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Rückkehr zu Max Martina Haslhofer

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Ich hatte noch nicht lange als Clown für ROTE NASEN gearbeitet, als ich den kleinen Max zum ersten Mal besuchte. Es war ein tragischer Autounfall gewesen, der den Fünfjährigen auf die Intensivstation gebracht hatte. Er hatte sich von der Hand seiner Mutter losgerissen und war auf die Straße gelaufen. Ein vorbeifahrendes Auto konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. In diesen wenigen Augenblicken sollte sich das ganze Leben des fröhlichen Jungen ändern.

Max hatte gerade eben überlebt, er erlitt schwerste Verletzungen und musste dauerhaft an ein Beatmungsgerät angeschlossen sein. So wurde die Intensivstation zu einer Art zweitem Zuhause für ihn und seine Familie, die ständig zwischen dem Krankenhaus und ihrem Wohnort in einem anderen Bundesland hin und her pendelte.

Ich durfte diesen besonderen kleinen Buben zweimal pro Woche treffen. Er konnte kaum sprechen, aber freute sich auf die regelmäßigen Besuche meiner Kollegen und mir. Der kleine Max begann mehr und mehr, mit uns Clowns seinen Spaß zu haben. Seine Reaktionen auf unsere komischen Darbietungen überstiegen unsere Erwartungen bei Weitem. Besonders großen Spaß machte es ihm, wenn er uns Angst einjagen konnte, und das war ein Kinderspiel, denn Clowns können ganz große Angsthasen sein.

Max wünschte sich immer häufiger, dass wir länger bei ihm blieben, also dehnten wir unsere Besuche aus und verbrachten mehr Zeit an seinem Bett. Aber irgendwann kam er immer: der Moment, an dem wir uns verabschieden mussten. Für Max war es nicht genug, zu versprechen, dass wir wiederkommen würden. Das Abschiednehmen wurde von Besuch zu Besuch schwieriger. Max wurde dabei oft richtig wütend.

Als er schließlich eine Sprechkanüle bekam, fiel es ihm leichter, sich zu artikulieren. Eines Tages sagte er uns zum Abschied ernst: »Wenn ihr jetzt geht, dann braucht ihr nie wieder zu kommen.« In diesen Worten kamen all die aufgestauten Gefühle des kleinen Jungen zum Ausdruck: die Wut, die Hilflosigkeit, dem Schicksal ausgeliefert zu sein. Wir konnten Max sehr gut verstehen, aber wir konnten nicht für immer bleiben. Wir mussten ihn verlassen und wussten nicht, ob wir ihn wiedersehen würden.

Die Situation ging mir sehr nahe und belastete mich stark. Es war ein verwirrendes Durcheinander der Gefühle, mit dem ich konfrontiert war. Ich war total erschöpft und kämpfte damit, wie schwer es mir fiel, Max zu verlassen. Für einen Spitalsclown ist es aber ein wichtiger Lernprozess, gerade solche Gefühle zu akzeptieren und zu verarbeiten.

Bei unserem nächsten Besuch wollte uns Max doch wieder sehen, aber er war immer noch sehr verärgert. Wir konnten ihn etwas besänftigen, aber als wir erneut »Auf Wiedersehen« sagten, wollte er nicht akzeptieren, dass wir gehen mussten. So rangen wir einige Wochen lang miteinander und erlebten zusammen alle emotionalen Höhen und Tiefen.

Dann gab es einen Lichtblick! Max war endlich stabil genug, um das Krankenhaus zu verlassen. Seine Mutter hatte eine intensive Schulung absolviert und konnte sich nun zu Hause um ihn kümmern. Max und seine Familie konnten ihr Leben außerhalb der Intensivstation fortsetzen.

In der nächsten Zeit dachte ich viel an Max und erkundigte mich, wenn ich in dem Krankenhaus war, in dem er so viel Zeit verbracht hatte, wie es ihm ging. Alle Neuigkeiten, die ich über ihn hörte, waren gut. Zu Hause war alles in Ordnung, er konnte nun sein wie jedes andere Kind in seinem Alter …

Bis sich eines Tages alles veränderte. Max starb. Die Nachricht löste Chaos in mir aus. Es schien absurd. Er hatte so lange ums Überleben gekämpft und den Kampf scheinbar gewonnen. Und dann, als endlich alles in Ordnung schien, wandte sich das Schicksal und alles war zu Ende. Ich weinte sehr um ihn, bestimmt auch, weil wir so viel miteinander durchgemacht hatten.

Sein Grab befindet sich auf meinem Weg vom Bahnhof zum Krankenhaus, und wenn ich für einen Clownbesuch dort bin, gehe ich immer wieder auf den Friedhof und besuche ihn. Er ist immer noch der fünfjährige Max, der sagte: »Wenn ihr jetzt geht, braucht ihr nicht wiederzukommen.« Aber wir beide wissen, dass ich wiederkommen werde!


Kleine Wunder

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