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VII

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Inhaltsverzeichnis

Zum Schluß noch einige Worte. Die Geistlichkeit hat zwei Methoden, die Sozialdemokratie zu bekämpfen. Dort, wo die Arbeiterbewegung erst beginnt, sich Bürgerrecht zu erwerben, wie gerade bei uns, und wo die herrschenden Klassen noch der Täuschung erliegen, sie mit Gewalt ersticken zu können, dort tritt der Klerus auch nur mit strengen Predigten auf, schwärzt die Sozialisten an und droht den „anmaßenden“ Arbeitern. Dort aber, wo schon politische Freiheit herrscht, und die Arbeiterpartei zu einer Macht wird wie z.B. in Deutschland, Frankreich und Holland, dort greift die Geistlichkeit auf andere Methoden zurück. Listig verbirgt sie ihre Wolfszähne und Krallen unter dem Schafspelz, und aus dem ehrlichen Feind der Arbeiter wird ihr falscher Freund. Die Priester gehen dann selbst daran, die Arbeiter zu organisieren und „christliche“ Gewerkschaften zu gründen. Sie versuchen so, die Fische vor dem Netz, d. h. die Arbeiter im Netz ihrer falschen Gewerkschaften zu fangen, wo sie sie Demut lehren, bevor sie zu den Gewerkschaften der Sozialdemokratie stoßen, die sie Kampf und Schutz vor der Ausbeutung lehrt.

Wenn die zaristische Regierung schließlich unter den Schlägen des polnischen und russischen Proletariats gefallen ist und auch bei uns die politische Freiheit aufgeht, werden wir sicher erleben, daß derselbe Erzbischof Popiel und dieselben Priester, die jetzt in den Kirchen die kämpfenden Arbeiter heftig beschimpfen, damit beginnen, sie gewaltsam in „christlichen“ und „nationalen“ Verbänden zu organisieren, um sie auf neue Art zu verdummen. Schon jetzt haben wir einen kleinen Anfang dieser Maulwurfsarbeit in den Verbänden der „Nationaldemokraten“, der zukünftigen Helfershelferin der Priester, die sie heute darin unterstützt, die Sozialdemokratie zu verunglimpfen. Deshalb müssen die Arbeiter vorbereitet sein, nicht morgen, nach dem Sieg der Revolution und der Einführung der politischen Freiheit, den süßen Worten derer auf den Leim zu gehen, die sich heute erdreisten, von der Kanzel herab das Arbeiter mordende Zarenregime und die Herrschaft des Kapitals, die das Volk ins Elend stürzt, zu verteidigen. Zum Schutz vor dieser Feindschaft der Geistlichkeit heute, während der Revolution, und vor ihrer verräterischen Freundschaft morgen, nach der Revolution, müssen sich die Arbeiter schleunigst in ihrer Arbeiterpartei organisieren, sich der Sozialdemokratie anschließen. Und auf alle Angriffe der Priester sollten die bewußten Arbeiter die eine Antwort haben:

Die Sozialdemokratie nimmt niemandem seinen Glauben und kämpft nicht gegen die Religion! Sie fordert dagegen völlige Gewissensfreiheit für jeden und Achtung vor jeglichem Bekenntnis und jeglicher Überzeugung.

Aber wenn die Priester die Kanzeln als Mittel des politischen Kampfes gegen die Arbeiterklasse mißbrauchen wollen, so wenden sich die Arbeiter gegen sie wie gegen alle Feinde ihrer Rechte und ihrer Befreiung.

Denn wer Ausbeuter und Unterdrücker unterstützt und versucht, die heutige schändliche Gesellschaftsordnung zu verewigen, der ist ein Todfeind des Volkes, ob er nun die Priestersoutane oder die Gendarmenuniform trägt.

Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band)

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