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Der Herzenswörter zweiter Teil

Österreichische Wörter, die den Menschen am Herzen liegen

Einleitung

Dieser Abschnitt behandelt Herzenswörter einer ganz anderen Art: Es sind Wörter der österreichischen Alltagssprache, die für die meisten ÖsterreicherInnen die eigentliche Muttersprache ist. Es sind Wörter, die herkömmlicherweise von GermanistInnen und DeutschlehrerInnen mit Begriffen wie »Mundart«, »Dialekt«, »Umgangssprache«, »Slang« usw. tituliert und abgewertet werden.

Tatsächlich sind es weit verbreitete und häufig verwendete Wörter, die nur einen einzigen Mangel haben: Sie haben nicht die äußere Form, wie sie von der formalen Schriftsprache vorgegeben ist. Ihre Form ist nicht normiert, sie sind nicht in Wörterbüchern der Schriftsprache verzeichnet und existieren damit offiziell nicht. Sie sind jedoch mit der sogenannten Standardsprache absolut gleichwertig und Teil einer anderen Standardsprache – der alltäglichen, die die Menschen überwiegend verwenden, wenn es darum geht, sich ungezwungen in der Familie, im Freundeskreis, in der informellen Öffentlichkeit bzw. am Arbeitsplatz zu unterhalten. Sie manifestieren die Mehrsprachigkeit, die in Österreich seit langer Zeit vorhanden ist: In der Schule lernt man die formale Schriftsprache, in der Familie und der unmittelbaren sozialen Umgebung verwendet man eine (groß-)regionale Variante des Österreichischen Deutsch.

In geschriebenen Texten und formalen Sprechsituationen wird die Standardsprache verwendet, in allen anderen Situationen Varianten des Österreichischen. Es ist ein Anliegen dieses Buches, diesen Varianten zur Geltung zu verhelfen und zu zeigen, dass es sich nicht um eine defekte oder gar »niedrige« Sprache handelt, sondern um eine Sprache, die den Menschen am Herzen liegt und mit der der Alltag erfolgreich bewältigt wird. Damit soll der formalen Standardsprache keine Absage erteilt werden, sondern lediglich hervorgehoben werden, dass auch die Alltagssprache ihre Berechtigung und einen wichtigen Stellenwert im Leben der Menschen in diesem Lande hat.

Wo kommen die mehr als 1200 Herzenswörter dieses Buches her? Bei den folgenden Wörtern handelt es sich um Einsendungen von Menschen aus ganz Österreich, die im Rahmen einer Aktion der Zeitschrift News im Jahre 2014 gesammelt wurden – unter dem Motto, Wörter zu nennen, die nicht verloren gehen sollen. Das Besondere daran ist, dass diese Wörter aus allen Bundesländern kommen und somit eine ostösterreichische Dominanz vermieden wird. Es sind viele emotionelle Wörter dabei, was nicht verwunderlich ist, denn diese liegen den Menschen ganz besonders am Herzen.

Eine kommentierte Auswahl (aus Platzgründen) der eingesandten Wörter wird hier präsentiert. Beschrieben werden ihre Bedeutung, ihre Verwendung und vieles mehr. Die Angaben wurden mit wissenschaftlicher Sorgfalt gemacht, jedoch ohne den Bierernst, der manche wissenschaftlichen Texte kennzeichnet. Der Autor hofft, dass mit dem Lesen Vergnügen und Erkenntnisgewinn verbunden sein werden.

Jeder Worteintrag setzt sich aus folgenden neun Teilen zusammen:

1 A BOISL; Adv. | 2 Pate: Claudia Kitzbichler | 3 Region: bes. SBG/TIR/OSTTIR | 4 a bisserl = ein bisschen a biz(i)le – VBG a wengal = ein wenig | 5 B: a bissl/ein bisserl/eine kurze Weile; 6 W: a boisl | 7 Der Ausdruck kommt vor in Formulierungen wie 8 Wart a boisl – 9 Warte ein wenig; A boisl Spaß muss sein; a boisl aufm Weg – ein wenig Spaß muss sein; eine kurze Weile unterwegs sein. Aus dem altfrz. poise – lat. pensum (Pensum). Hier handelt es sich um einen Ausdruck, mit dem Verkleinerung ausgedrückt wird. Die Verkleinerungen sind in AT wichtig. Damit stuft man sich oder etwas in seiner Bedeutung herunter, damit der Gesprächspartner das korrigieren kann. Auf diese Weise ist man gefällig, nicht übermäßig aufdringlich und erntet trotzdem Lob. Eine ziemlich raffinierte Gesprächsstrategie.

1 Der jeweilige Worteintrag in GROSSBUCHSTABEN, inklusive Angaben zur Wortart, Singular- und Pluralform sowie bei Verben zur Bildung der Vergangenheit mit sein oder haben.

2 Pate/Patin, der/die sich für das Wort einsetzt. Die meisten Wörter wurden von Paten »adoptiert«, d.h. diese haben die Absicht bekundet, dass sie das Wort in Zukunft verwenden und damit erhalten wollen. Dafür wurde ihnen von News eine Urkunde ausgestellt.

3 Region, in der das Wort überwiegend verwendet wird. Markiert mit der Abkürzung bes. = besonders. Die Angabe einer Region ist kein Hinweis darauf, dass das Wort in anderen Gegenden Österreichs nicht vorkommt. Ist keine Region angegeben, ist das Wort in ganz Österreich in Gebrauch.

4 Hinweise auf andere Wörter/Redewendungen, die mit dem jeweiligen Wort in Verbindung stehen. Wenn diese in Großbuchstaben geschrieben sind, handelt es sich um einen Eintrag, der in der alphabetischen Wörterliste steht.

5 B: Bedeutung des Wortes durch Angabe von Synonymen oder Umschreibungen.

6 W: Normalisierte bzw. gängigste Schreibform des Wortes. Das soll zur Vereinheitlichung der Schreibung und zur besseren Verständlichkeit seiner Bedeutung beitragen. Ist die normalisierte Schreibform identisch mit dem Worteintrag, wird sie nicht extra angeführt.

7 Genaue Beschreibung des Wortes, seiner Verwendung und Herkunft (Etymologie).

8 Beispielhafte Formulierungen und Redewendungen, in denen das Wort vorkommt. Sie sind fett und kursiv gedruckt.

9 Kursiv gedruckt ist die standardsprachliche Variante des jeweiligen Wortes zur besseren Verständlichkeit.

Folgende Abkürzungen werden in Folge verwendet:

Adj. Adjektiv
Adv. Adverb
ahd. Althochdeutsch (ca. 800–1100 n. Chr.)
abw. abwertend
AT Österreich
bes. besonders
B Bedeutung des Worteintrags
BGLD Burgenland
DE Deutschland
fem. feminin, weibliches Geschlecht der Substantive
iron. ironisch
KTN Kärnten
mask. maskulin, männliches Geschlecht der Substantive
mhd. Mittelhochdeutsch (ca. 1100–1450 n. Chr.)
neutr. neutrum, sächliches Geschlecht der Substantive
Niederösterreich
Oberösterreich
OSTÖ Ostösterreich
Redew. Redewendung
STMK Steiermark
Subst. Substantiv
SBG Salzburg
TIR Tirol
VBG Vorarlberg
W Normalisierte Schreibform des Worteintrags
WIEN Wien
WSTÖ Westösterreich
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