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7.

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Struzzos schriller Befehl hallte weit über das Wasser.

Der Henkersknecht stieß die Felsbrocken nach Backbord von der Bugplattform.

Blacky wurde mitgerissen. Indem er den Oberkörper zur Seite krümmte, konnte er eben noch verhindern, daß er mit dem Kopf auf das Dollbord schlug. Er pumpte die Luft tief in seine Lungen, obwohl er nicht glaubte, daß es ihm noch etwas nutzte.

Struzzo hatte ihm die Augenbinde abnehmen lassen – in letzter Sekunde noch. Blacky wußte, daß es aus reiner Bosheit geschehen war. Er sollte mitkriegen, wie seine Gefährten vergeblich versuchten, ihn zu retten.

Das Wasser schlug über ihm zusammen.

Was sollten Hasard und die anderen noch für ihn tun? Was konnten sie noch für ihn tun?

Die Zentnergewichte der Felsbrocken zogen ihn in die Tiefe. Rasch schwand die Helligkeit des Sonnenlichts, die unter der Wasseroberfläche noch stark und strahlend war.

Blacky konnte die Schebecke in ihrer rauschenden Fahrt hören. Durch die starke Fortpflanzung des Schalls erschien es ihm, als jage der Dreimaster direkt über ihn hinweg. Doch er wußte, daß es eine Täuschung war. Er war in diesen letzten Sekunden, vielleicht Minuten seines Lebens so mutterseelenallein wie nie zuvor.

Die Helligkeit, die ihn nun umgab, war nur noch trübe.

Die Felsbrocken zogen ihn tiefer und tiefer.

Ein anderes Geräusch mischte sich in das Rauschen der dahinjagenden Schebecke.

Es war das peitschende Eintauchen von Riemenblättern.

Blacky legte den Kopf in den Nacken. Er sah den Schatten des Beiboots, und die Riemenblätter verursachten beim Eintauchen kleine Explosionen von sonnenglitzernden Funken.

Weiter links entfernten sich die großen Umrisse der Schebecke.

Zu spät, dachte Blacky resignierend. Er spürte jetzt den zunehmenden Wasserdruck. Selbst wenn er noch für ein paar Minuten Atemluftreserve hatte, würde es ihm doch herzlich wenig nutzen. Durch die enorme Geschwindigkeit, mit der er sank, würde er bei immer stärker anwachsenden Druck rasch das Bewußtsein verlieren.

Hasard und die anderen hatten es versucht. Himmel, sie hatten es wenigstens versucht. Und fast geschafft. Ein Gefühl unendlicher Dankbarkeit durchströmte ihn.

Schleier begannen vor seinen Augen zu wallen. Er lehnte sich verzweifelt gegen das Schwinden seiner Sinne auf.

Plötzlich spürte er Boden unter den Füßen. Die Zentnerlast der Felsbrocken zerrte nicht länger an ihm. Die trübe Helligkeit war geblieben. Der Druck ließ ein Sausen in seinen Ohren entstehen. Die Luftreserve in seinen Lungen begann sich zu verringern. Dennoch sah er sich um.

Das Entsetzen packte ihn wie eine riesige Klaue.

Von dem algenbewachsenen Felsenboden erhoben sich sonderbare Gestalten, die von einer unterseeischen Strömung wie Pendel auf einer weichen Stahlfeder hin und her bewegt wurden. Es mußte auch diese in unerfindlichen Richtungen verlaufende Strömung sein, die den Gestalten Auftrieb verlieh.

Skelette!

Alle hingen an Felsbrocken wie er selbst.

Ein ganzer Wald von Skeletten umgab ihn.

Don Marcello Struzzos Opfer.

Die Schleier vor seinen Augen verstärkten sich. Seine Luft ging zur Neige. Er krümmte sich, um nach den Befestigungen der Ketten zu tasten. Eine lächerliche Annahme, sich auf diese Weise befreien zu können. Nein, es gab nichts mehr daran zu rütteln. Das Ende war nahe.

Blacky nahm sich vor, seine letzten Gedanken der munteren Gigliola zu widmen, die das Leben und die Liebe in vollen Zügen zu genießen verstand. Es hatte sich gelohnt, sie kennenzulernen. Und sie traf nicht die geringste Schuld daran, daß er auf diese erniedrigende Weise endete.

Er würde ein Teil des Skelett-Waldes werden, den Struzzo hier auf dem flachen Meeresgrund hatte wachsen lassen.

Ein Schatten glitt heran.

Blacky nahm keine deutlichen Konturen mehr wahr. Seine Umgebung verschwamm. Vielleicht hatten Haie die unterseeische Hinrichtungsstätte des Don als Freßplatz entdeckt, der von Zeit zu Zeit neu beschickt wurde.

Der Schatten war ein Mensch.

Blacky spürte behutsame Ohrfeigen, die ihn bei Bewußtsein halten sollten. Im nächsten Moment waren hell klingende Schläge zu hören.

Blacky sperrte die Augen weit auf. Im ersten Augenblick hielt er das Bild, das sich ihm bot, für eine Halluzination. War das eins von diesen Wunschbildern, die Ertrinkende angeblich haben sollten?

Der Seewolf, mit einem schweren Hammer und einem Meißel ausgerüstet, zerschlug das erste Kettenglied an der Eisenstange neben seinem rechten Knie. Hasard arbeitete schnell und geschickt. Das Kettenglied zersprang nach dem dritten Hieb. Er glitt um die Felsbrocken herum und schlug gleich darauf auf der anderen Seite zu.

Die Atemnot ließ ein dumpfes Gefühl in Blackys Brustkorb entstehen. Er hörte die scharfen Hammerschläge. Gleich darauf das schabende Geräusch der Eisenstangen, wie Hasard sie aus den Löchern in den Felsbrocken zog. Dann packte ihn der Seewolf. Rasend schnell ging es aufwärts, der strahlenden Helligkeit der Sonne entgegen.

Blacky blieb bei Bewußtsein. Als sie die Wasseroberfläche erreichten, war es das schönste Gefühl seines Lebens, tief durchatmen zu können und zu spüren, wie neue Spannkraft in alle Fasern seines Körpers zurückkehrte.

Ben Brighton hatte das Beiboot aussetzen lassen. Carberry und Ferris Tucker zogen Blacky hinein und durchtrennten seine Fesseln. Sie halfen auch dem Seewolf über das Dollbord.

Die Schebecke hatte in fünfhundert Yards Entfernung gehalst und näherte sich langsam.

Der Zweimaster Don Marcello Struzzos, ein hervorragender Am-Wind-Segler, lag auf einem Kreuzschlag nach Nordosten – Generalkurs Küste.

Blacky wollte etwas sagen und sich bedanken, brachte aber nur ein Keuchen hervor. Er räusperte sich heftig. Hasard klopfte ihm auf die Schulter und lächelte. Allein in den eisblauen Augen des Seewolfs war zu lesen, daß jeglicher Dank wirklich überflüssig war.

Sie pullten auf die Schebecke zu.

Struzzo sollte nicht glauben, daß er sich so mir nichts dir nichts aus der Affäre ziehen konnte.

Don Marcellos Stimme gellte.

„Pullt, verdammt noch mal, pullt!“

Die Rudergasten hätten ihm gern verklart, daß sie nichts anderes taten als pullen. Und daß sie beim besten Willen keinen Schlag mehr zulegen konnten – falls es das war, was er meinte.

Aber sie hüteten sich, auch nur die erste Silbe eines Widerworts von sich zu geben. Don Marcello befand sich in Panik. Und es war lebensgefährlich, ihm in einer solchen Stimmung zu widersprechen.

Der Zweimaster lag vor Anker. Der Rest der Crew blieb an Bord – verteidigungsbereit.

Das Boot erreichte den Anleger, den Don Marcello an einer niedrigen Stelle der Steilküste aus dem Fels hatte hauen lassen. Auch die Stufen, die vom Anleger aus hochführten, waren aus dem Fels gemeißelt worden.

Struzzo ließ die beiden Gefangenen nach oben schaffen. Cóstola und er sahen den Rudergasten nach, die die Gefesselten mit sich schleiften. Es wurde ein beschwerlicher Weg bis hinauf in die Turmkammer.

Die Gefangenen waren grau im Gesicht. Sie wußten, daß sie als Überbringer einer genauen Beschreibung der Hinrichtung nicht mehr taugten. Der schwarzhaarige Mann war wirklich Engländer, wie er von Anfang an behauptet hatte. Das bewies das Eingreifen seiner Freunde mit der Schebecke.

Die Rudergasten fragten sich keuchend, warum Struzzo den Gefangenen nicht eine Kugel durch den Kopf jagen ließ. Warum, verdammt noch mal, mußte er immer den umständlicheren Weg wählen?

Es konnte nur daran liegen, daß er eine geradezu satanische Freude daran hatte, seinen Opfern so grausame Seelenqualen wie nur irgend möglich zuzufügen.

Er bereitete sich nicht die Mühe, in die Turmkammer hinaufzusteigen. Gemeinsam mit Cóstola wartete er am Fuß des Turms und ergötzte sich an den langanhaltenden Schreien der Männer, nachdem sie in die offene Luke gestoßen worden waren. Als die beiden dumpfen Aufschläge verklungen waren, wandte sich Don Marcello ab und steuerte auf den Palazzo innerhalb seines burgartigen Anwesens zu.

Emiliano Cóstola folgte ihm, nachdem er noch einen besorgten Blick auf das Meer hinausgeworfen hatte.

Es waren noch keine Verfolger zu sehen, was aber nichts besagte.

Man hatte jedoch Zeit, sich gründlich auf einen möglichen Angriff vorzubereiten.

Don Marcello zog sich in den großen Salon im oberen Stockwerk zurück und wies Cóstola an, ihm jegliche Störung vom Hals zu halten.

Der Mann mit dem Rabengesicht hatte volles Verständnis dafür, daß sein Brotgeber Zeit und Ruhe brauchte, um seine Gedanken zu ordnen und sich mit neuer Kraft gegen die Anfeindungen dieser Welt zu wappnen.

Mehr als eine halbe Stunde der Ruhe vermochte Cóstola dem Don allerdings nicht zu gewähren.

Dann war er gezwungen, in höchster Panik an die Tür zu klopfen und sie zu öffnen, ohne auf eine Erlaubnis zu warten.

„Ich habe doch gesagt …“, setzte Struzzo brüllend an.

„Don Marcello!“ schrie der Rabengesichtige. „Es hilft alles nichts! Wir werden angegriffen! Von zwei Seiten!“

Struzzo eilte mit seinem Rechtsberater auf den Wehrgang der Umfassungsmauer, um sich selbst zu überzeugen.

Von See her näherte sich die Schebecke der verfluchten Britenhunde.

Und auf dem Landweg marschierte eine Truppe heran, die an ihrer Kleidung nur zu deutlich zu erkennen war. Der Mann an der Spitze war ein beleibter, aber erstaunlich beweglicher Bursche.

Don Cesare di Montepulciano.

Die Anstrengung des Fußmarsches schien ihm jedenfalls nicht zuviel zu sein. Vielleicht lag es auch an der Wut, die ihn vorantrieb.

Außer Reichweite der Geschütze des Castello gab Don Cesare di Montepulciano seinen Männern das Zeichen zum Halten. Auf seinen Befehl hin versammelten sie sich hinter einem Waldstück am Wegesrand, wo sie – von den Bäumen geschützt – von der Burganlage aus nicht zu sehen waren.

Don Cesare hatte sechzig Männer zusammengeschart.

Jeder einzelne war mit Muskete, Pistole und Säbel bewaffnet. Eine Truppe, auf die man stolz sein konnte. In ihrem Kampfesmut waren diese Männer aus der Toskana unübertroffen.

Don Cesare ließ sie einen Halbkreis bilden.

„Wir sind kurz vor dem Ziel!“ rief er mit bebender Stimme. Sein Zorn auf den verfluchten Hund Struzzo hatte sich noch immer nicht gelegt und war eher stärker geworden. Die richtige Ausgangsbasis, um den Kerl ein für allemal zu besiegen. „Struzzo ist in die Enge getrieben worden, und er dürfte sich auch so fühlen. Halten wir uns eins vor Augen, Männer: Es ist endgültig genug damit, wie er sich aufführt. Er hat in Cagliari nicht alle Rechte für sich gepachtet. Das dürfen wir nicht länger zulassen. Uns gehört die Zukunft! Wir werden den lächerlichen Figuren in diesem erbärmlichen Land zeigen, was Kultur ist. Dafür müssen wir kämpfen.“

Die Männer stimmten Bravorufe an.

Don Cesare bedankte sich mit gönnerhaften Handbewegungen.

„Wir dürfen aber nicht unvorsichtig werden“, fuhr er fort. „Das Castello des Don Marcello Struzzo ist schwer einzunehmen – vor allem wegen der Geschütze. Zwei Stück befinden sich am Haupttor, links und rechts, wie ihr wißt. Je ein weiteres auf den Wehrtürmen an der Südseite und an der Nordseite. Die Unterführer sollten jetzt Stoßtrupps einteilen, deren Aufgabe es sein wird, gleich während der ersten Angriffswelle die Geschützstellungen zu vernichten.“

Die Taktik war bereits vor dem Abmarsch gründlich erörtert worden.

Don Cesare ordnete eine halbstündige Pause an. Er hatte Zeit, sich zu dem geschlossenen Wagen zu begeben, der am Schluß der Kolonne mitgeführt wurde. Er öffnete die Tür und zog sich schnaufend auf die weichen Sitzpolster. Die Schwarzhaarige, die ihn verführerisch lächelnd erwartete, war fast noch ein Kind. Aber ihr Körper, den sie lediglich mit einem Gewand aus feiner Seide verhüllte, war der einer reifen Frau.

Sie öffnete das Gewand, wie Don Cesare es erwartete. Vor dem Kampf, das wußte sie, brauchte er sie und ihre berauschende Sinnlichkeit. Er legte seinen Gurt mit den Waffen ab. Er war ein schwergewichtiger Mann, mittelblond, von immer wieder überraschender Kraft und Ausdauer.

Doch die Freude vor dem Gefecht sollte ihm nicht gegönnt werden.

Kanonendonner rollte plötzlich heran, von See her.

Als Don Cesare die Wagentür aufstieß, war einer seiner Unterführer bereits zur Stelle.

„Schicken Sie einen Spähtrupp los“, befahl Montepulciano. „Ich will wissen, was sich da abspielt.“

Die Männer waren rasch wieder zur Stelle, nachdem sie das Castello in sicherer Entfernung umgangen hatten. Auf diese Weise erfuhr Don Cesare, daß draußen vor der Küste eine Schebecke das Feuer auf Struzzos Zweimaster eröffnet hatte.

Don Cesare war überzeugt, einen Glückstag erwischt zu haben.

Mehr als unverhoffte Verbündete konnte er sich nicht wünschen.

Er würde erst Struzzo und sein elendes Pack vernichten – und danach die Engländer, die sich in Cagliari so großspurig aufgespielt hatten.

Die Struzzo-Crew auf dem Zweimaster hatte offenbar nicht damit gerechnet, daß die Schebecke einen Angriff riskieren würde.

Deshalb waren die Kerle um Minuten zu spät ankerauf gegangen – in jenem Moment, als nicht mehr der leiseste Zweifel bestanden hatte, daß die Engländer tatsächlich das Wahnwitzige vorhatten.

Al Conroy hatte sie bereits mit der ersten Backbordbreitseite erwischt und ihnen im Vorbeirauschen noch eine Drehbassenladung in die Ruderanlage verpaßt.

Als die Schebecke wieder davonrauschte, blitzte Mündungsfeuer aus den beiden Geschützstellungen oberhalb der Steilküste auf.

Die Geschosse lagen um fünfzig Yards zu kurz.

Hasard ließ erneut Kurs auf den Zweimaster nehmen, der nun manövrierunfähig war. Im Beidrehen gab er den Feuerbefehl.

Sekunden später wummerte die Steuerbordbreitseite.

Batuti und Big Old Shane jagten Pulverpfeile von den Bogensehnen.

Die Siebzehnpfünder der Schebecke hämmerten den Zweimaster in Stücke. An Bord gab es keine Überlebenden.

Krachend detonierten die Pulverpfeile in den Geschützstellungen.

Keine weiteren Mündungsblitze zuckten dort oben auf. Die Geschützmannschaften hatten vorerst an ihrer Überraschung zu kauen.

Der Seewolf ließ die Segel wegnehmen. Pete Ballie manövrierte den Dreimaster so nahe an die Klippen vor der Steilküste heran, wie es ohne allzu großes Risiko möglich war. Unterdessen war Ferris Tucker auf dem Achterdeck mit Feuereifer dabei, seine Höllenflaschenabschußkanone aufzubauen. Al Conroy unterstützte ihn und bereitete die Ladungen und Lunten vor.

„Werft Anker!“ befahl Hasard mit klirrender Stimme. „Fiert Beiboot!“

Ben Brighton hatte sich auf das Hauptdeck begeben und überwachte das Austeilen von Waffen und Munition. Die ersten acht Mann besetzten das Beiboot. Sobald sie es geschafft hatten, das am Anlieger vertäute Beiboot des Zweimasters zu erreichen, konnte ein Pendelverkehr eingerichtet werden.

„Höllenflaschen klar zum Einsatz!“ brüllte Ferris Tucker.

„Dann setzt sie ein“, entgegnete Hasard.

Während die Männer in der Jolle mit kraftvollen Schlägen zum Ufer strebten, hatte Al Conroy die genau berechnete Lunte der ersten Höllenflasche gezündet. Behutsam legte er die mit Pulver, gehacktem Blei, Eisensplittern und rostigen Nägeln gefüllte Flasche in das Katapult.

Die Felswand der Steilküste war an dieser Stelle etwa hundert Fuß hoch. Noch einmal in gleicher Höhe ragte darüber rechter Hand der Turm auf, von dem Blacky berichtet hatte. Eine der Geschützstellungen befand sich in unmittelbarer Nähe des Turms, die zweite hundert Yards weiter südlich, an der dortigen Ecke des Anwesens.

Ferris Tucker überprüfte ein letztes Mal den eingestellten Winkel, dann löste er die Abschußkanone aus.

Zwischen den Geschützstellungen, hinter den Zinnen des Wehrgangs, tauchten Silhouetten auf, die Musketenläufe herausschoben. Von den Pulverpfeilen ließen sie sich nicht mehr beeindrucken.

Die Höllenflasche schnellte ihnen entgegen, ohne daß sie begriffen, was es war.

Batuti und Big Old Shane gingen zu Brandpfeilen über, die sie in höherem Bogen hinter die Umfassungsmauer schossen. Irgendwo dort mußte es brennbare Ziele geben.

Ferris Tuckers Schußwinkel stimmte bis auf den Zoll genau.

Mit brüllender Detonation flog die Höllenflasche etwa zehn Yards links von der Geschützstellung beim Turm auseinander. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Gellende Schreie und rückwärts taumelnde Gestalten verdeutlichten, daß sowohl die Geschützmannschaft als auch etliche der Musketenschützen außer Gefecht gesetzt worden waren.

Die nächste Höllenflasche war bereits unterwegs.

Und dann ging es Schlag auf Schlag.

Nur kläglich wenige Musketenschüsse peitschten von den Zinnen nach unten. Die Kugeln klatschten ins Wasser, ohne Schaden anzurichten.

In unablässiger Folge krachten die Höllenflaschen, während die Arwenacks bereits den Pendelverkehr mittels zweier Boote eingerichtet hatten. Die zweite Geschützstellung wurde gleichfalls ausgeschaltet. Erste Rauchschwaden stiegen hinter der Umfassungsmauer auf.

Will Thorne, der Kutscher, Mac Pellew, Old Donegal Daniel O’Flynn und die Zwillinge blieben an Bord der Schebecke zurück. Hasard setzte mit dem letzten Boot zur Küste über.

Als der Seewolf bei seinen Männern auf dem Felsenanleger eintraf, war deutlich zu hören, wie das Geschehen eine unerwartete Wende nahm.

Von der Landseite her waren Musketenschüsse, Geschützdonner und gellende Schreie zu hören.

Aber die Arwenacks hatten keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Hasard stürmte als erster die Felsenstufen hinauf. Blacky folgte ihm dichtauf. Er war von unbändigem Kampfeswillen beseelt.

Mit einer Höllenflasche sprengte Al Conroy die Luke aus mächtigen Bohlen, die oberhalb der Felsentreppe ins Innere der burgähnlichen Anlage führte. Falls sich jemand dahinter aufgehalten haben sollte, dann war er durch die Wucht der Detonation aus dem Weg geschleudert worden.

In breiter Front drangen die Arwenacks auf den Hof des Palazzo vor.

An der Landseite hatte der Kampfeslärm noch zugenommen. Voller Verzweiflung hatte Don Marcello Struzzo seine Verteidigungskräfte auf die dortigen Wehrgänge konzentriert. Er schien noch nicht einmal bemerkt zu haben, daß seine Verteidigungslinie an der Seeseite praktisch nicht mehr existierte.

Ungehindert stürmten die Männer auf das Haupthaus zu.

Seewölfe Paket 30

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