Читать книгу NADIA - Roman Spritzendorfer - Страница 7

Оглавление

Kapitel 4

Joseph vertraute ihm diese wichtigen Papiere an. Er dachte sich, ohne Vertrauen werde ich es nicht weit bringen.

Am nächsten Tag ritten beide in die Richtung der nahen Berge. Jim sprach kein Wort und Joseph wartete ab. Er hatte auch keine Ahnung, was ihm bevorstand. Nach dem ersten kleinen Hügel hielt Jim an. Er deutete Joseph ebenfalls abzusitzen.

Das tat er auch. Jim machte es sich im Gras bequem. Bevor ihm Joseph folgte, fesselte er seinem Pferd die Vorderhufe.

Aber nur in der Weise, daß es in seinem Bedürfnis das Gras zu fressen nicht behindert war. Davonlaufen konnte es nicht. Wohl war ihm nicht in seiner Haut. Sie befanden sich in einer Senke und hatten keinen Überblick auf angreifende Tiere. Jim wollte wissen, was ihn bedrückte. Josephs forschende Blicke nach allen Seiten waren ihm nicht entgangen.

»Wenn uns ein Puma angreift, ist er im Vorteil und eines der beiden Pferde läuft weg.«

Jim deutete auf seinen Colt, den er nun in der Hand hielt.

»Die Winchester befindet sich nun auf ihrem Pferd und dieses wird nicht wild auf den Puma sein.«

»Hier gibt es keinen Puma.«

»Das habe ich auch einmal geglaubt, einen Hengst verloren, meine Arbeit als Cowboy gekündigt und bin zur Eisenbahn gegangen. Ich hoffte auf ein friedvolles Leben. Der Boss hat uns nie mit Gewehren ausgerüstet. Ich hatte ein einfaches Schießeisen, das nichts taugte und einen Puma nicht verjagen konnte. Ein wertvoller Hengst, gejagt vom Puma, stürzte in die Schlucht und war tot. Die Söhne des Farmer hatten Gewehre bei sich. Sie hatten sich in Sicherheit gebracht. Mein Schicksal war ihnen egal. Zuerst wurde mein Pferd angegriffen. Es brach zusammen. Der Colt war bald leer. Das machte die Katze wirklich wild. Sie trieb den begleitenden Zuchthengst in den Abgrund bevor sie verschwand. Ich war derjenige, dem man die Schuld in die Schuhe schob. Lohn habe ich keinen bekommen. Ich musste froh darüber sein, mein eigenes Leben behalten zu haben.«

»Wie gut können sie treffen?«

»Ein wenig bin ich aus der Übung.«

»Wollen sie es mit dem Gewehr versuchen?«

»Wenn sie es mir mit dem Gewehr erlauben.«

Jim war aufgestanden und holte das Gewehr aus seinem aus Leder gefertigten Behälter und übergab es Joseph. Jim deutete auf ein Gebüsch. Joseph sollte versuchen, den obersten Ast zu treffen versuchen. Das Gebüsch war etwa dreißig Meter entfernt. Joseph zielte aber auf einen Ast eines Baumes, der die dreifache Entfernung hatte. Getroffen brach er herunter.

»Die Aufgabe haben sie nicht erfüllt, aber den Ast zu treffen, das habe ich nicht erwartet. Wie hätten sie bei einem heranstürmenden Puma reagiert?«

»Herankommen lassen und ihn im Kopf zu treffen versucht.«

»Ich weiß nicht, was ich von ihnen halten soll. Die Dachreparatur, die war ihre Visitenkarte.

Die Papiere, die sie mit ihnen herumschleppen, die könnten ihr Todesurteil sein. Mit einem unbekannten Gewehr auf etwas in dieser Entfernung zu treffen, das ist sicherlich kein Zufall. Was haben sie vor ihrer Tätigkeit als Cowboy gemacht?«

»Militär – Spezialeinheit als Scharfschütze.«

»Warum haben sie den Dienst quittiert?«

»Ich weigerte mich, auf unschuldige Leute zu schießen, denen man durch Betrug ihr eigenes Land sehr billig unter Zwang abgenommen hatte und die eher zu sterben bereit waren, als ihren Besitz zu verlassen. Ehrliche, teilweise schon alte Leute, Frauen und Kinder. Man hatte unter dem Vorwand eines Aufruhrs das Militär angefordert. «

»Was ist dann passiert?«

»Als ich begriffen hatte, worum es ging, gab ich meinem Pferd die Sporen und bin zu den armen Teufeln übergelaufen. Meine ehemaligen Kameraden haben den Feuerbefehl nicht befolgt. Sie kannten meine Treffsicherheit, in nur wenigen Sekunden mehrere Gegner zu eiminieren. Sie wollten nicht getötet werden. Auch der kommandierende Offizier verzichtete daraufhin, seine Waffe zu ziehen. Dieser Einsatz war schmählich, nicht nur für das Militär. Ein großes Fressen für die Presse. Mich wollten sie in den Arrest stecken. Der Gouverneur bekam Wind davon. Kein Arrest, aber auch keine Belobigung. Auf seine Befragung, ob ich wirklich geschossen hätte, habe ich damals geantwortet:

Wer nie etwas wagt, wird nie etwas gewinnen. Vielleicht hätten auch sie den Hut nehmen müssen. Man muss sich vorstellen, das Militär wird eingesetzt, um ehrliche Leute von ihrem eigenen Land zu vertreiben, gegebenenfalls auch zu töten und das in der USA. Während die wahren Schuldigen in Saus und Braus weiterleben können. New York Times wird sicherlich tagelang ausverkauft sein. Geantwortet hat er mir nicht, aber den Rat erteilt, aus dem Militärdienst auszuscheiden und versuchen Frieden zu finden, was ich versucht habe.«

»Wir werden zurückreiten.«

Die Tage vergingen und Joseph verrichtete die ihm ursprünglich zugeteilte Arbeit. Jim ließ die Erzählung keine Ruhe. Er grübelte und grübelte. Joseph dagegen , lebte die Tage, als ob nichts gewesen wäre.

Vielleicht ist er ein Agent der Versicherungsgesellschaft und ist bei uns untergekrochen. Es muss beim Gouverneur ein Akt unter Verschluss liegen. Jim konnte aber keine befriedigende Antwort finden.

Eine Woche später teilte Jim Joseph den Auftrag, das Haupthaus gründlich zu reinigen. Vorher sollte er sich waschen und andere Kleidungsstücke anziehen.

Die verschmutzten Sachen sollten beim Brunnen verbleiben. Für die Reinigung benötigte Joseph einen vollen Tag.

Am Abend suchte er seine ehemaligen Sachen. Er konnte sie nicht finden und ging zu Jim.

»Diese wurden gewaschen. In einigen Tagen werden sie diese wieder tragen können. Die Kleidung, die sie nun tragen, ist nicht für die Arbeit im Freien vorgesehen. Für heute ist Feierabend.«

Nach dem Essen wollte sich Joseph die Füße vertreten. Er lenkte seine Schritte zu der weit entfernten Koppel. Diese war dreigeteilt.

Seit seiner Anwesenheit auf der Farm war er nun zum ersten Mal in der Nähe dieser Koppel. In dem einen Abschnitt gab es einige Pferde. Darunter auch jenes, das er abarbeiten musste. Der mittlere Teil war der größte. Dieser war frei. Das Gras sollte nachwachsen. Im weit entfernten dritten Teil fand Joseph ein Pferd mit einer Farbe im Fell, das seine Aufmerksamkeit erregte. Das könnte ein Wildpferd sein. Wie hat dieses Pferd den Weg hierher gefunden? Joseph ging zu diesem Teil der Koppel und blieb nahe der Umzäunung stehen. Das Pferd kümmerte sich nicht um ihn. Es sucht sich gemächlich die Grasbüschel und genoss den Frieden. Joseph blieb ruhig und bewegte sich nicht. Er spürte einen Lufthauch in seinem Nacken. Plötzlich hob das Pferd seinen Kopf und zog den ihm unbekannten Geruch des Fremdlings ein. Es blickte zu ihm und kam langsam näher. Joseph blieb dort stehen, wo er vorhin angekommen war. Der Kopf des Pferdes kam über die Abgrenzung. Vorsichtig bewegte nun Joseph seine Hände in die Nähe der Nüstern. Das wurde geduldet. Lange verweilten seine Hände in dieser Stellung. Dann wagte Joseph da Pferd zu berühren. Auch das wurde akzeptiert. Joseph begann es zu streicheln. Joseph wagte es auf seine Nüstern zu küssen. Es ließ sich auch das gefallen. Er wiederholte das Streicheln. Joseph merkte, es wollte zurück. Josephs Hände entfernten sich langsam vom Hals des Tieres. Er blieb aber noch an der Koppel stehen. Das Pferd wendete und kehrte zu dem Platz zurück, von dem es gekommen war.

Das war von einem Indianer beobachtet worden, zu dem Jim großes Vertrauen hatte. Jim hatte diesem den Auftrag erteilt, alles zu beobachten, was dieser Fremde tun würde und darüber zu berichten. Davon wusste Joseph nichts. Er kehrte zu seinem Schlafplatz zurück und schlief bis zum Morgengrauen.

Jim bekam die Information vom Indianer, was er gesehen hatte. Er konnte es nicht glauben. Niemand konnte sich diesem Pferd nähern. Auch der Boss hatte seine Schwierigkeiten. Jim wälzte sich in der darauffolgenden Nacht von einer Seite auf die andere und konnte keinen Schlaf finden. Diese Information war nahezu unglaubwürdig. Für die Farm aber von großer Bedeutung. Joseph könnte über die Umzäunung klettern, ohne Zaumzeug und Sattel das Pferd besteigen und reiten wohin er wollte.

Würde Joseph auf die im Tresor lagernden Papiere wirklich verzichten? Womöglich hat er noch einen anderen Platz gefunden, wo er geheimes Material versteckt hatte.

Wie war sein richtiger Name? Als er endlich eingeschlafen war, folgte ein unruhiger Traum dem anderen. Im Traum erlebte er Joseph, wie er einen aus einer weiten Entfernung anstürmenden Puma näherkommen ließ und durch einen Kopfschuss tötete. Anschließend seelenruhig sein Pferd wendete und die ihm anvertrauten Pferde zur Koppel geleitete. Schweißgebadet wachte er auf und konnte lange Zeit nicht wieder Schlaf finden.

Als die Dämmerung wich und es heller wurde, war Jim auf seinen Beinen. Beim Frühstück brannten ihm bereits zahlreiche Fragen auf seiner Zunge. Nur mühsam konnte er sich beherrschen. Er gab Joseph schriftliche Aufzeichnungen und ersuchte um Verbesserung. Bald bekam er sie mit der Bemerkung zurück, eine Verbesserung war nicht notwendig. Aber die Fragen, die nicht ausgesprochen worden waren, die sollten geklärt werden. Daraufhin erzählte er Joseph, was er vom Indianer erfahren hatte. Joseph bestätigte die Aussage.

»Wie ist das möglich? Auch der Boss darf sich dem Pferd nur vorsichtig nähern.«

»Ich weiß es selbst nicht. Wo ich einst gearbeitet habe, wurden eingefangene Wildpferde zugeritten. Viele von der Mannschaft wurden abgeworfen und erlitten schwere Verletzungen. Es war ein alter Mann, der mir einiges verriet. Er bedauerte auch mein Ausscheiden aus dieser Gemeinschaft und die ungerechte Handlungsweises des Bosses. Zum Abschied gab er mir den bekannten Ratschlag, was ein Mensch einmal gelernt hat, wird nicht in Vergessenheit geraten und wird im weiteren Leben weiterhelfen.«

»Hätten sie Lust, diese Tier zu reiten?«

»Wenn ich die Erlaubnis bekommen könnte, würde ich es versuchen. «

»Ich habe noch eine heikle, sehr persönliche Frage?«

»Ja?«

»Arbeiten sie für die Versicherung?«

»Ich muss darauf keine Antwort geben.« sagte Joseph mit einem Lächeln.

Jim atmete schwer. Leise entwich Luft aus seinem Mund. Vor ihm stand ein Mann, der hatte offensichtlich vor nichts Angst. Er trug auch keine Waffen. Wie gibt es so etwas? Joseph ließ ihm Zeit. Er merkte, Jim hatte allmählich begriffen, wie er Joseph einschätzen sollte.

»Angst zu haben ist natürlich, es hat aber auch Grenzen. Sie müssen nicht alles ihrem Chef erzählen, was sie nun über mich wissen. Mit der Zeit wird er einiges besser verstehen können.«

»Er kommt morgen.«

»An der Koppel ist einiges auszubessern. Wenn sie es mir auftragen, werde ich es durchführen. Und der eine Indianer, dessen Namen ich nicht kenne, muss sich geschickter verhalten.«

»Wie ist ihr wirklicher Name?«

»Wenn sie den nächsten Feuersturm hinter sich haben und ich noch am Leben bin, werden sie es erfahren.«

Joseph hatte diese Worte freundlich, aber in einem unmissverständlichem Ton gesprochen. Um seine Stellung als Vorarbeiter musste sich Jim keine Gedanken machen. Joseph war sogar bereit gewesen, das Pferd abzuarbeiten. Was er aber wirklich vorhatte, darüber hat er nichts verraten. Was hat er damals mit dem Gouverneur ausgehandelt? Wieso ist er nicht im Gefängnis gewesen? Warum hat er als Cowboy gearbeitet? Vielleicht arbeitet er für die Regierung. Er muss mächtige Partner haben, lebt aber dennoch in ständiger Gefahr. Vermutlich hat er das alles schon vergessen. Ich werde meinem Boss nur das Notwendigste erzählen, nahm sich Jim vor. Es fielen ihm die Worte ein „der eine Indianer, dessen Namen ich nicht kenne, soll sich geschickter verhalten.“ Womöglich versteht Joseph noch einige Worte der Sioux. Das muss ich alles noch überdenken, aber er soll die Koppel ausbessern.

Damit begann Joseph an der Koppel zu arbeiten. Gegen Abend kam der Boss.

Die Staubfahne, die er hinter sich herzog, war nicht zu übersehen. Sam, so war sein Name, übergab seine beiden Pferde den Indianern. Das Packpferd wurde von seiner Last befreit. Es folgte ein Begrüßungstrunk auf der Terrasse. Joseph wurde vorgestellt. Bald zog Jim seinen Boss zur Seite und berichtete, wie er zu Joseph gestoßen war, der nun sein Pferd abarbeiten musste. Es folgte der Bericht über die Dachreparatur, die Säuberung des Hauses und die Ausbesserung der Koppel. Damit war Joseph ein Mann, den man für viele Arbeiten einsetzen konnte. Für den Anfang war dies mehr als genug Information. Sam erzählte ,was er über das Zugsunglück wusste. Die Weigerung der Versicherungsgesellschaft für den Schaden aufzukommen und den bevorstehenden Prozess. Er war auch bei den Sioux gewesen, jenen Indianern, zu denen Tara zurückgekehrt war. Ihre Behandlung durch einen freundlichen Bahnangestellten, der ihr zu ihrem Bündel verholfen hatte, welches für sie von großer Bedeutung war. Die Sioux würden beim Einfangen von Wildpferden behilflich sein, aber als Gegenleistung moderne Gewehre und Munition verlangen. Die Gewehre müsste man in der nächsten größeren Stadt kaufen. Doch dorthin waren es mindestens drei Tagesritte. Jim hatte dichtgehalten. Joseph war als ehemaliger Bahnangestellter vorgestellt worden. Über seine Vergangenheit hatte Jim nichts verraten. Auch nicht, was er über ihn dachte. Sam hatte in den Bergen einen Platz gefunden, der ihm zur Aufzucht von Pferden als geeignet erschien. Der Hengst, der in der Koppel stand, sollte dabei helfen. Das Problem war seine Wildheit.

»Darüber werden wir uns morgen unterhalten, heute möchte ich nur mehr ins Bett.«

Kaum war er im Haus, bemerkte er die saubere Stube. Vermutlich befindet sich auch das Schlafzimmer in einem aufgeräumten und netten Zustand. Er kam zurück, verlangte nach Seife und begab sich zu einem aus einem ausgehöhlten Baumstamm verfertigten Trog, der gespeist von einer Quelle, unermüdlich frisches Wasser anbot. Es war die einzige Quelle weit und breit und alle, die vorbeikamen, waren hier willkommen. Daneben stand eine uralte hohe Eiche. Sie diente als Orientierung für diejenigen, die in dieser Prärie nach Wasser suchten.

Beim Trog entledigter er sich seinen Kleidungen, ließ sie liegen und begann sich zu reinigen. Einer der Indianer brachte ihm ein Handtuch und die Pantoffel. Sam winkte den Umstehenden und begab sich zu Bett.

Das hat er seit dem Tode seiner Frau nie getan, dachte sich Jim. Oft war er mit allen verschmutzten Kleidungen ins Bett gefallen. Die Reinigung von Joseph hat auch seine guten Seiten. Sam wird sich noch wundern, wenn er Näheres über Joseph erfahren wird.

Tags darauf trug Joseph wieder jene Kleidung mit der er angekommen war. Diese war nun trocken. Beim Frühstück wurden keine Worte gewechselt.

Joseph wollte nach dem Essen sofort wieder die von Jim aufgetragenen Arbeiten fortsetzen. Sam hielt ihn zurück. Er wollte unbedingt wissen, welcher Arbeit Joseph vor der Zeit bei der Bahngesellschaft nachgegangen war und welche ursprüngliche Ausbildung er erhalten hatte. Daraufhin erwähnte Joseph seine bescheidenen Schulkenntnisse, seine Tätigkeit beim Militär als Scharfschütze und die Ursachen seines Ausscheidens aus dem Militärdienst. Er verwies auch auf die Bemerkung des Gouverneurs, er soll versuchen Frieden zu finden.

»Ist es ihnen gelungen?«

»Wenn die anderen ihren Lohn bekommen haben, ja.«

»Sie machen es kurz.«

»Exakt«

»Wie soll es nun weitergehen?«

»Ich muss in der großen Stadt meine Unterlagen abliefern.«

»Wie soll das funktionieren?«

»Drei Tagesritte mit einem schnellen Pferd, einer Winchester, eventuell unter Begleitung, die weder Tod noch Teufel fürchten, wird es gelingen.«

Jim schnappte nach Luft. Das war nicht der Mann, den er eingestellt, der das Dach repariert und das Haus gesäubert hatte. Das war der, von dem er etwas vermutet hatte und das nun Wirklichkeit geworden war. Sam gab keine Antwort. Er schmunzelte.

»Tara hat einen Mann erwähnt, ich hatte keine Ahnung, ihm zu begegnen. «

Joseph sagte kein Wort. Worüber er gesprochen hatte, das könnte auch sein Todesurteil sein. Sein Gespür sagte ihm, der Rancher würde zu ihm halten.

»Sie haben sicher einen Plan, wie sie das durchführen wollen?«

»Wenn sie mitmachen, wird es für ihre Zukunft kein Nachteil sein. In dieser Stadt gibt es eine Niederlassung der New York Times. Dort haben sie sicherlich Photographen. Die Papiere müssten abgelichtet werden. Das Negativmaterial müsste vorerst unter Verschluss kommen. Das Original bekommt die Versicherung. Sollte ich trotz aller Vorsicht getötet werden, hat hoffentlich die Versicherungsgesellschaft schon das Original. Wenn nicht, dann eine Kopie, die ich noch anfertigen werde. New York Times wird sicherlich meinen Tod und die angefertigten Fotos drucken. Um zu der Zeitung zu gelangen , benötige ich einen Anzug, dazu ein passendes Hemd und Schuhe. Auch einen vernünftigen Colt, sowie eine Begleitung, die mir den Rücken freihält und notfalls Angreifer tötet.«

»Und wer ist diese Begleitung?«

»Jim und sie.«

Nun blieb auch Sam die Luft weg. Joseph blieb weiterhin ruhig.

»Um welche Summen bewegen sich die Schadenersatzforderungen? «

»Auf den Dollar kann ich das nicht sagen. Ein bisschen Rechnen kann nicht schaden. Der Zug, der Bahnkörper, die Toten und Verletzten, der generelle Ausfall und alle Ansprüche von anderen Beteiligten, die ihre Waren nicht rechtzeitig bekommen haben. Einige Millionen Dollar.«

»Was liegt im Tresor?«

»Eine Zeitbombe.«

Sam wurde immer unruhiger.

»Wie gelingt es ihnen, ruhig sitzen zu bleiben?«

»Ich habe schon andere Einsätze hinter mir und bin immer noch am Leben.«

»Also ein Agent der Regierung?« fragte Jim.

»Wenn es sie beruhigt, ja.«

Die beiden saßen still und versuchten die Neuigkeit zu verarbeiten.

»Was war mit Tara? Sie haben sich besonders um sie angenommen. «

»Niemand hat sich um sie gekümmert. Ich hatte den Auftrag, sie zu beschützen. Wenn sie es ihr einmal erzählen, dann holt sie wirklich der Teufel.«

Sam schluckte.

»Eine letzte Frage. Wie lange waren sie bei der Eisenbahngesellschaft? «

»Ein volles Jahr.«

Das war auch für Sam zu viel. Es dämmerte ihm, Joseph, dieser unscheinbare Kerl hatte vermutlich unter Regierungsauftrag bei dieser Eisenbahngesellschaft gearbeitet.

Bei dem Unglück, das er vorausgesehen hatte, nahm er sich um die Reisenden an, wie er konnte. Er half der Indianerin, kündigte seinen Vertrag und gelangte mehr aus Zufall auf diese Ranch. Nun erwartete er Hilfe, die Kopf und Kragen kosten konnte. Jim hatte sich soweit erholt.

»Gestern hat er sich mit dem Indianerpferd angefreundet. Bei einem Schiesstraining schlug er sich tapfer. Er holte einen weit entfernten Ast vom Baum und berichtete von einem Puma, den zu vertreiben mit einem einfachen Colt nicht möglich war. Sein Leben als Cowboy war damit vorerst beendet. Sein damaliger Boss verlor einen Zuchthengst und Joseph seine Stellung.«

»Seltsame Gäste haben wir auf unserer Ranch.«

»Auch seltsame Indianer, die es nicht zu Stande bringen, unentdeckt Informationen zu sammeln.«

»Heute ruhen wir uns noch aus. Jim wird alles zusammenpacken. Morgen werden wir sie begleiten. Wir reiten auf den Pferden mit dem braunen Fell. Man nennt mich Sam.«

Er reichte Joseph seine Hand. Desgleichen tat Joseph.

»Man nennt mich Joseph. So soll es bleiben.«

Er gab auch Jim seine Hand. Er sagte ihnen, er wird nun Kopien anfertigen. Im Falle seines Todes sollte Sam die Originale zur Zeitung bringen. Der Tag verlief ruhig. Ebenso die Nacht. Nicht ganz für Sam. Er dachte an das Vertrauen und hoffte zu überleben. Sein Schlaf war unruhig.

Im Morgengrauen waren sie schon Richtung der Berge unterwegs. Trotz des Packpferdes kamen sie gut voran. Die Pferde waren ausgeruht. Sie hatten jene Farbe, die in diesem Landstrich geritten wurden. Sam hoffte nicht aufzufallen und die Stadt zu erreichen. Die Nachtwache teilten sie sich. Auch in den darauffolgenden Tagen ereignete sich nichts Ungewöhnliches.

NADIA

Подняться наверх