Читать книгу Mein Arbeitszeugnis - Rolf Summermatter - Страница 11
Оглавление8 Der Aufwand lohnt sich für alle
„Das ist ja sehr viel Aufwand, den ich da betreiben muss“, stellte Reto erstaunt fest.
„Wie man es nimmt! Immerhin ist das Arbeitszeugnis das einzige von fremder Hand bestätigte Dokument, das mir aufzeigt, wie die Arbeitsleistung und das Verhalten eines Mitarbeitenden in der Vergangenheit waren. Wir können es auch als eine Art Empfehlungsschreiben anschauen. Und somit denke ich, dass es sich lohnt, etwas Aufwand zu betreiben und das Zeugnis genau anzuschauen. Vergesst nie, dass es um eure berufliche Zukunft geht!“
„Doch für den Arbeitgeber ist es nur eine Last!“, warf Cornelia dazwischen. „Wenn ich mein Zeugnis anschaue, dann weiss ich, dass ich Recht habe! Was hat der alte Arbeitgeber davon, wenn er ein Zeugnis schreiben muss? Es bedeutet viel Aufwand und verkommt zu einer reinen Pflichtübung, bei welcher er es sich als Arbeitgeber sehr einfach oder schwierig machen kann.“
„Wie meinst du das?“, wollte Reto wissen.
„Ganz einfach: Wenn ich als Arbeitgeber keine Probleme haben will, dann gibt es bei mir doch nur gute Zeugnisse.“
„Es kann sein, dass es für einige Arbeitgeber eine Last ist. Allerdings nur für denjenigen, die nicht über ihre Nase hinausdenken.“
„Was meinst du damit?“
„Zum einen ist das Zeugnis eines von mehreren Instrumenten in der Personalführung. Es wird mit verschiedenen anderen Hilfsmittel zur Personalanstellung herangezogen. Es gibt Auskunft über einen Kandidaten oder eine Kandidatin. Als Leiter einer Firma will ich doch die offene Stelle mit dem bestmöglichen Mitarbeitenden besetzen. Ein ehrliches und faires Arbeitszeugnis hilft mir sehr dabei, dieses Ziel zu erreichen. Als künftiger Arbeitgeber habe ich mit Arbeitszeugnissen der Bewerber die Möglichkeit, ihr Profil mit dem Anforderungsprofil der zu besetzenden Stelle zu vergleichen.“
„Ja, ich verstehe. Du möchtest den bestmöglichen Mitarbeiter für die freie Stelle finden. Das leuchtet mir ein“, entgegnete Cornelia.
„Hat es aber nicht auch etwas mit Wertschätzung zu tun?“, wollte Reto wissen.
„Natürlich! Es gibt Firmen, die den Wert eines Zwischenzeugnisses als Wertschätzungsinstrument höher als den des jährlichen Mitarbeitergesprächs einschätzen und ihren Mitarbeitenden dadurch regelmässig Zwischenzeugnisse ausstellen.“
„Das ist ein interessanter Aspekt“, sagte Reto, der wieder in seine Gedanken vertieft war. „Doch schadet sich eine Firma nicht selbst, wenn sie den Mitarbeitenden regelmässig Zwischenzeugnisse ausstellt? Damit könnten sich die Mitarbeitenden regelmässig bei anderen Firmen bewerben, haben jeweils ein aktuelles Zwischenzeugnis und die alte Firma bekommt dies erst bei einer allfälligen Kündigung mit.“
„Ja, ich verstehe, was du meinst. Diese Gefahr besteht allerdings. Doch Hand aufs Herz, wenn für dich die Arbeit, das Klima und die Anstellungsbedingungen stimmen, würdest du eine solche Stelle respektive einen solchen Arbeitgeber so schnell verlassen?“
„Nur dann, wenn ich etwas viel Besseres in Aussicht hätte“, warf Reto rasch ein.
„Und um das zu erkennen und zu beurteilen, müssten wir schon dort tätig sein“, entgegnete Roland.
Cornelia rief dazwischen: „Ich sicher nicht!“
Die beiden erkannten, dass sie erregt war, und hörten auch sofort, weshalb.
„Du hast uns jetzt gerade etwas von Wertschätzung erzählt. Wenn ich das höre, kommt mir gleich die Galle hoch! Ein Zeugnis muss wohlwollend sein und darf das berufliche Vorwärtskommen nicht behindern. Du bestätigst mir dies gerade mit dem Wort ‚wertschätzend‘. Es darf nichts Schlechtes darin stehen, andernfalls habe ich ja keine Chance mehr, eine neue Stelle zu erhalten. Und das Gefühl dieser Angst empfinde ich im Moment in mir.“