Читать книгу Das wundersame Seniorenheim - Teil III: Lucia und Lukas und der Frankfurter Zoo - Rosemarie Knutzen - Страница 11

Der Frankfurter Zoo

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Uropa Heinz hatte wieder seinen Rucksack mit belegten Brötchen, Wasser und Äpfeln dabei.

„Wenn man draußen ist, bekommt man schnell Hunger“, sagte er, „und dann ist es schön, wenn man etwas dabei hat.“

„Ja“, stimmte Lucia zu, „das machen wir zu Hause auch so. Mama sagt immer, die frische Luft macht hungrig und sie hat recht.“

Uropa Heinz erzählte auf dem Weg die Geschichte des Frankfurter Zoos.

„Schon 1858 wurde der Zoo von Frankfurter Bürgern gegründet. Damals war er noch sehr klein und stand am Anfang vor dem Stadtteil Bockenheim.“

„Ja, Bockenheim kennen wir, da ist das Senckenberg-Museum“, unterbrach ihn Lukas.

„Das stimmt“, lächelte Uropa Heinz. „Als immer mehr Tiere dazu kamen, wurde das Gelände allmählich zu klein und der Zoo wurde 1874 auf die Pfingstweide verlegt, wo er heute noch ist. Der bekannteste Zoodirektor war Prof. Dr. Dr. Bernhard Grzimek, er war fast 30 Jahre Zoodirektor und wegen seiner sensationellen Fernsehauftritte und Filme bei vielen Menschen bekannt und sehr beliebt. Der Zoo ist elf Hektar groß und es leben etwa 4.500 Tiere dort. Sehr viele Tierarten sind im Exotarium und im Grzimek-Haus. Das neueste im Zoo ist der Borgori-Wald für unsere Menschenaffen. Es kommen jedes Jahr fast eine Million Besucher, die den Zoo ansehen wollen.“

„Das ist ja Wahnsinn“, Lukas staunte, „und das alles hier!“ Schon standen sie am Eingang vom Zoo, das schlossartige Gesellschaftshaus am Eingang sah richtig toll aus. Irgendwie wirkte Uropa Heinz nervös, er sah sich ständig um.

„Suchst du etwas, Uropa“, fragte Lucia.

„Wie bitte? Ach ja, ich schaue nach Tierpfleger Karl, der kann uns noch einiges erzählen.“ Sie liefen von Gehege zu Gehege und staunten über die viele Tierarten und die Eigenschaften der einzelnen Tiere. Einige Tiere wurden gerade gefüttert und so bekamen sie auch Tierpfleger Karl zu sehen, der ganz aufgeregt zu Uropa Heinz kam. „Nicht schon wieder“, flüsterte Uropa Heinz.

„Doch“, sagte Karl und sah verstohlen zu Lucia und Lukas herüber.

„Was ist denn?“, fragten die Beiden neugierig.

„Ach, das muss ich euch in Ruhe erzählen“, sagte Uropa Heinz, „wir setzen uns auf die Bank da drüben.“ Sie nahmen auf der Bank im Schatten Platz. „Nun stelle ich euch erst einmal Tierpfleger Karl vor. Karl kenne ich schon bestimmt 20 Jahre“, sagte Uropa, „und jedes Mal, wenn ich in den Zoo gehe, begrüßen wir uns.“ Karl nickte den Kindern zu.

„Ja, euer Uropa gehört schon fast zum Inventar, er ist mindestens drei Mal die Woche hier und kennt sich schon genauso gut aus wie ich.“

„Ach naja, so gut wie du nicht, aber da ich eine Jahreskarte habe und nicht so weit weg wohne, bin ich sehr oft hier.“

„Und was ist jetzt los, Uropa, warum habt ihr geflüstert?“, fragte Lukas ungeduldig.

„Nun ja, es ist nicht so einfach, euch das zu erzählen, es überhaupt jemanden zu erzählen“, sagte sofort Tierpfleger Karl, „wir haben vom Zoodirektor die Anweisung erhalten, niemanden etwas zu sagen, da es so unglaublich ist.“ Jetzt waren Lucia und Lukas gespannt wie Flitzebogen.

„Erzähl schon, Uropa, was ist los“, sagten beide auf einmal. Da fing Uropa Heinz an zu erzählen.

„Es begann vor vier Wochen, Karl, wenn ich etwas Falsches sage, berichtige mich bitte“, Karl nickte. „Wie so oft kam ich in den Zoo und lief gleich zu den Alpakas und was sehe ich? Keine Alpakas, sondern den Streichelzoo. Ich lief zum Streichelzoo und schaue, was da drin ist, da sehe ich die Alpakas. In diesem Augenblick kam Karl mit anderen Tierpflegern angerannt und sperrten das ganze Gebiet zwischen dem Alpakagehege und dem Streichelzoo ab. Er kam auf mich zu und sagte: ‚Heinz, gehe zum Exotarium, dort treffen wir uns, ich muss dir etwas erzählen.’ Und so lief ich zum Exotarium, schaute mir die Pinguine an und setzte mich auf die Bank. Einige Zeit später kam Karl total aufgeregt zu mir. ‚Es ist die Hölle, jetzt schon zum dritten Mal.’ – ‚Was denn?’, fragte ich Karl. ‚Na dass die Tiere vertauscht wurden!’ – ‚Ich kapiere gar nichts, fang doch von ganz vorne an und beruhige dich, Karl.’ Und so erzählte mir Karl, was in den letzten Wochen passiert ist.

‚Es fing an’, sagte Karl, ‚als ich bei den Greifvögeln war. Ich stellte fest, dass die einzelnen Vögel in den Gehegen vertauscht worden waren, der Geier war im Adlergehege und der Adler im Geiergehege und so weiter. Ich dachte, das gibt es doch nicht, man kann doch nicht einfach die Vögel austauschen, aber es war so. Eine Erklärung dafür fanden wir nicht und so wurde das ganze Vogel-Gebiet gesperrt und mit sehr viel Mühe die Vögel wieder in ihre richtigen Gehegen gesetzt. Das war eine Menge Arbeit’, sagte Karl. ‚Wir dachten, das war es nun, da hat sich einer einen bösen Streich ausgedacht und hatte nun seinen Spaß. Aber es war erst der Anfang. Es war wie verhext, jedes Mal waren andere Tiere in den Gehegen vertauscht. Gott sei Dank ist es noch nicht zur Katastrophe gekommen, aber es waren zum Beispiel die Tiger im Löwenkäfig und die Löwen im Tigerkäfig. Wir mussten den Tierarzt holen, der die Tiere betäubte, damit wir sie wieder in ihre Käfige transportieren konnten, der reine Wahnsinn und keine Erklärung, wie das passiert ist. Der Zoodirektor ist schon ganz verzweifelt, er sagt, wenn das an die Presse geht, dann können wir schließen.’“

„Deshalb sollen wir auch nichts sagen, euer Uropa hat es eben mitbekommen, aber ich weiß, dass er es niemals weiter erzählen würde, deshalb habe ich ihn eingeweiht. Auch ihr müsst jetzt schwören, dass ihr niemals jemanden davon erzählt.“ Lucia und Lukas waren wie versteinert. „Das gibt es doch nicht“, sagte Lucia und schaute ihren Bruder an.

„Da geht etwas nicht mit rechten Dingen zu“, meinte Lukas. Alle nickten mit dem Kopf. Lucia und Lukas schauten sich ernst an und hoben die Finger zum Schwur. Die andere Hand hielten sie jedoch mit gekreuzten Fingern hinterm Rücken versteckt. Nur für den Fall, dass sie eventuell Hilfe brauchten, von ihren Freunden im Seniorenheim.

„Nun lasst uns aber weiter die Tiere anschauen und hoffen, dass der Unruhestifter bald gefasst wird“, sagte Uropa Heinz. Sie verabschiedeten sich von Karl und spazierten weiter durch den Zoo. Als sie zu dem Borgori-Wald mit den Menschenaffen kamen, war Lukas ganz begeistert. Lucia fand das Grzimek-Haus, das Nachthaus, ganz toll. Aber auch das Exotarium mit den vielen Exoten rief Begeisterung bei den Kindern hervor. Und doch mussten sie immer wieder an diese komische Geschichte denken.

„Ich kann das nicht verstehen“, sagte Lucia zu Uropa Heinz, „das geht doch gar nicht. Das müssen doch sehr viele Personen sein, die die Tiere von einem in das andere Gehege tun. Und keiner bekommt etwas mit?“

„Also irgendwie ist das sehr seltsam“, sagte auch Lukas nachdenklich.

„Ach, Kinder, ich verstehe das auch nicht, wenn man mir früher so etwas erzählt hätte, ich hätte es nie geglaubt, aber ich habe es ja selbst miterlebt.“

Als sie abends im Bett lagen, sagte Lucia zu Lukas:

„Du, mir kommt das komisch vor, ich würde das gerne mit Carasenta besprechen, vielleicht hat sie einen Rat für uns.“

„Ja, wir fragen sie, aber wir dürfen Uropa davon nichts erzählen, er weiß ja nichts von unserem Geheimnis und dem wundersamen Seniorenheim.“ Was für ein Glück, dass Lucia und Lukas vor den Ferien ein Handy bekommen hatten. Die Eltern sind zwar nicht so begeistert von Handys, aber in diesem Fall, wenn sie in den Ferien bei Uropa Heinz waren, der ja nicht mehr der Jüngste war, da machten die Eltern eine Ausnahme. „Es könnte ja lebenswichtig sein, ein Handy dabei zu haben“, hatte die Mutter gesagt.

„Morgen wirst du Uropa ablenken und ich rufe Carasenta an“, sagte Lucia zu Lukas.

„Gut, so machen wir es“, sagte Lukas, „und jetzt gute Nacht, ich bin hundemüde.“


Das wundersame Seniorenheim - Teil III: Lucia und Lukas und der Frankfurter Zoo

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