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Prolog

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Er sah den Mann von hinten. Wie er kerzengerade über dem rauschenden Bach in der Böschung stand, sich am Stamm einer Silberweide zu schaffen machte. Ihm war sofort klar, dass es sich um seinen Vater handeln musste, denn im Traum, wie in Momenten besonderer Anspannung oder Erwartung, ist ein Vater auch allein am Rücken zu erkennen.

Mit einem Messer ritzte er den Baum an und zog lange, dünne Rindenstreifen ab. Fraglos war gerade Herbst, die beste Jahreszeit für eine solche Arbeit, auch wenn der Zeitbegriff das Wegegeld ist, das man für den Eintritt in einen Traum bezahlt.

Dieser Mann war schon immer davon überzeugt gewesen, dass die Silberweidenrinde eine schmerzstillende Wirkung hat, und auch der Sohn glaubte daran, schließlich glaubt jeder einem Vater, der im ersten Morgengrauen aufsteht und über einem Abgrund eine steinige Böschung hochklettert, um ein Mittel gegen Schmerzen aufzutreiben.

Er hoffte, der Mann würde sich umdrehen, damit er sein Gesicht wiedersehen konnte, auch wenn von seinem Standort aus nicht viel erkennbar wäre. Nicht infrage kam, »Vater« oder gar »Papa« zu rufen. Stattdessen hatte er Lust, seinen klingenden Taufnamen herauszuschreien, sich damit wie mit einem Enterseil an seinem Rücken festzuhaken. Er konzentrierte sich also, tastete sich durch die trübe Erinnerung, doch inmitten von anderen hundert mit hundert Gesichtern verknüpften Namen wollte ihm jener seines Vaters partout nicht einfallen.

Während er noch angestrengt nachdachte, brach auf einmal ein Schwarm Vögel in die Szene ein und setzte unter ohrenbetäubendem Lärm zum Sturzflug an. In einer einzigen schwarzen Welle gewölbter Flügel – spitze Schnäbel, blau gesprenkeltes Gefieder – stifteten die Vögel Unruhe, blieben in einem plötzlich aufgetauchten Netz hängen, verdunkelten den Blick auf Böschung und Vater und schreckten den Sohn aus seinem Traum auf.

Drei Lebende, drei Tote

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