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6. Die Alten sind goldrichtig

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Als der Philosoph Immanuel Kant im Jahre 1774 fünfzig Jahre alt wurde, gab die Universität Königsberg ihrem berühmten Mitglied einen Empfang. Der Rector magnificus begrüßte damals den weltberühmten Jubilar mit den Worten: „Verehrter Greis!“ Heute spricht man einen Siebzigjährigen respektvoll mit „Best Ager“ an.

Viele älter gewordene Mitmenschen werden es vielleicht nicht ahnen, aber sie zählen mittlerweile zu der Generation der gewonnenen Jahre. Nicht umsonst ruft man zu einer Neuorientierung auf. Ein gesellschaftlich bedingter „Jugendlichkeitswahn“ vernachlässigt die Bedeutung von Erfahrungen, die ältere Menschen mitbringen. Für den Zukunftsforscher Matthias Horx gibt es immer mehr pubertierende Sechzigjährige und früh vergreiste Achtzehnjährige.

Ältere Menschen sind in ihrer Persönlichkeit flexibler und neugieriger als angenommen. Einsamkeit und Langeweile sind eher ein Kennzeichen der Jugend. Die Alten sind goldrichtig. Nichts anderes ist den aktiven, agilen und mobilen Alten von heute angemessen. Die These von den Alten als „Zukunftsdieben“ gehört ins Land der Märchen und Legenden. Das Humankapital der Alten ist eine Quelle des Fortschritts. Es ist bemerkenswert, dass der Mensch in seiner Stammesgeschichte noch nicht lange alt wird. Die Lebenserwartung des Beute- und Sammlergängers Homo sapiens sapiens stieg erst vor 30.000 Jahren bedeutsam an. Mit mehr älteren und damit erfahrenen Menschen konnten sich im Laufe der kulturellen Evolution moderne und für die Zukunft ausgerichtete Lebensweisen sowie soziale Institutionen entwickeln. Eine Ausnahme stellen allerdings bürokratisch geführte Institutionen dar, da sie oft zu einem Stillstand der kulturellen Evolution führen.

Das alles vergeht, weiß man schon in der Jugend. Wie schnell alles vergeht, erfährt man erst im Alter. Der Physiker Stephen W. Hawking fasste unser Altersschicksal einmal in folgende Worte: „Die Menschen werden auch weiterhin älter werden, so dass es zwecklos ist, auf den Kollaps des Universums zu warten in der Hoffnung zu seiner Jugend zurückzukehren.“ Nach Konfuzius ist die Erfahrung, die man während seines Lebens macht, „wie eine Laterne auf dem Rücken. Sie beleuchtet stets nur das Stück Weg, das wir bereits hinter uns haben.“ Ältere Menschen in der ganzen Welt bereiten jüngere immer wieder darauf vor, dass die zweite Lebenshälfte wesentlich schneller vergeht als die erste. Jedenfalls kommt es dem Alternden so vor. Dem kann man entgegenwirken, indem man sein Leben immer wieder auf den Kopf stellt und komplett Neues dazulernt.

Von Marie von Ebner-Eschenbach stammt die Erkenntnis: „Man bleibt jung, solange man noch lernen, neue Gewohnheiten annehmen und Widerspruch ertragen kann.“ Was schließen wir daraus? Alt werden kann jeder. Aber nicht jedem gelingt es, jung zu bleiben. Alles Gute für die Zukunft und eine hohe Motivation zum lebenslangen Lernen.

Generation der gewonnenen Jahre

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