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Orientalische Hochzeit

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Halb elf, langsam wurde ich nervös. Wann gedachte er zu kommen? Wann sollte die Trauung stattfinden? Mitten in der Nacht? Oder wollte er vielleicht gar nicht mehr? Um elf war ich sauer. Hatte meine Hochzeit schon abgeschrieben. Wusste nicht, sollte ich nun froh sein, oder mich ärgern. Nein, wozu sich selbst belügen. Ich ärgerte mich nicht nur, ich war kotzsauer.

Fünfzehn Minuten nach 23 Uhr klopfte jemand an der Tür. Bevor ich öffnen konnte, trat mein Lover ein, befahl mir, mich anzuziehen, denn Walit sei bei ihm. Na Bravo, was wollte der denn jetzt hier? Ich ging ins Schlafzimmer, warf meinen Traini über. Bei meinem Anblick fragte Sady erstaunt, ob ich so heiraten wolle. „Yalla, yalla. Take your Clothes. But something nice.” Forderte er mich auf. Walit grinste nur.

Als ich mit meinem Hochzeitsdress aus dem Schlafraum zurück kam, strahlte mein Zukünftiger übers ganze Gesicht. Ich schien ihm zu gefallen. Auch Walit meinte: „You look really nice.“

Der dunkle steinige Weg, sowie die viel zu schnelle Gangart, die die Beiden vorlegten, konnte meine Hochstimmung nicht beeinflussen. Ich war happy, würde gleich heiraten, hatte alle gegenteiligen Vorsätze über Bord geworfen. Was konnte mir schon passieren? Nichts negatives, denn die Verbindung war leicht wieder zu lösen und in meinem Heimatland galt sie nicht. Ich war auf Abenteuertrip.

Edit und Mario warteten mal wieder, aber von Nabir war nichts zu sehen. Er sei beim Notar, werde aber gleich kommen, sagte Edit und ob ich auch genügend Geld mithabe. ´Was fragt die mich denn ständig nach meiner Kohle? Das soll doch nicht ihr Problem sein.` dachte ich und überging das Thema einfach.

Als Nabir dann erschien, verabschiedete sie sich, sie müsse nach Kerem sehen. Hektisch zog Nabir mich ins Innere seines Ladens, schloss die Tür hinter uns, verlangte zweitausend zweihundertundfünfzig Pfund. Erschrocken fragte ich, wieso das so teuer sei, damit habe ich nicht gerechnet. Er erklärte, er habe einen, für mich, sicheren Vertrag ausarbeiten lassen, der mir erlaube, mich jederzeit wieder problemlos zu trennen. Dies sei, in der Regel, nur den ägyptischen Männern erlaubt, weil die Brautgabe recht hoch sei. So müsse die Frau eine hohe Abstandssumme zahlen, wenn sie sich trennen wolle. Doch mein Vertrag sähe vor, dass die Brautgabe ausgelassen werde, so dass ich ohne diese Hürde, jederzeit wieder frei sein und ausreisen könne. Das schien mir sinnvoll und die Zahlung wert. Ich gab ihm den gewünschten Betrag, wunderte mich dennoch, dass ich dem Notar das Geld nicht selbst geben konnte.

Zum Notar waren es nur ein paar Meter, doch zu meinem Erstaunen, führte Nabir uns in ein kleines Schuhgeschäft. Was sollte das denn? Ich brauchte keine Schuhe. Der Notar habe leider Stromausfall in seiner Kanzlei, deshalb müsse er diesen Raum als Ersatz nutzen, erklärte Nabir die kuriose Situation. In dem kaum acht Quadratmeter kleinen Lädchen gab es außer den vollgestopften Schuhregalen und der winzigen Verkaufstheke noch zwei gegenüberstehende Stuhlreihen, mit jeweils drei Stühlen. Im Sitzen berührte man fast die Füße seines Gegenübers. Sady, Walit und ich nahmen auf der Einen, Mario und Nabir auf der anderen Seite, Platz und warteten auf den Notar.

Mario amüsierte sich köstlich über das ungewöhnliche Trauzimmer, und ich musste über seine albernen Sprüche mitlachen. Der Ladeninhaber schien es auch lustig zu finden, obwohl er Marios Flachserei nicht verstand, lachte er ebenfalls. Die anderen Drei konnten sich unserer Heiterkeit nicht anschließen, fanden die Sache wohl ernst genug um die Umgebung zu ignorieren.

Als der Notar dann erschien, ging alles sehr schnell. Pässe abgeben, deren Daten auf einem vorbereiteten Papier niedergeschrieben wurden, die Frage beantworten, ob wir noch ledig seien, den Vertrag mit Unterschriften und vollständiger Adresse ergänzen, Trauzeugen (Nabir und Walit) unterschreiben. Fertig. Der Notar ging ohne Gruß oder Gratulation, Nabir hinterher. Wir saßen wie die Hühner auf der Stange, wussten nicht was noch kam, bis zu Nabirs Rückkehr. Der überreichte meinem frisch angetrauten Ehemann und mir je ein Dokument und gratulierte. Die Zeremonie war vorbei, die Braut durfte geküsst werden. Sady verzichtete darauf, natürlich wegen der Öffentlichkeit. Lächerlich! Von Mario bekam ich zwei dicke Schmatzer auf die Wangen, der Schuhverkäufer schüttelte kräftig meine Hand und von Walit die Mahnung auf den Weg: „I hope, it is for ever.“

Alle strahlten, nur mein frisch Angetrauter blieb ernst. Auf meiner Heirats - Urkunde konnte ich nur meine Adresse lesen. Alles andere war in Arabisch. Trotzdem zweifelte ich keine Sekunde an der Richtigkeit dieser Urkunde.

Auf dem Weg zurück wollte Mario in ein Textilgeschäft, er bräuchte ein Tshirt. Also gingen wir alle mit hinein. Auch die anderen Männer sahen sich die Angebote an und ich entdeckte ein hübsches giftgrünes Poloshirt, was ich mir an Sady gut vorstellen konnte. Mal was Anderes, nicht immer nur sein übliches schwarz oder weiß. Ich bat ihn, das Shirt zu probieren. Ungeschickt wollte er die Pendeltüre der Umkleidekabine hinter sich zuziehen und klemmte sich den Finger. Grade wollte ich darüber lachen, als er mit wehleidiger Miene zurück kam, mir seinen Finger zeigte und nach einem Pflaster fragte. Verwundert fragte ich wozu, denn ich sah kein Blut an seiner Hand. Nachdem Nabir mir Sadys Wunsch noch einmal auf Deutsch wiederholte, kramte ich das Gewünschte aus der Handtasche. Tatsächlich ließ er sich das Pflaster auf seinen Finger kleben, an dem gar keine Verletzung zu sehen war. Oh Schmerz, mein Ehemann erwies sich schlimmer als ein wehleidiges Kind.

Danach konnte ich mir den Flachs nicht verkneifen: „Hilfe, Mario, kaum verheiratet, da wäre ich schon fast Witwe geworden. Mein Mann ist schwer verletzt. Er hat sich den Finger geklemmt.“ Dann konnte ich das Lachen nicht mehr zurückhalten. Sady schob sich beleidigt in die Kabine zurück.

Mit Einkaufstüten beladen kamen wir wieder in Nabirs Geschäft an. Unser geplantes gemeinsames Dinner musste dann ohne Nabir und Walit stattfinden, denn der Eine musste nach Hause, zu Frau und Kind, der Andere hatte noch was zu erledigen. Beide versprachen später zur Feier zu kommen. Wir deponierten unseren Einkauf bei Nabir. Wieder gingen wir in das >Mamas – Haus<. Diesmal aber weder Parterre ins >Mamas> noch in den Cofeshop in der Ersten, sondern in die zweite Etage. Dort fanden wir ein sehr schönes Dachgarten- Restaurant, in dem man sehr gut essen konnte.

“Was du unter ´gut essen` verstehst, möchte ich mal gerne wissen.“ Maulte ich Mario an, während ich mir, auf dem zähen Steak, fast mein bildschönes >Ersatzteil< zerbiss. Mario flachste: „Musst dir mal ein anständiges >Kläpperchen< machen lassen, nicht auf dem AOK Schrott herumkauen. Dann kannst du auch das Fleisch beißen.“

Sady verstand, Gott sei Dank, nicht Marios Amüsement. Ich schwieg angenickelt.

“Nun sei nicht beleidigt,“ wollte Mario einlenken. „Es stimmt doch, du gibst so viel Geld für manchen Plunder aus, und an wichtigen Dingen sparst du.“

Ärgerlich stellte ich richtig: „Das stimmt eben nicht. Ich kaufe immer preisbewusst. Und erstens habe ich kein Kläpperchen, sondern nur eine Teilprothese am Unterkiefer, bei der ich übrigens genügend zugezahlt habe. Außerdem ist mein Ersatzteil bildschön, im Gegensatz zu anderen Leuten, die mit hübschem Lochmuster im Gebiss rumlaufen, wie du zum Beispiel. Und zweitens gebe ich nicht für unnötige Sachen zu viel Geld aus, wie Andere, für huren, kiffen, saufen und zocken. Ich brauche ja wohl keine Beispiele zu nennen.“

Er lachte nur, war nicht einmal gekränkt, obwohl ich ihm deutlich gemacht hatte, dass er damit gemeint war. In solchen Momenten fragte ich mich, mit was dieser Mann zu beleidigen war. Alles glitt an ihm ab. Als ich die Speise - Rechnung bezahlte, die ich sehr hoch fand, einigten sich die beiden Männer darauf, unsere Hochzeit im Stockwerk darunter zu feiern. Das kam meiner Vorstellung sehr entgegen, da dieses ägyptische Lokal normale zivilisierte Preise hatte. Den enormen finanziellen Unterschied zwischen den Hotel-Lokalen, oder die europäischen Inhabern gehörten, und den ägyptischen, hatte ich bis dato ausreichend kennen gelernt.

Walit und Nabir saßen bereits an einem Tisch am Rand der leicht erhöhten Tanzfläche. Walit hatte Sadys neue Videokamera mitgebracht. Sofort bedauerte ich, dass wir die Kamera bei unserer Trauung nicht dabei hatten. Auch Mario fand das ärgerlich, sicher wären die Aufnahmen ein lustiges Andenken gewesen. Wer war schon in einem Schuhgeschäft getraut worden. Zu Hause würde uns das niemand glauben. Wie üblich bestellte ich Cola, während die Männer Bier bevorzugten. Die Stimmung war ein wenig lahm, deshalb sagte ich auch gerne zu, als mein Ehemann mich fragte, ob es mir recht sei, wenn er noch ein paar Freunde einladen würde. Bis zu deren Eintreffen redete Mario ausschließlich über unser geschäftliches Vorhaben und das wir die Wohnung in Edit und Nabirs Haus doch mal erst nehmen könnten, bis sich was Besseres gefunden habe. Ich war dagegen, hatte eigentlich wenig Lust, zu diesem Zeitpunkt über diese Angelegenheiten nachzudenken. Die drei Einheimischen schnatterten in ihrer Sprache miteinander.

Gleichzeitig mit Sadys vier Freunden, bei denen auch der lange dürre Schwarze Towelboy war, füllte sich das Lokal zusehends. Plötzlich wurde die Musik lauter, eine Bauchtänzerin betrat die Tanzfläche und begann, unter begeistertem Applaus, ihren ersten Auftritt.

Jede Menge Gläser, Cola und eine Flasche Whisky wurden gebracht, und obwohl es ja gegen ihren religiösen Glauben verstieß, tranken alle moslemischen Männer, an unserem Tisch, den Alkohol wie Wasser. Sie waren so durstig, das die zweite und dritte Flasche Whisky bald nachgeliefert werden mussten. Mit zunehmendem Alkoholkonsum wurde die Stimmung immer ausgelassener. Sie schwatzten, lachten, tranken und tanzten auf der Bühne, sowie im Raum herum. Am ausgelassensten und beweglichsten, war der Schwarze. Selbst Mario und ich amüsierten uns über seine schlangenartigen, rhythmischen Bewegungen. Auf der Tanzfläche war er so in Ekstase, dass die Tänzerin, neben ihm ungeschickt wirkte, ja unscheinbar wurde. Als er endlich eine Pause einlegte, um wieder Whisky zu tanken, versuchte sie, wieder in einem besseren Licht zu erscheinen, in dem sie andere Gäste auf die Bühne holte. Wiederholt bat sie mich, mit ihr zu tanzen, was ich jedoch strikt ablehnte. Ich hatte keine Lust, mich zum Affen machen zu lassen, denn obwohl ich immer gerne tanzte und auch sicher nicht unbeweglich war, konnte ich deren Hüftschwung nicht nachahmen. Schließlich war sie Profi und ich reine Amateur Tänzerin. Sady rettete mich dann vor ihrer Penetranz, in dem er ihr etwas ins Ohr sagte. Sofort ließ sie meine Hand los und suchte sich ein anderes Opfer. Auf meine Frage, wie er sie so schnell losgeworden sei, machte er nur eine eindeutige, unmissverständliche Handbewegung vor seinem Bauch. Er hatte ihr zu verstehen gegeben, ich sei schwanger.

Ich schüttelte mich vor Lachen. So blind konnte doch wirklich niemand sein. Erstens hatte ich kein bisschen Bauch und zweitens musste sie doch sehen, dass ich aus dem Alter, Kinder zu kriegen, lange raus war. Oder wirkte ich tatsächlich so jugendlich? Nee, also wirklich.

Mehrmals lehnte ich auch die Aufforderung, unserer Gäste, zum Tanz ab. Doch als Sady meinte, nun müssen wir aber den Hochzeitstanz machen, blieb mir keine Wahl mehr. Er schob mich hin und her, trat mir mehrmals auf die Füße, und alle Gäste hüpften im Kreis um uns herum, sangen und klatschten dabei in die Hände. Alle waren begeistert, außer mir. Mario hatte alles gefilmt. Froh wieder sicher auf meinem Stuhl zu sitzen, dachte ich belustigt, ´das kannst du also auch nicht. Du musst noch viel lernen`.

Eigentlich wusste ich letztlich nicht mehr genau warum ich Mario Geld gegeben und gebeten hatte, die Zeche zu bezahlen, vielleicht weil ich fand, dass es nicht gut aussah, wenn ich das machen würde. Oder um Sady die Peinlichkeit zu ersparen, obwohl ich es hätte auch ihm geben können. Vielleicht auch, weil ich auch mal was alkoholisches Trinken und einen Schwips haben wollte, was ich dann doch nicht tat. Auf jeden Fall beglich Mario plötzlich die Rechnung. Man hatte allgemein beschlossen, nun, zu vorgerückter Stunde, noch eine Disco aufzusuchen. Zur Sand Beach Disco waren es nur circa einhundert Meter, deshalb trabten alle in diese Richtung. Ich hinterher. Plötzlich vermisste ich meinen Mann. Im gleichen Moment rief er meinen Namen. Er stand noch am Ausgang des Hauses, aus dem wir gekommen waren, diskutierte mit einem Busfahrer. Er winkte mich zu sich, befahl mir einzusteigen. Die Anderen schienen ihn auch zu vermissen, forderten ihn auf, mitzukommen. Mario ebenfalls. Doch Sady lachte nur und antwortete: „No, it is finish now. That is my night. We go home.” Winkte den Anderen zu, sprang in den Bus und befahl dem Fahrer zu starten.

Von unserer Hochzeitsnacht, hatte ich nicht mehr viel mitbekommen, auch ohne alkoholischen Genuss war ich so groggy gewesen, dass ich beim Sex fast eingeschlafen wäre. Als ich früh morgens um 6 Uhr erwachte, weil meine Blase sich unangenehm bemerkbar machte, erinnerte ich mich nur noch, dass es ein kurzes Zwischenspiel war. Vermutlich hatte er auch keine großen Energien mehr gehabt, oder zu viel Whisky getrunken.

Ich sprang aus dem Bett, lief ein paar Schritte und schrie entsetzt: „Sady! What is that?“

Der Boden der ganzen Wohnung war pitschnass. Ich stand im Wasser. Nein, das war kein Wasser, der ekelhafte Geruch nahm mir den Atem. Das stank nach Fäkalien. Als ob der Abfluss im Bad übergelaufen wäre. Ich rannte zurück, stand vor dem Bett, selbst der kleine Läufer war durchtränkt von übel stinkender Flüssigkeit.

Schon hatte Sady sich aufgesetzt, mit den Füßen den klitschnassen Teppich berührt und die Bescherung bemerkt. Er blieb gelassen, befahl mir wieder ins Bett zu gehen, er werde das schon machen. “Aber ich muss Pipi.“ Jammerte ich.

„Ok. Wait a moment.“ Sagte er beruhigend und ging ins Bad. Nach wenigen Minuten kam er zurück, schickte mich, mein Bedürfnis zu erledigen, danach solle ich aber gleich wieder ins Bett gehen. Er habe letzte Nacht vergessen den Wasserschlauch in der Toilette abzustellen, daher die Überschwemmung. Er werde das säubern. Dann schleifte er die Läufer über den Boden, hinaus aus dem Schlafzimmer. Ich ging zur Toilette, wusch noch meine Füße, zurück im Bett schlief ich sofort wieder ein.

Als ich gegen Mittag erwachte, waren Geruch und Feuchtigkeit weg. Sady auch.

Die Teppiche alle verschwunden und sämtliche Fenster weit geöffnet. Ein leichter Wind sorgte für frischen Durchzug, hatte somit auch den letzten Rest getrocknet.

´Sagt man nicht, Scheiße bringt Glück?` fiel mir ein und musste lachen.

Das Display meines Handys zeigte eine Kurzmitteilung an. Ich öffnete und las: - Darling, i cleen the flat only short. Do nathing. I will do it again afternoon. Have a nic day. Sady –

Ach wie süß. Das fand ich aber lieb von meinem frisch Angetrauten. Er wollte seine Pause opfern um die Wohnung zu säubern, ich sollte mir einen schönen Tag machen.

Ich fand es schön verheiratet zu sein. Mit diesem Mann verheiratet zu sein, der konnte ja richtig lieb und häuslich sein. Ja, da kamen doch die Vorteile zum Vorschein. Rücksichtsvoll und häuslich. Vielleicht war das die Mentalität der Orientalen? Nein, Quatsch. Darkan war auch Orientale, der war viel zu faul gewesen, die Wohnung zu putzen. Der hätte mich geweckt, sich dann rumgedreht und weiter geschlafen. Dann hatte ich wahrscheinlich ein Muster Exemplar an Häuslichkeit und Ordnung erwischt. Das war das erste Mal, dass ich dieses Glück hatte. `Festhalten. Den muss man festhalten´. Dachte ich.

Im Rückblick auf meine Hochzeitsfeier musste ich mir allerdings eingestehen, dass der Abend insgesamt sehr teuer gewesen war, ganz offensichtlich allen Spaß gemacht hatte, nur mir nicht. Ich hatte mich, von wenigen Momenten absehen, insgesamt gelangweilt.

Weder Edit noch Nabir waren in ihrem Geschäft, nur Mario saß vor dem Laden und wartete auf mich. Er erzählte, dass die Nacht noch sehr lang und alkoholträchtig war. Er zum Schluss so betrunken gewesen sei, dass Walit ihn hatte nach Haus bringen müssen. Dort habe er lange an der Tür stehen und klopfen müssen, bis Nabir ihn endlich reingelassen habe. Edit sei heute Morgen ziemlich muffelig gewesen, warum sie so schlecht gelaunt war, wisse er auch nicht. Schließlich sei es doch logisch, dass man nach so einer Feier etwas angetrunken und spät nach Hause käme. Mit der Frau möge er auch nicht verheiratet sein, deshalb täte Nabir ihm nur leid. Der habe bei Edit nichts zu lachen.

Da es zum schwimmen gehen schon zu spät war, ich deshalb auch keine Badesachen mitgebracht hatte, beschlossen wir, noch einmal >unser Cafe’ zu besichtigen. Wir standen wieder vor verschlossener Tür. Also schlenderten wir gemächlich über die lange Geschäftsstraße Sakkalas. Tranken unterwegs einen Espresso und diskutierten die Erfolgsaussichten unseres Vorhabens. Während Mario sich immer noch zuversichtlich zeigte, war ich bereits skeptisch geworden. Alles zog sich zu sehr in die Länge, und was Edit als sichere Sache deklariert hatte, erwies sich bis dato nur als Wunsch - Traum.

Mitten in der Unterhaltung bekam Mario einen Anruf. Ungewollt wurde ich Zeuge seiner Liebes – Plänkeleien. Nachdem das Liebesgeflüster beendet war, gestand er mir sein Vorhaben, früher als geplant abreisen zu wollen. Er war schon vor Stunden bei der Reiseagentur gewesen, hatte seine Flugumbuchung, für morgen, eingeleitet. Ich war sehr erstaunt, dass ausgerechnet er, der doch so gerne hier war, freiwillig vorzeitig abbrechen wollte, diese Liebe musste ja wirklich groß sein. Letztlich würde es aber nur zu meinem Vorteil sein. Dann konnte er unseren Freund Helge eher ablösen, der sicher mit der zusätzlichen Nebentätigkeit total überbelastet war.

Wir kamen gleichzeitig mit dem Besitzer - Ehepaar, am frühen Abend, bei der Schmuck – Vitrine an. Edit wusste, das unser Cafe’ geschlossen war, weil der Besitzer wohl im Krankenhaus lag und das unfähige Personal nicht alleine wirtschaften lassen wollte. Wir hätten zwar im Moment Pech, aber was lange dauere, werde am Ende umso besser, meinte sie. Mario bestätigte das, ich enthielt mich der Stimme. Wir würden sehen.

Mit erfrischenden Getränken, brachte Nabir ein anderes Thema ins Gespräch. Er glaubte, mir berichten zu müssen, dass mein Sady ganz traurig gewesen sei, dass wir eine Hochzeit, ohne Trauringe gehabt hatten. So fühle er sich nicht richtig verheiratet, habe er Nabir anvertraut. Aber leider fehlte ihm ja das nötige Geld für die Ringe.

Er hatte mich am richtigen Nerv erwischt. Richtig, ich hatte was ganz wichtiges total vergessen. Die Ringe. Spontan ging ich ins Ladeninnere und ließ mir Nabirs Trauring – Angebot zeigen. Natürlich empfahl der kluge Geschäftsmann die teuersten Stücke. Ich wollte jedoch etwas schlichtes, schließlich hatte ich Brillant – Schmuck genug. So viel, das einiges seit vielen Jahren in meinem Bankschließfach ruhte, weil ich nicht alles tragen konnte. Ich hatte von mehreren Verflossenen Schmuck geschenkt bekommen, darunter auch wertvollen Weißgold – Schmuck, der mir trotzt reichhaltiger Bestückung mit Brillianten und Saphiren, überhaupt nicht gefiel. >Oma-Schmuck<. Was ich liebte und deshalb immer trug, war Gelbgold. Wie meine Rolex Uhr, Marke Lady – Date, den Memory - Ring, den Ring mit dem Brillant - R und einige Ketten, wobei das schönste Stück wohl die Kette mit meinem Vornamen in Brillianten war. Nicht ein Teil hatte ich davon selbst kaufen müssen, doch diesmal war die Situation eine andere. Also wählte ich schlichte Ringe, die nur an einer Stelle ein wenig mattiert waren. Obwohl Nabir etwas enttäuscht schien, brachte er die Ringe gleich zum ändern und gravieren.

Nabirs enttäuschte Miene konnte mich nicht beeindrucken, denn ich fand 400 DM für schlichte Ringe teuer genug. Hieß es nicht, Gold sei in Ägypten so billig? Außerdem sollte doch jeder gleich sehen, dass ich jetzt verheiratet war, da hätte Brillantverzierung nur irritierend gewirkt. Ich war zufrieden, und hoffte, dass es mein Liebster auch sein würde.

Als ich die Ringe zurück bekam, mit Gravur des Heiratsdatums, 18.5.2001, hatte der Meine einen kleinen Brillantsplitter in der Mitte der Mattierung. Dies sei ein Hochzeitsgeschenk von Edit, erklärte Nabir. Ich hatte genau das, was ich bewusst nicht haben wollte. Was sollte ich sagen? Außer mich zu bedanken? Dann brachte Edit ihren Sohn nach Hause.

Wie in den Tagen zuvor, musste ich auf Sadys Gesellschaft beim Abendessen mal wieder verzichten. Er schrieb, er käme später. Dafür lud Edit sich selbst ein. Da sie an der Hochzeitsfeier nicht hatte teilnehmen können, wäre eine Einladung zum Dinner angebracht, meinte sie. Was hätte ich dagegen sagen sollen? Zumal Großzügigkeit immer eine meiner hervorstechendsten Eigenschaften war. Auch den kleinen Kerem nahm sie mit. Wieder in das teure >Mafia<. Wie so oft, bezahlte ich die komplette Rechnung.

Mein Ehemann ließ mich lange warten, bis er kurz vor Mitternacht endlich erschien. Mal wieder mit Walit. Langsam nervte mich das. Warum schleppte er ständig seinen Freund mit? Auf ne Ehe zu dritt hatte ich absolut keinen Bock. Ich nahm mir vor, ihm dies später klipp und klar zu erklären. Doch erst einmal wollte ich ihn überraschen, zog ihn ins Innere des Ladenlokals, bat die Anderen, draußen zu bleiben. Mario und Nabir grinsten wissend, Walit glotzte verdattert.

Strahlend holte ich die Ringe aus meiner Handtasche und steckte ihm den seinen an den Finger. Er sah mich verwundert an, verstand gar nicht, warum ich ihm das Kästchen mit meinem Ring entgegenhielt. Ich musste ihm erst verdeutlichen, dass er mir den Ring anstecken sollte. Warum hatte ich nur das Gefühl, das er nur widerwillig meinem Wunsch folgte? Wo war die Freude, die ich erwartet hatte? Als er dann verlegen grinste, glaubte ich zu wissen, was ihn bedrückte. Hatte Nabir nicht erzählt, dass Sady die Ringe gern selbst gekauft hätte? Er schämte sich sicher.

Nachdem alle unsere Trauringe betrachtet und bewundert hatten, kam Sady zu einem Anliegen. Er fragte, ob wir Lust hätten, alle mit zu der Abschiedsfeier seiner vier Freunde mitzukommen, die nun in einer arabischen Disco stattfände. Die gleichen Freunde, die unsere Hochzeitsgäste waren, verließen am nächsten Tag Hurghada, um im Libanon zu arbeiten. Walit und er wären bei deren Abschiedsfeier gerne dabei. Wir erklärten uns einverstanden, Mario erfreut, Nabir zögerlich und ich gleichmütig.

Das >Tattoo< war nicht sehr groß, aber recht elegant eingerichtet und sehr gemütlich. Die Aufteilung glich einer Arena. Um die, drei Stufen tiefer liegende Tanzfläche herum waren auf der Galerie gemütliche Samtrote Polsterbänke und –Sesselchen im Halbkreis um kleine runde Tische platziert. Ein Geländer aus Messing verhinderte, das jemand abstürzen konnte. Auch die Lampen an den, mit rotem Teppich belegten, Wänden waren aus blankem Messing und spendeten eine schwache, intime Beleuchtung. Am Rande der Tanzfläche hatte man eine kleine Bühne um eine Stufe erhöht, darauf saß eine fünfköpfige Band, und spielte grässliche arabische Musik. Oh Schreck, auch noch das Gejaule. Es tat mir in den Ohren weh. Der Raum war gefüllt von vielen Gästen, alles nur Männer. Die wenigen anwesenden Frauen, waren die vier Bauchtänzerinnen, an der kleinen Theke. Der einzig weibliche Gast, war ich.

Sadys Freunde schon vollzählig anwesend, hatten drei Sitzgruppen reserviert, so dass wir noch ausreichend Platz fanden. Ohne zu fragen, brachte man jede Menge Dosen mit Cola, Bierflaschen und Gläser. Irgendjemand stellte mir eine Dose Cola und ein leeres Glas hin. Auch zwei große Flaschen stilles Wasser standen plötzlich auf dem Tisch. Zu meinem erstaunen sah ich, dass die Männer sich Wasser und Cola zusammen mischten. Als Sady mir den gleichen Mix machen wollte, protestierte ich, ich möge keine Wasser-Cola. Er lachte laut, hielt mir die Wasserflasche unter die Nase, es war Wodka drin.

Nabir klärte mich auf, in arabischen Lokalen sei selten Alkoholausschank, da der moslemische Glaube den Genuss von Alkohol, Tabak sowie Drogen verbiete. So sei es für ägyptische Wirte, nur in Ausnahmefällen möglich, eine gesetzliche Genehmigung für Alkoholausschank zu bekommen, weil das mit dem Glauben nicht zu vereinbaren sei. Daher müsse man den Alkohol ein wenig tarnen.

´Toller Glaube. Also machen die Ägypter heimlich alles was verboten ist. Saufen, rauchen, kiffen und huren. Alles unter dem Deckmäntelchen des Gläubigen. Na fein.` dachte ich.

Die Stimmung war ausgelassen und steigerte sich mit zunehmenden Alkoholgenuss und den Auftritten der Bauchtänzerinnen immer mehr. Mario und Nabir verabschiedeten sich früh. Der Eine musste nach Hause um sich unnötigen Ärger zu ersparen, der Andere musste früh aufstehen, weil er sein Rückflugticket abholen musste. Der Flieger startete bereits mittags.

Meine einheimischen Begleiter bemerkten den Weggang der Beiden kaum. Sie lachten und tranken, schwatzten und tanzten, entweder in den Gängen zwischen den Tischen, oder mit der jeweiligen Tänzerin auf der Bühne. Dabei steckten sie der Bauchtänzerin Geldscheine in den Ausschnitt oder unter das hüfttiefe Unterteil des Kostümes. Zwischendurch fragte mein Mann mal nach meinem Befinden, oder ob ich auch Spaß an der Feier habe. Meist wartete er die Antwort gar nicht erst ab, weil er aufsprang um jemanden was zuzurufen oder mitzutanzen. Seine Videokamera wurde dabei oft, von ihm oder einem seiner Freunde, in Betrieb genommen. Auch ich war manchmal kurz im Visier der Linse, meist wurde ich derart geblendet, dass ich mich abwandte. Alle amüsierten sich köstlich, außer mir. Ich fand es stinklangweilig, wollte meinem Liebsten aber den Spaß nicht verderben, ergo schwieg ich.

Als er mich dann, nach endlosen Stunden, fragte, ob ich müde sei, nickte ich. Ich war die Hektik, die grässliche Musik und das Saufgelage leid, müde und gelangweilt noch länger auszuharren. Fand es müsse genug sein.

Er zeigte Verständnis, kramte in seinen Hosentaschen, fand wohl nicht das Gesuchte, und bat mich um Geld. Zu meinem Erstaunen brachte der Wirt die Rechnung. Nanu, wieso das denn? Ich dachte, wir wären eingeladen? Es war doch die Abschiedsfeier seiner Freunde.

Wie selbstverständlich hielt Sady mir die Rechnung hin. Oh Schreck, 560 Pfund. Auf meinen fragenden Blick nickte er nur. Ich sollte bezahlen. Als ich Walits gespannten Blick sah, war ich so sauer, dass ich 400 Pfund hervorkramte und Sady mit Schulter zucken zu verstehen gab, dass ich nicht mehr hätte. Schadenfroh sah ich zu, wie dieser Nassauer von Walit, ins Futter greifen musste. Man sah ihm an, dass er nur ungern zuzahlte.

Stocksauer verzichtete ich auf Shake Hands, hob nur die Hand zum Gruß und ging einfach Richtung Ausgang. Sady folgte mir, ihm war keine Verstimmung anzumerken.

Als wir am >Cowboy< den Bus verließen zahlte er die zwei Pfund. Dazu reichte es wohl noch.

Wie gewohnt schaltete er als erstes den Fernseher ein, ging duschen, um sich anschließend vor der Glotze niederzulassen. Weil ich meine miese Stimmung nicht zeigen wollte, versuchte ich mit einem neutralen Thema den Fernsehmuffel abzulenken. Ich erkundigte mich nach Hedy, dem DJ. Verächtlich winkte er ab, gab mir zu verstehen, dass meine Tochter den Typ vergessen solle. Auf meine Frage nach dem Grund, glaubte ich meinen Ohren nicht trauen zu können, deshalb hakte ich noch einmal nach. Ärgerlich ob der Störung, denn das Fernsehprogramm war ja so interessant, schimpfte er: „Why? He is really a bad man. The Manager found him with a French Girl in Billiard- Room. Hedy was fuck this Girl. After he must leave the hotel so fast. That is not a boyfriend for Bea. Believe me.”

Na toll, ich hatte ihn ablenken wollen, sehnte mich nach seiner Nähe, und hatte nur erreicht, das er ärgerlich wurde. Pech gehabt, das falsche Thema gewählt. Arme Rabea, wie sollte ich ihr das erklären? Sie wartete lange genug auf meine Antwort. Dumme Sache, aber Sady hatte natürlich recht, der war bestimmt nichts für sie. Aber wie erklär ich’s meinem Kinde?

Frustriert schob ich den Gedanken beiseite, ging ins Bad, hörte meinen Mann laut lachen und wusste, er war zu beschäftigt um an mich und meine Wünsche zu denken. Ergo ging ich ins Bett.

Dort starrte ich missmutig zur Decke, dachte über den Abend nach und erschrak. Was bewegte sich da? Angestrengt versuchte ich, bei dem schwachen Lichtschein, der vom Wohnzimmer herein fiel, zu erkennen, was da an der Decke rumkrabbelte.

“Ihhhh, Sady! What is this?“ schrie ich angeekelt. Ein kleiner heller Salamander sauste im Schnelltempo über Decke und Wände.

Sady kam reingerannt, schaltete die Neonbeleuchtung an und lachte laut, als er das eklig gläserne Geschöpf sah. „You have afraid because the little animal? That do nothing.” Versuchte er mich zu besänftigen.

“Mach es weg, bitte. Ich kann nicht schlafen, wenn das Ding im Zimmer rumläuft. Plaese, Sady, ich habe Angst.“ Jammerte ich. Hockte auf dem Bett und zitterte.

Er ging hinaus und kam Sekunden später mit dem Wasserschieber zurück. Er ging auf Jagd. Aber bei aller Mühe, konnte er den Salamander nicht erwischen. Das Geschöpf war zu schnell, es entwischte dem Angriff immer wieder. Plötzlich war es verschwunden, wir suchten gemeinsam, es war unauffindbar.

Also ging Sady hinaus. Ich schnell hinterher, allein in dem Raum wollte ich nicht bleiben. Im Fernsehen war nur noch Schneetreiben. Das Programm war zu Ende. Ein Glück für mich. Zeit ins Bett zu gehen.

“I miss you darling,“ flüsterte er mir ins Ohr, während seine Hand sich unter mein Nachthemd schob. Endlich kam nun der schöne Teil des Abends. Ich fühlte nur kurz seine Hand an meiner Brust, dann zog er sie schon wieder zurück und ich sah ihn zum Kondom greifen.

Auf das Gummi hatte ich keine Lust, deshalb schüttelte ich den Kopf und bat: „Please, ich mag nicht mit Kondom. Wir sind doch jetzt verheiratet. Leg es weg.“

“No!“ sagte er energisch, „i dont like to fuck without Condom!” und streifte das Gummi über.

Aber auch ich blieb stur, rückte ein wenig von ihm weg und erwiderte: „Ok, bisher fand ich das auch richtig, aber jetzt nicht mehr. Du weißt doch, dass ich das nicht gut vertrage, es reibt mich trocken. Verstehst Du? I dont like it. It kill my feeling. Let it, please Sady. Now you are my Husband. I want without.” Versuchte ich meinen Standpunkt zu verdeutlichen.

“And me, i dont like without. I don’t like to get a baby.” Antwortete er entschieden.

Fast eine halbe Stunde diskutierten wir über den strittigen Punkt. Ich versuchte ihm begreiflich zu machen, dass ich keine Kinder mehr kriegen konnte, weil ich mich, schon 10 Jahre zuvor, einer Totaloperation hatte unterziehen müssen. Dies auch der Grund sei, dass die erforderliche Scheidenflüssigkeit geringer sei, und ich durch das Gummi beim Verkehr zur Trockenheit neige. Krankheiten habe ich keine, mit anderen Männern schliefe ich auch nicht, also sei es ohne Kondom angenehmer für mich und für ihn völlig ungefährlich.

Alle Argumente zogen nicht, er blieb beharrlich, knurrte zum Schluss: „I dont fuck without Condom. If you dont like with Condom, then I don’t fuck. Finish!” Drehte mir den Rücken zu und schlief.

Wie konnte er jetzt schlafen? Tief und fest? Und was war mit mir? Ich war so wütend, dass ich noch sehr lange wach blieb. Was für einen Mist hatte ich mir da eingehandelt? Das sollte eine Ehe sein? Nee, das war eine Farce. Oder besser gesagt, ein kostspieliges Abenteuer, das nur für ihn von Vorteil war. Für mich weder amüsant noch interessant. Da kam ich schon zum dritten Mal hierher, nur seinetwegen, scheute weder Mühen noch Kosten, hauste in diesem Drecksloch, was ich weiß Gott nicht nötig hatte, um nur zu seinem Vergnügen da zu sein? Nee, daran würde ich schnellstens was ändern.

Durch das Klingeln meines Handys wurde ich wach. Mario wollte sich verabschieden, falls wir uns nicht mehr sähen, er musste in einer Stunde zum Flughafen. Ich solle mich um das Cafe’ und die Wohnung kümmern, am Ball bleiben. Das versprach ich. Gab ihm noch auf den Weg, unseren Helge schnellstens zu entlasten, ihn abzulösen, was er versprach. Na dann, gute Reise.

Dann kam Edit ans Telefon, fragte, ob ich mit ihr schwimmen gehen wollte. Ich versprach, mich zu beeilen.

Diesmal brachte sie den kleinen Kerem mit, denn der Kindergarten hatte ein paar Tage geschlossen. Über unser geschäftliches Vorhaben erfuhr ich nur, dass der zuständige Mann noch nicht gesund sei. Ob wir nun die Wohnung, in ihrem Haus, ansehen wollten, fragte sie. Ich verneinte, entschied, ich wolle erst die geschäftliche Angelegenheit geklärt wissen, dann erst nach der Wohnung gucken. Aber jetzt bräuchte ich eine Wohnung, für die zweite Urlaubswoche. Erzählte ihr von dem Kriechtierchen und dass ich nicht länger in dieser Höhle bleiben wolle. Das sei gar kein Problem, sie riefe schnell ihren Mann an, der kenne genügend Vermieter, er werde mir sicher noch heute was besorgen können. Was Sady denn davon hielte, dass ich umziehen wolle, fragte sie und ich erklärte selbstbewusst, das sei mir egal. Wenn er nicht mit wolle, zöge ich eben alleine um.

“Nanu, schon der erste Ehekrach?“ wollte sie wissen.

“Nö, nicht der erste, aber ihm macht es wohl nichts aus, in dem Loch zu hausen. Mir schon. Ich hab jetzt einfach die Schnauze voll und der findet ja eh nichts Besseres.“ Dementierte ich.

“Was? Hört sich aber nicht gut an. War das denn bis jetzt kein schöner Urlaub?“ fragte sie.

´Doch, mein Traumurlaub, der sich zu einem Albtraum entwickelt.` dachte ich nur.

Als wir bei der Schmuck – Vitrine ankamen, hatte Nabir bereits Neuigkeiten. Er habe eine schöne Wohnung für mich gefunden, ganz in der Nähe. Auf der Hauptstraße, zwei Häuser neben dem >Cowboy<, mit direktem Blick aufs Meer. Allerdings sei sie nicht billig, 750 Pfund für die eine Woche. Egal, Hauptsache raus aus der Müllhalde. Sofort wurde ein leerer Kleinbus angehalten, wir fuhren gemeinsam zur Besichtigung.

In dem alten Gebäude, mit dem ehemals grünen Anstrich, der schon etwas eingestaubt war, öffnete der Hausmeister, eine Tür in der ersten Etage. Auf den ersten Blick wirkte die Wohnung sauber und ordentlich, die Möblierung ähnelte der in meiner jetzigen Behausung. Nur nicht ganz so spärlich, denn das Wohnzimmer hatte zusätzlich einen runden Esstisch mit 4 Stühlen, leider gab es keine Couch, sondern nur 4 Sessel. Und keinen Fernseher, das fand ich gut. Die bessere Ausstattung mit einem großen Gasherd und einem Hängeschrank in der Küche, sowie Nachtschränkchen und einer Frisierkommode in den Schlafzimmern. Das Beste jedoch war der große breite Balkon, der sich über die ganze Länge beider nebeneinander liegenden Schlafräume zog. Der unverbaute Blick über die Straße hinauf und hinunter bis zur nächsten Biegung und geradewegs über das Meer war fantastisch. Ja, das war eine Wohnung nach meinem Geschmack, nicht die Möblierung, aber die Aussicht, einfach herrlich. Hier würde es sich aushalten lassen. Für eine Woche 750 Pfund, erschien mir nicht teuer, das war es wert. Ich sagte sofort zu.

Wieder in seinem Laden, nahm Nabir die Miete in Empfang. Es wunderte mich zwar, dass ich das Geld nicht dem Vermieter persönlich geben musste, aber die Erklärung folgte sofort. Der Vermieter sei ein guter Freund, von Beruf Polizist, ein sehr hohes Tier, der beruflich meistens in Assuan sei.

´Was soll das Misstrauen, Ruth? Die Beiden helfen, wo sie können, was soll schon mit der Kohle passieren? Die wird er sich sicher nicht selbst einstecken. Schäm dich und sei mal ein bisschen dankbar. An wen sollst du dich sonst halten? Du kennst doch hier niemand anderen. Deinen Mann kümmert das einen Dreck, ob du zurechtkommst oder nicht.` schalt ich mich selbst. Nabir unterbrach meine Gedanken, sagte, er werde nun den Schlüssel besorgen, dann könne ich spätestens Morgen Vormittag einziehen. Ich war zufrieden. Die Welt sah wieder rosiger aus.

Nachdem ich den unangenehmen Weg noch einmal in Kauf genommen, trotzt Eiltempo beim Umziehen, wieder im Halbdunkeln den Berg hinunter gerannt war, saß ich nicht lange vor Nabirs Geschäft, als mein Mann sehr früh erschien. Er strahlte, als wäre nie eine Differenz zwischen uns gewesen, wollte mit mir essen gehen. Natürlich Fisch.

“You are my fish man. Ok, we go.” Lachte ich, froh über seine gute Laune.

Während des Essens erzählte ich von der neuen Wohnung. Er nickte nur zustimmend, widmete sich ausgiebig den Hummerkrabben. Diesmal fand ich nichts daran zu bemängeln, dass er mit den Fingern aß, weil man auch bei uns zu Hause, die Schalen mit den Fingern entfernte. Nur dass er manchmal laut schmatzte fand ich nicht so toll.

´Hat nicht schon Jesu gesagt: warum schmatzet und furzet ihr nicht? .....` fiel mir ein und ich musste grinsen.

“What you like to do? We go still a little to Nabir?” fragte er als wir das Restaurant verlassen hatten. Gute Frage, es war noch sehr früh am Abend. Also nickte ich zustimmend.

Nabir langweilte sich, hatte keine Lust, vor seinem Laden rumzusitzen. Edit war zu Hause und wenig Kundschaft unterwegs, das könnte der Verkäufer alleine bewältigen. Deshalb schlug er vor, gegenüber einen Drink einzunehmen. Eine kurze heftige Diskussion entstand zwischen den Beiden, wovon ich mal wieder nichts verstehen konnte, dann waren sie sich wohl einig.

“Was war denn?“ wollte ich wissen.

Nabir antwortete: „Ach nichts besonderes, er wollte nur nicht in den >Schlampenladen>.“

“In was für einen Laden?“ verstand ich überhaupt nichts mehr.

Nabir erklärte: „Na in den Laden, wo ihr eure Hochzeit gefeiert habt. Also gehen wir ins >Mamas<. Ich find es nur zu teuer, aber das macht euch ja nichts aus. Ihr müsst ja nicht so aufs Geld achten, wie ich. Ihr habt’s ja.“

“Du musst es ja wissen, was wir haben oder nicht.“ Sagte ich ironisch. Dabei dachte ich: ´Damit meinst du wohl mich. Sady kannst du kaum meinen. Schön mal deine Einstellung zu hören. Wahrscheinlich ist das auch die Meinung meines Mannes.´

“Wieso eigentlich Schlampenladen?“ fragte ich, als wir uns auf der Terrasse des Lokals niederließen.

“Wegen der Kellnerinnen. Da hat er recht. Alles Schlampen.“ Bestätigte Nabir die Behauptung meines Ehemannes.

Das interessierte mich doch sehr, deshalb bat ich um Erklärung, wieso eine Frau, die als Kellnerin ihren Lebensunterhalt verdiente, als Schlampe angesehen wird.

Es sei in Ägypten nicht üblich, dass junge Mädchen oder Frauen arbeiten. Die wären dazu da, den Fortbestand der Familie zu sichern, zu heiraten, Kinder zu gebären und sich um Haus und Familie zu kümmern. Wenn eine junge Frau schon berufstätig sein wolle, dann nicht in solch einem Beruf und hier im Tourismus Gebiet. Männer bedienen und zum Trinken animieren, hieße, dass sie auch weitergehen, sich betatschen lassen und für Geld ficken würde.

Ich war platt. Das durfte doch nicht wahr sein. Was für eine miese Einstellung. Unterstellen einer Kellnerin einfach, wenn sie kellnert, prostituiert sie sich auch. Ohne jede Grundlage geschweige denn Beweise. Unglaublich.

“So, nette Einstellung.“ Sagte ich empört. „Und was bitte, denkt ihr dann über die Touristinnen? Die alleine hier hin kommen und sich in einen Ägypter verlieben? Sind das in euren Augen auch Schlampen?“ dabei sah ich Nabir herausfordernd an.

Er grinste, wusste genau, worauf ich hinaus wollte, sagte selbstsicher: „Manche! Nicht alle. Guck mal, hier gibt es ganz andere moralische Vorstellungen und auch Gesetze, als in Deutschland. Ich kenne den Unterschied. Hab lange genug in Deutschland gelebt. Hier ist aber eines auch nicht anders als bei euch, verheiratet zu sein ist normal, ständiger Wechsel des Partner nicht. Da hast du die Antwort. Alles Weitere kannst du dir selbst denken“

Das reichte mir nicht, ich bohrte weiter: „Aber du hast es eben so hingestellt, als wäre jede Kellnerin eine Hure. Das kann doch nicht dein Ernst sein.“

Er schüttelte den Kopf, erklärte bestimmt: „Ich weiß worauf du hinaus willst. Hier denken die Leute eben anders als bei euch. Ein anständiges Mädchen bleibt so lange zu Hause, bei der Familie, bis es verheiratet wird. Und wenn es unbedingt arbeiten will, dann in einem soliden Beruf, unter den Augen der Familie. Vor fremden Männern mit dem Arsch wackeln oder tanzen, gilt bei uns als unanständig. So ist das nun mal hier. Bei euch ist eine andere Welt, andere Vorstellungen von Sitte und Moral. Da ist ein Geschäft, wie du es hast, nicht so schlecht angesehen wie hier. Hier wäre es undenkbar, dass sich eine Tänzerin auszieht. Die Bauchtänzerinnen haben schon keinen guten Ruf, Striptease ist hier unmöglich. So ist das.“

Sady hatte verständnislos von einem zum anderen geblickt, so dass Nabir unser Gesprächsthema ins arabische übersetzte. Sady nickte nur. Ich verzichtete auf weitere Diskussionen. Was hätte ich auch dazu sagen können? Andre Länder – andre Sitten.

Meine Bitte, den kurzen Heimweg zu Fuß zu gehen, akzeptierte mein Mann.

Zu Hause machten wir einen gemütlichen Abend. Erstaunlicherweise war nicht sein erster Griff der Fernsehknopf. Er wählte eine CD mit romantischen italienischen Songs, voller Rhythmik und Gefühl. Während er duschte, holte ich den Champagner aus dem Kühlschrank und zog meinen Traini drüber. Absichtlich blieb ich auf dem Sessel, als er es sich auf der Couch gemütlich machte. Ich wollte reden, nicht bumsen und über dem Sex alle Disharmonien vergessen. Versöhnung im Bett und danach waren die Probleme die gleichen, sah ich nicht als sinnvoll an.

Ich gab mir alle Mühe, die Sprachbarriere zu überwinden, ihm mit Hilfe von Gesten und Zeichen, halb deutsch, halb englisch meinen Standpunkt zu erklären. Dass ich eine andere Vorstellung von Ehe und Sex habe, für mich Sex ohne Vor –und Nachspiel, mit Kondom, reiner Trieb ohne echte Gefühle sei. Ein Kondom zu benutzen, sicher eine wichtige Vorsichtsmaßnahme sei, aber bei Eheleuten ein völlig überflüssiger Gefühlshemmer. Zur Ehe Liebe, Nähe und Zärtlichkeit gehöre und auch des Partners Wünsche zu berücksichtigen, nicht nur stur die Eigenen durchzusetzen. Ich es nun an der Zeit fände, dass er sich für meine sexuellen Vorlieben interessiere, versuche meinen Vorstellungen näher zu kommen. Nur so habe unsere Beziehung auf Dauer eine Chance.

Er hörte schweigend zu, nickte, nahm mich bei der Hand und wollte mich ins Schlafzimmer ziehen, als mein Handy klingelte. Na bravo, der unpassende Moment.

Es war Helge, der mich um geschäftlichen Rat ersuchte. Ein Stammgast hatte weder genügend Geld, noch seine Scheckkarte dabei, bekäme angeblich bei mir immer Kredit, ob er das auch machen könne. Als er den Namen des Gastes nannte, sagte ich sofort zu. Ohne Limit. Wunderte mich jedoch, das Mario das nicht wisse, worauf ich erfuhr, dass Mario zu Hause sei, erst Morgen seinen Dienst antrete. Er habe ja Verständnis, dass die beiden Turteltäubchen, nach einwöchiger Trennung gewissen Nachholbedarf hätten, aber andrerseits würde Sandra jetzt hier gebraucht.

“Wie bitte? Wie soll ich das denn verstehen? Heißt das, die ist nicht da?“ verlangte ich zu wissen.

“Nö.“ Sagte er, „die ist vor Marios Wohnung mit ausgestiegen. Wusste ich vorher auch nicht, sonst hätte ich die gar nicht mitgenommen.“

“Was, was, was? Wie versteh ich denn das? Hast du die etwa mit zum Flughafen genommen? Mitten in der Geschäftszeit? Fährst du mit ner Tänzerin spazieren?“ fragte ich empört.

“Na ja, war ja noch früh, da ist eh nichts los, da wollte ich ihr das nicht abschlagen. Aber wenn ich das vorher geahnt hätte, glaub mir, dann hätte ich die nicht mitgenommen.“ Wurde er ein wenig kleinlaut.

“Ich fass es nicht. Wie konntest du nur? Jetzt hast du den Salat. Du brauchst sie und die beiden amüsieren sich. Mensch, Helge, ruf sie an, sie soll ihren Arsch in den Laden bewegen. Bei dem Gast brauchst du alle Weiber, die wir haben. Und mehr. Sonst geht uns ein super Umsatz flöten.“ drängte ich ärgerlich.

“Ja glaubst du, das hätte ich noch nicht versucht? Mehrmals. Aber ich kann keinen der Beiden erreichen. Die haben die Handys ausgeschaltet. Was soll ich denn machen?“ erwiderte er säuerlich.

“Na bravo. Die kriegen beide was zu hören, das sag ich dir. Genau über das Thema haben wir noch vor ein paar Tagen gesprochen. Da hat Mario mir noch hoch und heilig versichert, dass es wegen seiner neuesten Affäre keinen Ärger geben wird. Der kann was erleben! Ich habe ihn gewarnt. Ok, was soll ich von hier aus machen? Nichts. Aber lass mich zurück sein. Dann räum ich den Stall auf, darauf kannst du Gift nehmen. Also, mach’s Beste draus. Tschüss.“

Sady hatte mich mit großen Augen angesehen, streichelte über meinen Arm und meinte: „Be quiet, darling. Whats happen?“

Ärgerlich winkte ich ab, wie hätte ich das erklären können? „Because my business.“ sagte ich nur.

Die zärtliche Stimmung war hin. Noch nicht mal im Urlaub blieb ich von geschäftlichen Problemen verschont. Scheiß Weiber! Ich hatte es immer schon gehasst, mit Weibern zu arbeiten. Diese Probleme wie Konkurrenzneid, Geltungssucht, Wehleidigkeit und andere Zicken-Macken, gab es bei Männern nicht. Gott, war das ein Scheiß Geschäft. In solchen Augenblicken sehnte ich mich nach meiner Kasinozeit zurück. Da hatte ich hauptsächlich mit Männern zusammen gearbeitet, die wenigen Frauenjobs waren nur die Servicearbeiten gewesen. Bei Neueinstellung von Tischpersonal hatte ich mich immer erfolgreich gegen weibliche Croupiers gewehrt. Und die wenigen, mit denen man arbeiten konnte, sorgfältig ausgewählt. Aber in meinem jetzigen Betrieb, brauchte ich leider nur Weiber. Gott, kotzte mich das manchmal an. Ich wünschte, was anderes machen zu können.

Auch Sadys Bedürfnis nach Nähe schien verflogen zu sein, sein eben noch stehendes Glied, schien gefallen, denn nichts mehr beulte seinen Slip.

Er berichtete, dass auch er Ärger auf der Arbeit habe, in diesem Hotel sei ein solch schlechtes Management, dass ständig neue Vorschriften und Gehaltsänderungen, ihn seit längerem so ärgerten, das er überlege zu wechseln. Nun habe heute ein Freund angerufen, ihm eine Möglichkeit in Sharm el Sheikk avisiert. Weil er dort sieben Jahre gearbeitet hatte, würde er gerne dort hin zurück gehen. Hier, in Hurghada, sei er jetzt sechs Monate, aber er habe schon die Nase voll. Sharm sei viel schöner, die Arbeitsbedingungen sowie der Verdienst besser und die Touristen spendabler. Er habe nur gewechselt, weil sein Manager ihm viel mehr Lohn versprochen, als er dann bekommen hatte. Statt der vereinbarten 20 Prozent hatte man ihm nur 10 gegeben. Dazu kam noch, dass die Belegung des Hotels sehr schwach sei, deshalb sei der Verdienst sehr gering. Nun wolle man ihm seine Prozente auch noch einmal um die Hälfte kürzen, weil das Management Sparmaßnahmen eingeleitet habe. Deshalb sei ein Wechsel nun akut geworden. Es gäbe nur einen Nachteil, bei der Möglichkeit in Sharm, dort könne er nicht auf Lohn oder Prozente arbeiten, er müsse den Massagebereich mieten. Dafür habe er aber kein Geld. Woher auch, denn auch nur einen Piaster zu sparen, wäre bei 20 bis 30 Pfund Tagesverdienst nicht möglich. Trotzdem werde er einen Weg finden.

“Ja, aber was mach ich dann hier in Hurghada? „ wollte ich wissen. Als er mich fragend ansah, wiederholte ich: „And what i do here? Without you?“

Er zuckte nur mit den Schultern. Na prima, es interessierte meinen Mann nicht. Sady sah mir meine Ratlosigkeit wohl an, tröstend nahm er mich in den Arm, versuchte mich zu beruhigen:

„Dont worry, schatzi, we will see. Sharm is not so far.“

Ärgerlich schob ich seinen Arm weg, verlangte säuerlich: „Please, dont say schatzi to me.!“

Er war wohl stolz, ein neues deutsches Wort gelernt zu haben, ein gebräuchliches Kosewort, deshalb verstand er meine negative Reaktion nicht. Bat um Erklärung.

“Why? I say for my Guest Schatzi. Nice to see you, Schatzi, and I mean, nice to see your money. Verstehst du? Also, lass das. I dont like it.” Dabei machte ich die eindeutige Handbewegung, rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander.

Er fand das wohl sehr lustig, denn er schüttelte sich vor Lachen. Wiederholte dabei immer wieder: „Schatzi.“ Und wiederholte dabei auch das Fingerreiben.

Ich konnte nicht mitlachen, meine Laune war im Keller, die Liebeslust endgültig verflogen.

Deshalb erhob ich auch keinen Einspruch, als er, im Bett, das Kondom überstreifte, und wie gewohnt, ohne Drumherum, zur Sache kam. Ich ertrug sein Gerammel, wie eine Ehefrau, nach 25 jähriger Ehe, die keinen Bock mehr auf ihren Angetrauten hatte.

Sady weckte mich, bat mich, mit dem Umzug bis zum Abend zu warten, er wolle nicht, dass ich unsere Sachen trage. Ich solle mir einen schönen Tag machen, er werde den Transport am Abend regeln. Das fand ich sehr lieb von ihm, ich nickte zustimmend.

Recht früh machte ich mich auf den Weg zu Nabirs Laden. Weder Edit noch er waren anwesend. Was blieb mir übrig, als zu warten. Nach mehr als einer Stunde erschienen sie endlich. Nabir machte sich sogleich auf den Weg, meine Wohnungsschlüssel zu holen, derweil erzählte ich Edit von Sadys Vorhaben. Sie war ebenso erschrocken wie ich, fragte sogleich, was ich dann machen wolle, wenn mein Mann den Arbeitsort wechsle. Sharm el Sheikk sei mehr als eintausend Kilometer entfernt. Entschieden antwortete ich: „Mitgehen!“

“Und unser Cafe’? Was wird damit?“ wollte sie wissen.

“Ach vergiss es doch. Das gibt doch sowieso nichts. Bis jetzt hat doch nichts geklappt. Weder mit der Wohnung, noch mit dem Geschäft. Glaubst du noch im Ernst daran?“ fragte ich ablehnend. Dann fügte ich verächtlich hinzu: “Außerdem kann man sich auf den Mario sowieso nicht verlassen. Sobald bei dem ne Frau im Spiel ist, ist der Verstand im Arsch. Hast du doch gesehen, kaum lockt die neue Flamme, ist alles andere unwichtig und der rennt hin. Der ist auch Schwanz gesteuert, wie die meisten Männer. Vergiss also ein Geschäft mit dem.“

“Da magst du recht haben. Aber wir können das ja auch alleine machen. Dazu brauchen wir den Mario doch nicht unbedingt.“ Versuchte sie mich bei der Stange zu halten.

Energisch schüttelte ich den Kopf, machte ihr klar: „Wie soll das denn gehen? Willst du in der Zeit, in der ich nicht hier sein kann, Tag- und Nachtschicht machen? Du weißt selbst, dass du das nicht kannst. Und ich hab noch ein Geschäft in Solingen, ich kann nicht ständig hier sein. Jetzt tu mir den Gefallen, sag nicht, wir können ja Angestellte nehmen. Sicher willst du nicht den gleichen Mist haben, den der Inhaber bis jetzt hatte. Darum will er ja abgeben. Falls er das überhaupt noch will. Aber Schwamm drüber, ich sehe die Sache als abgehakt an. Wenn wir zusammen was machen wollen, warum denn hier? Wenn es stimmt, was Sady erzählt, dann ist in Sharm sowieso mehr Geld zu machen. Dann können wir doch da was machen, oder?“

Ein Hoffnungsschimmer erhellte ihr betrübtes Gesicht, sie überlegte laut: „Ja, die Idee ist nicht schlecht. Ich kenne Sharm zwar nicht, aber gehört hab ich das auch schon, dass da reichere Touristen hinkommen. Und hier ist sowieso nicht mehr viel zu holen. Man müsste sich das mal angucken, einfach mal hinfahren. Wenn dein Sady da so lange gearbeitet hat, kennt der sich doch da aus. Von hier aus mit dem Schiff dauert es nur neunzig Minuten, dann bist’e in Sharm. Was meinst du, sollen wir mal nen Tagestrip dahin machen?“

Sofort stimmte ich begeistert zu, fragte, wann wir starten könnten. Sie meinte, Nabir würde sich darum kümmern, sobald er zurück käme.

Noch bevor wir zur Tat schritten, fragte ich per SMS bei meinem Mann an, ob er mit nach Sharm kommen wolle. Umgehend antwortete er, sehr gerne, wann wir fahren wollten.

Nabirs Reaktion auf unser Vorhaben war ziemlich reserviert, aber er machte sich sofort auf den Weg, die Fahrzeiten des Luftkissen - Schiffes zu erfragen. Als er zurückkam, berichtete er, übermorgen wäre die nächste Möglichkeit. Die Preise fand ich beachtlich hoch. 90 Dollar für One way und 150 Dollar für Hin- und Rückfahrt. Für Ägypter nur die Hälfte des Fahrpreises. Trotzdem ich wusste, dass die Kosten mal wieder an mir hängen bleiben würden, fragte ich gleich bei Sady um sein OK an. Sein „Yes“ kam umgehend.

Der Trip war beschlossene Sache. Am frühen Abend sollte Nabir die Tickets holen.

Dann fuhren wir gemeinsam zu meiner neuen Wohnung. Bei genauer Besichtigung stellte ich fest, dass die Möbel doch ziemlich eingestaubt waren, eine gründliche Reinigung von Nöten war. Also mussten erst mal Putzmittel her. Edit begleitete mich in den Supermarkt im Nebenhaus. Dort erstand ich Reinigungsmittel, Putztücher Wasser und andere Getränke, ein paar Plätzchen und Chips für den kleinen Kerem. Meine Putzarie konnte losgehen.

Plötzlich fiel Edit ein, dass der Kleine zu Mittag essen und danach schlafen musste. Leider konnte sie mir nicht helfen, so gerne sie es getan hätte. Aber am späten Nachmittag, kein Problem. Ich winkte ab, bis dahin würde ich lange fertig sein.

Ich gab Nabir das Geld für die Tickets, dann verabschiedeten sie sich, bis später.

Den ganzen Nachmittag verbrachte ich mit putzen. Der Dreck erwies sich als zäher, als ich erwartet hatte, oder ich war einfach anspruchsvoller, in Sachen Sauberkeit. Vor Anbruch der Dunkelheit wollte ich jedoch zumindest meine Kosmetikartikel geholt haben, also ging ich den Berg hinauf, zu unserer alten Behausung. Ich packte alles zusammen, auch Sadys Kleinigkeiten, dann schleppte ich in drei Gängen, einen großen Teil der Sachen den Berg hinunter. Für Sady ließ ich nur die zwei schwersten Gepäckstücke stehen.

Nachdem ich mich geduscht und umgezogen hatte, genoss ich erst einmal die Aussicht auf meinem Balkon. Es war herrlich über die endlose Weite des Meeres sehen zu können, es gab mir das Gefühl der Freiheit. Ja, das war Urlaubs-Feeling. Dass die vielen Autos, hauptsächlich die unzähligen Kleinbusse, die über die belebte Hauptstraße fuhren und dabei ständig hupten, die Meeresruhe ein wenig störten, beeindruckte mich nicht negativ. Nein, das war das bunte exotische Leben hier. Das gehörte zu diesem Land, zu diesen Menschen. Ein wenig störend empfand ich nur, das die Balkonfront gemauert war, so dass es im sitzen nicht möglich war, die komplette Aussicht zu genießen. Das war nur im stehen möglich. Aber egal, ich wollte ja nicht die Straße, sondern das Meer sehen, und das sah ich ja, auch wenn ich saß. Schon in diesem Moment freute ich mich auf die Abende. Wenn ich mit meinem Liebsten zusammen, gemütlich hier sitzen, bei einem Gläschen plaudern und unsere Liebe würde fühlen können.

Das war die Romantik, die ich suchte.

Inzwischen war es recht spät geworden und mein Magen meldete seine Bedürfnisse an. Wo mein Mann nur blieb? Er musste doch schon Feierabend haben. Auf meine SMS bekam ich keine Antwort, was sollte ich tun? Warten oder Essen gehen? Nach kurzer Überlegung entschloss ich mich, mal erst Richtung Nabir zu spazieren. Der Weg war nun um den steilen Berg kürzer geworden, für mich genau die richtige Entfernung, um in Bewegung zu bleiben. Ich liebte diese kleinen Spaziergänge.

Nabir war sehr beschäftigt, er hatte Kundschaft im Laden. Edit war zu Hause, also auch keine Gesellschaft für das Abendessen. Alleine? Das fand ich ziemlich doof. Aber der Hunger war stärker. Der Mensch lebt nun mal von Essen und Trinken.

Ich rief ins Innere des Geschäfts: „Nabir, wenn Sady kommt, ich bin im Mafia.“

Doch die Küche dieses Lokals hatte bereits geschlossen. Die Kellner vom Mamas bedauerten ebenfalls, leider keine Küche mehr. Aber einer dieser netten Jungens verwies mich an das kleine Bistro nebenan, wo ich schon mit Mario gegessen hatte, dort bekäme ich eine gute Pizza. Die wenigen Sitzgruppen, auf der kleinen Terrasse, waren fast belegt. An einem Tisch saßen nur zwei Holländer, die boten mir gleich einen freien Platz an.

Die Pizza war wieder sehr gut, und als ich zahlen wollte, sah ich in der Kühltheke Weinflaschen zum Verkauf stehen. Ich erstand noch eine Flasche Rose’, dann ging ich quer über den Platz zu Nabirs Laden. Sady war auch grade angekommen und wartete schon auf mich. Nabir bat uns um unsere Pässe, weil er ohne Passvorlage keine Schiffstickets bekam.

Auf die Frage, wie mein Tag gewesen sei, erzählte ich wahrheitsgemäß, ich habe die Zeit mit stundenlanger Reinigung verbracht. Beide Männer fanden, dass ich hätte warten können, diese Arbeit hätten sie mir abgenommen. Ich fragte mich nur wann? Jetzt, um Mitternacht?

Nachdem Sady unsere neue Wohnung begutachtet und sofort wegen des fehlenden Fernsehgerätes gemault hatte, machte er sich auf den Weg, unser restliches Gepäck zu holen. Als er außer Atem zurückkam, erzählte er ärgerlich, dass er den Hausmeister nicht gefunden habe, so müsse er später noch mal hingehen. Er wollte sich den Fernseher leihen. Andere Sorgen hatte er wohl nicht.

Während er duschte räumte ich unsere Kleidung in die Schränke. Grade wollte ich zum gemütlichen Teil übergehen, mit Wein und Knabberzeug, den ersten Abend auf unserem Balkon genießen, als mein Mann sich erneut auf den Weg machte. Ich war enttäuscht, das Fernsehgerät war wichtiger. Frustriert ließ ich mich mit einem Glas Wein-Sprite-Gemisch auf unserem Balkon nieder und wartete auf seine Rückkehr.

Mit missmutiger Miene kam er herein, setzte sich zu mir auf den Balkon und fand es zu laut. Er ging zurück ins Schlafzimmer und warf sich angezogen aufs Bett. Auf meine erstaunte Frage, ob er schon schlafen wolle, verneinte er. Er müsse noch einmal in die alte Wohnung gehen, nach dem Hausmeister suchen. Ich war stinke sauer, so hatte ich mir den ersten Abend nicht vorgestellt.

Mit einem Glas in der Hand kam er nach kurzer Zeit von alleine angewackelt. Setzte sich mir gegenüber und erzählte. Den ganzen Tag habe er nur Ärger gehabt. Deshalb sei er auch so spät gekommen, er habe auf seinen Manager gewartet, mit ihm sprechen wollen. Doch obwohl sie einen Besprechungstermin vereinbart hatten, sei der Manager nicht gekommen. Alle Leute wären unzufrieden in diesem Hotel, es werde Zeit, dass er da wegkomme. Er wisse nur noch nicht wie. Denn für die Anmietung eines Arbeitsplatzes habe er kein Geld. Seine depressive Stimmung schlug sich auch auf meine Laune nieder, deshalb tröstete ich ihn, er solle einfach mal die Fahrt nach Sharm abwarten, vielleicht könne man ja dort was machen. Aber erst mal hinfahren und umsehen. Sein Gesicht erhellte sich, offensichtlich hatte ich ihm Hoffnung gemacht. Er stand auf und zog mich in Schlafzimmer.

Stürmisch küsste er mich, dabei zerrte er an dem Verschluss meines Kleides. Es gelang ihm nicht, diesen zu öffnen. „Do it self.“ befahl er und ich dachte nur: Ungeschickt lässt grüßen´.

Sehr schnell hatte er sich seines Trainis entledigt, nackt legte er sich aufs Bett und sah mir zu.

“You take shower today?“ fragte er, als ich zu ihm kriechen wollte.

Ich war empört, fragte aufgebracht: „Bin ich schmutzig, oder was?“ „Dont understand:“ sagte er ratlos.

„Klar, eh ich meine, for sure. What you think? Im dirty? “ wiederholte ich beleidigt.

Er setzte sich auf, nahm meine Hand, lächelte mich lieb an und erklärte: „Dont be angry, darling. Please, take shower now, because i like it , to make six after shower.“

Wie hätte ich dieser Bitte mit so einem charmanten Lächeln widerstehen können? Also ging ich duschen.

Als ich zurück kam hatte er das Zimmer abgedunkelt, leise Musik lief und mein Liebster lag mit steifem Glied auf dem Bett. Er zog mich zu sich hinab und begann mich zu streicheln und zu küssen. Sein Mund tastete sich bis zu meinen Brustwarzen, seine Hände streichelten meinen ganzen Körper, glitten hinunter zu meinen Innenschenkeln, nur um meine Muschi machte er einen Bogen, diesen Körperteil berührte er nicht. Urplötzlich unterbrach er seine Zärtlichkeiten, legte sich passiv auf den Rücken, sein Penis stand stramm aufrecht. Er hob das Gesäß etwas an, streckte mir sein Glied entgegen und befahl: „Yalla, take it.“

Im ersten Moment war ich perplex, als er seinem Wunsch Nachdruck verlieh, das Gesäß noch einmal anhob, folgte ich automatisch seiner Aufforderung. Nur kurz genoss er die Liebkosung meines Mundes, dann schob er mich zurück, griff zu dem bereit gelegten Kondom, streifte es über und wiederholte erneut: „Yalla.“

Grade als er sein Glied einführen wollte, hörten wir aus mehreren Lautsprechern den Gesang des Muezzin. Sady ließ sich zurück fallen, sein eben noch strammer Penis fiel gleichzeitig in sich zusammen. Stumm lag er auf dem Rücken, nackt mit einem hängenden Häufchen Elend, da wo eben noch ein steifer Schwanz gestanden hatte und er starrte zur Decke.

Ich lag völlig verdattert neben ihm und wusste nicht was mir geschah. Was war denn nun schon wieder passiert? War dieser Kerl total verrückt oder einfach gefühllos? Sollte unsere Beziehung so weitergehen? Die ganzen Querelen, der letzten Tage, liefen durch meine Gedanken, ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, wer von uns beiden war hier auf dem falschen Dampfer? Vermutlich ich, weil ich allen Ernstes geglaubt hatte, aus unserer Urlaubsbekanntschaft könne eine ernsthafte Beziehung, ja Liebe, werden. Ich musste mir eingestehen, dass ich die Verrückte war, nicht er. Oder lag es schlicht und einfach an seiner Jugend. Ja, das war vermutlich der Grund. Ich hätte es wissen müssen, nicht wieder herkommen dürfen und heiraten schon gar nicht.

“Sorry, darling, but i cant fuck, if my god call me. You must understand it. Forgive me.”

Sagte er bittend und nahm mich in seine Arme. Seine Wärme und Zärtlichkeit hüllte mich ein, wie ein warmer Mantel und seine Leidenschaft ließ mir keine Zeit nachzudenken oder gar abzulehnen. Er begann das Spiel der Liebe von vorne und er spielte es auf seine Art. Eine andere kannte oder akzeptierte er nicht. Er war kein einfacher Mensch. Ich hatte mir ein kompliziertes männliches Exemplar ausgesucht.

Frauenfalle Orient

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