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Die vier Motive für ein Jurastudium

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Die Studienanfänger der Rechtswissenschaften lassen sich nach ihrer Motivation für den Beginn des Studiums in vier Gruppen aufteilen:

ØGruppe eins: »Ich wollte das schon immer studieren.« Du maltest Dir schon seit Deinen Kindertagen aus, wie Du hocherhoben über den Köpfen der anderen sitzt, den Hammer schwingst und »Schuldig!« rufst. Bist Du vielleicht das letzte vieler Geschwister und hattest immer das Gefühl, Dir hört keiner zu?

Zu dieser Gruppe zählen aber auch diejenigen, die bereits seit der Pubertät amerikanische Anwaltsserien lieben. Boston Legal, Suits oder The Good Wife – unzählig sind die Serien, in denen dem Zuschauer vermittelt wird, dass Anwälte schicke Siegertypen ohne Skrupel oder Ängste sind.

Die Wahrheit: Es gibt keinen Hammer in deutschen Gerichtssälen. Wenn Deine Motivation von amerikanischen Serien herrührt, wird Dich das deutsche Recht möglicherweise enttäuschen. Weniger Tom Cruise in Eine Frage der Ehre, mehr Lenßen und Partner. Aber wenn Du tatsächlich schon immer Anwalt werden wolltest, dann lies hier weiter und finde heraus, ob Du Dich auch für das deutsche Rechtswesen begeistern könntest.

ØGruppe zwei: »Meine Eltern sind Juristen. Liegt ja nahe, dass ich das auch mache.« Als Gutenachtgeschichte wurde Dir Hänsel und Gretel vorgelesen. Im Anschluss haben Deine Eltern – begeisterte Juristen – Dir erklärt, dass das, was die Kinder da machen, Sachbeschädigung des Hexenhauses und Diebstahl von Lebkuchen ist. Letztendlich auch noch Totschlag, weil sie die Hexe verbrannt haben. Allerdings kommt Notwehr ins Spiel, schließlich hat die Hexe die Kinder essen wollen. Jura wurde Dir quasi in die Wiege gelegt. Und wenn man ganz ehrlich ist, denkt doch jeder darüber nach, das zu machen, was die Eltern gemacht haben. Es liegt nahe, dass es das Richtige für mich ist, wenn es das Richtige für die Menschen war, die mich aufgezogen haben, oder?

Die Wahrheit: Du bist nicht Deine Eltern. Wenn Du sie im Beruf beobachtet hast und bewunderst, wie ihre Arbeit aussieht, prima! Dann ist ihr Job auch ein guter Job für Dich. Aber wenn Du annimmst, sie nur glücklich zu machen, indem Du das studierst, was sie studiert haben, dann frag lieber noch einmal nach. Vielleicht würden sie es ja heute anders machen. Die Lust auf Jura sollte von Dir kommen.

ØGruppe drei: »Ich warte noch auf einen Platz in meinem Wunschstudiengang.« Hauptsache studieren! Du genießt schon mal das Uniflair und schaust Dir Jura oberflächlich ein wenig an, bevor Du endlich Architektur, Mediendesign oder Kunst studieren wirst. Irgendwann wirst Du schon einen besseren Studienplatz bekommen, bis dahin hast Du wenigstens den Studentenstatus, hast Du Dir gedacht. Jetzt hast Du Dein Semesterticket und Deine Eltern sind auch beruhigt, dass Du »etwas Sinnvolles« machst.

Die Wahrheit: Vorsicht! Wenn Du absolut ausschließen kannst, dass Jura für Dich interessant ist, dann lass das Studium bleiben. Die Semester, die Du an einer Universität eingeschrieben bist, zählen nicht als Wartesemester, um schneller in einen anderen Studiengang reinzurutschen. Auch finanzielle Unterstützungen wie etwa BAföG werden nicht mehr gewährt, wenn man zu oft den Studiengang wechselt. Andererseits, kannst Du auch einem Sinneswandel unterliegen (sofern Du Jura nicht absolut ablehnst) und merken, dass es spannend ist. Vielleicht entdeckst Du in den ersten Klausuren auch Dein Händchen für die Materie.

ØGruppe vier: »Ich wusste nicht, was ich sonst studieren soll.« Ein wenig planlos hast Du in Studienführern geblättert, Deine Freunde gefragt, was sie denn eigentlich nach dem Abitur machen wollen und dann versucht, einen Studiengang zu finden, mit dem man sich nicht unbedingt auf einen einzigen Beruf festlegen muss. »Mit Jura kann man doch so vieles machen«, haben Dir sicher einige Bekannte gesagt und Dich in Deinem Vorsatz bestärkt, Jura zu studieren. Was das alles sein kann, wirst Du ja sicherlich noch herausfinden. Irgendwann. Das Studium ist schließlich lang.

Die Wahrheit: Wahrscheinlich geht es jedem zweiten Jurastudenten so wie Dir. Die wenigsten träumen seit ihrer Kindheit vom Anwaltsberuf. Und der muss auch nicht zwangsweise das Ziel Deiner Ausbildungszeit sein. Mit Jura kann man wirklich viele verschiedene Dinge machen, welche, erfährst Du in Kapitel 15 Die Zukunftsperspektive – das Examen in der Tasche und jetzt?

Hast Du Dich in einer dieser vier Gruppen wiedererkannt? In dem Hörsaal, in dem Deine Einführungsveranstaltung stattfinden wird, werden Vertreter aller vier Gruppen sitzen. Die Erfolgschancen stehen bei allen gleich gut. Wenn Du aber schließlich dort sitzt, wirst Du einen Vorteil haben, wenn Du wenigstens schon eine Ahnung hast, was Dich erwartet. Jura – was ist das eigentlich?

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