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Kapitel 1


Leben und Sterben

Der Mensch

Empfangen und genähret

Vom Weibe wunderbar

Kömmt er und sieht und höret,

Und nimmt des Trugs nicht wahr;

Gelüstet und begehret,

Und bringt sein Tränlein dar;

Verachtet, und verehret,

Hat Freude und Gefahr;

Glaubt, zweifelt, wähnt und lehret,

Hält Nichts, und Alles wahr;

Erbauet, und zerstöret;

Und quält sich immerdar.

Schläft, wachet, wächst und zehret;

Trägt braun und graues Haar.

Und alles dieses währet,

wenn’s hoch kömmt, achtzig Jahr.

Denn legt er sich zu seinen Vätern nieder

und er kömmt nimmer wieder.

Matthias Claudius (1740 - 1815)

Leben im Sterben

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