Читать книгу Die letzte Zuflucht - Rotraut Mielke - Страница 5

3.

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Seit sie ihr Zuhause verlassen hatte, war Meduse kaum zum Denken gekommen. Zu viele Eindrücke waren während der letzten zwei Tage auf sie eingestürmt. Der Flug über den Atlantik, das Umsteigen auf dem verwirrend lauten und überfüllten Flughafen von Halifax, dem ein weiterer Flug nach St. John auf Neufundland folgte, es waren aufregende und anstrengende Stunden gewesen.

Mit dem Bus ging es dann durch eine Landschaft, die ihr völlig fremd war. Hohe, kahle Berge ragten auf. Grau und Schwarz, die Farben der Felsen und Steine, dominierten. Da war nichts Sanftes, Freundliches und nur wenig, das dem Auge schmeichelte. Es war ihr so vorgekommen, als habe sich seit Anbeginn der Welt nichts verändert an den gewaltigen Tafelbergen, als hätten die riesigen Felsen, die die Täler säumten, schon immer ihre Zacken in den Himmel gereckt. Weiter unten trotzten ein paar vereinzelte Ortschaften mit ihren bunten Häusern der Natur, die strenges Regiment führte. Emsig und klein wie eine Ameise hatte sich der Bus auf gewundenen Straßen über Berge und Täler geschleppt, entlang der steilen Küste und vorbei an Seen und mit Wollgras getüpfelten Wiesen. Mit glänzenden Augen hatte Meduse die Bilder in sich aufgenommen.

Nun legte die Fähre nach St. Pierre endlich ab. Es war nur noch knapp eine Stunde, bis sie ihr Ziel erreichen würde. Meduse stand an der Reling und warf einen Blick zurück auf die Häuser, die allmählich hinter den grauen Wellen des Atlantiks verschwanden. Fortune, der letzte Zwischenstopp ihrer Reise, war ein seltsam leerer Ort gewesen. Der verheißungsvolle Name trog, hier bot sich dem Reisenden nicht viel Zerstreuung und rein gar nichts, was mit Glück zu tun haben könnte. Nach einer unruhigen Nacht im Hotel hatte sie von dem herzhaften Frühstück kaum einen Bissen heruntergebracht. Neugierig hatte die Frau an der Rezeption sie gemustert, als sie von ihrem Ziel erzählt hatte.

Mit jeder zurückgelegten Meile verschwand das alles mehr aus ihrem Kopf. Sie schmeckte die salzige Luft des Meeres und atmete tief. Zu aufgeregt, um sitzen zu können, schlenderte sie ein weiteres Mal entlang der Reling und schaute auf das Wasser, das in unregelmäßiger Folge gegen den Rumpf des Fährschiffes klatschte. Der Fahrtwind war kühl, und auch die Sonne, die jetzt Ende Juni eigentlich Kraft haben sollte, wärmte nicht sonderlich.

Ungeduldig warf sie erneut einen Blick auf ihre Armbanduhr. Die Hälfte der Fahrzeit war bereits um. Der schwere Rucksack drückte, und sie nahm ihn ab. Dann stellte sie sich ganz vorne an den Bug des kleinen Schiffes. Sie wollte den Moment nicht verpassen, wenn die Inseln in Sicht kamen. Auf der Weltkarte waren es nur ein paar winzige Punkte in der Weite des Atlantiks: St. Pierre et Miquelon, die französische Enklave.

Nach dem Eintreffen des Briefes war es noch ein schwieriger Weg gewesen, bis sie ihren Eltern die Erlaubnis zu der Reise abgetrotzt hatte. Zwar war sie volljährig, aber sie brauchte finanzielle Unterstützung. Es gab endlose Diskussionen, immer wieder wurde das Für und Wider durchgesprochen. Am Ende siegte Meduses Hartnäckigkeit über das fast schon verzweifelt anmutende Veto der Mutter, der schließlich die Argumente ausgingen.

Am Flughafen hatte der Vater ihr einen Umschlag mit Geld zugesteckt. Für Notfälle, hatte er gemurmelt. Maman hatte sie mit Tränen in den Augen fest umklammert. Schließlich musste Meduse sich von ihr losmachen, um den Flug nicht zu verpassen. Für einen kurzen Augenblick hatte sie Angst verspürt. Vielleicht gab es etwas, das ihre Mutter verschwiegen hatte. Aber dann brach die Freude durch über das große Abenteuer, und leichten Herzens war sie durch die Schleuse in den Passagierbereich gegangen.

Sie schrak aus ihren Erinnerungen hoch und sah, dass Nebel aufgezogen war. Das Meer war ruhiger geworden, und die Wellen schwappten in trägem Bleigrau um das kleine Fährschiff. Dunst waberte über das Wasser und schränkte den Blick ein, gab nur hier und da kleine Stücke frei, gespenstisch und die Orientierung verschleiernd. Fröstelnd zog sie den Kragen ihres Anoraks hoch, die Temperatur war weiter gesunken. Da vorne war etwas, schemenhaft tauchten helle Flecken auf, Felsen, an denen sich das Wasser brach. Meduse wischte sich über die Augen, als könne sie damit die Wolkenfetzen vertreiben. Undeutlich konnte sie einen kleinen Streifen Land erkennen, der langsam näher kam. Das musste eine der Inseln sein. Konzentriert starrte sie in das Grau. Da war eine Straße, gesäumt von ein paar weit auseinander stehenden Häusern. Der Nebel schluckte die Geräusche, es war jetzt so still, dass sie ihren eigenen Atem wahrnahm. Der Motor der Fähre wurde gedrosselt. Das Wasser traf mit einem dumpfen Ton gegen etwas Festes, und unwillkürlich hielt Meduse die Luft an. Da zerriss ein Windstoß ein Stück des Schleiers, und ein kleiner Leuchtturm kam in Sicht. Weiß gestrichen war er fast nicht auszumachen im Nebel. Die Fähre steuerte direkt auf ihn zu.

Plötzlich erregte etwas anderes Meduses Aufmerksamkeit. Da war etwas im Wasser, das ungewöhnlich aussah. Es kam ihr vor wie ein Strudel von gewaltigen Ausmaßen. Das Muster der Wellen war unterbrochen, und das Wasser sah dunkel aus, fast schwarz. Meduse stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können, aber da waren weder Felsen noch ein Riff. Es schien, als würde das Wasser nach unten in eine Art Trichter gezogen. An einigen Stellen perlten Blasen auf. Was war das nur? Sie schaute sich um, ob einer der anderen Passagiere ebenfalls auf das Phänomen aufmerksam wurde. Aber die meisten Leute schwatzten miteinander oder starrten schläfrig vor sich hin.

Ein kräftiger Mann in Gummistiefeln und dicker Jacke kam aus dem Führerhaus aufs Deck und hantierte mit einem Tau.

„Entschuldigen Sie“, sprach sie ihn an.

Er schaute hoch.

„Was ist das da drüben? Dieser dunkle Fleck im Meer.“ Sie zeigte auf die Stelle, aber er schaute gar nicht hin.

„Wasser“, sagte er knapp.

„Aber das sieht so merkwürdig aus. Gibt es da Felsen? Eine Untiefe?“

Jetzt hob er unwillig den Kopf. „Ich weiß nicht, was Sie sich einbilden. Da ist nichts, gar nichts.“

Er griff wieder nach dem Tau, das sich verheddert hatte.

Enttäuscht wandte sie sich ab. Der Mann hatte genau gewusst, wovon sie sprach, da war sie sicher. Warum hatte er so abweisend reagiert?

Die Fähre umfuhr die seltsame Stelle in einem weiten Bogen, bevor sie in den Hafen einlief. Meduses Aufregung stieg. Gleich würden sie anlegen. Sie hoffte, dass der Notar sie erwartete, wie er es zugesagt hatte. Er war ihr einziger Kontakt hier. Trotz großer Anstrengungen war es ihr nicht gelungen, von zu Hause aus Arbeit zu finden. Ein Dach über dem Kopf hatte sie auch noch nicht. Auf ihre Anfragen bei den einzigen zwei Hotels hatte sie keine Antwort bekommen. Auf eine seltsame Weise schien diese Insel nicht greifbar zu sein. Und sogar jetzt, wo sie unmittelbar davor auf der Fähre stand, kam es ihr vor, als seien die Felsen und der Leuchtturm nichts weiter als ein Trugbild ihrer Fantasie.

Sie schrak zusammen, als dicht neben ihr eine Möwe schrie. Sie schaute hoch. Das graue Gefieder war kaum zu unterscheiden von der nebelschwangeren Luft. Da waren noch mehr von ihnen. Sie sahen ganz anders aus als die, die sie an der Ostsee beobachtet hatte. Sie waren größer, ihre Schwingen hatten eine beträchtliche Spannweite. Aus den runden, kindlich aussehenden Köpfen stachen die Schnäbel hervor. Wie eine Armada stürzten sie sich auf das ankommende Schiff und umkreisten es. Dunkle Knopfaugen schienen jeden Passagier genau zu beobachten. Meduse kam es so vor, als hätten sie längst gesehen, dass sie eine Fremde war. Das Gekreische wurde lauter und gellte durch die Luft, schrill und feindselig. Meduses Hände schossen hoch und legten sich um ihre Ohren. Unwillkürlich duckte sie sich und suchte Schutz an der Kabinenwand. Das feste Metall im Rücken gab ihr Sicherheit, und sie beruhigte sich wieder. Wie dumm sie war, wer hatte schon Angst vor Möwen? Diese Vögel waren nur auf etwas zu fressen aus.

Sie konzentrierte sich wieder darauf zu beobachten, was geschah. Der Motor blubberte leise vor sich hin, und nach einem kurzen Steuermanöver schob sich die Fähre längsseits an eine Pier. Nun kam Bewegung in die Passagiere. Sie standen auf und rafften ihre Habseligkeiten zusammen. Ein Tau flog durch die Luft und wurde von einem jungen Mann aufgefangen, der die Schlaufe um einen Poller legte. Es passierte alles gleichzeitig, so dass Meduse nicht wusste, wohin sie zuerst schauen sollte. Der Motor erstarb, und in der plötzlichen Stille hörte man nur noch das monotone Klatschen der Wellen gegen den Schiffsrumpf. Mit einem scharrenden Geräusch wurde eine Art Gangway angesetzt, und schon verließen die Ersten das Schiff.

Sie atmete tief durch. Es wurde Zeit, dass auch sie an Land ging. Der Koffer, den sie im Innenraum der Fähre abgestellt hatte, war schwer. Mit dem Rucksack auf dem Rücken packte sie mit beiden Händen zu, um das große Gepäckstück bis zur Gangway zu zerren, die nicht mehr war als ein stabiles Brett, das steil nach oben führte. Hilfesuchend schaute sie sich um. Ein paar Männer lungerten oben auf der Pier herum und warfen ihr neugierige Blicke zu. Aber keiner rührte sich. Die letzten Gäste verließen die Fähre. Nun war nur noch sie da, wenn man vom Kapitän und seinem wortkargen Gehilfen absah. Die beiden hatten sich in den Führerstand zurückgezogen und drehten ihr den Rücken zu, während sie gestenreich über etwas redeten.

Sie biss die Zähne zusammen. Es musste auch ohne Hilfe gehen. Zentimeterweise schob sie den Koffer die Planke hinauf. Er stand nun auf halber Höhe zwischen Boot und Pier, und als sie ihm einen weiteren Stoß versetzte, schwankte er bedrohlich.

Da erschien oben auf dem Kai der Kopf eines Mannes von etwa fünfzig Jahren. „Mademoiselle Brunner?“

Das musste der Notar sein. Sie nickte eifrig.

„Ja. Können Sie mir bitte helfen?“, bat sie in akzentfreiem Französisch.

Der Mann setzte einen Fuß auf das Brett und zerrte an dem Koffer, der seinen Widerstand endlich aufgab und mit unerwartetem Schwung auf dem Kai landete. Mit schnellen Schritten lief Meduse hinterher. Der Mann musterte sie neugierig. Trotz der niedrigen Temperatur schwitzte sie, sie musste völlig aufgelöst aussehen.

„Maitre Legrand?“, vergewisserte sie sich.

In einer wetterfesten Jacke und mit einer Wollmütze auf dem Kopf sah der Mann eher wie ein Fischer aus. Aber er nickte und streckte ihr seine Hand entgegen. „Willkommen auf St. Pierre. Ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise.“

„Ja, das war okay. Bis auf das letzte Stück, das war anstrengend.“

Sie warf einen finsteren Blick auf die Männer, die sie immer noch anstarrten. „Besonders hilfsbereit sind die Leute hier wohl nicht?“

Der Notar schüttelte den Kopf. „Das dürfen Sie ihnen nicht übelnehmen. Hierher kommen nur selten Fremde. Die Menschen sind ein wenig zurückhaltend.“

Meduse kräuselte die Lippen. Pah, zurückhaltend! So konnte man das auch nennen. Aber nun, da ihr Gepäck sicher an Land war, konnte sie sich endlich umschauen. Viel war nicht zu sehen. Der Nebel umgab sie immer noch wie ein Kokon, man erkannte gerade noch das Ende der Pier und dahinter einen kleinen, gepflasterten Platz. Die Häuser ringsherum waren nur undeutliche Schemen.

„Ist hier oft Nebel?“, wollte sie wissen.

Der Notar lächelte. „Heute haben wir das gute Wetter des Sommers. In einer Stunde ist dieser Dunst weg, und dann werden Sie St. Pierre von seiner schönsten Seite kennenlernen.“

Ungläubig schaute sie ihn an. „Wenn Sie das sagen.“

Sie zog an dem Griff des Koffers, der jetzt mühelos hinter ihr her rollte, und nahm die kurze Strecke über die Pier in Angriff. Der groß gewachsene, schlanke Mann, schritt auf langen Beinen aus. Sie versuchte, sich seinem Tempo anzupassen. Aber als sie auf dem kleinen, jetzt menschenleeren Platz angekommen waren, war sie außer Atem. Erleichtert ließ Meduse den Koffer los und hievte den Rucksack von ihren Schultern. Die wenigen Passagiere hatten sich zerstreut, und als sie sich umdrehte, konnte sie die Fähre im Dunst kaum noch erkennen. Dafür entdeckte sie etwas anderes: Mitten auf dem Platz stand ein Kinderkarussell. Sie betrachtete die bunt bemalten Pferde. Es gab auch einen Löwen und eine Giraffe mit langem, geflecktem Hals. Oben am Rand hingen blaue und rote Lichterketten, die allerdings nicht brannten. Ob das Ding noch funktionierte? Die fröhlichen Farben passten so gar nicht in die trostlose Atmosphäre dieses Ortes. Vergeblich versuchte Meduse, sich lachende Kinder und eine fröhliche Menschenmenge vorzustellen. Aber die Fragen, die sich ihr aufdrängten, hatten Zeit. Erst einmal wollte sie das Haus sehen, das sie geerbt hatte.

Erwartungsvoll drehte sie sich zu ihrem Begleiter um. „Was passiert jetzt?“

Er musterte den Koffer, dessen enormes Gewicht er schon beim Hochzerren auf der Planke gespürt hatte. „Sie haben wohl vor, länger zu bleiben.“

„Was dachten Sie denn? Dass ich gleich wieder kehrt mache?“ kam es ruppig zurück. Sie konnte ihre Enttäuschung über diesen wenig einladenden Empfang nicht verbergen.

„Haben Sie schon ein Zimmer?“, fragte der Notar, um Verbindlichkeit bemüht.

„Ich dachte, das würde sich finden, wenn ich hier bin. Im Internet habe ich gesehen, dass es zwei Hotels gibt.“

Er schüttelte bedauernd den Kopf. „Wir sind hier nicht gerade das, was man einen Touristenort nennt. Ab und zu kommt ein Kreuzfahrtschiff, aber die Besucher sind immer nur ein paar Stunden hier. Dann fahren sie wieder ab.“

„Für die ist wohl das Karussell gedacht? Ich habe mich schon gewundert…“

„Ja, genau. Ansonsten gibt es hier nichts, das einen Fremden besonders interessieren könnte. Manchmal kommen ein paar Vogelkundler, dann öffnet ein Hotel. Aber sonst lohnt es sich einfach nicht. “

Das hörte sich nicht gut an. Aber Meduse war gewappnet.

„Okay, dann wohne ich halt in dem Haus meiner Großtante.“

„Das ist nicht möglich“, beschied der Mann knapp.

Er hielt sie wohl für zimperlich. „Ich stelle keine großen Ansprüche. Hat es ein Dach?“

Der Notar nickte. „Ja, das schon…“

„Na also, vier Wände und ein Dach, das ist alles, was ich brauche. Der Rest findet sich“, erklärte sie energisch.

„Wenn Sie meinen…“

„Ich kann es mir ja mal ansehen. Gibt es hier ein Taxi? Oder kann ich hinlaufen? Wie weit ist es denn?“

Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Das Haus liegt etwas außerhalb. Mit diesem Koffer werden Sie nicht weit kommen.“

Er drehte sich um und zeigte auf ein Auto, das auf der anderen Seite des Platzes geparkt war. „Ich fahre Sie hin. Vielleicht sehen Sie dann ein, dass es unmöglich ist, dort zu wohnen.“

Es dauerte eine Weile, bis das sperrige Gepäck in dem mit allerlei Utensilien vollgestopften Kofferraum untergebracht war. Interessiert betrachtete Meduse einen durchsichtigen Plastikbehälter mit Blinkern und Haken.

„Angeln Sie?“, fragte sie.

Mit einer ausholenden Armbewegung wies er auf das Meer.

„Es gibt nicht sehr viel, was man hier machen kann in seiner Freizeit. Fische haben wir allerdings reichlich. Fische, Felsen und Nebel.“

„Das würde ich gerne mal ausprobieren“, erklärte sie eifrig. „Hier kann man doch sicher irgendwo Angelsachen kaufen.“

Er nickte bedächtig. „Das können Sie. Aber ich würde Ihnen wünschen, dass Sie nicht lange genug bleiben, um Spaß daran zu finden.“

Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Wieso wollen Sie mich eigentlich so schnell wieder loswerden? Das ist es doch, worauf das Ganze hinaus läuft, oder?“

Er maß sie mit einem seltsamen Blick. „Hören Sie, Sie sind eine sympathische junge Frau. Diese Insel ist kein Ort für Sie. Hier gibt es nur noch die Alten. Und die, die schon immer hier waren. Nichts, das Sie interessieren könnte. Dieses Erbe, wahrscheinlich stellen Sie sich Gott weiß was darunter vor. Aber es ist nur ein leeres, heruntergekommenes Haus. Was sich die alte Toinette dabei gedacht hat, eine Fremde als Erbin einzusetzen, versteht niemand. Wahrscheinlich war sie nicht mehr ganz richtig im Kopf. Aber das ist ja nicht verwunderlich, sie war alt und allein, da wird man eben verschroben.“

Meduse senkte den Kopf. Bei diesen deutlichen Worten verflüchtigte sich ihre Euphorie. Was wollte sie eigentlich wirklich an diesem gottverlassenen Ort? Aber da war immer noch das deutliche Gefühl, dass genau hier etwas auf sie wartete, etwas Wichtiges.

„Ich hab kein Schloss erwartet“, sagte sie ruhig. „Aber ich möchte mich für eine Weile hier umschauen. Dagegen ist doch nichts einzuwenden, oder?“

Der Notar schüttelte den Kopf. „Vermutlich nicht.“

Das Problem würde sich von ganz allein lösen. Ihr würde schnell langweilig werden, und dann würde sie wieder dorthin zurückgehen, woher sie gekommen war.

Die letzte Zuflucht

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