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4 Ein kurzer Kampf

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„Die Trommel bedeutet Krieg und Tod“, erklärte Azande düster. „Die Schwarzhaarigen sind im Anmarsch, die Feinde unseres Stammes.“

„Sind die Schwarzhaarigen auch Pygmäen?“, fragte Wafi.

„Ja, es sind Pygmäen“, erwiderte der Häuptling. „Sie sind größer als wir Rothaarigen, aber nicht so stark. Sie sind auch nicht so schnell und können sich nicht wie Schatten hinter Bäumen und Büschen verbergen. Oft genug schon haben wir sie zurückgetrieben, aber noch immer machen sie mit ihren Trommeln Lärm im Dschungel. Diese Trommeln sprechen von Krieg und Tod — von spitzen Speeren und Pfeilen, die schnell wie Vögel durch die Luft gleiten. Horcht!“ Azande hob die Hand. „Das ist unsere Antwort auf die Drohung der Schwarzhaarigen.“

Dicht bei der Stelle, an der Gibo und Wafi standen, wurde jetzt eine Trommel geschlagen. Zuerst war der Klang leise, aber er schwoll stärker und immer stärker an, bis er als drohende, dumpfe Herausforderung in den Dschungel drang.

Besorgt lauschten Gibo und Wafi auf das dumpfe Streitgespräch zwischen der nahen und der fernen Trommel. Sie mussten immer daran denken, was im Falle eines Kampfes aus Bomba wurde, der noch hilflos und krank auf seinem Lager ruhte. Wafi äußerte seine Befürchtungen Azande gegenüber, doch dieser erklärte:

„Wir werden für Bomba kämpfen. Du brauchst keine Furcht zu haben. Bomba wird kein Leid geschehen, solange noch ein einziger roter Pygmäe am Leben ist.“

Diese Worte beruhigten die beiden, aber sie beschlossen doch, Bomba unablässig zu bewachen, bis jede Gefahr vorüber war. Inzwischen hatte der Häuptling sich seinen Männern zugewandt.

„Bald werden wir zum Angriff aufbrechen!“, rief er. „Wir werden den Schwarzhaarigen in den Dschungel entgegeneilen; aber Gaku, Iga und Idani, ihr werdet mit meinem Bruder Pongi das Dorf bewachen.“

Die genannten Krieger traten vor, und Pongi, der Vater des kleinen Negongwe setzte sich an ihre Spitze.

„Mein Bruder, wenn uns einer der Schwarzhaarigen entkommt, dann wirst du ihn ohne Gnade erschlagen“, befahl Azande. „Du wirst den weißen Jungen mit deinem eigenen Leben schützen.“

„Bomba wird kein Leid geschehen“, beteuerte Pongi. „Negongwes Vater vergisst nicht so schnell!“

Kaum hatte Pongi die letzten Worte gesprochen, als alle Krieger wie durch einen Zauber plötzlich von der Lichtung verschwunden waren. Nichts war mehr von ihnen zu sehen, und kaum ein leises Knacken und Rauschen im Unterholz verriet, dass mehr als hundert Krieger in den Dschungel aufgebrochen waren.

Als Gibo und Wafi wieder die Hütte betraten, sahen sie, dass der Medizinmann des Stammes an Bombas Lager kauerte. Der Junge war aus seinem tiefen Schlaf erwacht, und der Medizinmann hatte ihn inzwischen mit einem hölzernen Löffel aus der kleinen Schüssel gefüttert, die — mit einem wohlschmeckenden Fruchtbrei gefüllt — neben dem Kranken stand.

Bomba begrüßte die beiden Freunde freudig. Obwohl noch das Fieber in seinen Adern brannte, hatte er die Fähigkeit des klaren Denkens nicht verloren. Während des Essens fragte er, was die Trommeln zu bedeuten hatten, und Gibo erklärte ihm die jüngsten Geschehnisse.

Der Junge lauschte gespannt und stellte hin und wieder interessierte Zwischenfragen. Mitunter verzog er schmerzhaft das Gesicht, wenn er eine heftige Bewegung gemacht hatte, aber er überhörte kein Wort.

Leise und dumpf klang inzwischen immer noch der drohende Trommelrhythmus in die Hütte. Momku hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und lauschte mit schräggeneigtem Kopf und besorgter Miene.

„Solange diese Trommel nicht schweigt, haben unsere tapferen Krieger noch nichts ausgerichtet“, erklärte Momku. „Die Schwarzhaarigen sind nicht tapfer, aber sie sind größer als unsere Krieger, und sie kommen immer in mächtigen Scharen.“

„Azandes Krieger sind tapfer“, erwiderte Bomba höflich. „Und sie sind edelmütige Krieger, weil sie mich bei sich aufgenommen haben und sich so dankbar für eine kleine Hilfeleistung zeigen.“

„Es war keine kleine Hilfeleistung, es war eine sehr tapfere Tat“, widersprach der Medizinmann. „Azande hat mir selbst erzählt, wie— “

„Horcht!“, unterbrach ihn Bomba. „Das Schlagen der Trommel hat aufgehört.“

Sie lauschten in den Dschungel hinaus. Tatsächlich — es war nichts mehr zu hören. Eine Weile lang verhielten sich alle sehr ruhig. Als erster schlüpfte dann Momku aus der Hütte, um auf Erkundung auszugehen. Nach einer Weile bewegte sich auch Wafi unruhig.

„Ich werde nachschauen, Herr“, murmelte er. „Ich hoffe, dass ich dir gute Nachrichten bringen kann.“

Er trat ins Freie und näherte sich dem Dorfeingang. Kein Lebewesen war weit und breit zu erblicken. Die Frauen hielten sich ängstlich in ihren Hütten verborgen, und auch von den Kriegern, die das Dorf bewachen sollten, war nichts zu sehen.

Plötzlich verriet jedoch ein Rauschen und Rascheln im Busch die Annäherung vieler Füße, und im nächsten Augenblick umringte Wafi ein Gewimmel von rothaarigen Pygmäen. So schnell und lautlos, wie sie gegangen waren, kehrten die Krieger zurück.

„Ist der große Azande seinen Feinden nicht begegnet?“, fragte Wafi verwundert.

Azande starrte ihn mürrisch an.

„Die Schwarzhaarigen waren zu feige, sich einem Kampf zu stellen. Sie sind geflohen. Du kannst deinem Herrn sagen, dass augenblicklich keine Gefahr droht.“

Als Wafi in die Hütte zurückkroch, lag Bomba immer noch wach da.

„Warum hat es so lange gedauert?“, fragte er.

„Die Roten Pygmäen sind zurückgekehrt“, berichtete Wafi. „Der Häuptling ist schlecht gelaunt, weil die Schwarzhaarigen geflohen sind, ohne dass er sie im Kampf besiegen konnte.“

Bomba lächelte und wollte gerade antworten, als der Häuptling Azande die Hütte betrat.

„Ich möchte mit Bomba allein sprechen!“ verkündete er.

Wafi und Gibo blickten ihren Herrn unruhig an, aber Bomba deutete mit einer freundlichen Geste zum Eingang.

„Geht! Wenn ich euch brauche, dann rufe ich.“

Bomba bei den Pygmäen

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