Читать книгу Bombennacht - Roman Rausch - Страница 11

Оглавление

9:00 Uhr

Luftschutzbefehlsstelle Mariannhillstraße / Letzter Hieb

Der Betonklotz war alles andere als hübsch anzusehen – ein überdimensionierter, vierkantiger Brocken mit meterdicken Wänden und nur einem Zugang und keinen Fenstern. Es war der einzige taugliche Luftschutzbunker in Würzburg, der einem Angriff aus der Luft und wahrscheinlich auch zu Land standhalten konnte, selbst wenn er nicht unterirdisch angelegt war. Außer dem speckigen Grau seiner Wände gab es nichts, mit dem man versuchte, seine Existenz zu verbergen. Er stand im groben Gegensatz zu den vornehmen Villen im Frauenland, die wie an einem Armband aufgefädelt entlang der Ludendorffstraße standen, die früher einmal Rottendorfer Straße hieß.

Dass dieses hässliche Etwas ausgerechnet in der Nähe der Villen gebaut worden war und nicht in der Stadt, war auf Betreiben des Gauleiters Dr. Otto zurückzuführen, damit er sich und seine Familie im Falle eines Angriffs schnell in Sicherheit bringen konnte, so ging das Gerücht. Dr. Otto hatte sich nämlich im Zuge seines kometenhaften Aufstiegs von einem Zahnarzt vom Land zum ersten Mann im Gau die Villa des wohlhabenden Apothekers Mandelbaum unter den Nagel gerissen – eines Juden –, der dieses Schatzkästlein weit unter Preis hatte verkaufen müssen, um sich dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entziehen.

Was ein paar Jahre zuvor keinerlei Beachtung gefunden hatte, war nun zum Ärgernis geworden, wie die Person des Dr. Otto selbst. Er war ein erbitterter Gegner des Bischofs und alles Katholischen. Seiner Tochter hatte er gehässig den Namen Gailana gegeben, der Frau des Herzogs von Ostfranken im siebten Jahrhundert, die der Überlieferung nach die Frankenheiligen Kilian, Kolonat und Totnan hatte töten lassen. Für die vielen gläubigen Würzburger, die so stolz auf ihre Heiligen waren, war das ein unverzeihlicher Bruch mit Sitte, Anstand und Moral.

Während sich nun ein wunderbarer Frühlingstag entfaltete, blieb es im Bunker, der keineswegs menschenleer war, dunkel und kühl. Charlotte saß in einer Reihe mit ihren Kolleginnen vor den Funkgeräten, über die sie den aktuellen Stand der Luftwarnungen verfolgten. Einen Raum weiter tagte der Einsatzstab zur Versorgung der Bevölkerung im Ernstfall und zur Beseitigung der Schäden eines Angriffs. Dr. Otto stand dem Stab vor, Thema war die katastrophale Versorgungslage in Würzburg und der nicht enden wollende Zustrom von Flüchtlingen und Verletzten. Die Kapazitäten waren längst erschöpft, und dennoch schickte Berlin ihnen neue Hilfe- und Schutzsuchende. Das Murren der Bevölkerung war nicht mehr zu überhören, selbst Charlottes Kolleginnen nahmen kein Blatt mehr vor den Mund.

„Ich habe kein Auge zugemacht“, klagte eine. „Die ganze Nacht ein Heulen und Klagen. Was kann ich denn dafür, dass sie alles verloren haben?“

„Die Sudeten?“, fragte eine andere.

„Das ganze Wohnzimmer haben sie in Beschlag genommen, ich teile mein Zimmer mittlerweile mit vier Berlinerinnen, die eine schnarcht, die andere säuft, und die anderen beiden zanken sich unentwegt. Es ist der reine Wahnsinn.“

„Frag nicht, was bei mir los ist“, sagte die Dritte, die neben dem Juliusspital wohnte. „Tag und Nacht kommen neue Patienten, ein Geschrei und Gezeter aus den Krankenzimmern, ich sage euch : Ihr wollt nicht wissen, was die von sich geben. Und nachts sind Gestalten unterwegs, man traut sich nicht mehr auf die Straße.“

Die Familie von Charlotte blieb von der Einquartierung Fremder verschont, wie die anderen Parteibosse und Funktionäre auch. Charlotte hatte zwar Verständnis für den Unmut ihrer Kolleginnen, aber die Klagen hatte sie schon tausendfach gehört. Sie konzentrierte sich auf die Durchsagen der zahlreichen Warneinrichtungen. Eine davon, und die für Würzburg wichtigste, war die Warnzentrale im bischöflichen Palais in der Herrngasse – ein weiterer Schlag des Gauleiters Dr. Otto gegen den Bischof, der damit nicht länger Herr im eigenen Haus war.

Die Tür ging auf, Unteroffizier Tomas kam herein. Er leitete das E-Regiment, ein Sonderkommando, das sich mit geheimen Geräten unter anderem in den Funkverkehr feindlicher Verbände schalten und deren chiffrierte Nachrichten entziffern konnte. In der Hand hielt er einen Zettel, dessen Botschaft ihn beunruhigte. Er nahm das Geschnatter der drei Frauen nicht wahr, konzentrierte sich alleine auf Charlotte, die allem Anschein nach als Einzige ihrer Arbeit nachging. Er legte den Zettel neben ihr auf den Tisch und beugte sich zu ihr hinunter.

„Wir haben das soeben aufgefangen“, sagte er mit Verweis auf den kurzen Text. „Sagt Ihnen das etwas?“

Morton Hall

„Wir bringen heute Nacht eine Symphonie von Mozart.“

Die englische Funkhelferin wiederholte den Satz ein ums andere Mal.

Hinter ihr stand Henry, der aufgeregt an seinen Fingernägeln kaute und sich fragte, ob das wahr sein konnte.

Eine Symphonie von Mozart. Heute Nacht. In Würzburg.

Was in aller Welt hatten sich die Kommandierenden dabei gedacht?

Offiziell war von der Zerstörung eines kriegswichtigen Industriezentrums die Rede, von der Ausschaltung feindlicher Kommunikationseinrichtungen. Wichtige Ersatzteile für deutsche U-Boote würden in Würzburg produziert, hatte es geheißen.

Deutsche U-Boote?, fragte sich Henry. So ein Unsinn. Der U-Boot-Krieg war längst vorbei, die schwimmenden Särge ruhten auf dem Meeresgrund zwischen Gibraltar und dem Ärmelkanal. Wenn in Würzburg jetzt noch etwas produziert würde, dann für die Halde.

Granaten und Munition würden dort ebenfalls befüllt. Möglich. Doch wer konnte sie noch verschießen? Der Krieg war entschieden, alle Truppenteile waren im Rückzug oder in Auflösung begriffen. Man feuerte auf einen am Boden liegenden Feind.

Es gab Kasernen in der Stadt, besser an deren Randgebieten. Außerdem einen Fliegerhorst auf dem Galgenberg, wo Flugzeuge repariert wurden. Richtig, doch es gab keine deutsche Luftwaffe mehr, deren Maschinen hätten repariert werden müssen, die deutsche Luftwaffe war schlichtweg nicht mehr existent. Und die Soldaten in den Kasernen? Davon wusste er nur wenig, außer, dass die Deutschen mittlerweile Alte und Kinder zu den Waffen verpflichteten. Die Soldaten waren entweder gefangen, gefallen oder geflüchtet. Was da noch in den Kasernen herumlungerte, war der traurige Rest eines kriegswahnsinnigen Obergefreiten, der von Schlachten und Kriegen so wenig wusste wie von der Kunst der Malerei.

Henry kannte die Stadt. In Würzburg gab es den Barock, Tiepolos Vier Erdteile – das einzigartige und größte Deckenfresko der Welt in Balthasar Neumanns einmaliger Residenz – Dutzende Kirchen, eine altehrwürdige Universität, an der er selbst für zwei Semester studiert hatte, das erste Musikkonservatorium des Landes, eine Burg, die ins siebte Jahrhundert zurückreichte, wenn nicht noch weiter, außerdem den besten Wein, den man zu trinken bekam und an dem sich schon Goethe und Wagner gütlich gehalten hatten, und da gab es die vielen Krankenhäuser und Lazarette. Würzburg schaute auf eine reiche Geschichte in der Medizin zurück, die Krankenhäuser und Ärzte waren über die Grenzen hinaus bekannt. Röntgen hatte dort seine Strahlen entdeckt.

Wenn es stimmte, was die Aufklärung berichtete, hielten sich in Würzburg über zehntausend Verwundete auf, Ausgebombte, Vertriebene und nichtsahnende Bürger. Und einer von ihnen war Paul. Um Himmels willen. Er würde einen Angriff, wie sie ihn planten, nicht überleben. Keiner würde dieser Hölle aus Glut und Flammen lebend entkommen.

Die Zielkoordinaten waren eindeutig. Sie konzentrierten sich auf die historische Altstadt und die angrenzenden Wohngebiete. Die Kasernen in der Zellerau wurden eigens ausgespart, um die würden sich später die Amis kümmern. Industriegebiete, sofern überhaupt vorhanden, gehörten ebenfalls nicht dazu, genauso wenig wie der einzig bedeutende Verkehrsknotenpunkt: der Bahnhof. Der war bereits zerstört.

Also, wozu sollte dieses Flächenbombardement gut sein, das sie im Begriff waren, heute Nacht durchzuführen?

Für ihn gab es nur eine Antwort: Rache für Coventry und London. Der verletzte Stolz sollte gesühnt werden. Notfalls mit der Vernichtung der Zivilbevölkerung.

War er dafür in den Dienst der Royal Air Force getreten ? Um Zivilisten, Verwundete und Flüchtlinge zu massakrieren? Ihm schauderte davor.

Aber er würde es auch nicht verhindern können. Über zweihundert Lancastermaschinen wurden soeben mit Brandund Sprengbomben bestückt. In ein paar Stunden flögen sie los, und er würde mittendrin sein, am Maschinengewehr in der Kanzel des Bordschützen, der etwaige deutsche Flieger davon abhalten sollte, ihre todbringende Fracht zu zerstören, bevor die sie zerstörte.

Er würde mithelfen die Stadt dem Erdboden gleichzumachen, Tausende in den qualvollen Feuertod zu schicken. Damit stellte er sich auf die Stufe der Nazis.

Er spuckte den abgebissenen Fingernagel zur Seite. Aus der Jackentasche zog er eine kleine Ledertasche, darin waren sein Ausweis und wichtige persönliche Dinge. Darunter ein Bild von ihm, Paul und den anderen, wie sie auf der Mauer der Alten Mainbrücke saßen und Wein tranken, im Hintergrund die Festung. Es war an einem heißen Julitag aufgenommen, die Bäume blühten, im Main schwammen Kinder und ein paar hübsche Fräuleins warteten auf einen Spaziergang.

Auch wenn er nicht alle retten konnte, sein Freund Paul sollte leben.

Nervenklinik

Die Station mit den psychisch kranken Menschen war in den letzten Jahren deutlich kleiner geworden, so sagte man es Fanny. Dies sei der Arbeit von Professor Werner zu verdanken, der mit anderen Nervenheilanstalten im Reich einen regen Austausch führte. Konnte ein Patient in Würzburg nicht hinreichend behandelt werden, wurde er in eine andere Anstalt verlegt, wo man besser auf seine Anforderungen eingehen konnte. Nach demselben Prinzip handelten auch die anderen Anstalten. Es war daher gang und gäbe, dass sich Patienten aus München oder Hamburg in Würzburg aufhielten, manche hatten gar den weiten Weg aus Berlin ins Maintal gefunden, wie umgekehrt Würzburger in Köln oder Freiburg die beste Behandlung erfuhren.

Es zählt das Behandlungsergebnis, hatte Professor Werner festgestellt, nicht die Nähe zu den Verwandten und Angehörigen. Die sahen das naturgemäß anders. Ein Besuch war in einem dreihundert Kilometer entfernten Krankenhaus nicht möglich, schon gar nicht jetzt, da sich das Reich im Krieg befand, Reisemöglichkeiten eingeschränkt waren und jede Hand für den Endsieg am Heimatort gebraucht wurde. So kam es immer wieder vor, dass Angehörige besorgt nach dem Befinden ihrer Lieben fragten, wie es ihnen in der fremden und weit entfernten Klinik erging, sie besorgte Briefe an Professor Werner und die anderen Ärzte schrieben, in denen sie um Aufklärung baten. Insbesondere dann, wenn der Patient verstorben war und man um die Rückführung seiner sterblichen Reste ersuchte. Manch einer wunderte sich dabei über die angegebene Todesursache auf dem Totenschein.

Der Patient sei an einem infizierten Blinddarm verstorben, obwohl er vor Jahren schon entnommen worden war. Oder: Ein Patient wäre einem Rückenmarksleiden erlegen, eine Woche vor seinem überraschenden Tod war er noch quietschfidel gewesen. Wie konnte das sein, wie passte das zusammen?

Fehler kamen vor, gerade in dieser Zeit, in der alles drunter und drüber ging, das Personal oft wechselte, eine Krankenakte vertauscht wurde, die Kliniken und Lazarette heillos überfüllt waren, die Ärzte und das Pflegepersonal unter der Last zu zerbrechen drohten und dergleichen mehr. Fanny hatte daran nichts auszusetzen, auch wenn sie es befürwortet hätte, dass so mancher Patient besser in Würzburg geblieben wäre, damit das Klagen der Angehörigen und auch der Patienten über die Trennung von der Familie nicht so anhaltend und groß gewesen wäre. Sie zu beruhigen kostete die Pflegekräfte viel Zeit und Mühe.

Aber da gab es auch die anderen, die heilfroh waren, wenn der verrückte Onkel oder verhaltensauffällige Sohn endlich aus dem Haus war und ihnen nicht länger auf der Tasche und den Nerven lag. Rückfragen oder Besuche blieben in diesen Fällen aus. Sollte sich der Staat um sie kümmern.

Der wiederum hatte eine eindeutige Position. Von unnützen Essern war da die Rede, auf Plakaten und im Kino wurde gezeigt, wie diese Parasiten den gesunden Volkskörper aussaugten und dadurch schwächten. Selbst der Reformer Martin Luther wurde zitiert, dass er gänzlich dafür sei, dass solche Wechselkinder nur ein Stück Fleisch seien, da keine Seele in ihnen wohne.

Gerüchte über die Irrenanstalten als Tötungsanstalten waren umgegangen, die dieses Übel ein für alle Mal aus der Welt schafften. Eine grausame und menschenverachtende Vorstellung war das. Vor über vier Jahren sei das alles gewesen, hatte man Fanny gesagt, heute würde man wieder humaner mit diesen armen und bemitleidenswerten Menschen umgehen, ihnen all die Zuwendung zuteilwerden lassen, die sie und ihre Angehörigen verdienten.

Professor Werner ging mit gutem Beispiel voran. Er verbrachte viel Zeit mit Untersuchungen und in der Nacht sah man ihn lange in seinem Büro über den unzähligen Krankenakten sitzen. Am nächsten Morgen stand dann ein uniformierter Motorradkurier vor der Tür, um die Akten abzuholen und sie an die anderen Krankenhäuser zu verteilen. So auch heute.

Fanny sah ihn mit der Oberschwester im Schwesternzimmer sitzen. Sie tranken Kaffee und aßen den ganzen Sandkuchen auf. Sie scherzten, verstanden sich gut. Wie konnte man nur etwas Attraktives an der Oberschwester finden, fragte sich Fanny. Sie war schlimmer als jeder Unteroffizier, der seine Soldaten über den Exerzierplatz scheuchte.

Auf einem Stuhl stand die offene Kuriertasche, aus der das Bündel mit den Krankenakten herausragte, auf dem Tisch neben dem Zucker und der Milch ein anderes Bündel – die Akten, die der Kurier aus anderen Krankenhäusern mitgebracht hatte. Der Zutritt zum Schwesternzimmer war für die Dauer dieses Tete-à-Tetes für jeden verwehrt. Niemand wusste warum, aber jeder hielt sich daran, um nicht den Zorn der Oberschwester auf sich zu ziehen. „Alter Giftzahn“, schimpfte Fanny leise.

Auf dem Gang herrschte reger Betrieb. Patienten kamen aus ihren Zimmern, irrten zum Teil orientierungslos umher, wurden von anderen Schwestern wieder eingefangen und in ihr Zimmer zurückgebracht. An den Wänden entlang standen Betten, darin diejenigen, die auf einen frei werdenden Platz in einem der Schlafsäle warteten. Manche schliefen – Gott sei Dank –, andere klagten, wimmerten und riefen nach ihrem Vorgesetzten, den Kameraden, der Mutter, der Ehefrau, dem Kind. Wie immer war mindestens einer darunter, der die Schrecken des letzten Angriffs andauernd durchlebte. Nur die Manschetten an Händen und Füßen hielten ihn in seinem Bett, Flucht war das Einzige, was für ihn noch real war. Da halfen auch keine guten Worte mehr.

„Fanny, halt keine Maulaffen feil“, hörte sie Schwester Agathe am Ende des Gangs rufen. „Komm her! Schnell!“

Ein weiterer Kriegsheimkehrer war zu beruhigen. Obwohl am Bett festgeschnallt, war er von drei Schwestern nicht zu bändigen. Er zerrte an den Lederriemen, bäumte sich auf, schrie, als ginge es um sein Leben. Vorbei an bandagierten Körpern, geschundenen Händen, die nach ihr griffen, und flehenden Bitten, endlich von den Schmerzen befreit zu werden, eilte sie zu Schwester Agathe.

Zwei Schwestern versuchten den Mann ruhig auf dem Bett zu halten, während Schwester Agathe vergeblich eine Spritze ansetzte. An einen gezielten Stich war nicht zu denken.

„Halt seinen Arm fest“, sagte Agathe.

Nicht zum ersten Mal sah sich Fanny mit renitenten Patienten konfrontiert. Sie stemmte sich mit einer Hand auf die Schulter des Mannes, mit der zweiten drückte sie seinen Oberarm nach unten.

„Lasst mich“, schrie der Mann, „nicht abschneiden.“

Abschneiden ? Fanny blickte an ihm hinunter. Erst jetzt sah sie den fehlenden Unterschenkel.

„Beruhigen Sie sich“, sagte Agathe, die nun die Spritze ansetzen konnte. „Es wird Ihnen nichts geschehen.“

„Lügner!“

Für einen Moment verließ Fanny die Konzentration. Der amputierte Unterschenkel weckte Erinnerungen an ihren Vater und den Verlust seines Armes. Sie hatte ihn zwar nie anders kennengelernt, doch wusste sie aus den Erzählungen ihrer Mutter, wie anders er früher war, damals, als junger Mann, den Kopf voller Ideen und das Herz im Wind. Nach Paris und Mailand wollte er gehen, seinen Traumberuf als Schneider bei den besten des Fachs erlernen. Dann kam der Krieg, das Jubelgeschrei, dem auch er erlag, Frankreich und die Schützengräben, eine Granate, die all seine Träume zerfetzte. Als gebrochener Mann kam er zurück, unfähig, den Verlust zu verarbeiten. Mutter hatte es nicht leicht mit ihm, seine Knorrigkeit, seinen Unmut über das Schicksal, das Leben als Kriegsversehrter, der mit einem Arm nur noch die Hälfte wert war, für einfachste Aufgaben nicht mehr zu gebrauchen, zurückkatapultiert in die Fürsorge für ein Kleinkind.

Ein stechender Schmerz fuhr Fanny ins Handgelenk, gefolgt von Agathes mahnender Stimme.

„Herrgott, Fanny! Was machst du schon wieder?“

Unwillkürlich zog sie die Hand zurück, was nicht einfach war, die Zähne des Mannes hatten sich darin verbissen. Ein Aufschrei. Sie trat zurück, hielt sich das schmerzende Gelenk.

„Manchmal frage ich mich, ob du für diese Arbeit überhaupt zu gebrauchen bist.“

Agathe ließ die leere Spritze in die Kittelschürze gleiten, die beiden anderen Schwestern ließen den Mann los. Das Morphium befreite den Mann binnen weniger Sekunden von seiner Angst. Mit schlaffen Gliedern lag er da, die Augenlider halb geschlossen, auf den Lippen den sterbenden Protest.

„Der wird uns heute keine Probleme mehr machen“, raunte Agathe mit einem zufriedenen Lächeln. „Und nun zurück an eure Arbeit.“

Die Schwestern gingen davon, außer Fanny, die sich das Handgelenk rieb und mit den Tränen kämpfte. War es der Schmerz oder die Blamage vor den Kolleginnen, die ihr das Wasser in die Augen trieb ? Vermutlich beides. Wenn ihr noch einmal so etwas passierte, würde sie ernsthaft darüber nachdenken, ob sie in einem Krankenhaus tatsächlich am rechten Platz war. Sie schniefte, wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln.

„Warum weinst du?“

Die Stimme klang besorgt, sie stammte von Elsa, einer fünfzigjährigen Patientin aus Kassel mit wirrem Haar. Ihr Blick war unstet, sie kratzte mit dem Fingernagel ihres Daumens die immer gleiche Stelle auf ihrem linken Handrücken. Die Wunde heilte schon gar nicht mehr, es war an der Zeit, drastischere Maßnahmen zur Unterbindung der Zwangshandlung anzuwenden. Doch viel schlimmer war: Warum war sie nicht auf ihrer Station ?

„Elsa, was machst du hier ?“, fragte Fanny. „Du solltest in deinem Bett sein.“

„Hab dich gesucht.“

„Ist denn keine andere Schwester auf Station?“

„Alle weg.“ Sie zeigte mit dem Kopf den Gang entlang, was so viel hieß wie: Sieh doch. Niemand ist da, der sich um mich kümmern könnte.

Und es stimmte. Die Schwestern wurden im Lazarett dringender gebraucht als auf der Station bei den geistig Behinderten. Die Notfälle häuften sich und der Zustrom der Verletzten nahm kein Ende.

„Komm, ich bring dich zurück“, sagte Fanny und hakte sich bei ihr unter. Zusammen gingen sie die Treppe hinunter, begleitet vom Klagen der Soldaten, die in den Ecken kauerten.

„Hab Angst“, sagte Elsa leise, sie klammerte sich fester um Fannys Arm und wagte es nicht, den Verletzten in die Augen oder auf ihre Verwundungen zu schauen.

„Musst du nicht“, beruhigte sie Fanny. „Die machen dir nichts.“

Elsa war die einzige Langzeitpatientin auf Station. Sie war schon hier, als Fanny die Stelle angetreten hatte. Der Grund : Elsas Bruder war ranghoher Offizier und wenn er es einrichten konnte, kam er sie besuchen. Er legte Wert darauf, dass es ihr an nichts mangelte und dass Professor Werner sich eigens um sie kümmerte. Elsa war die Ausnahme im Kommen und Gehen der Patienten, sie entging der Verlegung in noch weiter entfernte Einrichtungen und bekam regelmäßig Besuch eines Verwandten, der sie nicht einfach der Obhut des Staates überließ.

Als Fanny und Elsa auf der Station ankamen, wo Elsa und die anderen untergebracht waren, wurden sie bereits von einer Frau erwartet, an ihrer Hand ein Junge in guter, sonntäglicher Kleidung.

„Kann ich Ihnen helfen ? “, fragte Fanny.

Die Frau sah nicht glücklich aus, ihre Augen schienen verweint. Aus ihrer Handtasche zog sie ein Blatt Papier und reichte es Fanny.

„Ich möchte die Leiche meines Bruders abholen.“ Sie schniefte.

„Welche Leiche ?“, fragte Fanny erstaunt.

„Adolf Sauer. Er ist … er soll vor zehn Tagen verstorben sein.“

„Hier bei uns?“ Sie nahm den Zettel, las die Zeilen.

Es war eine Benachrichtigung mit dem Briefkopf der Würzburger Universitätsklinik, darin wurde den Angehörigen mitgeteilt, dass der Patient Adolf Sauer, gebürtig und ehemals wohnhaft in Münster, an einem Nierenversagen verstorben war.

Der Name kam ihr bekannt vor. Ja, es hatte hier mal einen Adolf Sauer gegeben. Wenn sie sich recht erinnerte, war er wegen Wahnvorstellungen eingeliefert worden. Das war vor ein paar Monaten gewesen, da hatte sie gerade auf der Station mit ihrer Ausbildung angefangen. Wenig später aber war er an eine andere Klinik verlegt worden.

„Da muss es sich um einen Irrtum handeln“, sagte Fanny und gab ihr das Schreiben zurück. „Der Patient ist nicht bei uns.“

„Ich verstehe das nicht“, schniefte die Frau. „Mein Bruder muss doch irgendwo sein, und überhaupt …“, sie begann zu schluchzen, „er war kerngesund.“

„Offenbar nicht, wenn seine Nieren nicht mehr gearbeitet haben.“

„Aber“, sie suchte nach Worten, nach einer Erklärung, die Sinn machte, „er ist doch bei der Einlieferung eingehend untersucht worden. Da hieß es, er sei körperlich völlig gesund. Nur sein Verstand ließ ihn Dinge glauben, die nicht existierten.“

„Adolf, starker Mann“, sagte Elsa unvermittelt.

„Haben Sie ihn gekannt?“ Die Frau schöpfte neue Hoffnung, irgendetwas über ihren Bruder zu erfahren.

„Adolf immer im Garten, Holz machen.“

„Ja, genau, er war Waldarbeiter, stark wie eine Eiche. Was ist mit ihm passiert?“

Elsa hob die Schultern, blickte verschämt zu Boden. „Sagen Sie es mir.“ Die Frau hatte sich nicht länger im Griff, sie bedrängte Elsa, die sich schützend hinter Fanny stellte.

„Jetzt beruhigen Sie sich“, schritt Fanny ein. „Es wird sich schon aufklären.“

„Nein, eben nicht. In der Verwaltung konnten sie mir auch nicht weiterhelfen. Wenn ich etwas über einen Bruder wissen wolle, dann solle ich mich an den Arzt wenden, der ihn behandelt hat.“

„Und, wer war das ?“

„Professor Werner, so hat man es mir gesagt.“

Fanny seufzte, sie wusste nicht, wo sich der Professor gerade aufhielt, die Einzige, die etwas wissen konnte, wäre die Oberschwester gewesen. Aber der wollte sie heute nicht noch einmal in die Quere kommen. Außerdem hatte sie andere Dinge zu tun, als aufgebrachte Angehörige zu besänftigen.

„Ich kann Ihnen leider nicht helfen“, sagte sie, „am besten Sie gehen noch mal zur Verwaltung. Dort muss man wissen, was mit Ihrem Bruder passiert ist. Es tut mir leid.“

Sie wandte sich ab, ließ eine aufgelöste Frau hinter sich. Das war zwar nicht ihre Art, aber sie musste schnellstens zurück ins Lazarett. Schwester Agathe würde schon nach ihr suchen.

„Adolf Hadamar“, sagte Elsa, als sie in den Schlafsaal gingen. Fanny achtete nicht weiter darauf. Wenn der Patient in die Heilanstalt nach Hadamar gebracht worden war, dann war er in guten Händen. Viele Patienten kamen dorthin, und nie hatte sie Schlechtes darüber gehört.

Im Schlafsaal reihte sich Bett an Bett, und nicht alle waren belegt. Früher sollen mehr Patienten hier gewesen sein, hatte man Fanny erzählt, aber das hatte sich in den vorigen Monaten geändert. Einer nach dem anderen war in eine Heilanstalt verlegt worden. Wenn das so weiterging, würden sie die Station bald auflösen können.

Die verbliebenen Patienten hatten sich zu einer Gruppe versammelt. In ihrer Mitte befand sich ein Mädchen mit langen Zöpfen und einem Holzschild an einer Kordel um den Hals. Es saß auf einem Bett und schaute von den Kommentaren der Umstehenden unbeeindruckt geradeaus, als wolle sie damit ein Zeichen setzen. Vor der Brust hielt sie eine zerrissene Puppe.

„Mein Bett“, protestierte Gustl, ein Mann aus Kaufbeuren, der an einer rätselhaften Gemütskrankheit litt. Er sagte eigentlich nie etwas, sondern zog sich in eine Ecke zurück, wo er oft weinte und Selbstgespräche führte. Doch in diesem Fall wagte er die Konfrontation. Dieses Mädchen saß auf seinem Bett.

„Geht bitte zur Seite“, sagte Fanny und als sie das Mädchen sah, staunte sie nicht schlecht. „Haben wir eine neue Patientin? Wieso hat mir niemand etwas gesagt?“

Elsa schüttelte energisch den Kopf. „Apollonia.“

Fanny griff den Hinweis auf. Sie ging vor ihr in die Hocke, lächelte sie an. „Ist das dein Name? Er ist schön.“

Das Mädchen reagierte nicht, schaute durch Fanny hindurch.

„Apollonia“, wiederholte Elsa, aufkommende Nervosität war in ihrer Stimme zu hören. „Nicht gut.“

„Was ist nicht gut mit Apollonia ?“, fragte Fanny. „Und was ist das für ein Schild um ihren Hals ?“

Mehr als das Schild interessierte sie die Ziffernfolge darauf. „Drei, sechs, vier, sieben … Was hat das zu bedeuten? Apollonia, weißt du, was diese Zahlen bedeuten?“

Doch Apollonia schwieg.

„Werner“, sagte Elsa ungefragt.

„Unser Professor Werner?“

Sie nickte, weniger zustimmend als Böses ahnend. „Nicht gut.“

Fanny erhob sich, wollte jetzt genau wissen, worum es hier ging. „Was ist nicht gut?“

Elsa mied den direkten Blickkontakt, und wieder traktierte sie ihren Handrücken mit dem Fingernagel.

„Hörst du jetzt bitte damit auf“, sagte Fanny bestimmt und trennte die beiden Hände, indem sie sie festhielt. Auge in Auge zwang sie sie nun, die Frage zu beantworten. „Was ist nicht gut?“

„Doktor böse sein“, antwortete Elsa.

„Wieso sollte der Herr Professor böse sein ? Wegen Apollonia? Kennt er sie denn?“

Zu viele Fragen auf einmal. Elsa reagierte mit ruckhaftem Kopfschütteln. „Da-Dachboden.“ Stottern war das nächste eindeutige Zeichen der Überforderung.

„Beruhige dich“, sagte Fanny und nahm sie in die Arme. Dieser Körper war in Aufruhr, das konnte sie durch die Kleidung spüren. „Es wird alles wieder gut.“ Sie strich ihr über die Haare. „Ich gehe jetzt zur Oberschwester und frage sie.“ Energisches Kopfschütteln von Elsa.

„Ich soll nicht zur Oberschwester gehen?“

Jetzt ein Nicken.

„Warum nicht?“

„Oberschwester schimpfen.“

„Warum sollte sie das tun?“

„Apollonia. Nicht gut.“

Fanny seufzte. So kam sie nicht voran. Sie löste die Umarmung.

„Ich frage den Herrn Professor. Wenn er sie kennt, weiß er, was zu tun ist.“

„Nicht …“

Elsa wandte sich von ihr ab und gesellte sich zu Apollonia auf das Bett. Sie nahm ihre Hand, hielt sie, drückte sie, wie es eine Mutter bei ihrem Kind tat. Das Bild hatte etwas Vertrautes und den Anschein, als seien die Dinge nicht so schlimm.

Mit gemischten Gefühlen machte sich Fanny auf den Weg, die Oberschwester zu suchen, nein, doch besser den Professor. Vielleicht war er ja schon zurück. Beim Hinausgehen blickte sie noch einmal zurück. Elsa umarmte dieses geheimnisvolle Mädchen so innig, wie sie es noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte.

*

Professor Werner stand am Fenster seines Büros und blickte hinunter auf die Bauarbeiten im Hof. Der Erweiterungsbau des Lazaretts wuchs mit jedem Stein, den die Arbeiter setzten, langsam, aber doch stetig. Er konnte nur hoffen, dass die Zeit ausreichte, die ihnen noch blieb, bevor der Feind in Würzburg einfiel und alles Bisherige auf den Kopf stellte.

Tausend Mal hatte er in den vergangenen Wochen und Monaten, in denen die Niederlage absehbar geworden war, darüber nachgedacht, wie der Umbruch sich gestalten würde. In all seinen Überlegungen – den schlechten wie den guten – war er zu dem Schluss gekommen, dass der Feind nicht auf ihn und seine Klinik würde verzichten können. Schwerverletzte und Traumatisierte würde es auf beiden Seiten geben. Viele.

Um Friede und Ordnung aufrechtzuerhalten, bedurfte es unter anderem eines funktionierenden und vor allem kompetenten Gesundheitswesens. Wer außer ihm vermochte das im Würzburger Land sicherzustellen? Kein Zweifel, er war auf der sicheren Seite, egal, was man ihm vorwerfen würde.

Und die SS-Uniform? Sie war ein notwendiges Übel, schon immer gewesen. Sie war die Voraussetzung dafür, überhaupt in dem Beruf arbeiten zu können. Das würden auch die Amerikaner oder die Russen verstehen oder wer auch immer über dieses Land befehlen würde, wenn der letzte Widerstand zum Erliegen gekommen war. Er hatte gezwungenermaßen die Uniform getragen, daran würde er keinen Zweifel aufkommen lassen, genauso wenig wie die anderen Ärzte im Reich. Wer sich dem System verweigerte, war in seiner Berufsauffassung gescheitert. Der Eid, den er als Mediziner geschworen hatte, würde ihn gegen jeden Vorwurf in Schutz nehmen. Er war nur dem Wohl des Patienten verpflichtet und damit der Gesundheit der Menschen, aller Menschen. Diese zu erhalten war oberste Pflicht.

Lange konnte es nicht mehr dauern. In der Nacht hörte man von Westen her den Donner der amerikanischen Geschütze, im Osten waren die Russen nur noch ein paar hundert Kilometer entfernt. Die Amis würden voraussichtlich das Rennen machen. Das war gut. Auch wenn ihre Nation noch jung war, es waren Menschen, mit denen man reden konnte. Die Russen aber waren Tiere. Ihr blinder Hass und die Vergeltung für den Feldzug gegen sie würde viele den Kopf kosten, egal, ob berechtigt oder nicht. Er hatte niemals an der Front gekämpft, das würde helfen, wenn er Rede und Antwort über seine Zeit im Nationalsozialismus geben musste …

Aus dem Hintereingang der Klinik traten zwei Personen auf den Hof. Beide waren im Nachthemd. Die eine hatte schulterlange, wirre Haare, der anderen reichte das strähnige Haar weit den Rücken hinab. Werner konnte ihre Gesichter von hier oben nicht sehen, aber es bestand kein Zweifel, dass es sich um Patienten handelte. Er öffnete das Fenster.

„Ihr zwei“, rief er hinunter, „geht zurück auf Station.“

Sie blickten überrascht auf, und jetzt erkannte Werner eine von ihnen.

„Elsa, was machst du auf dem Hof? Geh wieder rein.“

Elsa dachte nicht daran. Sie schüttelte energisch den Kopf.

„Wer ist das ?“, fragte Werner und deutete auf die zweite Person, ein Mädchen, die Arme verschränkt, sie umklammerte etwas. Es konnte eine Puppe sein. Und bei genauerem Hinsehen erkannte er tatsächlich eine Puppe, und zwar eine, die ihm gut bekannt war. Früher hatte er einmal eine von der Sorte gekauft, eine BDM-Puppe mit langen goldenen Zöpfen und festen Schuhen. Seine Charlotte spielte einst mit ihr und als sie sie nicht mehr brauchte, hatte er sie mit in die Klinik genommen und … Ein Schaudern ergriff ihn.

Um Himmels willen ! War sie es oder war sie es nicht? Das musste … wie lange her sein ? Sie war die Tochter von …? Irgendwo aus dem Südbayerischen. Sie trug einen seltsam schönen Namen. Andromeda? Wallonia? Er musste es wissen.

„Elsa“, rief er hinunter, „wer ist das Mädchen?“

Doch von Elsa war keine Hilfe zu erwarten. Sie zog das Mädchen mit sich, das im letzten Moment das Gesicht anhob und ihm direkt in die Augen sah. Sie war kein Kind mehr, das Gesicht war nicht mehr so rund, die Wangenknochen ausgeprägt, die Nase schmaler, als er sie in Erinnerung hatte. Den Eltern hatte er Schwachsinn diagnostiziert, das Mädchen war damit verloren.

„Bleibt, wo ihr seid. Ich komme euch holen.“

Er hastete zur Tür, lief einer Schwester in die Arme.

„Herr Professor“, sagte Fanny, „eine neue Patientin …“

„Keine Zeit“, erwiderte er im Vorbeigehen. Den Gang zur Treppe hinunter, die Stufen wie im Flug nehmend, erreichte er die Tür zum Hof, stieß sie auf und schaute sich um. Gottlob befehligte die Arbeiter, eine Karre mit Steinen entlud sich mit Getöse, Mörtel wurde angemischt, ein Haufen mit Bauholz lag quer.

Wo waren sie ?

Nicht auf der Baustelle, Gottlob hätte sie eingefangen und zu ihm bringen lassen. Blieb die Einfahrt in den Hof. Mannschaftswagen fuhren auf der Straße vor, neue Patienten wurden herangeschafft. Ein Gewimmel und Durcheinander, Schwestern und Ärzte kamen zu Hilfe, das laute Klagen der Verletzten, die Befehle der Kommandanten. Er drängte sich durch das Knäuel von Menschen, die ihm die Sicht nahmen und den Weg verstellten.

Wo waren sie ?

„Herr Professor“, rief die Oberschwester ihm zu, „wohin mit den Schwerverletzten?“

Er achtete nicht auf sie. Im Moment zählte nur eines : Wo war dieses verfluchte Mädchen ?

„Aus dem Weg !“

Einen Sanitäter schubste er zur Seite, einen Soldaten mit bandagiertem Kopf riss er um, sodass er stolperte, zu Boden stürzte und laut aufschrie. Im Gemenge verlor er die Übersicht und schließlich auch jede Chance, die beiden einzufangen. Sie blieben verschwunden.

Bombennacht

Подняться наверх