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Die Sprache der Pflanzen

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Lange Zeit konnten wir uns nicht vorstellen, dass sogar Pflanzen „sprechen“ können. Schließlich besitzen Sie keinen Mund, keine Ohren, keine Stimme. Und wir glauben ja meist nur das, was wir „wahrnehmen“ können, also mit unseren (beschränkten) Sinnen bemerken. Auch „stummen“ Tieren trauen wir kein allzu großes kommunikatives Bewusstsein zu, aber die können sich wenigstens noch bewegen, während Pflanzen nicht einmal dazu imstande sind. Wie sollten sie sich also untereinander austauschen? Wie mit Tieren? Und wie auch noch mit uns Menschen?


Als eine Waldrebe im Garten meiner Mutter vier Jahre lang keine Anstalten machte, auch nur eine einzige Blüte hervorzubringen, stellte sich meine Mutter vor sie hin und sagte: „Schade, dass du nicht blühen magst, muss ich dich wohl hier wegtun …“ Kurze Zeit später blühte die Pflanze erstmals in ihrer ganzen Pracht und seither jedes Jahr unermüdlich. Zufall?

Auch wenn wir es nicht so leicht wahrnehmen können: Pflanzen müssen kommunizieren, sonst könnten sie nicht überleben. Sie müssen sich ernähren, fortpflanzen, vor Angreifern in Form von hungrigen Tieren und Insekten schützen. Dazu haben sie ein erstaunliches Arsenal an Mitteilungsmöglichkeiten und äußerst kreativen Botschaften entwickelt:

Eine schier unglaubliche Vielfalt an Formen, Farben und Duftstoffen lockt Insekten zur Bestäubung an. Schädlinge dagegen werden energisch mit für sie unangenehmen Stoffen abgehalten – über raue ungenießbare Brennhaare, Stacheln oder das Einlagern von Kieselsäure, Phytohormone und andere Substanzen. Das funktioniert allerdings nur, solange die Schädlinge nicht in der Überzahl sind. Auch ätherische Öle wie im Thymian, Lavendel oder Rosmarin mögen die meisten Fressfeinde nicht, was sich auch die Menschen für die Herstellung von Antimückenmitteln zunutze machen.


Die Sprache der Pflanzen birgt für uns Menschen noch viele Geheimnisse.

Vor rund 20 Jahren starteten Wissenschaftler Forschungen, die über die optisch-chemische Kommunikationsthese hinausgehen sollten. Sie wollten herausfinden, inwieweit schädlingsbefallene Pflanzen ihre Nachbarn „warnen“ können. Maispflanzen alarmieren zum Beispiel nützliche Schlupfwespen, wenn sie von Schmetterlingsraupen befallen werden. Und Akazienbäume in Afrika halten durch die Bildung von Bitterstoffen Elefanten und Giraffen davon ab, den Baum kahl zu fressen.

Die Forscher nahmen an, diese Art der Verständigung zwischen befallenen Pflanzen und ihren (noch) nicht geschädigten Artgenossen müsste wohl mittels flüchtiger organischer Substanzen geschehen. Diese Substanzen nannten sie „VOCs“, abgekürzt aus dem englischen „volatile organic compounds“. Die Mehrzahl der Forschergruppen untersuchte daraufhin die Kommunikation zwischen Pflanzen vor allem über VOCs und verlor dabei etwaige andere Möglichkeiten wie eine synchrone Verständigung über das morphogenetische Feld aus den Augen (siehe das Beispiel der Delfine).

Die Sprache der Pflanzen birgt noch viele Geheimnisse. Dabei haben wir auch in der Kommunikation mit diesen Lebewesen viel des alten Wissens verloren und vergessen. Aber wir können die Sprache der Pflanzen mit Herz und Gefühl und in einer stillen meditativen Haltung wieder entschlüsseln lernen, und wir dürfen sie für uns und unsere Gesundheit nutzbar machen. Und dann hören wir wieder das Flüstern, das Rauschen und Tuscheln, das Raunen und die magischen Worte in Wald und Flur – und genießen diesen Dialog mit allen Sinnen!

Signaturenlehre

„Denn durch die Kunst der Chiromantie, Physiognomie und Magie ist es möglich, gleich von Stund an nach dem äußeren Ansehen eines jeden Krautes und einer jeden Wurzel Eigenschaft und Tugend zu erkennen, an deren Zeichen (Signatis), Gestalt, Form und Farbe …“

Paracelsus

Neben der rein wissenschaftlichen, eher stofflichen Herangehensweise an das Wesen und den Ausdruck der Pflanzen gibt es aber noch einen anderen, viel älteren Weg der Heilpflanzenerkenntnis, die sogenannte Signaturenlehre. Das lateinische Wort „signum“ heißt Zeichen, Gestalt, Form oder Merkmal (im englischen „sign“ oder im spanischen „el signo“ finden wir die Bezeichnung zum Beispiel wieder). Anhand der äußeren Merkmale einer Pflanze versuchten die Menschen vermutlich schon sehr früh herauszufinden, ob eine Pflanze essbar wäre oder etwa für ein bestimmtes gesundheitliches Thema förderlich sein könnte. Ähnlich wie die Fährtensucher wollten die Menschen die Botschaft der Pflanze „übersetzen“, um sie sich zunutze zu machen. Daraus entwickelte sich letztendlich auch die heutige Kräuterheilkunde, die viel mehr traditionelles überliefertes Wissen beinhaltet als eine rein auf chemischen Einzelbestandteilen fußende wissenschaftliche Herangehensweise.

Aber erst durch die schriftlichen Niederlegungen der beiden großen „Naturärzte“ und Alchemisten Paracelsus (1493 – 1541) und Giambattista della Porta (1538 – 1615) fand die Signaturenlehre eine weite Verbreitung und Beachtung und wurde zu einem wesentlichen Teil der anthroposophischen Medizin.

Diese Arzneilehre schließt von der äußeren Erscheinung einer Pflanze, zum Beispiel von Farbe und Form, auf das innere Wesen und deren Wirkung. So verglich man zum Beispiel die Form der Blätter mit einem Organ; da Lungenkraut wie eine Lunge aussieht, musste es wohl eine Heilpflanze für die Lunge sein. Da eine Brennnessel brennt, musste sie wohl zur Behandlung „brennender“ Erkrankungen wie etwa der Nesselsucht geeignet sein; da eine rosafarbene Rose eine liebliche Blattform und eine zarte Farbe hat, musste sie wohl geeignet sein, die Liebe zu fördern. Und auch für körperliche Herzprobleme wurde sie gerne verwendet. Neben der Interpretation und dem Rückschluss von äußeren Merkmalen und dem Standort der Pflanze auf deren Nützlichkeit ist die Signaturenlehre aber noch viel mehr: Sie ist ein umfangreiches Zuordnungssystem, das auf der Erkenntnis des philosophisch-kosmischen Denkens basiert: Mikrokosmos ist gleich Makrokosmos – wie innen, so außen – wie oben, so unten. Und so ist die Lehre von den Zeichen in der Natur auch eine umfangreiche Entsprechungs- und Analogielehre, die die Pflanze zum Beispiel den Elementen Wasser, Erde, Luft und Feuer oder den Planeten zuordnet.

Natürlich probierten die Naturvölker diese Pflanzen vorsichtig aus und beobachteten deren Wirkungen über einen längeren Zeitraum hinweg. Noch heute profitieren wir mit unserer Pflanzen- und Kräuterheilkunde von dieser Art der Kommunikation mit den Pflanzen. In vielen Tinkturen und pflanzlichen Heilmitteln sind die Rezepte und das Wissen „der Alten“ verwirklicht. Dafür können wir ihnen dankbar sein und uns daran erinnern, dass auch wir „zivilisierte“ Menschen einen solchen Zugang zu den Pflanzen in unserem Lebensraum gut gebrauchen können, zumal der massenhafte Einsatz chemischer Medikamente die Gesundheit oft mehr ruiniert als fördert.


Beispielsignatur Brennnessel

Die Brennnessel brennt auf der Haut, wie wir alle wissen! Sie hat Brennhaare, die unangenehm, aber harmlos sind (packt man sie fest an, brennen sie übrigens nicht). Pflanzen mit Stacheln, Dornen oder Brennhaaren ordnet Paracelsus dem Planetenprinzip des Mars zu. Mars ist ein kräftiger und aggressiver Herrscher, dadurch aber auch ein kraftvoller Reiniger. In Form einer Frühjahrskur reinigt die Brennnessel den Körper, sie wirkt förderlich auf die Gesundheit des Blutes und kann auch bei brennenden Hautleiden wie Allergien eingesetzt werden. Sie ist eine wunderbare blutbildende und Eisen liefernde Pflanze.

Exkurs: Einmal Pflanze sein

Wenn du die persönliche Botschaft einer Pflanze an dich gerne einmal wahrnehmen möchtest, dann lasse dich in aller Ruhe und mit genügend Zeit an ihrem Standort nieder – im Wald oder auf einer Wiese oder an einem anderen ruhigen Ort, an den es dich hinzieht. Wähle dir die Pflanze aus, die dir zuerst – ohne lange zu überlegen – auffällt und setze dich ihr entspannt gegenüber. Es ist nicht wichtig, wie die Pflanze heißt, du musst rein gar nichts wissen, um mit ihr kommunizieren zu können, nur bereit dazu sein. Begrüße sie auf deine eigene Weise und betrachte sie eine Weile. Atme ruhig ein und aus und gleite sanft in einen leicht meditativen Zustand. Es ist nicht wichtig, wie lange dies dauert, du hast Zeit. Stelle deine Augen etwas „unscharf“ ein und betrachte deine Pflanze. Es kann sein, dass du jetzt wahrnimmst, wie sie ihre Form ändert. Lasse es einfach geschehen und betrachte sie weiterhin mit entspannter Aufmerksamkeit. Öffne dein Herz und deine Sinne ein wenig mehr und fühle die Pflanze, wie sie sich dir nähert. Sei immer noch ganz offen und entspannt und erinnere dich, dass du rein gar nichts „tun“ musst. Sei einfach nur in der Hingabe für deine Pflanze. Fühle nun, wie sich die Pflanze dir nähert, ätherisch und leicht zu dir kommt; und wenn du bereit bist, dann lasse ihr Wesen in dich eindringen, gib einfach allen Widerstand auf, und habe Vertrauen, dass genau das Richtige geschehen wird. Lasse das Pflanzenwesen sich in dir, in deinem Körper und in deinem feinstofflichen Feld der Aura frei bewegen, wohin es auch immer gehen möchte. Und fühle! Spüre, was die Pflanze in deinem Feld tut und wie sie dich heilt. Wenn du Beschwerden an einer Stelle deines Körpers hast, dann kann es sein, dass die Pflanze ihre heilende Kraft an einer ganz anderen Stelle entfaltet, als du es dir vielleicht vorgestellt hast. Das ist in Ordnung, denn sie weiß genau, wo die Heilung stattfinden soll. Alles ist mit allem verbunden – lasse einfach geschehen und schalte deinen Kopf und deine Gedanken auf „entspannter Ruhezustand“. Lasse dann das Pflanzenwesen in dir größer werden und den Raum in dir einnehmen, noch weiter und weiter … Fühle, wie du selbst zur Pflanze wirst und was du dabei empfindest … Bleibe eine Weile in diesem Fühlen und genieße es einfach. Auch wenn du der Pflanze keine konkrete Frage stellst (denn das liefe über den Verstand), so kannst du jetzt über das Fühlen deine Antwort finden. Bedanke dich am Ende, nachdem du wieder in deiner eigenen Welt angekommen bist, für diesen wunderbaren Besuch.

Die auffälligen und zahlreichen Brennnesselsamen regen die Keimdrüsen an und unterstützen Fruchtbarkeit, Menstruation und Samenbildung bei Mensch und Tier. Pferdehändler mischten früher Brennnesselsamen unter das Futter, damit alte Rösser wieder vitaler wurden und besser aussahen; so konnten sie auf den Viehmärkten teurer verkauft werden.

Brennnesseln wachsen oft an „verschmutzen“ Orten, wo etwa viel gedüngt oder beispielsweise auch uriniert wird. Sie haben deshalb einen Bezug zu den Harnorganen und Nieren und zu Erkrankungen, bei deren Heilung die Ausscheidung gefördert werden müsste. Die Brennnessel ist ein Hauptbestandteil in Entwässerungs- und Reinigungstees. Viele kennen die Brennnesseljauche, die der Stabilisierung des Bodens sehr guttut.


„Unkraut vergeht nicht.“ Von dieser unglaublichen Durchsetzungskraft unserer Heilpflanzen, die zu Unrecht als „Unkraut“ bezeichnet werden, zeugen nicht nur die Brennnesseln, sondern alle Pflanzen, die in unserem näheren Umfeld wachsen. So ist es kein „Zu-Fall“, welche Pflanzen vor unserer Haustüre, in unserem Garten oder an den belasteten Straßen in unserer Umgebung wachsen. „Wo das Übel, da ist das Heilmittel“, zitierte schon Franz Schlegel, und so sind es heutzutage vor allem die Pflanzen, die an umweltgeschädigten Standorten stehen, die uns zeigen wollen, dass sie etwas für uns und unsere Gesundheit tun können (bitte aber trotzdem an wenig belasteten Standorten sammeln!). Man nennt sie „Zaunkräuter“ oder auch „Ruderalpflanzen“. Sie sind wahre Wunderheiler für uns umweltgeschädigte „Zivilisations-Menschen“ und verdienen unsere Aufmerksamkeit in höchstem Maße. So wundert man sich, wie es die wunderschöne Wegwarte (sie wartet am Weg) an den abgasverseuchten Autobahnen aushält oder warum der Löwenzahn gerade auf überdüngten Wiesen bestens gedeiht. So als hätten sie Heißhunger auf Problemstoffe der Umweltverseuchung. Wir reißen sie aber nur heraus oder strafen sie mit Geringschätzung. Hier dürfen wir wieder umlernen und diese wunderbaren Helfer an Straßenrändern, Bahngleisen, Schuttplätzen, überdüngten Wiesen und Mauerritzen als das erkennen und würdigen, was sie eigentlich sind: die wahren Heiler unserer „Zivilisationskrankheiten“, der Vergiftungssymptome an Körper, Geist und Seele. Diese Pflanzen begleiten uns bei unserem (Über-)Leben in einer naturfremden, überlasteten Welt mit ihrer ganzen Liebe!


Beispielsignatur Hirtentäschel

Mit circa 60.000 Samen pro Jahr und Pflanze ist das Hirtentäschelkraut äußerst fruchtbar; die mondhafte Signatur zeigt auch die Wirkung auf die Genitalorgane an. In der Vielsamigkeit erkennen die Pflanzenkundigen die fruchtbarkeitssteigernde Eigenschaft.

Beispielsignatur Löwenzahn

Im Volksmund wird er auch „Bettseucher“ genannt; die gelben Blüten deuten die galletreibende Wirkung an. Er ist ein Überdüngungsanzeiger und reinigt durch und durch. Negative Folgen falscher Ernährung sowie Erkrankungen, die mit Pestizidbelastung zusammenhängen, sind Anwendungsgebiete des Löwenzahns.


Beispielsignatur Rose

In der Rose zeigt sich die Vereinigung der Liebesgöttin (Lieblichkeit, runde Blätter, Duft) und des Kriegsgottes (Stacheln). Tatsächlich konnte die Göttin Aphrodite in der Mythologie nur schwer vom kriegerischen Mars lassen; immer wieder zog es die beiden zum Zwecke des Techtelmechtels zueinander hin. So zeigt uns die schöne Rose auch Basis und Wirkung der Sinnlichkeit in uns: Das liebende, hingebende Prinzip der Weiblichkeit und Schönheit ist geneigt, sich mit der kraftvollen aktiven Präsenz der Männlichkeit zu vereinen.

Exkurs: Dialog mit einem Naturwesen

Die Reiche von Tieren und Pflanzen sind nicht scharf abgegrenzt, sondern durchdrungen von „Zwischenwelten“, in denen sich andere Wesen aufhalten. Wir nennen sie „Naturwesen“ – etwa Geister, Kobolde, Zwerge, Elfen, Faune und viele andere. Manche Menschen können die Naturwesen „sehen“ oder zumindest fühlen, weil sie wissen, dass es sie gibt. Kleine Kinder sprechen oft noch ganz natürlich mit ihnen, indem sie sich zum Beispiel vor einen Baum stellen und vor sich hin brabbeln. Manchmal ergibt es sich, vor allem wenn ich alleine im Wald unterwegs bin, dass ich mich vor eine Pflanze, einen Stein oder eine Wurzel setze und in einen leichten meditativen Zustand gehe, wobei ich bewusst die Anwesenheit der Wesen dieses Ortes würdige. Dann nehme ich gelegentlich Botschaften der Naturwesen wahr. Eines trüben, verhangenen Tages saß ich im Wald und starrte versonnen auf eine Wurzel, die sich plötzlich zu einem Zwerg „umformte“. Ich schaute ihn eine Weile an und sagte in Gedanken zu ihm: „Schön, dass es dich gibt. Darf ich hier sitzen bleiben und in deiner Nähe sein?“ Der Zwerg erlaubte es mir. Nach einer Weile hörte ich eine innere Botschaft: „Öffne deine linke Hand“, was ich gerne tat. Daraufhin legte mir der Zwerg eine milchig-weiße Kristallkugel in die Hand, die aussah wie ein Selenitstein. Überrascht über dieses Geschenk bedankte ich mich bei dem Wesen. Da trat, zum ersten Mal an diesem Tag, die Sonne durch einen Spalt in den Bäumen, traf genau auf die Kugel und füllte sie intensiv mit ihren Strahlen auf. Ich war platt ob dieser Kraft und sehr dankbar. Dann verschwand die Sonne wieder und ward an diesem Tag nicht mehr gesehen. Ich bedankte mich nochmals bei dem Zwerg und meinte, eigentlich sollten doch wir Menschen den Naturwesen Geschenke und Würdigung bringen, denn wir hätten ja ihre Naturräume mehr als beschädigt. „Manchmal muss man auch Geschenke annehmen können, denn sie wirken auch für uns“, sagte der Zwerg – und weiter: „Öffne nun deine rechte Hand.“ Langsam wunderte mich nichts mehr, und ich tat, wie mir geheißen. Da legte mir der Zwerg einen kleinen Dolch hinein, wunderschön, mit einer blitzenden spitzen Klinge und einem gerillten Griff, der mit schönen weißen, kleinen Kristallen verziert war. Er fühlte sich sehr kraftvoll und irgendwie „entschieden“ und „klar“ an. So hatte ich nun zwei Geschenke erhalten, eine Kugel für die linke Hand und einen Dolch für die rechte Hand, und ich bedankte mich nochmals aus tiefstem Herzen – obwohl ich nicht verstand, wofür ich dies alles wohl verwenden sollte, denn natürlich haben solche Gaben auch einen tieferen Sinn, auch wenn der Verstand sich das nicht erklären kann. Manchmal muss man aber auf die Antwort etwas warten oder findet sie irgendwann in sich selbst. Ich fragte also den Zwerg: „Wofür ist die Kugel?“ Er sagte: „Damit du besser sehen kannst.“ Ich fragte: „Wofür ist der Dolch?“ – „Um etwas abzutrennen“, lautete die Antwort. Das konnte ich jetzt interpretieren, wie ich wollte, mehr Information gab es im Augenblick nicht. Man muss einfach Geduld haben. Ich bedankte mich noch einmal für die großartigen Geschenke und verabschiedete mich von dem Naturwesen. Ich spürte, dass mir die Kugel sehr schnell gute Dienste leistete, denn ich kann seitdem leichter „sehen“, welche Botschaften die Aura meiner Patienten enthält, und mit diesen Bildern gut und auch viel schneller als vorher arbeiten. In diesem Sinne hatte sich wohl mein drittes Auge weiter geöffnet, und Behandlungen dauern seitdem viel kürzer und sind effektiver als vorher. Der Sinn des Dolches blieb mir lange Zeit verschlossen, bis ich begriff, dass er nicht als Waffe zu gebrauchen war, sondern um sinnvolle „Ent-Scheidungen“ in meinem Leben treffen zu können. Er kann also etwas abtrennen, was nicht mehr zu mir passt; wenn ich zu sehr an alten Dingen und Gewohnheiten hafte, dann hilft er mir, diese abzutrennen und hergeben zu können, damit Neues Platz findet.


Heilen mit Seelencodes

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