob der evangelikale Aktivismus tief genug gegründet ist, um den eigenen Einsatz für die Welt durchhalten zu können, oder ob er allzu früh austrocknen wird, was zu Entmutigung, mangelnder Ausdauer und einem erneuten Rückzug aus der Welt führen müsste.“ In meiner Dissertation habe ich meine Überzeugung ausgesprochen, dass Tidballs Frage positiv beantwortet werden kann:

Man wird aber davon ausgehen können, dass die breite Aufnahme des erweiterten Missionsverständnisses in der Zwei-Drittel-Welt und in jüngster Zeit vermehrt auch im Westen, ein unumkehrbarer Trend ist, ja man wird von einem Paradigmenwechsel sprechen dürfen, der die missionstheologische Diskussion der Evangelikalen im 21. Jahrhundert prägen wird. (Hardmeier 2008, 75)

Von einer europäischen Warte aus mag die neuere Weltzugewandtheit der Evangelikalen als Aktivismus erscheinen, weil der Gedanke verhältnismäßig neu ist und wenig theologische Arbeit in dieser Hinsicht geleistet wurde. In der Zwei-Drittel-Welt sieht die Situation hingegen anders aus. Die radikalen Vertreter Lateinamerikas waren die ersten Evangelikalen, die sich in den 1960er Jahren mit dem Weltbezug der Mission zu befassen begonnen haben. Von ihnen liegen zahlreiche Publikationen vor, in denen die vielfältigen Aspekte von Mission als Transformation theologisch ausgelotet worden sind. Mit diesem Buch möchte ich einen Beitrag zur Diskussion leisten, denn es steht außer Frage, dass weitere theologische Arbeit geleistet werden muss. Die Fehler der 1970er Jahre dürfen in Europa nicht wiederholt werden. Viele junge evangelikaler Leiter waren damals vom Ruf, die Welt zu verändern begeistert. Die Begeisterung hat sich nicht als nachhaltig erwiesen. Die evangelikalen Kirchen in Europa haben keine soziale Agenda entwickelt und sind im alten Paradigma stecken geblieben. Offenbar fehlte es an gründlicher theologischer Arbeit, die deutlich gemacht hätte, dass die Zuwendung zur Welt, der Dienst an den Armen und die Veränderung der Gesellschaft eine solide biblische Grundlage hat.

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