Читать книгу NADIA - Roman Spritzendorfer - Страница 6

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Kapitel 3

In den Zeitungen wurden der Felssturz und von dessen Folgen berichtet. Auch gab es einige Fotos. Keines von ihm. Darüber war er beruhigt. Sollte er weiterhin unerkannt bleiben, wäre dies seinen Plänen nützlich.

In einem anderen Artikel fand er einen Bericht über jene Maschinenhalle, in der der Zug einer Revision unterzogen worden war. Die Maschinenhalle war durch eine Explosion schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Diese Information hatte nur wenige Zeilen. Sie befand sich in jenem Abschnitt der Zeitung, in der man sie leicht übersehen konnte. Das passte gut zusammen.

Der Zug, mit dem ich nach Überprüfung mitgefahren bin, den wollte man sicherheitshalber nicht ankommen lassen und die Prüfstelle war zerstört worden. Man wird somit keine Prüfergebnisse finden können. Der entstandene Schaden wird von der Versicherungsgesellschaft eingeklagt werden.

Die anderen Zeitungen waren voll von Fotos vom Zug und den verzweifelten Menschen. Das konnte man verkaufen. Alle Nichtbetroffenen hatten sich auf diese Zeitung gestürzt. Das letzte Exemplar konnte seine Zimmervermieterin erwischen.

Joseph konnte sich glücklich schätzen. Auch in dieser Zeitung fand er von ihm kein Foto. Er war zu unbedeutend gewesen.

Beim gemeinsamen Mittagessen erzählte Anne-Marie, seine Wirtin, über ihr Leben. Eine Farm habe sie verpachtet. Mit ihrem Mann hatte sie diese sehr lange gemeinsam geführt. Nach einem Tornado waren ihr Mann und ihr Sohn nicht mehr nach Hause gekommen. Der Gebäudekomplex hatte nur wenig Schäden erlitten. Dort wollte sie aber nicht weiterleben. Zu viele schöne Erinnerungen und bittere Stunden würden sie auch jetzt noch treffen. Mit dem kargen Einkommen habe sie sich abgefunden. Sie wisse, was es bedeutet, alleine in einer schwierigen Situation zu stecken.

Dann war sie einige Zeit schweigsam.

Sie begann wieder zu reden. Auf der Farm werden Pferde gehalten, die von Indianern betreut werden. Für Joseph war dies ein bedeutender Hinweis. Anne-Marie hatte längst begriffen, Joseph war ohne sein Verschulden in etwas verwickelt, was er sich nie hatte vorstellen können und befand sich in einer tödlichen Gefahr.

Für Joseph war die Angelegenheit vorerst erledigt. Seine Kündigung war mit seinem Bericht der Bahngesellschaft weitergeleitet worden. Für ihn war es erledigt. Nicht aber für die Versicherungsgesellschaft. Seine früheren Hinweise an die Presse, der Überhang könnte eines Tages die Geleise blockieren, war der Versicherungsgesellschaft nicht verborgen geblieben. Dies führte dazu, ihn nach diesem Ereignis überall zu suchen. Da man ihn nicht finden konnte, entwickelte sich ein Gerücht, er hätte möglicherweise mit der Sprengung zu tun. Dies bewog die Bahngesellschaft einen Versicherungsbetrug zu begehen. Die Versicherungsgesellschaft hatte dagegen schon lange Leute eingesetzt, die das zu verhindern versuchten.

Der Vorarbeiter der Ranch erschien bei Anne-Marie. Er brachte die fällige Rente.

Jim, der Vorarbeiter, hatte von dem Unglück gehört, kannte keine Details. Anne-Marie erzählte ihm von Joseph, der nach der Kündigung Arbeit suchte. Sie erwähnte nur kurz seine ehemalige Tätigkeit als Cowboy. Jim wollte vor einer endgültigen Entscheidung die Meinung seines Chefs wissen. Dieser war seit Wochen in den Bergen unterwegs und suchte nach Wildpferden. Jim willigte ein, Joseph mitzunehmen. Das Pferd, Zaumzeug und Sattel sollte Joseph aber abarbeiten. Joseph war mit dieser Entscheidung einverstanden. Mit seiner neuen Kleidung, die ihm Anne-Marie zur Verfügung überlassen hatte und seiner gereinigten Kleidungen zu einem Bündel geschnürt, in dem sich auch die wichtigen Papiere befanden, gelangten sie zu der Farm. Joseph nahm jede Arbeit an, die ihm Jim zuwies. Die Sprache der Indianer verstand Joseph nicht. Ebenso wenig konnte er auch nicht an ihren Mienen erkennen, wofür sie ihn hielten und was sie über ihn dachten. Nach nur wenigen Tagen war seine Kleidung und auch er selbst voll von Schmutz. Das kannte er bereits. Während seiner Tätigkeit als Cowboy war es ähnlich gewesen. Eine seiner ersten Arbeiten war, die Ställe zu säubern. Sie befanden sich voller Unrat. Angeblich hatten die Indianer dazu noch keine Zeit gefunden. Joseph erfuhr die Ursache. Das Dach war durch einen gebrochenen Querträger einsturzgefährdet. Das sollte man aber so bald als möglich tauschen. Joseph entfernte den Mist, ging zu Jim und meldete den Schaden.

»Der nächste starke Wind würde die Pferde schwer verletzen. Mit Hilfe von zwei Männern müsste das sofort behoben werden.«

In diesem Wortlaut hatte sich bis jetzt noch niemand getraut mit ihm zu sprechen. Zuerst wollte er Joseph zurecht weisen. Er begriff seine eigene Unsinnigkeit, ging mit Joseph sich den Schaden anzusehen.

»Wir nehmen zwei. Das Dach muss aber vorher provisorisch gesichert werden.«

Nach getaner Arbeit betrachtete ihn Jim mit anderen Augen. Joseph nützte die Gelegenheit und erzählte Jim über seine wichtigen Papiere, die er immer noch im Schlafsack in seinem Bündel versteckt hatte. Joseph war noch nie in der Wohnstube gewesen, wusste aber über den Tresor Bescheid. Ohne Details verwies er auf die Kopie des Berichtes, seiner Kündigung und ein Schreiben an die Versicherungsgesellschaft. Die ewige Lagerung im Stroh wäre seiner Meinung nach nicht der geeignete Platz.

»Ich werde diese Urkunden in Packpapier einwickeln, verkleben, mit ihren Namen versehen, im Tresor lagern, dem Boss aber davon Mitteilung machen. Noch etwas, morgen geht es in die Berge.«

NADIA

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