Читать книгу Seewölfe Paket 16 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 43
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ОглавлениеDie erste Schaluppe, die die Seewölfe angepreit hatte, ging sofort längsseits. Acht Seesoldaten enterten unter Führung des Lieutenants an Bord der „Isabella“.
Aber wenn der Offizier – ein mittelgroßer, hagerer Mann mit blondem Oberlippenbart – gedacht hatte, die englischen Handelsfahrer durch seine Uniform und sein Auftreten einschüchtern zu können, dann hatte er sich getäuscht.
Philip Hasard Killigrew stand breitbeinig vor ihm, die Hände in die Hüften gestützt. Seine eisblauen Augen musterten ihn furchtlos, und das Wetterleuchten in diesem Blick war unverkennbar.
„Warum sind Sie meiner Aufforderung nicht sofort nachgekommen?“ fragte der Lieutenant barsch.
Noch würdigte ihn Hasard keiner Antwort. Er nickte vielmehr Nils Larsen zu und ließ diesen berichten. Gleichzeitig hielt er dem Offizier den Revers unter die Nase.
Der Lieutenant beäugte die Urkunde ausgiebig, drehte sie um, hielt sie gegen das Sonnenlicht und las sie schließlich ein zweites Mal. Dabei wurde sein Gesicht noch frostiger, als es ohnehin schon war.
„Dieses Schreiben ist leider eine Fälschung“, sagte er kühl und gab das Papier an Hasard zurück. „Die Fälschung ist zwar gut, aber sie kann natürlich nicht von uns anerkannt werden.“
Der Seewolf schluckte. „Wie bitte – eine Fälschung?“
Der Lieutenant nickte und hob bedauernd die Hände.
„Das Schriftstück sieht dem echten Revers zwar täuschend ähnlich“, sagte er, „aber das ändert nichts an den Tatsachen. Sie sind leider einem Schnapphahn aufgesessen, der hier schon seit einiger Zeit sein Unwesen treibt und vorzugsweise bei Handelsfahrern ‚vorab‘ kassiert.“
„Machen Sie sich die Sache nicht etwas leicht, Lieutenant?“ fragte er mit eisiger Stimme. „Wenn dieser Aage Svensson, der sich als Beamter der Zollbehörde von Helsingör ausgewiesen hat, ein Schnapphahn ist und schon seit einiger Zeit – wie Sie sagen – sein Unwesen treibt, warum legt man ihm dann nicht das Handwerk? Oder ist man vielleicht auf seiten der dänischen Behörden der Meinung, daß es einfacher und gemütlicher ist, die geschröpften Handelsfahrer ein zweites Mal abzukassieren? Hören Sie, Lieutenant: Ich habe an diesen Aage Svensson achtzig Silbertaler bezahlt, obwohl ich nicht einmal Waren an Bord habe. Und keine Macht der Welt wird mich dazu bewegen, diesen unverschämt hohen Betrag ein zweites Mal zu entrichten. Wenn Ihre Behörde schon das Recht zur Erhebung eines Sundzolls für sich beansprucht, dann hat sie auch die verdammte Pflicht, dafür zu sorgen, daß solche Schweinereien nicht passieren!“
Den Lieutenant schien dieser Sachverhalt wenig zu berühren. Er fühlte sich nach wie vor obenauf.
„Ich kann verstehen, daß Sie verärgert sind, Kapitän Killigrew“, sagte er mit schnarrender Stimme. „Aber einen wirksamen Schutz vor Betrug gibt es nirgends auf der Welt. Sie hätten eben vorsichtiger sein müssen.“
Hasard kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, was selten bei ihm passierte.
„Sie widersprechen Ihren eigenen Worten, Lieutenant“, sagte er. „Haben Sie nicht selbst gerade erklärt, daß es sich bei dem Revers, den uns dieser Aage Svenssons ausgestellt hat, um eine gute Fälschung handelt? Haben Sie nicht selber die Urkunde ausführlich begutachten müssen, um die Fälschung feststellen zu können? Von uns aber, die wir in diesen Gewässern fremd sind und kaum die Landessprache beherrschen, erwarten Sie Vorsicht! Das ist eine scheinheilige Ausrede, mein Freund, und so was zieht bei mir nicht! Wir können schließlich nicht ahnen, daß es hier Betrüger gibt, die sich amtliche Rechte anmaßen. Sie aber wissen von den Umtrieben dieses Aage Svensson. Darf man Sie fragen, was Sie bisher dagegen unternommen haben?“
Der Lieutenant warf den Kopf in den Nacken und setzte eine beleidigte Miene auf.
„Denken Sie nicht, Kapitän, daß die dänischen Behörden in dieser Angelegenheit geschlafen haben! Wir wissen sehr wohl, daß es schon seit Einführung des Sundzolls solche Vorab-Kassierer gibt, und im allgemeinen machen wir kurzen Prozeß mit diesen Betrügern. Dazu aber muß man sie erst einmal erwischen, und das ist uns im Falle Aage Svenssons bisher leider nicht geglückt. Dieser schwedische Bastard hat hundert und mehr Schlupfwinkel drüben an der Westküste und zum Teil bis nach Halland hinauf. Außerdem findet er unter seinen Landsleuten volle Unterstützung, weil sich jeder Schwede darüber freut, wenn er den Dänen eins auswischen kann.“
Über Hasards Gesicht huschte ein frostiges Lächeln. Er war sich natürlich längst darüber im klaren, wem er das Kappen der Ankertrosse zu verdanken hatte. Die schwedischen Küstenpiraten, deren Boote seine Männer zu Kleinholz verarbeitet hatten, waren mit ziemlicher Sicherheit an dem Anschlag beteiligt. Ihr Auftraggeber aber war ohne Zweifel dieser Aage Svensson.
Beinahe bedauerte es der Seewolf, seinem Profos am Vorabend nicht freie Hand gelassen zu haben. Edwin Carberry hatte gleich eine Antipathie gegen die kassierenden Dänen empfunden und sich deshalb noch mit Nils Larsen angelegt. Der gute Ed konnte zwar nicht hinter die Kimm schauen, aber manchmal hatte er doch einen untrüglichen Instinkt.
Jetzt aber war an der bestehenden Situation nicht viel zu ändern. Dieser Galgenvogel Aage Svensson hatte sich vermutlich gesagt, daß ein englischer Handelsfahrer, der die Absicht hat, mit den Ostseeanliegern Geschäftsbeziehungen aufzunehmen, entsprechend betucht sein muß. Wenn man schon keine Ware an Bord hatte, dann mußte zumindest genug Geld vorhanden sein, um Handelsgüter einzukaufen. Und auf dieses Geld war Svensson vermutlich scharf gewesen. Hatte er sich die „Isabella“ nicht sehr genau angeschaut? Daß die neue Galeone kein „billiges“ Schiff war, hatte er mit Sicherheit bemerkt, und deshalb lag es nahe, daß er von der gediegenen Ausstattung auf einen reichen Kapitän geschlossen hatte.
So leicht aber ließ sich Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, nicht ausnehmen, das sollten auch die Dänen zu spüren kriegen. Sein Blick ruhte prüfend auf dem Gesicht des etwas hochnäsigen Lieutenants.
„Die Backpfeifen, die sich Schweden und Dänen gegenseitig versetzen, interessieren mich nicht“, fuhr er fort. „Wie ich Ihnen schon sagte, Lieutenant, bin ich nicht bereit, den Sundzoll doppelt zu bezahlen. Holen Sie sich meinetwegen die achtzig Silbertaler bei diesem Aage Svensson ab. Ich halte es von meinem Rechtsempfinden her für reichlich unbillig, dem Geschädigten noch einmal in die Tasche zu greifen. Da macht es sich Ihre Behörde wirklich etwas zu bequem. Statt vor der eigenen Tür zu kehren und den Betrügern das Handwerk zu legen, hält man sich an den Betrogenen. Und das ist führwahr kein schöner Zug, vor allem deswegen nicht, weil ich aus einem solch befremdenden Verhalten schließen muß, daß Dänemark keinen allzu großen Wert darauf legt, mit England freundschaftliche Beziehungen zu pflegen.“
Der Lieutenant kriegte langsam rote Ohren, sein Blick verdüsterte sich. Dieser englische Kapitän riskierte eine ziemliche Lippe. Und im Grunde genommen hatte dieser große, schwarzhaarige Mann sogar recht, aber trotzdem wurmte es ihn, wenn man ihm so kraß die Meinung sagte. Schließlich war es nicht seine persönliche Schuld, daß man den schwedischen Schnapphähnen bisher nicht das Handwerk gelegt hatte.
„Verallgemeinern Sie die Angelegenheit nicht etwas, Kapitän?“ fragte er schließlich frostig.
„Überhaupt nicht“, erwiderte der Seewolf. „Ich gehe nur von Tatsachen aus. Wenn ich mich hier umblicke, sehe ich zum Beispiel zwölf sehr gut bestückte Schaluppen. Sollten die nicht besser auf die Jagd nach Aage Svensson gehen, statt sinnlos hier herumzulungern? Man fühlt sich – obwohl man dem Gesetz Genüge getan und seine Abgaben entrichtet hat – wie das Aas, auf das die Geier lauern. Zwölf Schaluppen werden eingesetzt, um einem englischen Handelsfahrer zum zweiten Male in die Tasche zu greifen! Ich finde das ziemlich unverschämt, Lieutenant!“
In dem Dänen kochte es. Sein blonder Oberlippenbart zuckte verdächtig. Kein Wunder, er fühlte sich abgekanzelt wie ein kleiner Junge, den die Mutter beim Naschen erwischt hat und eine Standpauke hält. Trotzdem schluckte er krampfhaft einen Großteil seiner Wut herunter, denn irgendein unbestimmtes Gefühl sagte ihm, daß es nicht ratsam sei, sich mit diesem stahlharten englischen Kapitän anzulegen. Was nutzten da die zwölf Schaluppen! Wenn es krachte, dann war er als erster an der Reihe, denn er stand schließlich an vorderster Front. Also mußte er sehen, wie er die Angelegenheit möglichst auf gütlichem Weg ins reine brachte.
„Sie urteilen hart, Kapitän Killigrew“, sagte er daher. „Meiner Meinung nach etwas zu hart, obwohl ich Ihnen in dem einen oder anderen Punkt wohl oder übel recht geben muß. Aber Sie müssen auch verstehen, daß ich nicht gegen meine Vorschriften handeln kann. Mein Auftrag lautet, den Sundzoll zu kassieren oder Sie zum Ankern im Hafen von Helsingör zu veranlassen. Es liegt ganz einfach nicht in meiner Macht, Sie passieren zu lassen …“
„Und was liegt in Ihrer Macht?“ unterbrach ihn Hasard.
Der Lieutenant wirkte plötzlich verlegen. Er wich der Frage des Seewolfs aus und trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
„Ich werde die Angelegenheit unverzüglich dem vorgesetzten Hafenkapitän vortragen“, sagte er dann. „Bis zur Klärung muß Ihr Schiff allerdings hier liegenbleiben, darauf muß ich Sie hinweisen.“
„Bitte sehr“, sagte Hasard kühl.