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4.

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An Bord der „Isabella“ nahm die Routine bald wieder ihren Lauf.

So ganz nebenbei hatte Hasard nach einem Blick in das Logbuch festgestellt, daß es tatsächlich von den ehrenwerten Gentlemen gefälscht worden war. Da war von regem Handel und Wandel die Rede, von Ankäufen von Bernstein und famosen Geschäften.

Folglich hatten die Halunken doch etwas mit dem Schiff geplant, dachte er, denn in den Laderäumen hatte nur gähnende Leere geherrscht. Die ganze Clique hätte dieses Logbuch später nach dem Untergang dann zu ihrer Entlastung vorgelegt und ihr tiefes Bedauern über den Tod vieler braver Seeleute ausgesprochen.

Noch nachträglich kriegte Hasard die kalte Wut, wenn er an den Earl dachte.

Jetzt aber ging es vorwärts, der Kurs war nach den Karten des Lord Cliveden auf Wisby, auf die Insel Gotland, abgesteckt. Diesen Hafen wollte Hasard anlaufen, denn der Hafenkapitän von Helsingör hatte ihm augenzwinkernd einen Tip gegeben und den Namen eines Mannes genannt, der unter der Hand billig Bernstein verkaufe, das Gold der Ostsee, das England als Handelsobjekt für die Mittelmeerländer und den Orient brauchte.

Wisby war also der erste Ansteuerungspunkt, doch dann kam zwei Tage später etwas dazwischen.

An diesem 16. Februar stand die „Isabella“ südlich von Ystad unter der schwedischen Küste, und da ging das Theater an Bord los.

Der Kutscher und Mac Pellew bereiteten das Mittagessen vor. Während der schmalbrüstige Kutscher leise vor sich hin summte, putzte Mac mit dem üblichen sauertöpfischen Gesicht das Gemüse und feuerte es in den großen Kessel.

Mac konnte nichts dafür, daß er immer so aussah, als käme er gerade von einer Beerdigung oder ginge dahin. Dieses Essiggesicht war ihm angeboren, und die Crew der „Isabella“ sagte Mac nach, daß schon seine Amme immer das Heulen gekriegt hätte, sobald sie den kleinen Mac nur erblickte. Auch seine Umgebung sei wegen diesem unendlich traurigen Gesicht ständig in herzzerreißendes Schluchzen ausgebrochen.

Das war natürlich wieder auf Carberrys Mist gewachsen, aber etwas blieb ja immer hängen, wenn so geredet wurde.

Mac putzte ausgesprochen langsam, und der Kutscher nahm das zum Anlaß, ihm einen kleinen Hieb zu verpassen.

„Bis morgen muß das Gemüse geputzt sein, Mac“, sagte er grinsend, „obwohl die Mannschaft ja lieber heute essen würde. Da segeln wir zwischen Schweden und Bornholm durch, und da darf man keine Abfälle mehr über Bord werfen.“

Mac Pellew drehte sich um. Zum erstenmal verschwand das Sauertöpfische aus seinem Gesicht, und in seinen Augen erschien ein fast überirdischer Glanz.

„Bornholm“, sagte er langgezogen und andächtig. „Mein Gott, Bornholm! Wer hat das gesagt? Stimmt das?“

„Klar stimmt das“, versicherte der Kutscher. „Ich hab’s von Dan, und der muß es ja wissen, wenn er selbst den Kurs absteckt.“

Mac Pellew lächelte verklärt, was den Kutscher zu der Frage veranlaßte, ob er sich nicht wohl fühle.

Doch, doch, er fühle sich verdammt wohl, sehr wohl sogar, erklärte Mac. Das sei hauptsächlich die Erinnerung an unvergessene Tage und Nächte.

„Sag bloß, du warst schon mal auf Bornholm?“ fragte der Kutscher mißtrauisch.

„Nee, das nicht“, sagte Mac tiefsinnig. „Aber ich hatte mal eine dänische Freundin.“

„Mann, du kriegst ja direkt fiebrige Augen“, staunte der Kutscher.

„Svanhild hieß sie“, sagte Mac träumerisch. „Svanhild Detlevsen, ein berauschendes Weib und so.“

„Was heißt – und so?“ fragte der Kutscher.

„Na, eben und so. Mit der habe ich die tollsten Nächte verbracht – und so. Die hat mir immer von geräucherten Heringen aus Bornholm vorgeschwärmt.“

„Auch nachts?“ fragte der Kutscher süffisant grinsend.

„Klar, gerade nachts, da hauptsächlich – und so.“

„Hattet ihr denn nachts nichts anderes zu tun?“

„Doch, das schon. Aber über Bornholmer Räucherheringe haben wir mitunter sehr lange gesprochen.“

„Muß ja ein tolles Weib gewesen sein, deine Svanhild“, meinte der Kutscher anzüglich. „Liegt mit dem guten Mac in der Koje und palavert über Räucherheringe. Laß das bloß den Profos nicht hören, Mann.“

„Kann er ruhig hören, von mir aus. Aber an den geräucherten Heringen ist was dran, hat sie immer gesagt. Äh, du weißt ja, Kutscher, wenn man so in der Koje liegt, mit so ’ner – äh …“

„Svanhild“, half der Kutscher aus.

„Ja, mit der Svanhild – Detlevsen hieß sie übrigens.“

„Hast du schon gesagt.“

„Ach, bring mich doch nicht durcheinander! Also, äh – immer geht das ja auch nicht die ganze Nacht – und so, na, du weißt schon, was ich meine. Man wird müde – und so. Und da hat sie gesagt: Jetzt einen Räucherhering von Bornholm, Mac, und du bist sofort wieder putzmunter. Der weckt auch die müdesten Krieger schlagartig wieder auf.“

„Ein Räucherhering?“ fragte der Kutscher fassungslos. „Was ist denn so Besonderes dran an deinem Hering?“

„Das ist eben eine ganz besondere Art von Hering, ist das“, erläuterte Mac mit strahlend zerknittertem Gesicht. „Hat Svanhild natürlich gesagt. Der wird über Erlenholz geräuchert – und so. Da ist was dran, sage ich dir! Und wegen dem Erlenholz und so gibt das einem Mann ganz verteufelte Kraft, ich meine wegen der besonderen Art des Räucherns. Schade, daß sie damals keinen dabeigehabt hatte“, sagte Mac bedauernd. „Die hätte mich nie wieder in ihrem Leben vergessen. So’n Hering bringt sogar den alten O’Flynn noch auf Trab. Oder Will Thorne. Wenn die so’n Ding vorgesetzt kriegen, grapschen Sie sofort nach dem nächsten Weib.“

„Verstehe“, sagte der Kutscher. „Und darüber habt ihr euch dann ausgiebig unterhalten?“

„Sie schwärmte jede Nacht davon“, gab Mac zu. „Natürlich vergaß sie auch mich nicht, aber diese Heringe …“

„Verstehe“, sagte der Kutscher erneut. Und da der Kutscher ein praktisch denkender Mann war, dem das Wohl und Wehe der Crew stark am Herzen lag, interessierte ihn mehr die Zubereitung dieses Fisches, denn das würde reichhaltige Abwechslung auf dem Speisezettel bedeuten. Dabei dachte er weit voraus und nicht so wie Mac, der ständig davon faselte, wie schnell man seine Manneskraft erhielt, vorausgesetzt, man hatte einen Räucherhering zur Hand.

Der Kutscher hörte geduldig zu, als Mac immer mehr ins Schwärmen geriet und ein endloses Palaver begann. Räucherheringe von Bornholm seien das Größte überhaupt, habe Svanhild gesagt – und so.

Dieses ewige „und so“ regte den Kutscher allmählich auf, doch weil Mac nicht mehr zu bremsen war, wurde der Kutscher schließlich selbst ganz scharf und neugierig auf diesen Fisch.

Die Ostsee, das wußte er, war ein ausgesprochenes Heringsgewässer, da hatten sie schon recht mit ihrem Ausdruck vom Heringstümpel. Hier konnte man in die vollen greifen, überlegte er, das war billig und dennoch abwechslungsreich. Man konnte diese Heringe entweder braten, backen, dünsten, kochen, sauer einlegen oder auch in Salz einpökeln. Und natürlich auch räuchern, was aber eine gewisse Technik voraussetzte.

Er fragte Mac nach Einzelheiten, doch der hatte von Svanhild kaum etwas darüber erfahren und war nicht sehr ergiebig in diesem Fall.

Klar, dachte der Kutscher, wenn sie nachts darüber dauernd laberten, dann hatte die gute Svanhild dem alten Mac ganz sicher keinen Räucherofen beschrieben, sondern eben nur von den Heringen was vorgeschwärmt.

Das allerdings gab dem Kutscher Anlaß zu einem ironischen Grinsen. Der gute Mac hatte in jenen Nächten wohl mehr gepennt – und so!

„Wir können das Hasard ja mal unterbreiten“, schlug der Kutscher vor. „Dann mußt du deine Geschichte eben ein zweites Mal erzählen.“

„Macht nichts“, versicherte Mac treuherzig. „Dann gehen wir eben mal nach achtern und sagen das. Vielleicht können wir Hasard überzeugen. Und wenn wir dann mal wieder an Land einen draufhauen, dann steckt sich jeder vorsichtshalber beim Landgang einen Räucherhering ein, wegen der folgenden Nacht und so.“

Dieses Bild, das da in Macs Hirnkasten reichlich verworren entstand. versuchte der Kutscher sich redlich auszumalen, denn es war einfach zu komisch, sich vorzustellen, wie Old O’Flynn an Land ging, einen Räucherhering in der Tasche – und so. Oder Batuti, bewaffnet mit Räucherheringen, oder, oder, oder …

Der Kutscher drehte sich um und schüttelte sich insgeheim vor Lachen, was Mac Pellew jedoch nicht merkte, denn dessen Blick war weit in die Ferne gerichtet. Sicher dachte er an seine geräucherten Liebesnächte mit Svanhild Detlevsen zurück.

Als das Gemüse geputzt war, gingen alle beide nach achtern.

Weil der Kutscher und Mac gemeinsam auf dem Achterdeck erschienen, rochen die Arwenacks sofort, daß da etwas im Busch war, und pirschten sich unter den fadenscheinigsten Vorwänden ebenfalls nach achtern.

Hasard hörte sich das alles mit anfangs steinernem Gesicht an, um sein Lachen nicht allzu deutlich zu zeigen. Doch auch er konnte sich bei Macs detaillierter Schilderung plötzlich nicht mehr zurückhalten und begann am ganzen Körper zu zukken.

Dem Profos hingegen ging das wieder runter wie warmes Öl, und alle, die sich auf dem Achterdeck versammelt hatten, grinsten von einem Ohr zum anderen. Mac palaverte treuherzig, mit verklärten Blicken, von seiner Svanhild und den besonderen Heringen und ließ seine Liebesabenteuer vom Stapel, bis sich alle vor Lachen bogen.

Nur ein einziger lachte nicht mit, und das war ausgerechnet der immer so heitere und fröhliche Däne Nils Larsen. Anfangs hatte er neugierig die Ohren gespitzt. Daraufhin war er aber verschwunden und werkelte nun auf der Kuhl herum.

„Sir“, sagte der Kutscher in diesem Augenblick beschwörend. „Wenn Ferris so einen Ofen konstruieren könnte, oder Shane vielleicht, dann haben wir neue kulinarische Genüsse an Bord, kaufen billig ein und bringen abwechslungsreichere Kost als sonst auf den Speiseplan. Ich denke dabei auch an längere Seereisen, wenn man diese Fische einpökelt oder in Essigtunke legt, nachdem sie gebraten sind.“

„Wirklich nicht schlecht“, gab der Seewolf zu. „Das sind gute Überlegungen, an denen man nicht achtlos vorbeigehen soll. Das sind direkt kaufmännische Überlegungen. Aber fragen wir doch einmal Nils danach, der ist ja Däne und hat sicher schon davon gehört. Mac scheint da ein bißchen zu übertreiben, der gerät ja richtig ins Schwärmen.“

Nils Larsen wurde gerufen, der etwas später auf dem Achterdeck erschien, denn jetzt war die Neugier aller geweckt, und jeder wollte diese hochgepriesene Köstlichkeit wenigstens einmal probieren. Nicht deswegen, weil sie „müden Männern“ wieder auf die Beine half – das Problem hatte anscheinend nur der gute alte Mac –, sondern einzig wegen abwechslungsreicher Kost und weiterer Bereicherung des Speisezettels.

Nils Larsen war aus irgendeinem Grund verstimmt, weshalb, wußte niemand, jedenfalls war nichts mehr von Fröhlichkeit in seinem Gesicht zu erkennen. Es schien eher so, als sei ihm eine riesengroße Kakerlake über die Leber gelaufen.

Was allerdings niemand an Bord wußte, das war die Tatsache, daß Nils Larsen von Bornholm stammte, und er selbst hatte jede Menge gute Gründe, um das zu verschweigen. Nils war in Rönne geboren, und zwar als Sohn des Heringsfischers Owe Larsen und seines angetrauten Weibes Thyra Larsen, geborene Lund. Aber das war, wie gesagt, an Bord niemandem bekannt.

„Was weißt du darüber, Nils?“ fragte Hasard schließlich. „Wenn etwas daran ist, könnten wir Bornholm morgen anlaufen.“

„Darüber ist mir gar nichts bekannt“, sagte Nils abweisend. „Das ist doch alles dummer Quatsch und dämliches Gefasel von Mac. Der und eine Dänin, daß ich nicht lache! Und dazu geräucherte Heringe! Seine Dänin hat er wohl mit ’ner Hafenhure aus Plymsons ‚Bloody Mary‘ verwechselt.“

„Das laß ich mir nicht gefallen!“ brüllte Mac entrüstet. „Erstens verkehre ich gar nicht mit Plymouther Hafenhuren, und zweitens hieß das Mädchen Svanhild Detlevsen, und das ist ein dänischer Name, verdammt noch mal.“

„Das sagt überhaupt nichts, du Spinner“, fauchte Nils zurück. „Deine Hafenhure konnte vielleicht einen Hering nicht mal von einem Walfisch unterscheiden. Das ist doch blödes Gequatsche. Da hat dir irgendeine dumme Gans was vorgesabbert.“

„Ich heiße ja schließlich nicht Nils Larsen“, schrie Mac mit puterrotem Schädel, „der bei den billigsten Huren nächtelang rumhängt!“

„Und ich brauch’ auch keine geräucherten Heringe bei der Liebe!“ schrie Nils höhnisch zurück. „Und ich quatsche in der Koje auch nicht über verdammte Räucherheringe, weil ich nämlich was anderes zu tun habe, als solchen Unsinn zu faseln!“

„Köstlich!“ röhrte der Profos. „Weiter so. Los, Mac, gib’s ihm ordentlich! Und du auch, Nils, gib’s Mac tüchtig!“

Auf dem Achterdeck bogen sich die Männer vor Lachen. Selbst Hasard hörte gebannt zu, denn das war doch mal wieder eine feine Abwechslung, wenn sich die beiden in den Haaren lagen. Das heiterte prächtig auf.

„Ich – und Räucherheringe mit ins Bett nehmen?“ brüllte Mac. „Nimm du doch welche mit, du hast es bestimmt nötig. Und wenn du ein Däne bist, dann bin ich ein Chinese. Du verstehst von Dänemark überhaupt nichts, du Heringslümmel!“

„Aber du, was? Du hast von Bornholm doch noch nie was gehört, du abgetakelte Miesmuschel!“

„Was weißt du denn über Bornholm?“ erkundigte sich Hasard sanft.

Nils Larsen war jetzt so aufgebracht und wütend, daß er am liebsten Mac die Faust zwischen die Augen gesetzt hätte.

„Bornholm?“ schrie er. „Das ist ’ne lausige Kackinsel, verdreckt, stinkig und vergammelt. Da legen die Hühner verfaulte Eier, wenn sie überhaupt mal legen, und nicht mal die Milch von den Kühen kann man saufen, weil sie sauer wie Essig schmeckt. Und die Leute sind alle bekloppt, da rennt kein einziger Vernünftiger herum.“

„Scheint ja furchtbar zu sein“, sagte Harsard. „Und woher hast du deine Kenntnisse über Bornholm?“

„Das weiß jeder Däne über die Insel, jeden kannst du fragen, Sir, und jeder wird dir das bestätigen.“

Mac Pellew und Nils gerieten sich schon wieder in die Haare, weil der Profos noch ein bißchen mitstänkerte und sich amüsierte.

Währenddessen hörte Hasard nur noch mit halbem Ohr zu. Dafür beobachtete er Nils Larsen etwas genauer und gelangte zu dem verblüffenden Schluß, daß der Mann sich immer mehr in Eifer redete und geradezu einen Haß gegen die Insel entwickelte. So war das bei Stenmark auch gewesen, als sie Göteborg anliefen, da hatte der zurückhaltende Schwede sich auch plötzlich sehr verändert, bis sie später seine Lebensgeschichte erfuhren.

Was weiß ich eigentlich über Nils? dachte Hasard. Gar nichts, absolut nichts, ich kenne zu meiner Schande von den meisten Männern nicht einmal die Vergangenheit, nicht einmal meine eigene ist mir restlos geläufig, auch da gibt es immer noch Fragezeichen.

Nils war damals in der Karibik zu den Seewölfen gestoßen – wie auch Sven Nyborg, Luke Morgan oder Sam Roskill. Karibikpiraten waren sie gewesen, Kerle, die ihre Vergangenheit geheimhielten und nie ein Wort darüber verloren.

Nur hin und wieder sickerte einmal durch, daß der eine ein Findelkind gewesen oder der andere im Waisenhaus aufgewachsen war. Der dritte war zu Hause ausgekniffen, und der vierte war von frommen Betschwestern erzogen worden. Und wieder einer hatte sich knüppelhart durchs Leben prügeln müssen oder was der Dinge mehr waren.

Solche Dinge sollten eigentlich ins rechte Licht gerückt werden, überlegte der Seewolf, er wollte nicht, daß seine Männer über sich selbst nicht Bescheid wußten oder an ihrer dunklen Vergangenheit nagten.

Und mit Nils stimmte etwas nicht, den Burschen wollte er ein wenig im Auge behalten, denn sobald der Name Bornholm fiel, benahm sich der sonst so fröhliche Kerl abweisend und wurde richtig biestig.

Hasard beschloß, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen. Freundlich erkundigte er sich bei den Arwenacks, wer denn dafür sei, daß man Bornholm anliefe – zwecks Bereicherung des Speisezettels.

Alle Hände hoben sich spontan, nur eine nicht: Nils Larsen ließ die Hand unten.

Das gab Hasard noch mehr zu denken und bestärkte ihn erst recht in der Annahme, daß da etwas nicht stimmte.

Dan O’Flynn erschien und deutete auf einen Punkt der Karte, die er mitgebracht hatte.

„Hier, an der Westküste der Insel“, verkündete er, „liegt eine kleine Hafenstadt namens Rönne. Das würde sich doch anbieten.“

„Sehr gut“, sagte Hasard nicht ohne Hintergedanken. „Dann laufen wir dieses Rönne einmal an. Es kostet ja nicht viel Zeit.“

Nils Larsen wurde merklich blaß und zurückhaltend. Auch das entging dem Seewolf nicht, und er sah, wie sich der Däne mit mürrischem Gesicht nach vorn verdrückte.

Als sich das Achterdeck geleert hatte, wandte sich Hasard leise an den Kutscher, den er beiseite nahm.

Da der Kutscher ein aufgeschlossener Mann war, der weitsichtig dachte und überlegte, konnte Hasard ihn ruhig fragen.

„Was hältst du von Nils, Kutscher?“

„Der gute Nils scheint Probleme zu haben, Sir, und das nicht zu knapp. Eben wurde er ganz blaß, als das Wort Rönne fiel. Warum fragst du mich das, Sir?“

„Weil du es verstehst, dem Volk sozusagen aufs Maul zu schauen. Ed kann ich danach nicht fragen, der hätte wieder was von Heringen und Hafenhuren gefaselt, aber du kennst dich aus. Glaubst du, das hat was mit seiner Vergangenheit zu tun, ähnlich wie bei Stenmark?“

„Davon bin ich überzeugt. Nils fürchtet sich vor Bornholm wie der Teufel vorm Weihwasser. Er tut so, als sei das eine Insel voller Aussätziger und Blödmänner. Er will sie uns mit aller Gewalt vermiesen, und aus eben diesem Grund steckt etwas dahinter.“

„Der Ansicht bin ich auch. Nun, wir werden uns um diese Heringe kümmern und dabei den guten Nils im Auge behalten. Ich bin schon sehr gespannt, was dabei herauskommt.“

Seewölfe Paket 16

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