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Die Flucht in die Regression

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Dies ist die eine Reaktion auf unsere Angst: Wir glauben, wir schaffen es nicht, können unsere Angst nicht überwinden, verharren wie eine Maus vor der Schlange. Wir verfallen in Mutlosigkeit, Gleichgültigkeit und Apathie. Wir resignieren oder überlassen es anderen, sich mit den Problemen zu beschäftigen oder hegen die Hoffnung, sie könnten unsere Konflikte lösen. Bei genauerem Hinsehen enthält aber diese regressive Haltung Zündstoff für neue Konflikte, weil die Probleme für das Individuum bestehen bleiben, denn niemand wird bereit sein einzuspringen, für ihn die Probleme und die damit verbundenen Konflikte zu lösen. Selbst wenn andere für eine Lösung Sorge tragen würden, so wäre nicht gewährleistet, daß diese Lösung im Sinne des Individuums läge, was vielleicht zu neuen Konflikten führen könnte. Konflikte werden kaum dadurch gelöst, daß man sie auf eine lange Bank schiebt oder an andere abschiebt. Das Prinzip Delegation funktioniert nicht; Passivität gegenüber Konflikten ist kein Ausweg. Nur, die so übermächtige Angst bindet die Gedanken, verhindert das Handeln, demotiviert den Betroffenen und mindert seine Lernwilligkeit, eine vertrackte Situation. Der Mensch, dem dies zustößt, sitzt in einem Loch, aus dem er sich kaum mit eigenen Kräften wird befreien können.

Die Sache kann allerdings auch ein bißchen andersherum sein. Dann nämlich, wenn zwar von unserer Seite Bereitschaft besteht, einen Konflikt einer Lösung zuzuführen, aber der Andere eine absolute Konfliktlücke hat oder den Konflikt zumindest unterschätzt. Dann sind wir macht- und hilflos. Wir können uns drehen und wenden wie wir wollen, es ist nichts zu machen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Hände in den Schoß zu legen. Freilich macht uns das nun wütig und mutlos zugleich. In solchen Fällen bedarf es der Hilfe von dritter Seite, um den Knoten lösen zu können. Im Grunde genommen muß erst der Andere die Stufen des Konflikterkennens und ‑anerkennens durchlaufen, damit Handeln ermöglicht wird, wie oben schon in einem anderen Zusammenhang dargelegt wurde.

Um die Angst in einer regressiven Stimmung zu überspielen, ziehen Menschen sich oft zurück oder verlieren sich in Ersatzhandlungen, verstecken sich hinter Maschinen, Computer oder gehen in große Konsumpaläste. Als Ort eines Rückzuges dient in unserer modernen Gesellschaft auch das Auto: Als fahrbare Blechhülle gewährt sie dem Menschen eine gefühlte Sicherheit, die ihn seine Ängste vermeintlich vergessen hilft und ihn der Notwendigkeit der verbalen Kommunikation mit seiner Mitwelt über seine Ängste enthebt. Piktogramme und Ampeln sichern ihm den Weg und leiten ihn an sein Ziel. Überlaute Musik übertüncht und übertönt das, mit dem er sich eigentlich beschäftigen müßte. Zur Überwindung regressiver Tendenzen ist jedoch Kommunikation hilfreich und wirkungsvoll: Eine gemeinsame Heimfahrt mit einem vertrauten Kollegen, vielleicht verbunden mit einer Einkehr für ein Glas Bier, kann Mutlosigkeit mindern und neue Perspektiven öffnen. Rückzug auf sich selbst muß aber nicht notwendigerweise Passivität heißen sondern kann, wenn es zur Selbstbetrachtung führt, überwunden werden zu einer kreativen Bewußtheit und zu einem aktiven Handeln.

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