Читать книгу Denken neu denken - Rudolf Dr. Kreutzer - Страница 6
ОглавлениеWORUM GEHT ES IN DIESEM BUCH?
In diesem Buch wird das Denken der Gegenwart kritisch betrachtet. Daraus werden Empfehlungen für ein grundlegend neues Denken abgeleitet. Die kritische Betrachtung unseres Denkens ergibt sich zwangsläufig, wenn die Ursachen von Misserfolgen, Pleiten, Schäden, Unglücken und Katastrophen wissenschaftlich untersucht werden. Sie zeigen uns Denkfehler und ungeeignete Denkarten, die wir in Zukunft vermeiden müssen.
Wir können sie durch bessere Denkarten ersetzen. Schließlich ist eine Weiterentwicklung unseres Denkens schon längst überfällig, denn wir denken – besonders dann, wenn wir intelligent sein wollen – heute immer noch so wie die alten Griechen und Römer vor tausenden Jahren: logisch, rational, analytisch, faktisch, kategorial, professionell, strategisch, kausal, metaphorisch, dichotom, effizient, ökonomisch, ethisch, heuristisch oder genial. Alle diese Adjektive bzw. Wesenszüge sind mindestens 2000 Jahre alt.
Wir wiegen uns heute in dem trügerischen Glauben, dass unser gesunder Menschenverstand, unsere Bildung und unsere Intelligenz so hoch entwickelt seien, wie noch nie. Wir glauben und arbeiten fleißig an der Idee, dass unsere menschliche Intelligenz mit Hilfe der sog. Künstlichen Intelligenz noch weiter zu erhöhen sei. Doch leider ist auch sie ein Kind des griechischen und römischen Denkens.
Wir brauchen ein neues Denken, das fähig ist, die komplexen Probleme zu lösen, die wir jetzt und in Zukunft haben werden. Das betrifft nicht nur die vieldiskutierten Risiken der militärischen Aufrüstung, des Klimawandels, der Umweltverschmutzung oder der Gentechnik, sondern auch die Risiken der Künstlichen Intelligenz, der Internetnutzung, der Staatsverschuldung, der geomagnetischen Stürme oder der Family-to-go. Das Spektrum der Probleme ist unüberschaubar. Wir haben diese Probleme geschaffen, weil wir antik denken. Aber Probleme kann man nicht mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Deswegen haben wir – trotz aller technischen und wissenschaftlichen Fortschritte – immer noch Kriege, Folter, Korruption, Verhungern, Armut, etc. Daran wird sich nichts ändern, wenn wir unser Denken nicht weiter entwickeln.
Im ersten Teil des Buches geht es darum, zu verstehen, was wir, warum, wie, wann denken. Denn das, was wir denken, bestimmt das, was wir tun. Und das, was wir jetzt tun, bestimmt, welche Probleme wir in Zukunft haben werden. Das bestimmen nicht die Götter, nicht das Schicksal, Glück oder Pech und auch nicht der Zufall. Das bestimmt unser Denken.
Der zweite Teil besteht aus 20 Beispielen für neues Denken und aus Versuchen, ein neues Denken zu entwickeln.
Im dritten Teil, der Tabelle 9 im Anhang, werden mehr als 100 Denkarten beschrieben, unter denen wir auswählen können. Dort werden jeweils ihre Merkmale, die Eignungen und Stärken, sowie die Nachteile und Schwächen dargestellt.
Mein Wunsch ist, dass dieses Buch möglichst vielen Menschen
- bewusst macht, an welche Beschränkungen im Denken wir uns gewöhnt haben,
- bewusst macht, wie viele Variationen möglich sind, um neu und erfolgreicher zu denken,
- Mut macht, mit neuem Denken mitzuhelfen, damit eine Welt ohne Kriege, ohne Verhungern und ohne Unterdrückung entsteht.
Einige Personen, mit denen ich über dieses Buchprojekt gesprochen habe, waren zunächst sehr skeptisch: „Du träumst von einer Welt ohne Kriege, ohne Mord und ohne Armut? Vergiss es! Das wird es nie geben! Der Mensch ist nun mal so, wie er ist. Schon aus biologischen Gründen ist er fähig, Gewalt anzuwenden, und er denkt zuerst an sein eigenes Überleben!“
Diese Argumente erscheinen zunächst durchaus plausibel, sie sind aber das Ergebnis von paradigmatischem Denken. Es gab Zeiten, da war auch ich davon überzeugt, dass das alte (vereinfachte) römische Paradigma richtig sei: „homo homini lupus“, d.h. „Der Mensch ist des Menschen Wolf.“
Ich weiß sehr wohl, dass der Mensch grundsätzlich fähig sein kann, andere zu töten. Aber: ob er tötet, und wann, wie und wie oft, das hängt davon ab, wie er denkt. Und wenn wir die Art, wie wir heute denken, weiterentwickeln, dann können wir dafür sorgen, dass es zukünftig weniger Kriege, Morde, Unterdrückungen etc. geben wird.