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Persönliche Unzulänglichkeit
ОглавлениеWenn wir persönlich nur über unzulängliche Mittel verfügen, um die Tragweite, die Art und die Komplikationen der Situation und der mit ihnen verbundenen Konflikte zu erkennen, werden wir sicherlich eher dazu neigen, unseren Aggressionen freien Lauf zu lassen, als wenn wir Herr der Lage sind und in Kenntnis der Umstände handeln können. Persönliche Unzulänglichkeit kann im Charakter und/oder der Bildung begründet sein. Ein Mensch kann, es wurde schon erwähnt, immer nur so handeln, wie es seinem Wissensstand entspricht. Eine Verbesserung des Kenntnisstandes und Erkenntnisvermögens (auch das ist trainierbar) ist deshalb eine grundlegende Voraussetzung, der Angst und der resultierenden Aggression zu begegnen. Im Lernen besteht daher ganz sicher ein hervorragendes Mittel, Konflikten zu begegnen, indem die Kette zwischen Angst und Aggression unterbrochen sowie die persönliche Unzulänglichkeit abgebaut wird, wie es in Abbildung 6 angedeutet ist.
Es sind zwei Ebenen, wo angesetzt werden kann. Die eine Ebene liegt im emotionalen, die andere im kognitiven Bereich. Um noch einmal auf die arbeitslosen Jugendlichen zurückzukommen: Es ist offensichtlich wenig sinnvoll, durch Weiterbildung, oder gegebenenfalls durch Umschulung den betroffenen Jugendlichen noch weitere Kulturtechniken beizubringen. Daß sie dadurch weiterqualifiziert werden, ist zwar richtig, wie ebenso, daß Qualifizierte mehr gesucht werden als Unqualifizierte. Doch ist die Gefahr ebenso groß, daß die Betroffenen wegen Überqualifikation keine Stelle finden können. Denn die Qualifikation setzt in spezifischen und speziellen Kursen auf einer gegebenen Basis an, die Spezialisierung steigt sektoriell und die Einsatzmöglichkeiten verengen sich damit mehr und mehr.
Fatal wird eine (Über)Qualifikation, wenn der Jugendliche überfordert wird: Er gerät in eine sehr gefahrvolle, konfliktträchtige Situation. Persönlichkeitsbildende Angebote für sie würden wahrscheinlich oft hilfreicher sein, weil sie die Frustrationstoleranzschwelle des Jugendlichen erhöhen und, mit Galtung gesprochen, seine aktuelle geistige Potenz, seinen Leistungswillen und das Durchsetzungsvermögen zu stärken vermögen. Das Eine tun ohne das Andere zu lassen, müßte hier die Devise sein.