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2. Altern – solange man jung bleibt

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Jeder von uns erfährt in seinem Leben, dass der Alterungsprozess auf verschiedenen Ebenen abläuft. Mit jedem Geburtstag altern wir kalendarisch um ein weiteres Jahr. Nach der Geburt setzt bereits der biologische Alterungsprozess ein. Indem wir ein bestimmtes Alter mit einem neuen Lebensabschnitt verbinden, vollzieht sich die gesellschaftliche Alterung. Bemerkenswert ist, dass das biologische Alter mittlerweile deutlich weniger abhängig ist vom kalendarischen Alter. Deswegen können die Vertreter der Sechzig-Plus-Generation heute als „Spätjugendliche“ durchgehen.

In Verbindung damit ist zu beobachten, dass manche „Spätjugendliche“ (einem gesellschaftlichen Trend folgend) versuchen, sich im Prozess der Alterung zu optimieren. Dies kann so weit ausarten, dass es in einem „individualistischen Optimierungswahn“ endet. Durch die Veränderung verspricht man sich mehr Erfolg und Ansehen. Die Frage ist nur, ob man sich überhaupt entscheidend ändern kann. Der Hirnforscher Gerhard Roth vertritt die Ansicht, dass es grundsätzlich schwierig ist, sich aus eigener Kraft zu ändern. Nach Erkenntnissen der Hirnforschung sind 20 bis 50 Prozent der Merkmale eines Menschen genetisch oder vorgeburtlich beeinflusst. Nach den ersten drei Lebensjahren sind diese Charakteristika kaum noch zu verändern. Innerhalb dieses Zeitraumes entscheidet sich, wie stark das limbische System geformt und ausgeprägt ist. Diese Funktionseinheit des Gehirns ist „der Hauptsitz der Gefühle und des emotionalen Gedächtnisses“.

Da in jedem Menschen aber ein Veränderungspotential angelegt ist, ergibt sich auch für den alternden Menschen die Chance für einen persönlichen Wandel. Der Grund dafür ist, dass Hirnstrukturen bis ins hohe Alter plastisch und veränderbar bleiben. Dies setzt allerdings voraus, dass man konsequent eine anregende Lebensweise führt und dadurch immer wieder neue Anregungen erhält. Wissenswert ist, dass es fünf Eigenschaften eines Menschen gibt, die eine starke erbliche Komponente aufweisen und deshalb bis an das Lebensende stabil bleiben: Emotionale Stabilität, introvertiertes oder extrovertiertes Temperament, Verträglichkeit im Umgang mit anderen Mitmenschen, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für neue Erfahrungen.

Obwohl sich so mancher Mitmensch sicherlich wünscht, ewig jung bleiben zu können, muss er jedoch der Realität ins Auge blicken. Es spielt keine Rolle, wie lang man theoretisch leben könnte. Denn jedes Individuum stirbt früher oder später aufgrund von Infektionskrankheiten, Gewalteinwirkungen, Auswirkungen bei lang anhaltendem Stress, Stoffwechselausfällen oder im Straßenverkehr. Hinzu kommt, dass „Polymorbidität“

(Mehrfacherkrankung)im hohen Alter immer noch ein verbreitetes Phänomen ist. Daher ist es vorteilhafter (vor dem Hintergrund der natürlichen Auslese) eine erfolgreiche Fortpflanzung in der Jugend zu betreiben und den Nachwuchs frühzeitig in die Selbständigkeit zu entlassen. Unter soziobiologischen Gesichtspunkten bedeutet das: Für Organismen ist es oft „zweckmäßig“, die Fitness (gleichbedeutend mit Fortpflanzungserfolg) in der Jugend auf Kosten jener im Alter zu erhöhen. Der Versuch, die Vitalität des Körpers endlos aufrecht zu erhalten, zahlt sich hingegen nicht aus.

Welche Symptome im Alter werden zu einer Belastung? Bevor Sie mit dieser Problematik konfrontiert werden, sollten Sie innerlich darauf vorbereitet sein. Es könnte unter Umständen bei Ihnen eine Panik ausgelöst werden. Denn die nachfolgende Auflistung häufig auftretender Symptome unterstreicht die Sorge älter werdender Menschen, ihre Selbständigkeit zu verlieren: Atemnot, depressive Störungen, Einbußen beim Hörvermögen, Einschränkung der Sehfähigkeit, Inkontinenz, Schmerzzustände, Schwindel, Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses oder des Denkvermögens, wahnhafte Vorstellungen. Hinzu kommt, dass im Alter der Geruchssinn nachlässt. Denn es fällt dem Gehirn zunehmend schwer, Gerüche zu unterscheiden. Dies ist vielleicht ein Grund dafür, dass ältere Menschen keinen so großen Appetit mehr zeigen.

Der menschliche Wunsch nach der ewigen Jugend soll noch einmal aufgegriffen werden. Im Südosten der USA existiert die Ameisenart Pheidole dentata, die eine Eigenschaft besitzt, von der Menschen nur träumen können. Die Vertreter dieser Ameisenart sind gegen das Altern immun. Man erklärt dieses Phänomen damit, dass diese Tiere keinen kognitiven Verfall erleben. Für die Wissenschaftler bleibt allerdings eine Frage unbeantwortet: „Wenn diese Ameisen nicht altern – warum sterben sie dann trotzdem?“

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