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Die Hitparade der österreichischen Kosenamen

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Insgesamt wurden 1270 Kosenamen genannt. Ohne Zweifel sind die ÖstereicherInnen beim Erfinden von Kosenamen sehr kreativ. Gleichzeitig zeigt die Hitparade der Kosenamen, dass Schatz/Schatzi und Zusammensetzungen damit der absolute Favorit ist. Das mag manchen nicht sehr einfallsreich vorkommen. Aber Originalität ist bei Kosenamen nicht unbedingt wichtig. Sie entstehen aus bestimmten Situationen heraus und stehen für ebendiese.

Die Liste der Nennungen mit Schatz/Schatzi hält einige Überraschungen parat. Denn so manchem ist Schatz/Schatzi einfach zu wenig und es wird daher mit einem anderen Ausdruck verstärkt. Das führt zu folgenden Kosenamen: Schatzi Pups, Schatzibäh, Schatzibuh, Schatzi-Mausi, Schatziputz. Schon mit diesen Beispielen gelingt mühelos der Nachweis, dass im Reich der Liebe alles möglich und erlaubt ist, sei es noch so kindisch oder für andere vielleicht sogar lächerlich.

Gleich nach Schatz/Schatzi beginnt die österreichische Kosenamen-Tierwelt. An erster Stelle steht die Maus bzw. das Mausi, die in verschiedenen Abwandlungen vorkommen: Mausal, Mauserl, Mäusele, Mausebär, Mäusebär, Mausebärli, Mäuseken, Mausmaus, Mäusl, Mäuserich, Mäusetier, Bitchmaus. Besondere Beachtung verdient wohl der Ausdruck Bitchmaus. Vermutlich muss man sich darunter eine sexuell hyperaktive Feldmaus vorstellen. Jedenfalls ist es eine moderne Maus, sie hat Englisch gelernt und kennt auch die inoffiziellen Vokabeln.


Hier regiert das Prinzip der Verkleinerung, indem die ohnehin schon kleine Maus zusätzlich noch reduziert wird. Einer der Teilnehmer der Befragung stellt dazu fest: »Ich verbinde mit ›Maus‹ ein kleines, süßes Tier, das ich beschützen möchte und dessen Anblick mich zum Strahlen bringt.« Das Ergebnis ist dann das Mausi, das Mäusele, das Mauserl und das Mäusl. Während dieser Kosenamen in der Regel für Frauen verwendet wird, eignet er sich leicht abgewandelt auch für Männer. Die heißen dann Mausebär oder Mäusebär, Mausebärli, Mäuseken, Mausmaus, Mäusl, Mäuserich oder Mäusetier.

Während die Mausmaus so etwas wie eine Supermaus ist, ist Mäuserich nicht unbedingt romantisch (oder vielleicht doch?), was man vom trockenen Ausdruck Mäusetier vermutlich noch weniger sagen kann. Der so titulierte Partner wird unbarmherzig der Tierwelt zugeordnet und so auf einen eindeutigen Platz verwiesen. Aber wer weiß, vielleicht ist auch das romantisch – schließlich gibt es bei Kosenamen keine Regeln des guten Geschmacks. Auffallend ist, dass das in Deutschland häufig verwendete Mäuschen in Österreich ein unscheinbares Randdasein fristet. Es wird kaum verwendet.

Und weil wir schon bei der Maus sind: Nicht wenige, die diesen Kosenamen verwenden, verwenden für ihre Liebsten gleich mehrere Kosenamen. Das ergibt dann längere Listen von gleichzeitig verwendeten Kosenamen, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Maus, Mausebär, Bitchmaus, Mausmaus, Schatz, Liebster

Mäuschen, Honeybunny, Süße, Baby, Schatzi

Mäusebärli, Hasibutzi, Hetscherlfuchsi

Mausmaus, Bitchmaus, Schatz, Liebste

Mausi, Mausal, Murml

Maus, Prinzessin, Hübsche

Das ist aber erst der Anfang der österreichischen Kosenamen-Tierwelt. Gleich nach der Maus kommt in der Hitparade der Hase mit einer nicht sehr großen Anzahl von verschiedenen Formen. Den harmlosen, kuscheligen Hasen gibt es als mein Hase und ein wenig aufs Podest gehoben als Mr. Hase. Gleich danach kommen die nochmals verkleinerten Hasen als: Hasi, Hasilein, Luki-Hasi, Oster Hasi. Und natürlich gibt es auch die verstärkten Ausdrücke: Hasibär, Hasibärli, Hasiputzi, Hasimausi. Letztere muss wirklich winzig sein! Interessanterweise gibt es bei dem Kosenamen Hase/Hasi bei Weitem nicht so viele gleichzeitig verwendete Kosenamen wie bei Maus/Mausi:

Hasibär, Schatzi, Liebling, Schnuffschnuff

Hase, Schatz, Schnucki

Hasi, Schatzi

Hase, Schatz

Hase, Bär

Hase, Poli

Gleich nach dem Hasen kommt ein weiteres Tier, das ein bevorzugter österreichischer Kosenamen ist: Es ist der Bär bzw. das Bärli. Er steht für Kindheitserinnerungen, wie das kuschelige Einschlafen mit einem flauschigen Teddybären, und die Vorstellung, stark und zuverlässig zu sein und dabei gemütlich und gar nicht aggressiv. Das hat zwar überhaupt nichts mit dem echten Bären zu tun, hat sich aber so eingebürgert. Auffallend ist hier die große Anzahl von Wortkombinationen mit dem Basiswort »-bär«, die sich in zwei Gruppen aufteilen lassen. Sofort verständliche Kosenamen sind Bären-Herz, Brummbär, Bussibär, Chaosbär, Funkbär, Hasebär, Hasibär, Kuschelbär, Nuckelbär, Mr. Putzibär, Otterbär, Papabär, Petzibär, Schatzibär, Schatzimausibärli, Schmusehomobär. Erklärungsbedürftig sind hingegen Kosenamen wie die folgenden:

Bärlikran, Bärlischwan: Ich wecke meinen Partner in der Früh auf und ziehe ihn aus dem Bett, daher bin ich der Kran. Er rollt sich im Bett immer ein, also liegt er wie ein schlafender Schwan.

Werbärchen: Werbärchen entstand bei einer Blödelei über Werwölfe und mich.

Ombibär: Nenne sie immer Ombi und Bär hat mir am besten dazu gefallen.

Bububär: Wenn man den Erklärungen im Internet glaubt, steht bubu kindersprachlich für schlafen. Der Bububär ist also der Schlafbär.

Einmal mehr zeigen diese Beispiele, dass sich jedes, für Außenstehende auch völlig unsinnig erscheinende Wort als Kosenamen eignet, solange seine Bedeutung nur zwischen den Partnern vereinbart ist und für sie einen besonderen emotionalen Wert hat.

Ein weiteres recht häufiges Kosewort aus dem Bereich der Tierwelt ist Spatz. Die Anzahl der Abwandlungen ist jedoch gering. Es finden sich lediglich einige Verkleinerungen und Aussprachevarianten: Spatzi, Spatzl, Spotzl, Spotzi, Spätzchen. Das Wort eignet sich hervorragend als Kosenamen, da damit Verniedlichung/Verkleinerung ausgedrückt wird, wie das zum Beispiel auch mit Maus/Mausi der Fall ist.

Weit abgeschlagen hingegen auf Platz Nummer 11 ist das Kosewort Kater/Katze mit seinen Abwandlungen. Davon gibt es einige: Katerchen, Kätzchen, Katze, Katzy, Schmusekatze. Ansonsten kommen aus dem Bereich der Tiernamen nur einige wenige Male Tiger/Tigerin und einmal kleiner Fuchs und kleiner Wal vor.

Auf Platz fünf der Liste der häufigsten österreichischen Kosenamen steht Baby/Babylein, das ebenfalls ins Schema Verkleinerung/Verniedlichung gehört. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Kosenamen Herr Bebi/Frau Bebi (sic!). Sie sind wohl ein wenig ironisch gemeint, da ein Baby ja hilfsbedürftig ist. So gesehen ist Herr/Frau Baby ein Widerspruch in sich. Der hierher gehörende Ausdruck Babe wurde aus dem Englischen entlehnt, möglicherweise hat auch der Film Ein Schweinchen namens Babe eine Rolle gespielt.

Eine nicht unwesentliche Vorliebe haben die ÖsterreicherInnen auch für Schnuck, Schnucki, Schnuckiputz, Schnuckl, Schnuckele, Schnuckibär, das immerhin an achter Stelle steht. Das Kosewort hat keine nachvollziehbare Bedeutung, außer, dass es verniedlichend wirkt. Dies gilt auch für Schnuffel, Schnuffi, Schnuffelchen, Schnuffikuss, Schnuffschnuff, das von manchen als Kosewort für kleine Hunde verwendet wird und deren Niesen nachmacht. Es gehört damit eigentlich in die Kategorie der Tiernamen-Koseworte.

Recht häufig verwendet wird auch Süße/Süße (Siaße) auf dem siebenten Platz. Dazu gehört auch das englische Honey/Honeybunni (Platz 17, wörtlich: Honig/Honighase; in übertragener Bedeutung: Liebling) und Keks/Keksi auf Platz 18. Sie sind Kosenamen, denen die Grundbedeutung »süß« gemeinsam ist.

Liebling auf Platz 9 und Liebste/Liebster auf Platz 15 sind hingegen allgemein in ihrer Bedeutung und gehören in eine Gruppe mit Schatz. Hübsche/Hübscher gehört ebenfalls in diese Gruppe. Sie umfasst nicht-verniedlichende Kosewörter, da damit eine Aufwertung der Person vorgenommen wird. Ohne Weiteres kann man hierzu auch das etwas provokante Prinzessin auf Platz 16 dazu zählen.

Das stark verniedlichende Puppe, Puppi, Püppi, Puppimaus, Puppy ist hingegen wohl nicht jedermanns Sache, da es die Partnerin zu einem quasi willenlosen Spielzeug macht. Völlig harmlos dagegen ist Schneckal, Schneckerl, Schnecki, Schneck, das auf die gekräuselten Haare des Partners bzw. der Partnerin Bezug nimmt.

Damit wären all jene Kosewörter besprochen, die in der Befragung eine gewisse Häufigkeit gezeigt haben. Allerdings gibt es 192 andere Kosenamen, die nur einmal vorkommen. In dieser Gruppe kommt eine Reihe von echten Schätzen vor.

Die Herzenswörter der Österreicher

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