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Herzenswörter von A bis Z
Оглавление16ER BLECH, das; Subst. | Pate: Benedikt Kragora | Region: bes. Wien/NÖ/Nördliches BGLD blaue Hüsn = eine Dose Puntigamer Bier (STMK) a Glasweckerl = eine Flasche Bier Gössermuskel = Bierbauch (das Ergebnis von zu viel 16er Blech, blauer Hüsn und dem Genuss von Glasweckerln) | B: eine Dose Ottakringer Bier; W: sechzehner Blech | Leitet sich aus dem Umstand ab, dass die Ottakringer Brauerei im 16. Wiener Gemeindebezirk beheimatet ist. Ursprünglich war damit jede Dose Ottakringer Bier gemeint. Seit 2007 vertreibt die Brauerei eine eigene Biersorte unter diesem Namen. Zweifelsohne handelt es sich bei diesem Ausdruck wie bei allen anderen rund ums Bier quasi um Herzenswörter, gehört doch Bier für viele zu den Grundnahrungsmitteln. In Wien wird am Würstelstand auch a Eitrige, an Bugl und a 16er Blech verlangt, was so viel heißt wie: Eine Käsekrainer, ein Scherzl Brot und eine Dose Ottakringer Helles.
A BOISL; Adv. | Pate: Claudia Kitzbichler | Region: bes. SBG/TIR/OSTTIR | a bisserl = ein bisschen a biz(i)le – VBG a wengal = ein wenig | B: a bissl/ein bisserl/eine kurze Weile; W: a boisl | Der Ausdruck kommt vor in Formulierungen wie Wart a boisl – Warte ein wenig; A boisl Spaß muss sein; a boisl aufm Weg – ein wenig Spaß muss sein; eine kurze Weile unterwegs sein. Aus dem altfrz. poise – lat. pensum (Pensum). Hier handelt es sich um einen Ausdruck, mit dem Verkleinerung ausgedrückt wird. Die Verkleinerungen sind in AT wichtig. Damit stuft man sich oder etwas in seiner Bedeutung herunter, damit der Gesprächspartner das korrigieren kann. Auf diese Weise ist man gefällig, nicht übermäßig aufdringlich und erntet trotzdem Lob. Eine ziemlich raffinierte Gesprächsstrategie.
A BRADE/BRAADE (kriegen); Redew. | Pate: Ernst Altendorfer | Region: bes. OSTÖ | B: Ohrfeige; W: A Braade/eine Breite | Wörtlich: eine »Breite« = einen Schlag mit der breiten Hand bekommen. Vor allem die älteren LeserInnen dieses Buches werden sich noch gut daran erinnern können, dass sie von Familienangehörigen oder Lehrern Ohrfeigen bekommen haben, wenn sie sich danebenbenommen haben. Dieses früher weit verbreitete »Erziehungsmittel« wurde glücklicherweise verboten, sodass es sich heutzutage meistens auf herzliche Angelegenheiten wie Hochzeitsraufereien beschränkt.
A BRETZN REISSEN; Redew. | Pate: Richard Hölesic | B: schwer stürzen; W: eine Bretze reißen | Dieser besonders unter Skifahrern weit verbreitete Spruch beschreibt, dass jemand einen katastrophalen Sturz hingelegt hat, sodass man nachher wie eine Bretze verwickelt ist. Das könnte allerdings auch beim Radfahren oder einer anderen Sportart passiert sein. So etwas prägt sich ein.
A BRUNZA, der; Subst. | Paten: Sabine Wittka, Lucas Gojakovich | Region: bes. WIEN/SBG | B: 1. Glückspilz, jemand, der immer Glück hat; 2. vorlauter Bub; W: Brunzer | Wenig charmante Bezeichnung, die wohl ein wenig von Neid getragen ist.
A EITRIGE MIT AN BUGL, die; Subst. | Pate: Walter Gföhler | Region: bes. WIEN | B: eine Käsekrainer mit einem Stück Brot vom Scherzl (= Anschnitt des Brotlaibs); W: eine Eitrige mit einem Bugl (Buckel) | Es handelt sich dabei vor allem um einen im Großraum Wien verbreiteten Spruch am Würstlstand. Verlangt wird damit ein Käsekrainer-Würstl und ein Scherzl Brot (und meistens auch eine Dose Ottakringer) 16ER BLECH. Die wenig appetitliche Bezeichnung Eitrige kommt daher, dass in der Käsekrainer Käse enthalten ist, der beim Anschneiden herausfließt. Der Ausdruck ist ziemlich anschaulich, jedoch kein Problem, wenn man es sich trotzdem schmecken lässt.
A GUTER LOTSCH, der; Subst. | Pate: Alexandra Bacher | Region: bes. OSTÖ a guter Lopp LODSCH/LOTSCH | B: ein gutmütiger, liebenswerter, harmloser Mensch | Ein guter Lotsch bzw. guter Lopp ist einer, der aufgrund seiner Gutmütigkeit nicht leicht Nein sagen kann und daher für andere die Arbeit macht. Ohne Zweifel hat man so jemand ins Herz geschlossen. Das Wort Lotsch könnte von latschen/unbeholfen sein abgeleitet sein oder auch mit dem ungarischen Vornamen Lajos (Ludwig) zusammenhängen, der im Ungarischen sehr häufig ist und in der Zeit der Monarchie zum Synonym für Diener wurde. Das Wort Lopp hängt wohl mit dem Begriff Lappen zusammen, der bekanntlich auch nicht durch übermäßige Selbstständigkeit gekennzeichnet ist.
A LOAMSIRA/LOAMSIDA, der; Subst. | Pate: Ernestine Prock | B: ein Leimsieder; jemand, der Leim kocht; W: Loamsieder | Das Leimkochen aus Tierknochen ist äußerst langwierig und langweilig. Bei einem Leimsieder/Loamsida handelt es sich im übertragenen Sinn um einen langweiligen, langsamen Menschen, was das Wort zu einem Schimpfwort macht. Dazu gibt es noch die Redensart der arbeitet ja wie ein Leimsieder, was auch nicht als Kompliment aufzufassen ist, weil der so Beschriebene im Schneckentempo arbeitet.
A WENGERL/A WENG; Adj. | Paten: Andreas Enzmann, Isabella Moser | B: ein wenig; ein bisschen; W: wengerl/sehr wenig | Hier handelt es sich um eine Verkleinerungsform, die durch die typische Endung -erl ausgedrückt wird. Wie schon bei a boisl beschrieben, lieben die ÖsterreicherInnen die Verkleinerung. Es genügt nicht, dass etwas ein wenig ist, es muss noch weniger als wenig sein – eben ein wengerl! Das Wort gibt es auch ohne Verkleinerungsform: a weng. Zum Beispiel im schönen Spruch: Dos woa a weng zweng! – Das war ein wenig zu wenig.
ABGNEISSEN/OGNEISSN/GNEISSEN; Verb, hat ~ | Pate: Tanya Niedermüller | Region: bes. OSTÖ Blitzgneisser | B: verstehen; begreifen; durchschauen; W: abgneissen | Dieses schöne Wort wird meistens verwendet, wenn jemand etwas nicht gneisst – also nicht versteht: Er gneisst’s net! Analog dazu gibt es den Gneisser, meistens ironisch für jemanden, der mit Mühe etwas versteht. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde dieses Wort durch den österreichischen Fußballspieler Toni Polster, der bekanntlich nicht auf den Mund gefallen ist. Er bezeichnete einen Journalisten als Blitzgneisser, was im speziellen Fall eher ironisch gemeint war. Ob der das verstanden hat?
ABKRAGELN/OKRAGLN; Verb, hat ~ | Pate: Julia Zeindlhofer | B: den Kragen umdrehen; erwürgen; ein Hendl schlachten; W: abkrageln, entkrageln | Dies ist eine schönfärberische Umschreibung für jemanden umbringen – indem man der Person an den Kragen geht. Das ist wohl mit einer Menge heftiger Gefühle verbunden.
ABNEIDLN; Verb, hat ~ | Region: bes. TIR | B: liebkosen; zärtlich Wange an Wange reiben; W: anneideln | Ein Tiroler Herzenswort ersten Ranges! Nur schade, dass es außerhalb Tirols nicht bekannt ist. Quasi die Tirolerische Version von ABNUDELN.
ABNUDELN/ABGENUDELT; Verb, hat ~ | Pate: Barbara Jauk | B: 1. jemanden stürmisch umarmen; 2. abgenützt sein | Kommt in Formulierungen vor wie die Schraube/das Gewinde ist ganz abgenudelt: ist abgenutzt/unbrauchbar geworden; oder Sie haben einander ordentlich abgenudelt. Mit einem Wort, man hat sich heftig umarmt (und sonst noch anderes gemacht!) Wenn das kein Herzenswort ist!
ABSTIERN/STIERLN; Verb, hat ~ | Pate: Franz Kloihofer STIERLN Miststierler | B: 1. jemanden berauben, das letzte Geld aus der Tasche ziehen; 2. aufreizen; W: stierln | Das Wort hat die Grundbedeutung bohren, stochern. Jemand stierlt/stochert also bei jemandem nach dem letzten Geld. Auch in der Bedeutung jemanden aufreizen gebraucht. Damit verwandt ist der Miststierler – jemand, der in Mülltonnen nach Brauchbarem sucht.
ABSTRUDELN; Verb, hat ~ | Pate: Eleonora Kurzreiter | Region: OSTÖ | B: sich abmühen; schwer arbeiten | Einen Strudelteig zu machen ist eine langwierige Arbeit und ziemlich mühsam – die Sache zieht sich und das Ergebnis ist nicht immer perfekt. Deshalb ist das Strudelmachen im übertragenen Sinn das Sinnbild für mühsame Arbeit. Das geht aufs Gemüt.
ACHTLENG/ECHTLENG, die; Subst. | Pate: Martin Hölzl | Region: SBG/Lungau | B: Erdapfel/Kartoffel; W: Achtleng | Dieses schöne Wort liegt den Salzburgern/Lungauern am Herzen – dort heißen die Erdäpfel so und nur dort. ERDÄPFEL
ACHZEIT, die; Subst. | Region: bes. TIR | B: 1. Zeit zwischen Frühstück und 9.00 Uhr; 2. unangenehme Wartezeit, z.B. aufgrund schlechten Wetters; Pause; W: Arbeitszeit | Die eigentliche Bedeutung ist Arbeitszeit. Hier ist der Wehlaut Ach enthalten.
AFTERMANTIG, der; Subst. | Region: bes. TIR/Außerfern | B: Dienstag; der Tag nach dem Montag | Der Wortteil after kommt schon im Mittelhochdeutschen vor und bedeutet nach, hinter. Es ist ein sehr altes Wort, das im gebirgigen Tirol erhalten geblieben ist.
AGRAT; Adv. | Pate: Mario Schmidt | B: genau, ausgerechnet; genauso; justament; W: akkurat | Kommt vor in Sätzen wie Das hat ma agrat no gfehlt! – Das hat mir genau noch gefehlt! Das Wort kommt aus dem Lateinischen (accuratus) mit der Bedeutung sorgfältig, genau. Im Österreichischen dient es auch zur Verstärkung des Gesagten.
ALWER, der; Subst. | Region: bes. TIR | B: Teufel | Ein Wort mit langer Geschichte: Abgeleitet aus mhd. alb, das ein mythisches Wesen bezeichnete und im Namen Alberich enthalten ist. Im Tirolerischen meint es den Teufel.
ALZERL, das; Subst. EIZERL ETZALE (KTN) | B: ein klein wenig | Bezeichnet eine sehr kleine Menge – ein Alzerl mehr (Prise), ein Alzerl näher. Die Herkunft des Wortes ist umstritten: mhd. alzelin – Kleinigkeit oder Entlehnung aus italienisch alza – eine dünne Lederauflage, die der Schuster vorne auf den Leisten setzt, um die Form auszufüllen.
AMANT, der; Subst. | Region: bes. NÖ | B: Liebhaber; Geliebte/r | So romantisch sind die Niederösterreicher, dass sie noch alte Lehnwörter aus dem Französischen verwenden, amant – Liebhaber! Das Wort kommt auch in anderen Sprachen vor (Katalanisch, Lateinisch, Polnisch usw.).
AMLETN, die; Subst. | Pate: Jakob Mehlhart | Region: bes. NÖ | B: Palatschinken; W: Omlette | Hier handelt es sich um einen sogenannten »falschen Freund«: Gemeint ist eine mit Marmelade bestrichene Palatschinke und nicht die Eierspeise, die anderswo (DE) Omlette heißt und ein Lehnwort aus dem Französischen ist.
AMPER, der; Subst. | B: Eimer; Kübel | Das Wort gibt es in vielen Aussprachevarianten: Ampa, Aumpa, Eimba, Empa, Emper. Entstanden aus dem ahd. Wort amber (lat. Amphore).
AMUAHADSCHA/L’AMUAHADSCHA, der; Subst. | Pate: Erwin Vitovec | Region: bes. OSTÖ | B: langsamer, romantischer Tanz; W: Amourhatscher | So heißt landläufig ein langsamer, romantischer Tanz, bei dem man eng aneinander geschmiegt tanzt. Daran erinnert man sich noch viele Jahre.
AN FOOZ/AN FOTZ MACHEN/AN FOTZ ZIAGN; Redew. | Paten: Sandra Sindelek, Thomas Schlesier | Region: bes. OSTÖ Fotzn kriegn | B: unzufrieden sein; beleidigt, mürrisch dreinschauen; ein grantiges Gesicht machen; W: Fotz ziehen | Der Fotz ist der Mund, den jemand verzieht, weil ihm/ihr etwas nicht passt. Der Vorgang selbst gehört kaum zu den Herzensanliegen, die man sich wünscht, ist aber, wie man weiß, nicht so selten. Hierher gehört auch der Ausdruck a Fotzn kriagn – eine Ohrfeige kriegen.
AN KOAL MOCHN; Redew. | Pate: Karl Schilk | Region: bes. WIEN | B: Spaß haben, einen Spaß machen; W: sich einen Karl machen | Dieser besonders in Wien übliche Ausdruck ist vom ehemaligen Carl-Theater abgeleitet, das von 1847 bis 1944 existierte und vor allem Lustspiele und Stücke des Wiener Volkstheaters aufführte.
AN PICKN HOBN; Redew. | Pate: Karl Christian Blazek | Region: bes. WIEN | B: schwer betrunken sein; W: einen picken/kleben haben | Mit einem Wort etwas (einen Rausch) an sich haben, das sichtbar das Gleichgewicht und andere körperliche Funktionen beeinträchtigt.
AN POSCHA HABEN/AN PASCHER HABEN; Redew. | Pate: Lisa Ogris | B: leicht bis mittelschwer verrückt sein; W: einen Pascher haben | Abgeleitet vom Verb paschen, das schlagen, aber auch applaudieren bedeutet. Ein Pascher ist ein leichter Schlag, den man vor allem auf den Kopf bekommt und nach dem man benommen ist, was sich unter Umständen auf die geistigen Fähigkeiten auswirkt.
ANANAS, die; Subst. | Pate: Daniel Piller | B: Gartenerdbeere; W: die Erdbeer-Ananas | Bezeichnung für die Gartenerdbeere, die heute noch in AT üblich ist, früher auch in anderen deutschsprachigen Regionen verbreitet war. Beruht auf einer missverständlichen Übersetzung aus dem englischen Pineberry.
ANAWENTN/AUNIWAUNTA/AUNIWANTN, die; Subst. Bifång (SBG) Pivan (BGLD) | B: Ackerrand; W: Anwende | Menschen, die am Land wohnen und mit der Landwirtschaft zu tun haben, kennen diesen Ausdruck: Es ist die Bezeichnung für den unbebauten Streifen zwischen zwei Feldern, auf denen man mit den Maschinen umkehrt. Aus mhd. anwande entstanden.
ANBANDLN; Verb, hat ~ | Pate: Thomas Hallemann | B: flirten, mit dem anderen Geschlecht den Kontakt suchen; W: anbandeln | Diese Aktivität ist, wie man weiß, zentraler Teil der Partnersuche. Und dabei heißt es reden, reden, reden. Der Begriff dürfte auch mit dem Bandl-Tanz zusammenhängen – einem Volkstanz, bei dem sechs Paare rund um einen Baum mit Bändern tanzen und diese kunstvoll ineinanderflechten.
ANBRODN; Verb, hat | Pate: Wolfgang Kremling | B: mit jemandem intensiv flirten, jemanden ins Bett kriegen; W: anbraten | Das Anbraten ist die Fortsetzung des Anbandelns mit dem Ziel, den oder die Auserkorene dazu zu bringen, das Eigentliche zu tun.
ANFANGLA, der; Subst. | Region: bes. SBG Taferlklassler Erstklassler | B: Erstklassler; Schulanfänger; W: Anfänger | Schulanfänger, die anderswo in AT Taferlklassler oder Erstklassler heißen.
ANGSCHÜTT sein; Verb, ist ~ | Pate: Gitti Cash | B: verrückt sein, dumm sein; W: angeschüttet sein | Wenn jemand angeschüttet ist, dann schaut die Person meistens ziemlich erbärmlich aus. Im übertragenen Sinn heißt das, dass man geistig nicht ganz auf der Höhe ist.
ANHIASLN; Verb, hat ~ | Pate: Michael Krenn | B: unprofessioneller Mensch, der Wände lackiert, anmalt; W: anhiaseln | Die Tätigkeit als Maler und Anstreicher gilt als eine, für die es nicht allzu viel Intelligenz braucht. Das Wort leitet sich vom Namen Matthias/Hias ab, der früher das Synonym für einen einfach gestrickten Menschen war. So etwas kann ja jeder Hiasl – mit einem Wort: Jeder Dummkopf kann eine Wand anstreichen. Allerdings: Wer selber einmal Räume (besonders in Altbauten) ausgemalt hat und allerhand Streifen und abstürzende Mörtelteile produzierte, weiß, dass das falsch ist. Nichtsdestotrotz hat sich der Ausdruck eingebürgert.
ANLEGN/ONZIACHN; Verb, hat ~ | Pate: Karl Hofer | Region: bes. STMK | B: anziehen; W: anlegen | Hierzulande wird das Gewand – wie einst bei den alten Rittern – angelegt, während es sonst auf den Körper gezogen wird. Das sind schöne Sprachbilder, verpackt in alltäglichen Wörtern!
ANPUMPARA/ANPUMPERER, der; Subst. | Paten: Leopold Neubauer, Sylvia Ester | B: dummer, lästiger, unangenehmer Mensch; Angeber; W: Anpumperer | Einer, der überall anstößt (anpumpert) und dadurch Ärger erregt.
ANTAL, das; Subst.; Adv. | Pate: Isabella Kern | B: 1. Entlein; 2. vom Berg herunter; W: Enterl | Die Ente heißt in weiten Teilen Österreichs Antn. Ein Entenküken ist daher das Antal, das aufgrund seiner flauschigen Federn und seines niedlichen Aussehens als besonders lieb empfunden wird. Das Wort hat als Adverb auch die Bedeutung vom Berg heruntergehen.
ANTLAS, der; Subst. | Region: bes. TIR | B: Fronleichnam; W: Ablass | Alte, spezifisch Tirolerische Bezeichnung für Fronleichnam, die mit Ablass (Vergebung) zusammenhängt, der an diesem Tag gewährt wurde.
ANTLASSPFINGSDA, der; Subst. | Region: bes. NÖ | B: Gründonnerstag; W: Ablass-Donnerstag | Der Gründonnerstag ist der Tag der »durch Absolution von den Sünden und Kirchenstrafen Befreiten« – sie sind die Erneuerten, Frischen. Ihnen wurden die Strafen/Sünden erlassen.
ANTRENZEN sich; Verb, hat ~ | Pate: Thomas Tahedl Trenzbarterl; Barterl TRINTSCHPARTL | B: sich anpatzen; W: antrenzen | Besonders Kleinkinder trenzen sich an, wenn sie flüssige bzw. breiige Nahrung essen und sie z. B. wieder ausspucken. Damit nicht das gesamte Gewand schmutzig wird, hängt man ihnen ein sogenanntes Trenzbarterl um – anderswo Latz genannt. Das Wort hängt mit trensen = sich (mit Speichel) beschmutzen zusammen, das wiederum auf mhd. trehenen, trahenen = weinen zurückgeht.
ANTSCHI, die; Subst. | Pate: Franz Geisslinger | B: Angelika; Anna | Antschi ist die Koseform der weiblichen Vornamen Angelika oder Anna und damit ein 100%iges Herzenswort.
ANZIPFEN/AUZIPFEN, ANGEZIPFT sein; Verb, ist ~, hat ~ | Pate: Karin Waniek der Anzipf Das zipft mich an! | B: 1. jemandem auf die Nerven gehen; 2. frustriert, verärgert, wütend sein; W: anzipfen | Dies ist ein wirklich wichtiges Wort, mit dem in AT universelle Verdrossenheit, Verärgerung, Zorn usw. ausgedrückt wird. Es gibt eine Reihe von Redewendungen dazu: das zipft mich an (das geht mir auf die Nerven); ich bin angezipft (ich bin verärgert). Dazu gibt es das Substantiv der Anzipf, was ebenfalls für den Ausdruck von Frust, Zorn, Grant, Ungeduld, Ungehaltenheit u.a. Emotionen dient, wenn jemand sagt: »So ein Anzipf!«
APER; Adj./APERN; Verb, hat ~ | Pate: Robert Kaspar | Region: bes. WSTÖ | B: abgetaut, schneefrei | Dieses vor allem in den alpinen Gegenden Österreichs verwendete Wort bezeichnet die Schneeschmelze und Stellen im Gebirge, wo der Schnee abgetaut ist und der Boden zum Vorschein kommt. Wenn es apert, weiß man, dass der Frühling kommt oder schon gekommen ist, was nach den langen Wintermonaten ein Grund zur Freude ist. Das Wort geht zurück auf ahd. abar, was schneefrei bedeutete.
ÄPFEL BROCKEN; Verb, hat ~ | Pate: Mario Taucher | B: Äpfel pflücken | In AT allgemein üblicher Ausdruck für die Ernte von Früchten, wie zum Beispiel Äpfel, Kernobst, Beeren usw. Man brockt sie, während pflücken überwiegend schriftsprachlich verwendet wird. Das Wort hängt mit brechen (mhd. brocke) zusammen.
ARMUTSCHKERL, das; Subst. | Pate: Gertrude Bannert | B: ein bedauernswerter Mensch | Dieses stark abwertende Wort bezeichnet einen Menschen, der entweder materiell arm oder geistig oder körperlich behindert ist. Es kann auch ein Schimpfwort sein für jemanden, den man nicht sehr mag. Es hat sich seit dem 19. Jh. aus dem Begriff Armitschkerl entwickelt, das aus dem Adjektiv arm und der slawischen Verkleinerungsendung -icko plus der österreichischen Verkleinerungsendung -erl gebildet wurde.
ARSCHKAPPELMUSTER, das; Subst. | Pate: Helmut Lackner | B: ein sehr dummer, unangenehmer Mensch | Auch hier handelt es sich um ein Schimpfwort, das meistens für Männer verwendet wird. Das Wort dürfte aus dem Norditalienischen entlehnt worden sein, wo es die Arschbacke, chiappa, gibt, die sich phonetisch mit dem österreichischen Kappel vermischt hat. Eigentlich handelt es sich um eine begriffliche Verdoppelung für ital. culo – Hintern.
ARSCHKITZLER, der; Subst. | Pate: Sebastian Flandorfer | Region: bes. TIR/OSTTIR | B: Hagebutte (iron.) | Ergibt sich aus folgendem Umstand: Öffnet man eine Hagebutte (= Frucht von wilden Rosen), findet man darin rund um das Fruchtfleisch ganz feine Fäden, die einen schrecklichen Juckreiz auslösen, wenn man sie auf die Haut bekommt. Möglicherweise aus frz. gratte cul – Hinternkratzer gebildet.
ARSCHLINGS/ASCHTLING/ASCHLING; Adj. | Pate: Erich Prem | Region: bes. OSTÖ/TIR/OSTTIR | B: rückwärts; sich rückwärts bewegen; mit der Rückseite (dem Arsch) zuerst; verkehrt herum | Dieses schöne Wort kommt in Formulierungen vor wie Fahr mit dem Auto arschlings (rückwärts) in die Garage. Innerhalb Österreichs gibt es mehrere Aussprachevarianten: aschtling (Nordtirol); aschling (Osttirol); sonst: arschlings.
AUF DER TAFEL; Redew. | Pate: Elisa Ergasti | B: an der Tafel (DE) | In AT schreibt man auf der Tafel, in DE an der Tafel, weil es hierzulande als Fläche und nicht als Oberfläche betrachtet wird.
AUFDUNNAD/AUFGANSLT/AUFGMASCHALD/AUFTAKELN; Verb, ist ~ | Paten: Bianca Pieler, Gabriele Palfy | B: übertrieben stark geschminkt/gekleidet/hergerichtet sein; W: aufgedonnert; aufgeganserlt, aufgemascherlt; aufgetakelt | Eigenschaften, die vor allem Damen ab einem gewissen Alter nachgesagt werden. Der Ausdruck aufgeganslt hat neben wie eine dumme Gans angezogen sein die Bedeutung aufgeregt, nervös sein. Aufgetakelt kommt von der Takelage der Schiffe und aufmascherln meint das Schmücken mit Maschen – eine überwiegend weibliche Gewohnheit.
AUFHUSSN; Verb, hat ~ | Pate: Babsi Maizner | B: jemanden aufhetzen, aufwiegen; W: aufhussen | Das Wort geht vermutlich auf den Reformator Jan Hus zurück, dessen Anhänger, die Hussiten, sich gegen den König aufgelehnt haben.
AUFKALTEN; Verb, hat ~ | Pate: Andreas Rieder | Region: bes. OSTTIR | B: aufbewahren; aufbehalten; W: aufghalten | Verkürzung aus aufgehalten aufghalten aufkalten. Übliche Formulierungen: Ich hab das nicht aufkalten (aufbewahrt).
AUFPUDLN, sich; Verb, hat ~ | Pate: Reinhard Adler | B: sich über etwas aufregen; sich in übertriebener Weise in den Vordergrund stellen | Pudel sind kleine Tiere, die bekanntlich mächtig viel Lärm machen können. Das ist auch das Bild hinter dem Wort aufpudeln.
AUFSCHEINEN; Verb, ist ~ | Pate: Ba Welter | B: erscheinen, vorkommen; auftauchen; aufleuchten | Ein genuin österreichisches Wort, das einen breiten Verwendungsbereich hat. Meistens verwendet im Zusammenhang mit Listen, Verzeichnissen und dergleichen.
AUGENGLÄSER, die; Pl., Subst. | Pate: Sabine Ebert | B: Brille | Gläser für die Augen: Heute schon ein wenig veralteter Begriff.
AUGNDSAN/AUGNZAND, der; Subst. | Region: bes. WIEN/TIR | B: Eckzahn im Oberkiefer; W: Augenzahn | Die Bezeichnung kommt daher, dass man früher glaubte, die Eckzähne stünden mit den Augen in Verbindung.
AUGNLUCK, die; Subst. | Region: bes. TIR | B: Augenlid; W: Augenverschluss | Ein altes Wort, das mit ahd. lohan – verschließen zusammenhängt.
AUGRENNT; Verb, ist ~ | Pate: Rosalynn Bacher | B: angerannt sein; verrückt/dumm sein; W: angerannt | Dieser Ausdruck wird vor allem in übertragener Bedeutung verwendet. Als Frage: »Seids ihr augrennt?« – Seid ihr verrückt? Daneben gibt es die wörtliche Bedeutung, dass jemand in etwas hineingerannt ist.
AUNIWAUNTA, die; Subst. | Pate: Leo Haindl ANAWENTN
AUSBUSSLN; Verb, hat ~ | Pate: Nina Hules | Region: bes. NÖ | B: an Küssen erschöpfen; W: ausbusseln | Wie romantisch! Mit Küssen/Busseln jemanden erschöpfen. Ein stark empfohlenes Wort für alle frisch Verliebten.
AUSFRATSCHELN; Verb, hat ~ | Pate: Stephanie Ladinegg | B: aushorchen; mit bestimmten Absichten ausfragen | Diese Art von Aktivität schreibt man neugierigen NachbarInnen, ArbeitskollegInnen usw. zu, die mit scheinbar harmlosen Fragen persönliche Informationen aus ihren GesprächspartnerInnen herausbekommen wollen – und es meistens auch schaffen.
AUSGFUXT sein; Verb, ist ~ | Pate: Roland Fuchs | B: schlau, raffiniert, gefinkelt, evt. durchtrieben sein; W: ausgefuchst | Wenn jemand ausgfuxt ist, dann ist das ein ziemliches Kompliment, die Person ist schlau und anderen haushoch überlegen.
AUSGSCHAU, das; Subst. | Pate: Peter Pilz | Region: bes. OSTÖ | B: Unordnung; W: Ausgeschau | Es ist kein Kompliment, wenn jemand zu Besuch kommt und sagt: »Was isn das da für ein Ausgschau?«, weil das die Verwunderung ausdrückt, dass die Unordnung so groß ist.
AUSWART/AOSWOAT, der; Subst. | Region: bes. KTN LANGEZ/LANGES/LANZING | B: Frühling; W: Auswärts | Diesem Begriff liegt die Vorstellung zugrunde, dass das Jahr im Frühling auswärts geht – der schönen Zeit entgegengeht. Der Herbst heißt in Teilen Kärntens daher konsequenterweise Einwärts.
AWIZAHRA/OBIZAHRER, der; Subst. | Pate: Wolfgang Klotzberg | B: Faulpelz, Taugenichts, Drückeberger; W: Hinunterzieher | Dieses sehr starke österreichische Schimpfwort bezeichnet Menschen, die sehr faul sind. Es scheint aus der Holzwirtschaft zu kommen, wo es früher jene bezeichnet hat, die beim Schneiden der Bretter bzw. beim Ziehen der Stämme im Wald die leichtere Arbeit hatten.