Читать книгу Leben im Sterben - Romana Wasinger - Страница 6
ОглавлениеKapitel 1
Leben und Sterben
Der Mensch
Empfangen und genähret
Vom Weibe wunderbar
Kömmt er und sieht und höret,
Und nimmt des Trugs nicht wahr;
Gelüstet und begehret,
Und bringt sein Tränlein dar;
Verachtet, und verehret,
Hat Freude und Gefahr;
Glaubt, zweifelt, wähnt und lehret,
Hält Nichts, und Alles wahr;
Erbauet, und zerstöret;
Und quält sich immerdar.
Schläft, wachet, wächst und zehret;
Trägt braun und graues Haar.
Und alles dieses währet,
wenn’s hoch kömmt, achtzig Jahr.
Denn legt er sich zu seinen Vätern nieder
und er kömmt nimmer wieder.
Matthias Claudius (1740 - 1815)