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Musik verbindet Christina Matuella

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Es ist eines der letzten Zimmer an diesem Dienstagnachmittag. Wir besuchen eine Familie aus dem Kongo in einem Krankenhaus in Innsbruck. Ihr 15-jähriger Sohn Hasan hat eine schwere Kopfverletzung erlitten, niemand spricht Deutsch. Wir sollen es halt probieren, meinte ein Pfleger zuvor beim Übergabegespräch.

Als wir die Schiebetüren zum Zimmer öffnen, sind wir mehr als überrascht. Wie in einem kleinen Boot sitzen die Eltern und vier Brüder des Patienten eng zusammengedrängt in einem Bett. Hasan liegt verkabelt und fest zugedeckt im anderen. Eine große Familie starrt uns skeptisch an. Wahrscheinlich haben die sieben noch nie in ihrem Leben einen Clown gesehen. Geschweige denn zwei Clowndoctors.

Clownin Herta und ich schauen uns an – schauen in die Gesichter der anwesenden Personen – schauen uns wieder an. So geht das eine ganze Weile. Sehen – verstehen – reagieren. Ein altes und bewährtes Clowngesetz.

Und dann geben wir Gas. Wir wollen der Familie ein Lied schenken, ein afrikanisches Lied. Wir legen los und bemühen uns redlich. Und scheitern. Keine Reaktion. Also probieren wir ein anderes Lied. Unser Einsatz zeigt eine erste Wirkung. Die Kinder reagieren. Es kommt Leben in die anfangs erstarrten Körper. Die Eltern lächeln. Also noch ein Lied. Eines haben wir noch.

Es ist ein kleines Wunder, welcher Verlass auf das Körpergedächtnis ist. Vor Jahren haben wir uns in einer Clownfortbildung mit afrikanischen Liedern beschäftigt. Jetzt ist es Zeit, sie wieder auszupacken. Beim dritten Lied beginnen die Familienmitglieder, ein wenig mitzuklatschen. Der Bann ist gebrochen.

Wir stellen uns vor, begrüßen alle und fragen nach den Namen. Der Vater stellt uns seine Söhne vor, fünf Buben. Sein Stolz ist unüberhörbar. Die Namen sind für unsere Ohren schwierig. Herta bringt alles durcheinander. Ich versuche alles richtig zu machen und die Jungs persönlich zu begrüßen. Farad, Haluk, Cem, Mohamed. Wer ist wer?

Es wird ein Chaos. Ein schönes Chaos. Die Mutter lacht Tränen. Die Buben haben ihren Spaß, weil wir uns gegenseitig aus dem Konzept bringen. Bei Hasan entschuldigen wir uns permanent für die Störung. Er ist großzügig mit uns. Der eigentliche Chef des Zimmers eben!

Als wir eine große Zauberei ankündigen und mithilfe der Kinder rote Nasen aus Seifenblasen erscheinen lassen, kommt Leben in die sehr braven Kinder. Der Höhepunkt. Jetzt sollten wir wieder gehen – doch irgendetwas hält uns zurück. Für mich sind es die unglaublich tiefen Blicke der besonderen Menschen hier.

Und dann geschieht das Unglaubliche: Alle sieben singen für Herta und mich ein afrikanisches Lied. Original. Die Buben sitzen und stehen inzwischen am Bett des kranken Bruders. Wie die Sängerknaben. Die Eltern unterstützen sie. Zaghaft, aber stolz. Die roten Nasen sind aufgesetzt.

Dass wir so direkt, so unvermittelt und so viel zurückbekommen, damit haben wir nicht gerechnet. Mit einem riesigen Glücksgefühl im Herzen tragen wir an diesem Tag eine besondere Energie in alle weiteren Zimmer und zehren selbst noch lange davon.


Kleine Wunder

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